Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Schweiz stagnieren
Das Bundesamt für Statistik hat heute zusammen mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation und economiesuisse die Publikation «Forschung und Entwicklung in der Schweiz 2017» vorgestellt. Die Resultate sind verhalten positiv: Zwar kann sich der Forschungsstandort Schweiz behaupten. Doch die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung haben seit 2015 mehr oder weniger stagniert.
Die neueste Publikation des Bundesamts für Statistik zeigt, dass die Schweiz im internationalen Vergleich mit 22,6 Milliarden Franken oder 3,4 Prozent ihres Bruttoinlandprodukts (BIP) sehr viel Geld für Forschung und Entwicklung (F+E) ausgibt. Nur Südkorea und Israel übertreffen hier die Schweiz. Der Löwenanteil von 15,6 Milliarden Franken entfällt auf die Privatwirtschaft. Während die F+E-Aufwendungen der Schweizer Hochschulen gegenüber 2015 um rund 330 Millionen Franken zulegten, sanken diese in der Privatwirtschaft geringfügig um rund 11 Millionen.
Die Schweiz hält sich im internationalen Vergleich auf dem dritten Platz. Doch während die besser platzierten Südkorea und Israel ihre Forschungstätigkeiten gegenüber 2015 nochmals deutlich gesteigert haben, stagnierten die F+E-Aufwendungen in der Schweiz gemessen in Prozent des BIP (siehe Abbildung).
Herkömmliche Aufgabenteilung gilt immer weniger
Die Untersuchung zu den Zahlen von 2017 zeigt vier interessante Sachverhalte. Erstens haben die kleinen Unternehmen den «Frankenschock» erst teilweise überwunden. Ihre F+E-Aufwendungen sind im Vergleich zu 2015 zwar wieder deutlich gestiegen, haben aber immer noch nicht das Niveau von 2012 erreicht. Auch die mittelgrossen Unternehmen erhöhten ihre Forschungstätigkeit im Vergleich zu 2015. Demgegenüber sanken die F+E-Aufwendungen der Grossunternehmen leicht. Hier könnte die politische Unsicherheit eine Rolle gespielt haben.
Zweitens verwischt sich die herkömmliche Aufgabenteilung zwischen Grundlagenforschung an den Hochschulen und anwendungsorientierter Forschung in den privaten Unternehmen immer mehr. So sind die F+E-Aufwendungen für die Grundlagenforschung in der Privatwirtschaft stark angestiegen. Sie liegen mittlerweile bei rund 4,2 Milliarden Franken und damit nicht mehr viel tiefer als in der Grundlagenforschung an den Schweizer Hochschulen (4,8 Milliarden). Letztere führten hingegen vermehrt Projekte der anwendungsorientierten Forschung durch.
Pharma bestreitet den Löwenanteil
Drittens lässt sich eine gewisse Verlagerungstendenz in Richtung Einkauf der Forschung beobachten. So erhöhten sich die Extramuros-Forschungsaufwendungen, die also nicht im eigenen Unternehmen geleistet wurden, im In- und im Ausland.
Viertes ist das Glas bei den Zukunftstechnologien halb voll. So fokussiert sich die forschungsstärkste Branche der Schweiz, die Pharmaindustrie, immer stärker auf die Biotechnologie. Die F+E-Aufwendungen stiegen gegenüber 2015 weiter an und machen mittlerweile rund 55 Prozent der Forschungsaufwendungen der Pharmaindustrie aus. Insgesamt stemmt die Pharmaindustrie über ein Drittel der gesamten F+E-Ausgaben in der Schweizer Privatwirtschaft. In einer anderen Zukunftstechnologie, der Informations- und Kommunikationstechnologie, ist die Schweiz hingegen weniger gut positioniert: Sie kommt nur auf einen Anteil von etwa elf Prozent an den gesamten F+E-Aufwendungen der Privatwirtschaft.