Frau mit Tablet, im Hintergrund eine Fabrik

Na­tio­na­le Di­gi­tal­steu­er schürt Kon­flik­te

Der Bun­des­rat soll eine na­tio­na­le Di­gi­tal­steu­er er­ar­bei­ten. Dies für den Fall, dass die OECD-Ver­hand­lun­gen zum Thema schei­tern. Das for­dert eine im Stän­de­rat trak­tan­dier­te Mo­ti­on. Vor­bild ist Frank­reich, wo gros­se Di­gi­tal­un­ter­neh­men Son­der­steu­ern be­rap­pen müs­sen. Der Vor­stoss wi­der­spricht den In­ter­es­sen der Schweiz dia­me­tral. Es droh­ten Straf­zöl­le, Dop­pel­be­steue­run­gen und der Ver­lust von Steu­er­sub­strat, wenn Schwei­zer Fir­men eben­falls in den Ab­satz­märk­ten be­steu­ert wür­den. Die Mass­nah­me ist nicht nur schäd­lich, sie ist auch un­nö­tig: Di­gi­tal­un­ter­neh­men be­zah­len be­reits heute die volle Schwei­zer Mehr­wert­steu­er.

Ge­lingt im Rah­men der OECD/G-20 ein glo­ba­ler Kon­sens für die Be­steue­rung der di­gi­ta­li­sier­ten Wirt­schaft, so wird sich auch die Schweiz mit einer ge­eig­ne­ten na­tio­na­len Um­set­zung be­fas­sen. Die vor­lie­gen­de Mo­ti­on ver­langt je­doch die Vor­be­rei­tung einer uni­la­te­ra­len Di­gi­tal­steu­er, un­ab­hän­gig von einer in­ter­na­tio­na­len Ver­ein­ba­rung. Damit steht die For­de­rung im of­fe­nen Wi­der­spruch zur of­fi­zi­el­len Po­si­ti­on der Schweiz, die na­tio­na­le Al­lein­gän­ge ab­lehnt. Diese be­dro­hen die Sta­bi­li­tät des in­ter­na­tio­na­len Steu­er­sys­tems und lösen han­dels­po­li­ti­sche Sank­tio­nen aus. So haben die USA Di­gi­tal­steu­ern be­reits als dis­kri­mi­nie­rend ein­ge­stuft und den ent­spre­chen­den Staa­ten Ver­gel­tungs­z­öl­le an­ge­droht. 

Di­gi­tal­steu­ern wer­den auf die Kun­den über­wälzt

Na­tio­na­le Di­gi­tal­steu­ern, wie sie man­che EU-Staa­ten ken­nen, be­las­ten den lokal er­ziel­ten Um­satz von gros­sen Di­gi­tal­un­ter­neh­men. Sie die­nen kei­nes­falls dazu, Ge­winn­ver­schie­bun­gen zu ver­hin­dern. Viel­mehr han­delt es sich um zu­sätz­li­che Um­satz­steu­ern auf di­gi­ta­le Leis­tun­gen. Letzt­lich wer­den die Kos­ten auf die Kun­den über­wälzt, wie Stu­di­en und bis­he­ri­ge Er­fah­run­gen be­le­gen. 

Ge­winn­steu­er­pflich­tig sind Un­ter­neh­men dort, wo sich ihr Haupt­sitz, ihre Ge­schäfts-, Pro­duk­ti­ons- und Be­triebs­stät­ten be­fin­den; sprich dort, wo die Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen unter Ein­satz der Pro­duk­ti­ons­fak­to­ren Ka­pi­tal, Tech­no­lo­gie und Ar­beit er­schaf­fen wer­den. So­weit Di­gi­tal­fir­men in der Schweiz wert­schöp­fen­de Ak­ti­vi­tä­ten (z.B. Soft­ware­ent­wick­lung, Da­ten­ana­ly­se, Web­de­sign oder Mar­ke­ting) an­ge­sie­delt haben, un­ter­lie­gen sie der Ge­winn­steu­er­pflicht und es gibt kei­ner­lei Hin­wei­se, dass sie die Zah­lung von Steu­ern ver­mei­den. 

Mo­ti­on tor­pe­diert die Ver­hand­lungs­po­si­ti­on der Schweiz 

Gros­se Markt­staa­ten sind be­strebt, die Ge­winn­be­steue­rung ver­mehrt dem Land zu­zu­wei­sen, in dem die Um­sät­ze er­zielt wer­den. Für die Schweiz als Ex­port­land ist das heu­ti­ge Prin­zip der Be­steue­rung am Ort der Wert­schöp­fung ent­schei­dend. Die Schwei­zer Wirt­schaft ver­fügt über hoch pro­duk­ti­ve und in­no­va­ti­ve Ex­port­in­dus­tri­en, die – wie Di­gi­tal­un­ter­neh­men – ihre Um­sät­ze zum al­ler­gröss­ten Teil im Aus­land er­zie­len. Auf diese in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Un­ter­neh­men ent­fällt denn auch ein sub­stan­zi­el­ler Teil der über 20 Mil­li­ar­den Fran­ken Ge­winn­steu­ern, die Bund und Kan­to­ne jähr­lich ein­neh­men. Müss­ten Schwei­zer Un­ter­neh­men in der Logik der Mo­ti­on Steu­ern in den Ab­satz­märk­ten ab­lie­fern, so hätte dies für die Schweiz mas­si­ve Min­der­ein­nah­men zur Folge. Die Mo­ti­on tor­pe­diert damit die Ver­hand­lungs­po­si­ti­on der of­fi­zi­el­len Schweiz in den in­ter­na­tio­na­len Gre­mi­en und steht den In­ter­es­sen un­se­res Lan­des dia­me­tral ent­ge­gen.

Di­gi­tal­un­ter­neh­men lie­fern be­reits heute die volle Mehr­wert­steu­er ab

Die Mehr­wert­steu­er fällt bei in­ter­na­tio­na­len Trans­ak­tio­nen be­reits heute dem Ab­satz­land zu. Das be­trifft auch die Um­sät­ze der Di­gi­tal­un­ter­neh­men, die voll der schwei­ze­ri­schen Mehr­wert­steu­er un­ter­lie­gen. Nur schon aus Re­pu­ta­ti­ons­grün­den füh­ren die gros­sen Di­gi­tal­fir­men die Mehr­wert­steu­er hier­zu­lan­de wie ge­for­dert ab. Lü­cken be­ste­hen vorab bei aus­län­di­schen Händ­lern, die über di­gi­ta­le Platt­for­men Klein­wa­ren in die Schweiz lie­fern. Eine für die­ses Jahr an­ge­kün­dig­te Mehr­wert­steu­er-Teil­re­vi­si­on wird ent­spre­chen­de Lü­cken schlies­sen. Kon­kret sol­len die Ver­sand­han­dels­platt­for­men zur Si­che­rung der Schwei­zer Mehr­wert­steu­er in die Pflicht ge­nom­men wer­den. Dies im Ein­klang mit den in­ter­na­tio­na­len Emp­feh­lun­gen der OECD.