Das Bundeshaus bei Nacht

Na­tio­nal­rat für In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len: In­ter­ven­tio­nis­mus be­siegt Sach­po­li­tik

Pro­tek­tio­nis­ti­sche In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len sind für die of­fe­ne Schweiz kein ziel­füh­ren­des Po­li­tik­in­stru­ment. Dass sich der Na­tio­nal­rat heute in der Früh­jahrs­ses­si­on trotz­dem für die Ein­füh­rung einer staat­li­chen Kon­troll­be­hör­de aus­ge­spro­chen hat, ist be­dau­er­lich und schwächt den In­ves­ti­ti­ons­stand­ort Schweiz. 

Mit dem heu­ti­gen Ent­scheid des Na­tio­nal­rats be­auf­tragt das Par­la­ment den Bun­des­rat, eine ge­setz­li­che Grund­la­ge für eine staat­li­che Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de für aus­län­di­sche In­ves­ti­tio­nen zu schaf­fen. eco­no­mie­su­is­se hat sich stets gegen ein sol­ches An­sin­nen aus­ge­spro­chen. Die An­nah­me der Mo­ti­on mit 96 zu 82 Stim­men bei 15 Ent­hal­tun­gen dürf­te in ver­schie­de­ner Hin­sicht nach­tei­li­ge Kon­se­quen­zen haben. 

Im Wi­der­spruch zur Fak­ten­la­ge

Der Schwei­zer Wirt­schafts­stand­ort lebt vom mög­lichst frei­en in­ter­na­tio­na­len Aus­tausch – dies be­inhal­tet Wis­sen, Güter, Dienst­leis­tun­gen, aber auch Ka­pi­tal. Auf Basis die­ser Er­folgs­for­mel haben Schwei­zer Un­ter­neh­men längst be­wie­sen, dass sie in der Schweiz und im Aus­land er­folg­reich in­ves­tie­ren und Ar­beits­plät­ze schaf­fen. Gleich­zei­tig braucht es auch Of­fen­heit für aus­län­di­sche In­ves­to­ren in der Schweiz. Eine Mehr­heit des Par­la­ments ist je­doch of­fen­bar der Mei­nung, dass eine staat­li­che Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de bes­ser über gute und schlech­te In­ves­ti­tio­nen ent­schei­den kann als hie­si­ge Un­ter­neh­men und In­ves­to­ren. 

Gleich­zei­tig wer­den die Nach­tei­le des Ent­scheids igno­riert: Nicht nur sind staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len ein star­ker Ein­griff in die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit. Sie er­hö­hen auch das Ri­si­ko von Er­schwer­nis­sen für Schwei­zer In­ves­ti­tio­nen im Aus­land und schaf­fen hohe ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­wän­de für Be­hör­den und Fir­men. Die Sicht­wei­se der Par­la­ments­mehr­heit ir­ri­tiert auch des­halb, weil hier­zu­lan­de weder eine sys­te­mi­sche Ma­lai­se noch ein zu­sätz­li­ches Schutz­be­dürf­nis für Schwei­zer Un­ter­neh­men be­steht. Im Ge­gen­teil: Si­cher­heits­re­le­van­te Un­ter­neh­men sind be­reits heute ent­we­der in Staats­be­sitz oder staat­lich re­gu­liert.

eco­no­mie­su­is­se for­dert mass­vol­le Um­set­zung und Ein­be­zug der Wirt­schaft 

Dass im Rah­men der Par­la­ments­de­bat­te nun in­ter­ven­tio­nis­ti­sche und in­dus­trie­po­li­ti­sche Ar­gu­men­te stär­ker ge­wich­tet wur­den als Fak­ten und Sach­po­li­tik, ist äus­serst be­dau­er­lich. Sol­che Mo­ti­ve sind je­doch spä­tes­tens bei der Aus­ar­bei­tung des kon­kre­ten Ge­set­zes­ent­wurfs un­be­dingt ab­zu­schüt­teln. Gleich­zei­tig ist auch die Wirt­schaft mit­ein­zu­be­zie­hen. Das vor­han­de­ne Ver­trau­en in den of­fe­nen – aber be­reits heute nicht schran­ken­lo­sen – In­ves­ti­ti­ons­stand­ort und in die li­be­ra­le Schwei­zer Wirt­schafts­po­li­tik darf nicht über­stra­pa­ziert wer­den.