Christoph Mäder und Monika Rühl

Neue Le­gis­la­tur: Chan­cen pa­cken

eco­no­mie­su­is­se er­war­tet mit Blick auf die be­gon­ne­ne Le­gis­la­tur von Bun­des­rat und Par­la­ment, die an­ste­hen­den wirt­schafts­po­li­ti­schen Re­for­men en­ga­giert vor­an­zu­brin­gen. Im Eu­rop­a­dos­sier gilt es die guten Vor­ar­bei­ten zu nut­zen und die Ver­hand­lun­gen nun auf­zu­neh­men. Auch in­nen­po­li­tisch ste­hen wich­ti­ge Wei­chen­stel­lun­gen an. Es muss ge­lin­gen, das in­län­di­sche Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al bes­ser aus­zu­schöp­fen. Einen un­ver­ant­wort­li­chen und teu­ren Aus­bau der Al­ters­vor­sor­ge lehnt die Wirt­schaft ab. eco­no­mie­su­is­se sagt klar Nein zur In­itia­ti­ve für eine 13. AHV-Rente.

Die heu­ti­ge Jah­res­me­di­en­kon­fe­renz des Wirt­schafts­dach­ver­bands eco­no­mie­su­is­se steht ganz im Zei­chen der neuen Le­gis­la­tur. «Es kann eine Le­gis­la­tur der Chan­cen wer­den», be­tont Chris­toph Mäder, Prä­si­dent von eco­no­mie­su­is­se. In vie­len wirt­schafts­po­li­ti­schen The­men­fel­dern sind die Bälle auf­ge­legt. Diese gilt es nun zu ver­wer­ten.

Eu­ro­pa­po­li­tik: Zeit für Ver­hand­lun­gen ist reif

In der Eu­ro­pa­po­li­tik hat der Bun­des­rat nach in­ten­si­ven Son­die­rungs­ge­sprä­chen eine gute Aus­gangs­la­ge für die an­ste­hen­den Ver­hand­lun­gen für ein Paket der «Bi­la­te­ra­len III» ge­schaf­fen. Im Ver­gleich zum da­ma­li­gen Rah­men­ab­kom­men konn­ten er­heb­li­che Fort­schrit­te er­zielt wer­den. Der vom Bun­des­rat ge­wähl­te Pa­ket­an­satz über­zeugt, weil die of­fe­nen Fra­gen sek­t­o­ri­ell in jedem ein­zel­nen Ab­kom­men ge­re­gelt wer­den und das Paket wich­ti­ge neue Ab­kom­men, etwa im Be­reich des Stroms, be­inhal­tet. «Wich­tig ist, dass der Bun­des­rat nun mit den Ver­hand­lun­gen star­tet und dem Par­la­ment ein über­zeu­gen­des Paket vor­legt, wel­ches es er­laubt, das Ver­hält­nis zur wich­tigs­ten Han­dels­part­ne­rin der Schweiz zu sta­bi­li­sie­ren», so Chris­toph Mäder. Das Paket der «Bi­la­te­ra­len III» ist eine Chan­ce, die in der neuen Le­gis­la­tur ge­packt wer­den muss.

Ar­beits­kräf­te­man­gel: In­län­di­sches Po­ten­zi­al bes­ser nut­zen

Der Ar­beits­kräf­te­man­gel stellt für die Schwei­zer Un­ter­neh­men eine gros­se Her­aus­for­de­rung dar. Po­li­tik und Wirt­schaft sind ge­for­dert, mit ziel­ge­rich­te­ten Mass­nah­men das in­län­di­sche Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al bes­ser aus­zu­schöp­fen. Je bes­ser die Schweiz das Po­ten­zi­al nutzt, desto we­ni­ger ist die Schweiz auf aus­län­di­sche Ar­beits­kräf­te an­ge­wie­sen. Mit einem bür­ger­li­chen-li­be­ra­len Schul­ter­schluss kann in die­ser Le­gis­la­tur ei­ni­ges be­wegt wer­den. Fal­sche An­rei­ze und un­nö­ti­ge Hür­den für Ar­beit­neh­men­de müs­sen be­sei­tigt wer­den. Die Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fa­mi­lie ist wei­ter zu ver­bes­sern. Wer län­ger ar­bei­ten möch­te, soll dies un­kom­pli­ziert tun kön­nen. Des­halb un­ter­stützt eco­no­mie­su­is­se auch die Ren­ten­in­itia­ti­ve, die am 3. März zur Ab­stim­mung ge­langt. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Hebel ist die Stei­ge­rung der Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät. Durch Au­to­ma­ti­sie­rung und Di­gi­ta­li­sie­rung kön­nen in den Un­ter­neh­men Ar­beits­pro­zes­se ef­fi­zi­en­ter aus­ge­stal­tet wer­den. Ent­schei­dend ist, dass die Un­ter­neh­men wett­be­werbs­ori­en­tier­te Rah­men­be­din­gun­gen vor­fin­den und neue Tech­no­lo­gi­en nut­zen kön­nen. Schliess­lich muss die hohe staat­li­che Nach­fra­ge nach Ar­beits­kräf­ten für die Ver­wal­tung ge­bro­chen wer­den. Es ist höchs­te Zeit, das Stel­len­wachs­tum beim Staat zu brem­sen.

Auf­grund der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung wird das in­län­di­sche Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al nicht voll­stän­dig aus­rei­chen. «Wenn wir den Wohl­stand und das heu­ti­ge Dienst­leis­tungs­ni­veau hal­ten und uns als Volks­wirt­schaft wei­ter­ent­wi­ckeln wol­len – und das wol­len wir –, dann be­nö­ti­gen wir auch in Zu­kunft aus­län­di­sche Fach­kräf­te», sagt Mo­ni­ka Rühl, Vor­sit­zen­de der Ge­schäfts­lei­tung von eco­no­mie­su­is­se. Dabei hilft uns die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit mit der EU, wel­che eine be­darfs­ge­rech­te Zu­wan­de­rung in den Ar­beits­markt er­mög­licht. Vor­schlä­ge wie etwa eine Zu­wan­de­rungs­ab­ga­be, die mit der EU-Per­so­nen­frei­zü­gig­keit nicht kom­pa­ti­bel sind, be­ur­teilt eco­no­mie­su­is­se als nicht ziel­füh­rend. «Die Wirt­schaft lehnt An­sät­ze, die auf eine Kün­di­gung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit hin­aus­lau­fen, klar ab», be­tont Mo­ni­ka Rühl.

13. AHV-Rente: Ge­werk­schafts­in­itia­ti­ve schmä­lert die Kauf­kraft

Die AHV ist eine tra­gen­de Säule der Al­ters­vor­sor­ge. Sie ist aber seit Jah­ren fi­nan­zi­ell in­sta­bil. Auf An­fang 2024 wurde die Mehr­wert­steu­er er­höht, um die AHV vor­über­ge­hend zu sta­bi­li­sie­ren. Diese Steu­er­er­hö­hung schmä­lert je­doch auch die Kauf­kraft. Wei­te­re Steu­er­er­hö­hun­gen sind des­halb zu ver­mei­den. Doch genau eine sol­che Er­hö­hung steht im März zur Ab­stim­mung: Nimmt die Schwei­zer Stimm­be­völ­ke­rung die Ge­werk­schafts­in­itia­ti­ve für eine 13. AHV-Rente an, fal­len rund 5 Mil­li­ar­den an jähr­li­chen Zu­satz­kos­ten an. Fi­nan­ziert wer­den muss die­ser Kos­ten­block durch eine wei­te­re Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er oder über hö­he­re Lohn­ab­ga­ben. Die Kauf­kraft für die Men­schen würde noch ein­mal ge­schmä­lert und die AHV ge­rie­te noch stär­ker in fi­nan­zi­el­le Schief­la­ge. eco­no­mie­su­is­se lehnt des­halb die­sen un­ver­ant­wort­li­chen und teu­ren Aus­bau klar ab.