Eu­ro­pas Wirt­schaft: Mit neuem «Six­pack» zu­rück zu alter Stär­ke?

Am 13. De­zem­ber ist der ver­schärf­te Sta­bi­li­täts- und Wachs­tums­pakt der EU in Kraft ge­tre­ten. Der Pakt um­fasst ein neues Mass­nah­men­pa­ket – das so­ge­nann­te «Six­pack» – das eine stär­ke­re Kon­trol­le der na­tio­na­len Bud­gets und wirt­schaft­li­chen Richt­li­ni­en sowie au­to­ma­ti­sche Stra­fen für ver­schwen­de­ri­sche Mit­glieds­staa­ten vor­sieht.

​Der Name «Six­pack» stammt von fünf neuen Ver­ord­nun­gen und einer Richt­li­nie, die die Wirt­schaft sta­bi­li­sie­ren und die Fis­kal­dis­zi­plin eu­ro­pa­weit stei­gern sol­len. Drei Ver­ord­nun­gen des Pa­kets be­fas­sen sich mit Bud­get­fra­gen, zwei wei­te­re bil­den ein neues Warn- und Sank­ti­ons­sys­tem. Die Richt­li­nie setzt ge­mein­sa­me Nor­men für volks­wirt­schaft­li­che Ge­samt­rech­nun­gen aller EU-Staa­ten. 

Von nun an müs­sen die Mit­glieds­staa­ten jeden April ihre Bud­get­plä­ne der EU-Kom­mis­si­on zur Prü­fung vor­le­gen. Für die Euro-Staa­ten gilt: Bei Nicht­ein­hal­ten mit­tel­fris­ti­ger Bud­get­zie­le gibt die Kom­mis­si­on War­nun­gen her­aus. Falls der ge­warn­te Staat nicht nach­bes­sert, kann dies zu fi­nan­zi­el­len Stra­fen (0,2 Pro­zent des BIP) füh­ren. Neu ist, dass die Sank­tio­nen hier­bei au­to­ma­tisch er­fol­gen, es sei denn, eine ein­fa­che Mehr­heit (min­des­tens neun von 17 Euro-Staa­ten) stimmt da­ge­gen.

Neben der stren­ge­ren Über­wa­chung von Staats­schul­den und Bud­get­de­fi­zi­ten soll der «Six­pack» auch ma­kro­öko­no­mi­sche Un­gleich­ge­wich­te er­fas­sen. So sol­len bei­spiels­wei­se Im­mo­bi­li­en­bla­sen und wach­sen­de Di­ver­gen­zen bei der Wett­be­werbs­fä­hig­keit zwi­schen Mit­glieds­staa­ten recht­zei­tig er­kannt und früh­zei­tig kor­ri­giert wer­den. Zudem sol­len die im «Six­pack» fest­ge­leg­ten Rechts­ak­te si­cher­stel­len, dass die Bud­ge­tan­ga­ben in den Län­der­sta­tis­ti­ken kor­rekt und un­ab­hän­gig sind. Dies ist wich­tig für eine so­li­de Haus­halts­po­li­tik und deren Kon­trol­le.

Ju­ris­ti­sche Vor­be­hal­te bei ge­plan­tem «Fis­kal­pakt»
Teil­wei­se grei­fen diese neuen Re­geln mit der stär­ke­ren Au­to­ma­ti­sie­rung von Sank­tio­nen be­reits For­de­run­gen auf, die auf dem EU-Gip­fel ver­gan­ge­ne Woche von 26 EU-Staa­ten für einen neuen «Fis­kal­pakt» an­ge­führt wur­den. Die dort an­ge­streb­te völ­li­ge Au­to­ma­ti­sie­rung des EU-De­fi­zit­ver­fah­rens stösst al­ler­dings auf ju­ris­ti­schen Wi­der­stand.

EU-Fi­nanz­kom­mis­sar Olli Rehn er­teil­te dem An­sin­nen am Mon­tag eine Ab­sa­ge und wies dar­auf hin, dass es dafür Ver­trags­än­de­run­gen be­dür­fe. Diese sind durch das Aus­sche­ren der Bri­ten al­ler­dings nicht mög­lich. So­wohl die Ein­lei­tung eines Ver­fah­rens bei Über­schrei­tung des Maas­tricht-Kri­te­ri­ums (Neu­ver­schul­dung darf nicht über drei Pro­zent des BIP lie­gen) als auch die Ver­hän­gung be­son­ders schwe­rer Sank­tio­nen er­for­dern laut EU-Kom­mis­si­on wei­ter­hin eine qua­li­fi­zier­te Mehr­heit des Mi­nis­ter­rats.

Der «Fla­schen­hals», der es in der Ver­gan­gen­heit auch Län­dern wie Deutsch­land und Frank­reich er­mög­lich­te, sich Sank­tio­nen zu ent­zie­hen, würde also wei­ter­hin be­ste­hen.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen:
EU-Pres­se­mit­tei­lung zum «Six­pack»
FAQ des Eu­ro­pa­par­la­ments zum «Six­pack»
Er­klä­rung der Staats- und Re­gie­rungs­chefs zum ge­plan­ten «Fis­kal­pakt»