Fi­nanz­po­li­ti­sche Ver­nunft muss so­fort be­gin­nen

Die Bil­dungs­kom­mis­si­on des Stän­de­rats will die Aus­ga­ben des Kul­tur­be­reichs auf­sto­cken und igno­riert die ak­tu­el­le Fi­nanz­la­ge des Bun­des. Auf­grund der schlech­te­ren Er­geb­nis­se muss der Bund seine Fi­nan­zen kon­so­li­die­ren, um die Vor­ga­ben der Schul­den­brem­se zu er­fül­len. Das Par­la­ment soll­te dem Bun­des­rat des­halb nicht noch wei­te­re Stei­ne in den Weg legen.
In der gest­ri­gen Be­ra­tung zur Kul­tur­bot­schaft hat sich die Bil­dungs­kom­mis­si­on des Stän­de­rats (WBK-S) nicht nur dem Vor­schlag des Bun­des­rats an­ge­schlos­sen, son­dern sie schlägt vor, die Mit­tel für die Mu­se­en, Samm­lun­gen und Netz­wer­ke Drit­ter um drei Mil­lio­nen Fran­ken zu er­hö­hen. Dies stösst auf gros­ses Un­ver­ständ­nis.

eco­no­mie­su­is­se hatte be­reits den Bun­des­rats­vor­schlag im Rah­men der Ver­nehm­las­sung kri­ti­siert und an­ge­regt, dass sich die Aus­ga­ben im Be­reich der Kul­tur (+3.4 Pro­zent) am durch­schnitt­li­chen Ge­samt­aus­ga­ben­wachs­tum des Bun­des (+2,6 Pro­zent) ori­en­tie­ren sol­len. Dies vor dem Hin­ter­grund, dass eine wirt­schaft­li­che Ein­trü­bung mög­lich sei und gleich­zei­tig der Bund vor be­deu­ten­den staats- und fi­nanz­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen steht.

In der Zwi­schen­zeit wurde be­kannt, dass die fi­nanz­po­li­ti­sche Lage des Bun­des spür­bar schlech­ter ist, als ur­sprüng­lich ge­plant. Die Steu­er­ein­nah­men des Bun­des sind 2014 ge­gen­über dem Bud­get um zwei Mil­li­ar­den Fran­ken tie­fer aus­ge­fal­len. In­fol­ge­des­sen wird an­statt eines Über­schus­ses nun ein De­fi­zit für den Bund re­sul­tie­ren. Auch für die kom­men­den Jahre rech­net das Fi­nanz­de­par­te­ment mit schlech­te­ren Haus­halts­per­spek­ti­ven, so­dass der Bund ohne Kor­rek­tur struk­tu­rel­le De­fi­zi­te er­zie­len wird. Um die Schul­den­brem­se ein­zu­hal­ten, hat der Bun­des­rat des­halb Be­rei­ni­gungs­mass­nah­men in Form einer Dros­se­lung des Aus­ga­ben­wachs­tums be­schlos­sen. Die Aus­wir­kun­gen der Auf­he­bung des Euro-Min­dest­kur­ses sind darin al­ler­dings noch nicht be­rück­sich­tigt. Ge­mäss Aus­sa­gen des Staats­se­kre­ta­ri­ats für Wirt­schaft (Seco) wird das Wirt­schafts­wachs­tum auch bei einem po­si­ti­ven Sze­na­rio des Euro-Fran­ken-Kur­ses (zwi­schen 1.10 bis 1.20 Fran­ken) le­dig­lich ein Pro­zent be­tra­gen. Also we­ni­ger als halb so viel wie im Fi­nanz­plan an­ge­nom­men wurde.

An­statt dass die WBK-S nun als Vor­bild auf­tritt und erste Schrit­te zur Ent­las­tung der Bun­des­fi­nan­zen bei­trägt, be­las­tet sie mit ihrem Vor­schlag den Bund noch zu­sätz­lich. Auch wenn die zu­sätz­li­chen Mit­tel im Ver­gleich zu den Ge­samt­aus­ga­ben des Bun­des ge­ring sind, so geht es hier um das Prin­zip. «Spa­ren ja, aber nicht in un­se­rem Be­reich» darf nicht das Motto sein. Die Zei­ten von Über­schüs­sen sind vor­bei und es ste­hen fi­nanz­po­li­tisch harte und ma­ge­re Jahre vor der Tür. Eine auf mehr Mass und Weit­sicht aus­ge­rich­te­te Fi­nanz­po­li­tik muss des­halb so­fort be­gin­nen.