Ein Modelllastwagen trägt eine Atemschutzmaske

Der Gü­ter­ver­kehr als wich­ti­ge Le­bens­ader der Schweiz

Damit die Ver­sor­gung von Be­völ­ke­rung und Wirt­schaft in der ak­tu­el­len Aus­nah­me­si­tua­ti­on si­cher­ge­stellt bleibt, ist ein rei­bungs­lo­ser Wa­ren­trans­port ent­schei­dend. Die Luft­fahrt liegt am Boden, die Züge fah­ren leer, aber die Güter zir­ku­lie­ren noch.

Die gute Nach­richt zu­erst: Die Ver­sor­gungs­la­ge der Be­völ­ke­rung in der Schweiz ist trotz Co­ro­na-Krise wei­ter­hin gut. Ins­be­son­de­re die Ver­füg­bar­keit von Nah­rungs­mit­teln, Me­di­ka­men­ten oder auch von fos­si­len En­er­gie­trä­gern ist ge­mäss dem Bun­des­amt für wirt­schaft­li­che Lan­des­ver­sor­gung ge­währ­leis­tet und die ent­spre­chen­den Lie­fer­ket­ten sind in­takt. In der Wirt­schaft tre­ten Eng­päs­se auf, diese hän­gen je­doch mit der Ver­füg­bar­keit von Vor­pro­duk­ten zu­sam­men und we­ni­ger mit den Trans­port­ka­pa­zi­tä­ten. 

Der Wa­ren­trans­port ist noch immer un­ein­ge­schränkt mög­lich. Die fak­ti­schen Ein­schrän­kun­gen neh­men je­doch zu, vor allem durch An­for­de­run­gen an den be­glei­ten­den Per­so­nen­ver­kehr. Das re­du­ziert die Ver­läss­lich­keit. Die War­te­zei­ten an den eu­ro­päi­schen Grenz­über­gän­gen neh­men zu. Wie viele eu­ro­päi­sche Län­der hat die Schweiz des­halb mitt­ler­wei­le «green lanes» an den Gren­zen ein­ge­führt, so­dass der Gü­ter­ver­kehr schnel­ler ab­ge­wi­ckelt wer­den kann. Lei­der bleibt die­ses Pri­vi­leg we­ni­gen ver­sor­gungs­re­le­van­ten Gü­tern vor­be­hal­ten. Eine Her­aus­for­de­rung ist zur­zeit die sehr un­ter­schied­li­che Hand­ha­bung der Grenz­kon­trol­len in Eu­ro­pa, bei­spiels­wei­se was die not­wen­di­gen Do­ku­men­te oder Vor­schrif­ten für die Ein- und Aus­rei­se der Fah­rer an­geht. Die EU ist be­müht, hier Trans­pa­renz zu schaf­fen

Luft­fahrt: Reine Fracht­flü­ge durch die Swiss sol­len hel­fen

Letz­te Woche stan­den die Flug­be­we­gun­gen im eu­ro­päi­schen Luft­raum im Ver­gleich zu An­fang Fe­bru­ar bei minus 78 Pro­zent. Da­durch ent­ste­hen auch gra­vie­ren­de Eng­päs­se in der Luft­fracht. In der mo­men­ta­nen Si­tua­ti­on sind die Ka­pa­zi­tä­ten knapp und teuer: Der Wa­ren­trans­port in der Luft er­folgt oft­mals be­glei­tend zum Per­so­nen­ver­kehr. Die star­ke Ab­nah­me der Flug­be­we­gun­gen und die ge­rin­ge ver­blei­ben­de Zahl von Pas­sa­gier­flü­gen stel­len für die in­ter­na­tio­na­le Ver­net­zung der Schweiz eine ent­spre­chen­de Her­aus­for­de­rung dar. In die­sem Sinne ist es sehr wert­voll, dass die Swiss und an­de­re Air­lines mitt­ler­wei­le an­ge­kün­digt haben, reine Fracht­flü­ge mit Pas­sa­gier­ma­schi­nen durch­zu­füh­ren.

