Mann in einem Industriebetrieb mit Laptop und digitaler Projektion vor sich

Mehr Jobs dank Di­gi­ta­li­sie­rung

Wel­chen Ein­fluss hat die Di­gi­ta­li­sie­rung auf die Be­schäf­ti­gung in der Schweiz? Die Be­fürch­tung, dass Men­schen durch Ma­schi­nen ver­drängt wer­den könn­ten, ent­facht viel­fach Exis­tenz­ängs­te. Eine neue Stu­die der Kon­junk­tur­for­schungs­stel­le KOF der ETH Zü­rich zeigt nun: In­ves­tie­ren Un­ter­neh­men in die Di­gi­ta­li­sie­rung, ent­ste­hen unter dem Strich mehr Stel­len.

Als vor etwa fünf Jah­ren eine Stu­die aus dem Hause Ox­ford pro­phe­zei­te, dass jeder zwei­te Ar­beits­platz in den USA der Au­to­ma­ti­sie­rung zum Opfer fal­len werde, war der öf­fent­li­che Auf­schrei gross. Ex­per­ten über­bo­ten sich darin, die Aus­wir­kun­gen der Di­gi­ta­li­sie­rung auf die Jobs ab­zu­schät­zen. Sogar am Welt­wirt­schafts­fo­rum WEF wurde gross dis­ku­tiert, wie man denn mit dem Heer an Ar­beits­lo­sen in der Zu­kunft um­ge­hen müsse.

In­ves­ti­ti­on in die Di­gi­ta­li­sie­rung be­ein­flusst An­zahl Ar­beits­plät­ze und Qua­li­fi­ka­ti­on der Be­leg­schaft

In der Zwi­schen­zeit hat sich der Hype etwas ge­legt. So zeigt unter an­de­rem eine kürz­lich pu­bli­zier­te Stu­die der KOF auf, wel­che Aus­wir­kun­gen die Di­gi­ta­li­sie­rung auf die Ar­beits­plät­ze in der Schweiz hat. Sie kommt zu fol­gen­dem Schluss: In­ves­tiert eine Firma 100'000 Fran­ken in die Di­gi­ta­li­sie­rung, er­höht sich die An­zahl Stel­len im Be­trieb um 1.6. Dabei zeigt sich, dass sich auch die Qua­li­fi­ka­ti­on der Be­leg­schaft ver­än­dert. Wäh­rend 5,8 neue Stel­len für hoch qua­li­fi­zier­te Ar­beits­kräf­te ent­ste­hen, fal­len für Nied­rig­qua­li­fi­zier­te 2,3 Jobs weg.

Laut der Stu­die ist es je­doch nicht nur wich­tig, dass ein Be­trieb in die Di­gi­ta­li­sie­rung in­ves­tiert, son­dern auch auf wel­che Art von Tech­no­lo­gie ge­setzt wird. Der po­si­ti­ve Be­schäf­ti­gungs­ef­fekt zeigt sich nur dann, wenn in ma­schi­nen­ba­sier­te di­gi­ta­le Tech­no­lo­gie wie Ro­bo­ter oder 3D-Dru­cker in­ves­tiert wird. Nicht ma­schi­nen­ba­sier­te di­gi­ta­le Tech­no­lo­gi­en haben hin­ge­gen keine Aus­wir­kun­gen.

Dy­na­mi­sche Wirt­schaft und fle­xi­bler Ar­beits­markt als Er­folgs­ga­ran­ten

Zu ähn­li­chen Er­kennt­nis­sen kommt auch eco­no­mie­su­is­se in einer ak­tu­el­len Pu­bli­ka­ti­on. Die Aus­wer­tun­gen zu den Be­schäf­ti­gungs­zah­len in der Schweiz ver­deut­li­chen, dass in Bran­chen, in denen viel ent­las­sen wird, auch viel ein­ge­stellt wird. Kommt es in einem Sek­tor zu über­durch­schnitt­lich vie­len Un­ter­neh­mens­schlies­sun­gen, ent­ste­hen in die­ser Bran­che per Saldo fast immer mehr Stel­len. Die im Fokus der Öf­fent­lich­keit ste­hen­den Fir­men­schlies­sun­gen und Re­struk­tu­rie­run­gen sind also nicht als Alarm­si­gnal zu in­ter­pre­tie­ren, son­dern als Teil der Ar­beits­markt­dy­na­mik und des Struk­tur­wan­dels zu ver­ste­hen.

Die gros­se Dy­na­mik auf dem Ar­beits­markt ist das Er­geb­nis einer lau­fen­den Neu­ver­tei­lung der Pro­duk­ti­ons­fak­to­ren Ar­beit und Ka­pi­tal. Klei­ne und grös­se­re tech­no­lo­gi­sche und me­tho­di­sche Fort­schrit­te wie die Di­gi­ta­li­sie­rung füh­ren dazu, dass die op­ti­ma­le Zu­sam­men­set­zung von Ar­beit und Ka­pi­tal sich fort­lau­fend ver­än­dert. Da­durch müs­sen be­ste­hen­de Struk­tu­ren auf­ge­löst wer­den, wobei die Pro­duk­ti­ons­fak­to­ren neu zu­sam­men­ge­setzt wer­den. Die­ser Pro­zess wird als schöp­fe­ri­sche Zer­stö­rung be­zeich­net, denn er geht mit einer Er­hö­hung der Pro­duk­ti­vi­tät ein­her. Schliess­lich ge­ne­riert die Er­hö­hung der Pro­duk­ti­vi­tät zu­sätz­li­che Ein­nah­men. Füh­ren diese Mehr­ein­nah­men zu er­höh­ter In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit, ent­ste­hen am Ende wie­der­um mehr Ar­beits­plät­ze. Die Dy­na­mik der Markt­ein­trit­te und -aus­trit­te und somit auch die Neu­ver­tei­lung von Ar­beit wir­ken sich also po­si­tiv auf die Be­schäf­ti­gung in­ner­halb einer Bran­che aus.

Damit die Un­ter­neh­men in der Schweiz auch künf­tig mehr Stel­len schaf­fen kön­nen, sind sie auf gute Rah­men­be­din­gun­gen und einen fle­xi­blen Ar­beits­markt an­ge­wie­sen.