Die Bü­ro­kra­tie bleibt: Der Na­tio­nal­rat will keine ein­fa­che Mehr­wert­steu­er

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge für eine ein­fa­che Mehr­wert­steu­er de­fi­ni­tiv an den Bun­des­rat zu­rück­ge­wie­sen. Zuvor hatte er je­doch eine sol­che Vor­la­ge vom Bun­des­rat ver­langt. Der Ent­scheid ist in­kon­se­quent und gegen die In­ter­es­sen der Schwei­zer Un­ter­neh­men. Sie müss­ten drin­gend ent­las­tet wer­den.
​Die über­gros­se Kom­ple­xi­tät der Mehr­wert­steu­er ist hin­läng­lich be­kannt. Re­gel­mäs­sig ran­giert sie zu­oberst auf der Liste der ad­mi­nis­tra­ti­ven Be­las­tun­gen der Schwei­zer Un­ter­neh­men. Ge­ra­de unter dem Ein­druck der Fran­ken­stär­ke und dem not­wen­di­gen Kos­ten­ab­bau haben sich die Dach­ver­bän­de der Wirt­schaft des­halb ge­mein­sam für eine ein­fa­che Mehr­wert­steu­er ein­ge­setzt.

Der Be­schluss des Na­tio­nal­rats, die Mehr­wert­steu­er-Ver­ein­fa­chung de­fi­ni­tiv an den Bun­des­rat zu­rück­zu­wei­sen, ne­giert die Be­dürf­nis­se der Wirt­schaft. Gleich­zei­tig wird damit ein Re­formpfad ver­las­sen, der ins­be­son­de­re zur Ent­las­tung der von der Mehr­wert­steu­er be­son­ders be­las­te­ten KMU drin­gend nötig ge­we­sen wäre.

Der Na­tio­nal­rat selbst hatte ur­sprüng­lich zu­sam­men mit dem Stän­de­rat die weit­ge­hen­de Ver­ein­fa­chung der Mehr­wert­steu­er mit einem Ein­heits­satz und we­ni­gen Steu­er­aus­nah­men ver­langt. Der Bun­des­rat kam die­sem Auf­trag nach und schaff­te eine Vor­la­ge, die mit Blick auf die heu­ti­gen Kennt­nis­se über das rich­ti­ge Funk­tio­nie­ren die­ser Steu­er ab­so­lut auf der Höhe der Zeit ist. Die Vor­la­ge hätte die Mehr­wert­steu­er nach­hal­tig ver­bes­sert und po­li­tisch sta­bil ge­macht.

Eine ver­pass­te Chan­ce
Nach dem Be­schluss des Na­tio­nal­rats bleibt die Mehr­wert­steu­er so kom­pli­ziert wie sie ist. Das Zwei­satz-Mo­dell, das der Na­tio­nal­rat an­stel­le des Ein­heits­sat­zes ver­langt, wird mit über 25 Steu­er­aus­nah­men das heu­ti­ge Sys­tem im We­sent­li­chen fort­schrei­ben. Grund­le­gen­de Re­for­men wären nötig ge­we­sen. Diese Re­form hätte sich ge­lohnt, und sie wäre (auch mit Blick auf an­de­re steu­er­po­li­ti­sche Pro­jek­te) ver­gleichs­wei­se ein­fach ge­we­sen. Die Kos­ten des Rück­wei­sungs­ent­scheids tra­gen die Schwei­zer Un­ter­neh­men. Sie wer­den wei­ter­hin jähr­lich un­nö­tig Hun­der­te von Mil­lio­nen Fran­ken in die Ali­men­tie­rung einer Bü­ro­kra­tie ste­cken, in der sich selbst Spe­zia­lis­ten nur mit Mühe zu­recht­fin­den.

Doch auch die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten müs­sen ihren Preis zah­len. Zwar bleibt das Brot (steu­er­lich) gleich güns­tig, der Wa­ren­korb, der mit dem hohen Nor­mal­satz ab­ge­rech­net wird, wird je­doch immer teu­rer. Eine na­he­lie­gen­de Mög­lich­keit, die Kauf­kraft der Pri­vat­haus­hal­te im Mil­li­ar­den­um­fang zu stei­gern, wurde ohne Al­ter­na­ti­ven ver­ge­ben. Auch beim Staat wird schliess­lich die Bü­ro­kra­tie nicht ab­neh­men – jene Krei­se, die den schlan­ken Staat for­dern und den Per­so­nal­aus­bau beim Bund be­kla­gen, wer­den das zur Kennt­nis neh­men müs­sen.

Was bleibt ist eine ver­pass­te Chan­ce – mit hohen Kos­ten für alle.