Gü­ter­ver­kehr ist ein zen­tra­ler As­pekt der Kri­sen­be­wäl­ti­gung 

Ein funk­tio­nie­ren­der Gü­ter­ver­kehr ist ein wich­ti­ger As­pekt der Kri­sen­be­wäl­ti­gung und zeigt die hohe volks­wirt­schaft­li­che Be­deu­tung eines in­tak­ten Trans­port­sys­tems. Die Stras­se stemmt mit 75 Pro­zent der men­gen­mäs­si­gen Im­por­te und 63 Pro­zent der Ex­por­te den Lö­wen­an­teil des Schwei­zer Aus­sen­han­dels. Rund 36 Pro­zent der wert­mäs­si­gen Im­por­te und 49 Pro­zent der Ex­por­te wer­den von der Luft­fahrt be­wäl­tigt. Für einen funk­ti­ons­fä­hi­gen Wirt­schafts­stand­ort ist diese somit von zen­tra­ler Be­deu­tung, ins­be­son­de­re für wert­schöp­fungs­in­ten­si­ve Bran­chen wie die Phar­ma­in­dus­trie. Die glo­ba­le An­bin­dung im Per­so­nen­ver­kehr und die Er­reich­bar­keit der Schweiz im Per­so­nen­ver­kehr fal­len hier zu­sätz­lich ins Ge­wicht und un­ter­strei­chen die Be­deu­tung einer in­tak­ten Luft­fahrt. Ins­ge­samt ge­hö­ren dazu neben dem ei­gent­li­chen Flug­be­trieb auch die In­fra­struk­tur (ins­be­son­de­re die drei Lan­des­flug­hä­fen Basel-Mul­hou­se, Genf und Zü­rich) sowie die ge­sam­te vor- und nach­ge­la­ger­te Wert­schöp­fungs­ket­te am Boden. 

Schie­nen­ver­kehr und Schiff­fahrt grund­sätz­lich auf Kurs

Die Schie­ne ist vor allem für den al­pen­que­ren­den Tran­sit von gros­ser Be­deu­tung – rund 75 Pro­zent der Men­gen auf der Nord-Süd-Achse wer­den durch die Bahn trans­por­tiert. Im Kon­text der der­zei­ti­gen Pan­de­mie ver­fügt die Bahn über eine nütz­li­che Ei­gen­schaft: Sie kann ver­gleichs­wei­se gros­se Gü­ter­men­gen mit sehr ge­rin­gem Per­so­nal­auf­wand trans­por­tie­ren. Pro­duk­ti­ons­kon­zep­te wie der kom­bi­nier­te, un­be­glei­te­te Trans­port von Con­tai­nern auf Schie­ne und Stras­se stel­len damit auch für Im­port und Ex­port eine wich­ti­ge Al­ter­na­ti­ve dar. Oft­mals öf­fent­lich kaum wahr­ge­nom­men, leis­tet zudem auch die Rhein­schiff­fahrt in der Krise einen wich­ti­gen Bei­trag zur Ver­sor­gungs­si­cher­heit. Con­tai­ner und Schütt­gut (Mi­ne­ral­öl­er­zeug­nis­se, Bau­stof­fe, aber auch Agrar­gü­ter) er­rei­chen die Schweiz zu einem er­heb­li­chen Teil auf dem Was­ser­weg. Wie bei den an­de­ren Ver­kehrs­trä­gern stellt auch bei der Schiff­fahrt die Mo­bi­li­täts­ein­schrän­kung bei den Ar­beits­kräf­ten zur­zeit die gröss­te Her­aus­for­de­rung dar. Zudem gibt es Schwie­rig­kei­ten, Fä­hig­keits­zeug­nis­se auf­recht­zu­er­hal­ten.