Strommast

Man­tel­erlass: Wich­tig für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit

Der Bun­des­rat hat mit dem so­ge­nann­ten «Man­tel­erlass» eine um­fas­sen­de Re­vi­si­on des En­er­gie­ge­set­zes und Strom­ver­sor­gungs­ge­set­zes ins Par­la­ment ge­schickt. Die­ser Man­tel­erlass will die Rah­men­be­din­gun­gen für den in­län­di­schen Zubau der Strom­pro­duk­ti­on aus er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en und damit die Strom­ver­sor­gungs­si­cher­heit in der Schweiz ver­bes­sern.

Der Man­tel­erlass stellt wohl die wich­tigs­te Vor­la­ge zur Si­che­rung der mit­tel- und lang­fris­ti­gen Strom­ver­sor­gung in der Schweiz dar. Es ist er­freu­lich, dass die zu­stän­di­ge Kom­mis­si­on des Stän­de­rats einen gros­sen Schritt vor­wärts ge­macht hat und die Vor­la­ge nächs­te Woche er­heb­lich ver­bes­sert in den Rat schickt. Sie hat damit einen wich­ti­gen und rich­ti­gen Schritt in Rich­tung mit­tel­fris­ti­ger Ver­sor­gungs­si­cher­heit mit Strom in der Schweiz ge­macht. Die Wirt­schaft be­grüsst die von der Kom­mis­si­on ein­ge­schla­ge­ne Stoss­rich­tung aus­drück­lich.

Be­son­ders er­freut ist die Wirt­schaft, dass zahl­rei­che ihrer For­de­run­gen und An­re­gun­gen, wie sie be­reits im März in ihren «Fünf Grund­pfei­lern» an­ge­bracht wur­den, in den Man­tel­erlass Ein­gang fan­den. So zum Bei­spiel die Schwel­len­wer­te und Not­fall­mass­nah­men (1a), die Klä­rung von Nutz- und Schutz­in­ter­es­sen (2a), die Prio­ri­sie­rung der win­ter­wirk­sa­men Er­neu­er­ba­ren (3a) sowie keine Er­hö­hung des Netz­zu­schlags (4a).

Grafik Strom

Klä­rung zwi­schen Nutz- und Schutz­in­ter­es­sen wich­tig

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­de der Kom­mis­si­on, die den Aus­bau der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en be­schleu­ni­gen und damit die Strom­ver­sor­gungs­si­cher­heit er­hö­hen will. Es ist äus­serst wich­tig, dass das na­tio­na­le In­ter­es­se an der Nut­zung der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en vor­läu­fig auf­ge­wer­tet wird und Vor­rang ge­gen­über dem Um­welt­recht oder all­fäl­li­gen ent­ge­gen­ge­setz­ten In­ter­es­sen er­hal­ten soll, um den Aus­bau der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en nun zügig vor­an­zu­trei­ben.

Im­port­schwel­len­wert sinn­voll

Die Kom­mis­si­on fo­kus­siert zu Recht auf die Strom­ver­sor­gungs­si­cher­heit im Win­ter. In den letz­ten Jah­ren lag der Wert für Net­to­im­por­te im Win­ter­halb­jahr im Durch­schnitt bei rund 4 TWh. Die Kom­mis­si­on setzt einen Net­to­im­port­wert von 5 TWh. Wird die­ser Wert in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Win­ter­halb­jah­ren über­schrit­ten, soll das na­tio­na­le In­ter­es­se für die Nut­zung von er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en an­de­ren In­ter­es­sen vor­ge­hen, damit eine wei­te­re Über­schrei­tung des Schwel­len­werts ver­hin­dert wer­den kann. Der Vor­teil bei der Fest­le­gung eines Schwel­len­werts beim Net­to­im­port liegt darin, dass damit un­er­heb­lich bleibt, wel­chen Mehr­be­darf die Schweiz für die Dekar­bo­ni­sie­rung hat (z.B. für elek­tri­sche Mo­bi­li­tät). Wird der Schwel­len­wert in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Jah­ren über­schrit­ten, muss un­mit­tel­bar mehr zu­ge­baut wer­den, um eine wei­te­re Über­schrei­tung des Schwel­len­werts ab­zu­wen­den. Da­durch kann die Ab­hän­gig­keit von Strom­im­por­ten im Win­ter re­du­ziert und be­grenzt wer­den. Zudem wird mit dem Fokus des Schwel­len­werts auf das Win­ter­halb­jahr auch die dro­hen­de Strom­lü­cke im Win­ter adres­siert.

Das Po­ten­zi­al der En­er­gie­ef­fi­zi­enz ein­be­zie­hen

Die Kom­mis­si­on hat mit ver­schie­de­nen Mass­nah­men im Ge­bäu­de­be­reich die En­er­gie­ef­fi­zi­enz als wich­ti­gen Teil der Lö­sung er­kannt. Indes hat die Kom­mis­si­on die Chan­ce ver­passt, die nö­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen für eine Stro­m­ef­fi­zi­enz­of­fen­si­ve der Wirt­schaft zu schaf­fen. Dabei hat die Er­fah­rung mit dem CO2-Ge­setz ge­zeigt, dass ein «An­stoss» viel be­we­gen kann (Rück­erstat­tung CO2-Ab­ga­be bei Re­duk­ti­ons­ver­pflich­tun­gen). Die­ses Mo­dell der Ziel­ver­ein­ba­run­gen für Un­ter­neh­men könn­te auch auf das En­er­gie­ge­setz aus­ge­wei­tet wer­den. Der Netz­zu­schlag könn­te an Un­ter­neh­men, die sich ver­pflich­ten, ihren Strom­ver­brauch zu sen­ken, rück­erstat­tet wer­den: Bei Er­rei­chung des ver­ein­bar­ten Ef­fi­zi­enz­ziels (im Rah­men einer Ziel­ver­ein­ba­rung mit dem Bund) er­hiel­ten sie im Ge­gen­zug den Netz­zu­schlag (2.3 Rap­pen/kWh) zu­rück­er­stat­tet. Damit lies­se sich der Strom­ver­brauch wei­ter re­du­zie­ren. Dass die Strom­prei­se mo­men­tan sehr hoch sind und die 2.3 Rap­pen damit nicht ins Ge­wicht fal­len wür­den ist un­er­heb­lich, zumal der Man­tel­erlass mit­tel- und lang­fris­tig ge­dacht ist. Der An­trag der Kom­mis­si­ons­mehr­heit, den Netz­zu­schlag nicht wei­ter zu er­hö­hen, ist indes rich­tig. Strom­ver­brau­cher sol­len nicht noch stär­ker be­las­tet wer­den.

Ver­stärk­te in­ter­na­tio­na­le En­er­gie­zu­sam­men­ar­beit

Der Bun­des­rat hatte in sei­nem Ent­wurf zudem die voll­stän­di­ge Strom­markt­öff­nung vor­ge­schla­gen. Die Kom­mis­si­on sprach sich nun da­ge­gen aus. Eine Markt­öff­nung ist Vor­aus­set­zung für die de­zen­tra­li­sier­te Strom­ver­sor­gung der Zu­kunft sowie für ein Strom­ab­kom­men mit der EU. Ein funk­tio­nie­ren­der Wett­be­werb ist lang­fris­tig ein Ga­rant für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit.