EU-Kom­mis­si­on ver­öf­fent­licht Weiss­buch zum Trans­port

​Er­freu­li­cher­wei­se ist das ak­tu­el­le Weiss­buch der EU-Kom­mis­si­on deut­lich rea­li­täts­na­her aus­ge­fal­len als das­je­ni­ge von 2001. Wäh­rend Letz­te­res eine Ent­flech­tung von BIP- und Trans­port­wachs­tum und damit die Dämp­fung der Trans­port­nach­fra­ge als Ziel hatte, nimmt das ge­gen­wär­ti­ge Weiss­buch – neben ei­ni­gen frag­li­chen Zie­len – gute Stoss­rich­tun­gen auf.

Die „Road­map“ zu einem kom­pe­ti­ti­ven und res­sour­cen­ef­fi­zi­en­ten Trans­port­sys­tem, wie das Pa­pier be­ti­telt wird, um­fasst ei­ni­ge er­freu­li­che Aus­sa­gen. Es spricht sich für die Schaf­fung eines funk­tio­nie­ren­den Trans­port­mark­tes aus, wel­cher in­ten­si­ven Wett­be­werb zu­lässt. Trans­port­prei­se sol­len ver­zer­rungs­frei sein und na­tio­na­le Hin­der­nis­se sol­len ab­ge­baut wer­den.

Die Si­cher­stel­lung eines nicht dis­kri­mi­nie­ren­den Schie­nen­netz­zu­gangs sowie die wei­ter ver­stärk­te mul­ti­moda­le Be­trach­tung sind zu be­grüs­sen. Die Ver­bes­se­rung des Zu­sam­men­spiels ver­schie­de­ner Ver­kehrs­mit­tel macht Sinn, da ins­be­son­de­re der Gü­ter­trans­port nicht Selbst­zweck ist. Er dient der Wirt­schaft und schliess­lich auch der Ge­sell­schaft und hat damit mög­lichst ef­fi­zi­ent und nach­fra­ge­ge­recht zu er­fol­gen.

Das Weiss­buch um­fasst aber auch am­bi­tiö­se und teil­wei­se frag­wür­di­ge Stra­te­gi­en. Kon­kre­te Ver­la­ge­rungs­vor­ga­ben sind für eine ar­beits­tei­li­ge und wett­be­werbs­ori­en­tier­te Wirt­schaft nicht ziel­füh­rend. Das Weiss­buch spricht davon, bis 2030 30 Pro­zent des über 300 Ki­lo­me­ter zu­rück­le­gen­den Stras­sen­gü­ter­ver­kehrs auf den Schie­nen- oder Was­ser­trans­port zu ver­la­gern sowie von einer Re­duk­ti­on der Treib­haus­ga­se des Trans­ports um 60 Pro­zent (aus­ge­hend von 1990) bis 2050. Auch die Ziele zur Sen­kung der Un­fall­to­ten­zahl im Stras­sen­ver­kehr auf „nahe Null“ bis 2050 oder die Ver­drei­fa­chung des Hoch­ge­schwin­dig­keits-Ei­sen­bahn­net­zes für den Per­so­nen­ver­kehr bis 2030 wer­fen Fra­gen auf. Bei Letz­te­rem stellt sich ins­be­son­de­re die Frage der Fi­nan­zie­rung. Dies­be­züg­lich ist aber im­mer­hin er­freu­lich, dass öf­fent­lich-pri­va­te Part­ner­schaf­ten (Pu­blic Pri­va­te Part­nership, PPP) kon­se­quen­ter bei Pro­jek­te­va­lua­tio­nen be­rück­sich­tigt wer­den sol­len, bevor eine EU-Fi­nan­zie­rung be­an­tragt wird. Auch die im Weiss­buch er­wähn­te Stär­kung der Nut­zer­fi­nan­zie­rung ist zu be­grüs­sen, ins­be­son­de­re beim Per­so­nen­schie­nen­ver­kehr.

Trotz ei­ni­ger kri­ti­scher Punk­te er­scheint die Stoss­rich­tung des Pa­piers aus wirt­schaft­li­cher Sicht im Grund­satz be­grüs­sens­wert. Ent­schei­dend ist je­doch, wie die prä­sen­tier­ten Dis­kus­si­ons­punk­te am Ende in po­li­ti­sche Ge­schäf­te bzw. recht­li­che Rah­men­be­din­gun­gen um­ge­setzt wer­den. Daran muss sich die EU-Kom­mis­si­on mes­sen las­sen.

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White Paper 2011