Mehr Mit­tel für die Stras­se, aber nicht auf Vor­rat

Der Bun­des­rat hat heute die Bot­schaft zum Na­tio­nal­stras­sen- und Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehrs-Fonds ver­ab­schie­det. Der dro­hen­den Fi­nan­zie­rungs­lü­cke in der Stras­sen­kas­se soll mit Mas­sah­men auf der Aus­ga­ben- und Ein­nah­men­sei­te be­geg­net wer­den. Wie beim Bahn­aus­bau soll die Wei­ter­ent­wick­lung der Stras­sen­in­fra­struk­tur etap­piert im Rah­men eines stra­te­gi­schen Ent­wick­lungs­pro­gramms in An­griff ge­nom­men wer­den. Es braucht aber wei­te­re Ver­bes­se­run­gen, damit die Stras­sen­in­fra­struk­tur künf­tig be­darfs­ge­recht be­reit­ge­stellt wer­den kann.

Der Stras­sen­ver­kehr nimmt lau­fend zu, was die Wei­ter­ent­wick­lung der Stras­sen­in­fra­struk­tur er­for­dert. Da­ne­ben stei­gen die Kos­ten für Be­trieb und Un­ter­halt des be­ste­hen­den Net­zes. Gleich­zei­tig sta­gnie­ren auf­grund immer ver­brauchs­är­me­rer Fahr­zeu­ge die Ein­nah­men aus der Mi­ne­ral­öl­steu­er. eco­no­mie­su­is­se an­er­kennt vor die­sem Hin­ter­grund, dass die Wei­ter­ent­wick­lung der Na­tio­nal­stras­sen und des Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehrs zu­sätz­li­che Mit­tel be­nö­tigt und Aus­bau und Fi­nan­zie­rung neu ge­re­gelt wer­den müs­sen. Denn der Stras­sen­ver­kehr ist der mit Ab­stand wich­tigs­te Ver­kehrs­trä­ger im Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehr.

Der Bun­des­rat hat in sei­ner Bot­schaft auf die brei­te Kri­tik re­agiert und ver­zich­tet dar­auf, neue Mit­tel auf Vor­rat zu er­he­ben. Der Mi­ne­ral­öl­steu­er­zu­schlag darf ohne tat­säch­li­chen Be­darf – sprich rea­li­sie­rungs­fä­hi­ge Pro­jek­te – nicht er­höht wer­den. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst diese An­pas­sung. Al­ler­dings ist an­ge­sichts der schlep­pen­den Rea­li­sie­rung der par­la­men­ta­risch be­reits be­schlos­se­nen Eng­pass­be­sei­ti­gungs­pro­jek­te zu hin­ter­fra­gen, ob über die Zweck­bin­dung der Au­to­mo­bil­steu­er hin­aus ab 2019 wei­te­re Mit­tel nötig sind. Zu­sam­men mit den ge­plan­ten Ef­fi­zi­enz­mass­nah­men von 200 Mil­lio­nen Fran­ken jähr­lich ste­hen künf­tig fast 600 Mil­lio­nen Fran­ken mehr für Na­tio­nal­stras­sen- und Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­jek­te zur Ver­fü­gung. 2030 läuft die Zweck­bin­dung des so­ge­nann­ten NEAT-Vier­tels für den Bahn­aus­bau aus. Dann wer­den zu­sätz­li­che 300 Mil­lio­nen Fran­ken in die Stras­sen­kas­se flies­sen.

Die Wirt­schaft be­grüsst auch das Kon­zept des schritt­wei­sen In­fra­struk­tur­aus­baus ge­mäss dem stra­te­gi­schen Ent­wick­lungs­pro­gramm. Dies bie­tet Ge­währ für eine klare Prio­ri­tä­ten­set­zung. Im Rah­men der Vor­la­ge soll­te je­doch drin­gend ge­klärt wer­den, wie die be­ste­hen­den Eng­päs­se im Na­tio­nal­stras­sen­netz künf­tig ra­scher be­sei­tigt wer­den kön­nen. An­sons­ten droht die recht­zei­ti­ge Wei­ter­ent­wick­lung der Stras­sen­in­fra­struk­tur zu schei­tern. Vor die­sem Hin­ter­grund ist es auch wich­tig, dass der Bun­des­rat die neuen Net­z­ele­men­te Um­fah­rung Mor­ges und Glatt­tal­au­to­bahn – zwei Pro­jek­te am Puls des Wirt­schafts- und Be­völ­ke­rungs­wachs­tums – ins stra­te­gi­sche Ent­wick­lungs­pro­gramm auf­ge­nom­men hat.

eco­no­mie­su­is­se ist an qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen und be­darfs­ge­rech­ten Stras­sen­in­fra­struk­tu­ren in­ter­es­siert und wird sich daher kon­struk­tiv in die po­li­ti­sche Dis­kus­si­on zur künf­ti­gen Stras­sen­fi­nan­zie­rung ein­brin­gen. Um eine um­fas­sen­de Dis­kus­si­on füh­ren zu kön­nen, muss die NAF-Vor­la­ge aber par­al­lel zur Milch­kuh-In­itia­ti­ve be­han­delt wer­den. Nur so ist eine po­li­ti­sche Ge­gen­über­stel­lung der bei­den Fi­nan­zie­rungs­lö­sun­gen mög­lich.