Datenschutzgesetz Schweiz

Da­ten­schutz: Eine Über­sicht zum neuen Ge­setz

Die Re­vi­si­on des Schwei­zer Da­ten­schutz­ge­set­zes (DSG) wurde ab­ge­schlos­sen. Die neuen Re­geln des DSG und die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen in der neuen Da­ten­schutz­ver­ord­nung (DSV) und der neuen Ver­ord­nung über Da­ten­schutz­zer­ti­fi­zie­run­gen (VDSZ) tre­ten per 1. Sep­tem­ber 2023 in Kraft. Über­gangs­fris­ten sind keine vor­ge­se­hen.

Mit den neu gel­ten­den Da­ten­schutz-Be­stim­mun­gen ist es für Schwei­zer Un­ter­neh­men drin­gend zu emp­feh­len, sich spä­tes­tens jetzt mit dem neuen Ge­setz und sei­nen An­for­de­run­gen aus­ein­an­der­zu­set­zen und die er­for­der­li­chen An­pas­sun­gen am Da­ten­schutz-Setup, ins­be­son­de­re an den Da­ten­schutz­er­klä­run­gen und Ver­trä­gen, vor­zu­neh­men. Ge­mein­sam mit An­wäl­tin Cor­ne­lia Sten­gel und An­walt Luca Stäu­b­le hat eco­no­mie­su­is­se in der nach­fol­gen­den Über­sicht die Ant­wor­ten auf die drän­gends­ten Fra­gen zu­sam­men­ge­stellt, um die Schwei­zer Un­ter­neh­men auf die Hand­lungs­dring­lich­keit in Bezug auf das In­kraft­tre­ten des neuen Da­ten­schutz­ge­set­zes hin­zu­wei­sen.

Diese Über­sicht dient nur zur In­for­ma­ti­on und Sen­si­bi­li­sie­rung. Sie ist kein Er­satz für eine Rechts­be­ra­tung. eco­no­mie­su­is­se über­nimmt keine Haf­tung für Hand­lun­gen oder Un­ter­las­sun­gen im Zu­sam­men­hang mit der Kon­sul­ta­ti­on die­ser Zu­sam­men­stel­lung.

 

FAQ

Das neue Ge­setz (nDSG) be­zweckt den Schutz der Per­sön­lich­keit und der Grund­rech­te von na­tür­li­chen Per­so­nen, die sich in der Schweiz be­fin­den und deren Daten durch Pri­va­te oder den Staat be­ar­bei­tet wer­den. Daten von ju­ris­ti­schen Per­so­nen sind neu nicht mehr ge­schützt. Die zu­grun­de­lie­gen­de Idee ist es, den be­trof­fe­nen Per­so­nen mehr Trans­pa­renz und damit eine Stär­kung ihrer Rech­te in Bezug auf ihre ei­ge­nen Daten zu geben („in­for­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung“). Wei­ter soll da­durch auch eine För­de­rung der Prä­ven­ti­on und der Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Da­ten­be­ar­bei­ter be­wirkt wer­den. Damit ver­bun­den sind die Stär­kung der Da­ten­schutz­auf­sicht und ein Aus­bau der Straf­be­stim­mun­gen. Für Un­ter­neh­men schafft das Ge­setz aus­ser­dem neue Pflich­ten, ins­be­son­de­re bei der Er­he­bung, dem Ver­lust oder dem Miss­brauch von Per­so­nen­da­ten.

Das ak­tu­el­le Schwei­zer Da­ten­schutz­ge­setz stammt aus dem Jahr 1992. Seit­her nah­men die Er­he­bung und Nut­zung von Per­so­nen­da­ten im Zuge der fort­schrei­ten­den Di­gi­ta­li­sie­rung von Wirt­schaft und Ge­sell­schaft ra­sant zu. Auf glo­ba­ler Ebene und ins­be­son­de­re im EU-Raum wurde der Da­ten­schutz stark aus­ge­baut und in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen haben ihre da­ten­schutz­recht­li­chen Min­dest­stan­dards ver­schärft. Für die Schweiz war es daher not­wen­dig, das 30 Jahre alte Ge­setz an die neuen For­men des Kon­sums (On­line-Shop­ping, so­zia­le Netz­wer­ke usw.), an die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen (Di­gi­ta­li­sie­rung, künst­li­che In­tel­li­genz usw.) sowie an die in­ter­na­tio­na­len Stan­dards an­zu­pas­sen.

Auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene hat ins­be­son­de­re die Eu­ro­päi­sche Union (EU) mit der seit 25. Mai 2018 gül­ti­gen Da­ten­schutz-Grund­ver­ord­nung (DSGVO oder „GDPR“) einen neuen, hohen Stan­dard ge­setzt, der auf­grund sei­nes ex­tra­ter­ri­to­ria­len Gel­tungs­be­reichs welt­weit Be­ach­tung fin­det. Auch viele Schwei­zer Un­ter­neh­men fal­len auf­grund ihrer Aus­rich­tung auf den EU- bzw. EWR-Raum in den An­wen­dungs­be­reich der DSGVO. Zudem ver­langt die DSGVO, dass Per­so­nen­da­ten nur dann ohne wei­te­res in einen Dritt­staat über­mit­telt wer­den dür­fen, wenn die­ser über ein aus Sicht der EU „an­ge­mes­se­nes“ Da­ten­schutz­ni­veau ver­fügt. Der pro­blem­lo­se Da­ten­fluss aus der EU ist für Län­der wie die Schweiz, wel­che sehr enge wirt­schaft­li­che Be­zie­hun­gen zur EU füh­ren von be­son­ders gros­ser Be­deu­tung.

Ein wich­ti­ges Ziel der Re­vi­si­on des Schwei­zer DSG war daher, eine in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te – aus Sicht der EU „gleich­wer­ti­ge“ – Lö­sung zu er­ar­bei­ten, wel­che die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen im Zu­sam­men­hang mit der Da­ten­wirt­schaft för­dert und gleich­zei­tig die Stär­ken der bis­he­ri­gen Ge­setz­ge­bung nicht auf­gibt.

 

Ver­fügt die Schweiz aus Sicht der EU über ein „an­ge­mes­se­nes“ Da­ten­schutz­ni­veau?

Die Schweiz ist aus der Sicht der EU ein „Dritt­land“. Damit der Da­ten­trans­fer in ein Dritt­land ohne wei­te­res mög­lich ist, braucht es einen An­ge­mes­sen­heits­be­schluss der EU-Kom­mis­si­on. Ak­tu­ell liegt die­ser Be­schluss für die Schweiz zwar vor, al­ler­dings er­folg­te die Prü­fung nach altem EU-Recht. Die Schweiz dürf­te je­doch mit der Re­vi­si­on des DSG die Vor­aus­set­zun­gen dafür ge­schaf­fen haben, damit die EU-Kom­mis­si­on das (re­vi­dier­te) Schwei­zer Da­ten­schutz­ge­setz wei­ter­hin als an­ge­mes­sen qua­li­fi­ziert. Der (neue) An­ge­mes­sen­heits­be­schluss steht der­zeit noch aus.

Schliess­lich darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass die Mo­der­ni­sie­rung des Schwei­zer Rechts in einem glo­ba­len Kon­text statt­fin­det, in dem Bür­ger und Ver­brau­cher welt­weit mehr Schutz und Kon­trol­le über ihre per­sön­li­chen Daten for­dern. Die­ser Trend ist nicht auf die EU be­schränkt, son­dern be­ein­fluss­te zahl­rei­che an­de­re Län­der, dar­un­ter etwa auch Neu­see­land. Auch in Ka­li­for­ni­en wurde in­zwi­schen ein stren­ge­res Da­ten­schutz­ge­setz, das sich teil­wei­se am EU-Stan­dard ori­en­tiert, um­ge­setzt.

Ob­wohl das nDSG pri­mär für das Ter­ri­to­ri­um der Schweiz gilt, hat das Ge­setz auch einen ex­tra­ter­ri­to­ria­len An­wen­dungs­be­reich (sog. Aus­wir­kungs­prin­zip). Es kann sich na­ment­lich auf Sach­ver­hal­te er­stre­cken, die sich zwar im Aus­land er­eig­nen, aber Aus­wir­kun­gen in der Schweiz haben (Art. 3 nDSG). Mit an­de­ren Wor­ten: Wenn die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten aus­ser­halb der Schweiz statt­fin­det, aber na­tür­li­che Per­so­nen in der Schweiz be­trifft und die Aus­wir­kun­gen davon in der Schweiz spür­bar sind, muss der be­tref­fen­de Da­ten­be­ar­bei­ter im Aus­land das nDSG ein­hal­ten. Dar­über hin­aus muss er unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen einen ge­setz­li­chen Ver­tre­ter in der Schweiz be­stel­len (Art. 14 und Art. 15 nDSG).

Bei­spiel: Ein Un­ter­neh­men hat sei­nen Sitz im Aus­land und be­ar­bei­tet vom Aus­land aus Daten von na­tür­li­chen Per­so­nen in der Schweiz. In die­sem Fall muss eine Ein­zel­fall­prü­fung vor­ge­nom­men wer­den. Je nach­dem, ob die Da­ten­be­ar­bei­tung in der Schweiz „spür­bar“ ist oder nicht, käme das nDSG zur An­wen­dung – das dürf­te in der Regel je­den­falls be­reits dann der Fall sein, wenn eine Da­ten­be­ar­bei­tung mit Blick auf eine ge­wis­se An­zahl Per­so­nen, die sich in der Schweiz be­fin­den, er­folgt. Im Un­ter­schied dazu stellt die DSGVO – so­fern keine Nie­der­las­sung in der EU be­steht – dar­auf ab, ob die Da­ten­be­ar­bei­tung im Zu­sam­men­hang mit der “of­fen­sicht­lich be­ab­sich­tig­ten” Aus­rich­tung des An­ge­bots von Waren oder Dienst­leis­tun­gen auf Per­so­nen in der EU (z.B. durch ent­spre­chen­de Aus­rich­tung des On­line­shops) oder eine Ver­hal­tens­be­ob­ach­tung in Bezug auf Per­so­nen in der EU (z.B. Ein­satz von Web­tracking-Tech­no­lo­gi­en) er­folgt. In­so­fern ist der räum­li­che An­wen­dungs­be­reich ge­mäss der neuen schwei­ze­ri­schen Re­ge­lung noch wei­ter ge­fasst als der­je­ni­ge ge­mäss DSGVO.

Der Bun­des­rat hat am 31. Au­gust 2022 die Da­ten­schutz­ver­ord­nung (DSV) ver­öf­fent­licht und das In­kraft­tre­ten der neuen Re­geln per 1. Sep­tem­ber 2023 be­schlos­sen. Weil keine Über­gangs­fris­ten vor­ge­se­hen sind, ist jetzt der rich­ti­ge Zeit­punkt, um sich mit der Um­set­zung der er­for­der­li­chen An­pas­sun­gen aus­ein­an­der­zu­set­zen.

Die Re­vi­si­on des Schwei­zer DSG ori­en­tier­te sich grund­sätz­lich an den in­halt­li­chen Vor­ga­ben der DSGVO, weist aber ei­ni­ge Be­son­der­hei­ten auf. In den meis­ten Fäl­len ist das Schwei­zer Ge­setz we­ni­ger for­ma­lis­tisch und hat we­ni­ger spe­zi­fi­sche Re­ge­lungs­in­hal­te als die DSGVO. So gilt etwa wei­ter­hin das Prin­zip, dass eine Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten zu­läs­sig ist, so­fern die Grund­sät­ze der Be­ar­bei­tung ein­ge­hal­ten wer­den (Art. 6 nDSG). An­ders als in der EU be­darf es daher grund­sätz­lich kei­nes Recht­fer­ti­gungs­grun­des (Art. 6 DSGVO) für die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten.

Es gibt je­doch ei­ni­ge we­ni­ge Punk­te, in denen das neue DSG stren­ger ist als die DSGVO. Dazu ge­hö­ren etwa der räum­li­che (vgl. dazu Ziff. 3) sowie der sach­li­che An­wen­dungs­be­reich (Art. 2 nDSG). Letz­te­rer um­fasst ge­mäss nDSG sämt­li­che (au­to­ma­ti­sier­te und ma­nu­el­le) Da­ten­be­ar­bei­tun­gen, wo­hin­ge­gen die DSGVO bei ma­nu­el­len Da­ten­be­ar­bei­tun­gen nur für Da­tei­sys­te­me gilt. So­dann geht die In­for­ma­ti­ons­pflicht bei der Er­he­bung von Per­so­nen­da­ten unter dem nDSG in­so­fern über die Re­ge­lung in der DSGVO hin­aus, als bei einer Da­ten­über­mitt­lung ins Aus­land über sämt­li­che Emp­fän­ger­staa­ten in­for­miert wer­den muss (Art. 19 nDSG). Auch be­steht unter dem nDSG eine Pflicht zur Pro­to­kol­lie­rung und Füh­rung eines Be­ar­bei­tungs­re­gle­ments für au­to­ma­ti­sier­te Da­ten­be­ar­bei­tun­gen (Art. 4 und 5 f. DSV). Wei­ter gel­ten unter dem nDSG – im Un­ter­schied zur DSGVO, wel­che aus­schliess­lich Bus­sen für Un­ter­neh­men vor­sieht – Sank­tio­nen für na­tür­li­che Per­so­nen (Art. 60 ff. nDSG) und schliess­lich be­inhal­tet der Be­griff der «be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten» zwei zu­sätz­li­che Ka­te­go­ri­en: die ad­mi­nis­tra­ti­ve oder straf­recht­li­che Ver­fol­gung und Sank­tio­nen sowie Mass­nah­men der so­zia­len Hilfe.

Nein. Alle Un­ter­neh­men, ohne Aus­nah­me, sind von dem neuen Da­ten­schutz­ge­setz be­trof­fen. Un­ab­hän­gig von sei­ner Grös­se ver­fügt jedes Un­ter­neh­men über eine Viel­zahl von Daten sei­ner Kun­den, Part­ner, Lie­fe­ran­ten und Mit­ar­bei­ter. Mit der Di­gi­ta­li­sie­rung der Wirt­schaft wird die Menge der zu be­ar­bei­ten­den Per­so­nen­da­ten in den Un­ter­neh­men, auch bei den KMU, wei­ter zu­neh­men. Ei­ni­ge der (neuen) Pflich­ten unter dem nDSG rich­ten sich je­doch nach dem Um­fang der Da­ten­be­ar­bei­tung sowie dem Ri­si­ko, das die Be­ar­bei­tung für die Per­sön­lich­keit oder die Grund­rech­te der be­trof­fe­nen Per­so­nen mit sich bringt. Die­ser ri­si­ko­ba­sier­te An­satz, der unter an­de­rem bei der Da­ten­si­cher­heit gilt, lässt eine ein­zel­fall­ge­rech­te Er­grei­fung von Mass­nah­men zu. Al­ler­dings kön­nen selbst­re­dend auch KMU in gros­sem Um­fang be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten be­ar­bei­ten oder an­de­re Be­ar­bei­tungs­ak­ti­vi­tä­ten aus­üben, die ein hohes Ri­si­ko für die Per­sön­lich­keit der be­trof­fe­nen Per­so­nen mit sich brin­gen

Ent­spre­chend soll­ten sich alle Un­ter­neh­men – auch KMU – auf das In­kraft­tre­ten des neuen Ge­set­zes ad­äquat vor­be­rei­ten. Da sich das Ge­setz an den EU-Stan­dards ori­en­tiert, gilt dies umso mehr für Un­ter­neh­men, die ihr Da­ten­schutz-Kon­zept noch nicht an die DSGVO an­ge­passt haben.

Die ein­zi­ge «KMU-Aus­nah­me» be­steht in Bezug auf die Pflich­ten zur Füh­rung eines Be­ar­bei­tungs­ver­zeich­nis­ses. KMUs mit we­ni­ger als 250 Mit­ar­bei­ten­den per 1. Ja­nu­ar sind von die­ser Pflicht be­freit, so­weit keine «be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten» in gros­sem Um­fang be­ar­bei­tet wer­den und kein «Pro­filing mit hohem Ri­si­ko» er­folgt. Grund­sätz­lich tut ein Un­ter­neh­men den­noch gut daran, auf frei­wil­li­ger Basis ein sol­ches Be­ar­bei­tungs­ver­zeich­nis zu füh­ren, da die­ses einen wert­vol­len Über­blick über die Da­ten­be­ar­bei­tun­gen im Be­trieb schaf­fen und damit als Grund­la­ge für die Er­fül­lung an­de­rer Ver­pflich­tun­gen, wie etwa der In­for­ma­ti­ons­pflich­ten ge­gen­über den be­trof­fe­nen Per­so­nen, die­nen kann.

Mit dem neuen Da­ten­schutz­ge­setz wer­den unter an­de­rem fol­gen­de Pflich­ten ein­ge­führt:

  • Si­cher­stel­lung von Da­ten­schutz durch Tech­nik und da­ten­schutz­freund­li­che Vor­ein­stel­lun­gen, ins­be­son­de­re damit die Be­ar­bei­tungs­grund­sät­ze ein­ge­hal­ten wer­den und sich die Da­ten­be­ar­bei­tun­gen auf das für den Ver­wen­dungs­zweck nö­ti­ge Min­dest­mass be­schränkt (Art. 7 nDSG) (vgl. dazu die neuen Be­grif­fe unter Ziff. 12);
     
  • die bis­her auf­grund des Ver­hält­nis­mäs­sig­keits­grund­sat­zes be­reits gel­ten­de Pflicht zur Lö­schung (oder An­ony­mi­sie­rung) von Per­so­nen­da­ten, wel­che für die ver­folg­ten Zwe­cke nicht mehr be­nö­tigt wer­den und kei­nen ge­setz­li­chen Auf­be­wah­rungs­pflich­ten un­ter­lie­gen, ist neu ex­pli­zit im Ge­setz ver­an­kert (Art. 6 Abs. 4 nDSG);
     
  • die Er­stel­lung und Füh­rung eines Ver­zeich­nis­ses der Da­ten­be­ar­bei­tungs­tä­tig­kei­ten. Eine Aus­nah­me hier­von gilt für Un­ter­neh­men mit we­ni­ger als 250 Mit­ar­bei­ter, wenn deren Da­ten­be­ar­bei­tung ein ge­rin­ges Ri­si­ko von Ver­let­zun­gen der Per­sön­lich­keit der be­trof­fe­nen Per­so­nen mit sich bringt (Art. 12 nDSG, vgl. dazu auch vor­an­ge­hen­de Ziff. 6). Die DSV führt aus, dass ein hohes Ri­si­ko be­steht, wenn be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten in gros­sem Um­fang be­ar­bei­tet wer­den oder ein Pro­filing mit hohem Ri­si­ko durch­führt wird (Art. 24 DSV);
     
  • die Mel­de­pflicht an den Eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz- und Öf­fent­lich­keits­be­auf­trag­ten (EDÖB) sowie ge­gen­über der be­trof­fe­nen Per­son im Falle einer Da­ten­si­cher­heits­ver­let­zung (Art. 24 nDSG und Art. 15 DSV). Im Ge­gen­satz zur DSGVO (bei der eine 72-Stun­den-Frist für die Mel­dung gilt) sta­tu­iert das nDSG keine ex­pli­zi­te Frist, die Mel­dung hat je­doch «so rasch als mög­lich» zu er­fol­gen. In der DSV wer­den so­dann Pflicht­in­halt und Do­ku­men­ta­ti­on der Mel­dung ge­re­gelt (Art. 15 DSV);
     
  • die Ver­pflich­tung, vor­gän­gig eine Da­ten­schutz-Fol­gen­ab­schät­zung durch­zu­füh­ren, wenn auf­grund einer Be­ar­bei­tung ein hohes Ri­si­ko für die Per­sön­lich­keit oder die Grund­rech­te der be­trof­fe­nen Per­son be­steht (Art. 22 nDSG und Art. 14 DSV);
     
  • die In­for­ma­ti­ons­pflicht bei der Be­schaf­fung von Per­so­nen­da­ten, un­ab­hän­gig davon, ob die Daten di­rekt bei der be­trof­fe­nen Per­son oder bei Drit­ten be­schafft wer­den (Art. 19 ff. nDSG und Art. 13 DSV). Dabei ist zu be­ach­ten, dass die In­for­ma­ti­on über die Be­schaf­fung von Per­so­nen­da­ten muss für die be­trof­fe­nen Per­so­nen, ein­fach und ver­ständ­lich sein muss. Dies ist ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die Ge­stal­tung von Da­ten­schutz­er­klä­run­gen zu be­ach­ten. In Bezug auf die In­for­ma­ti­ons­pflicht ist das nDSG aus­nahms­wei­se stren­ger als die DSGVO (vgl. auch vor­ste­hen­de Ziff. 5). Die (even­tu­al-)vor­sätz­li­che Ver­let­zung die­ser Pflicht wird straf­recht­lich sank­tio­niert;
     
  • die In­for­ma­ti­ons­pflicht im Falle einer au­to­ma­ti­sier­ten Ein­zel­ent­schei­dung – d.h. einer Ent­schei­dung, wel­che aus­schliess­lich auf einer au­to­ma­ti­sier­ten Be­ar­bei­tung be­ruht und mit einer Rechts­fol­ge für die be­trof­fe­ne Per­son ver­bun­den ist oder sie er­heb­lich be­ein­träch­tigt (Art. 21 nDSG). Die (even­tu­al-)vor­sätz­li­che Ver­let­zung die­ser Pflicht wird straf­recht­lich sank­tio­niert;
     
  • die Pflicht, au­to­ma­ti­sier­te Be­ar­bei­tun­gen von be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten in gros­sem Um­fang oder Pro­filing mit hohem Ri­si­ko zu pro­to­kol­lie­ren, wenn die er­grif­fe­nen prä­ven­ti­ven Mass­nah­men den Da­ten­schutz nicht zu ge­währ­leis­ten ver­mö­gen (Art. 4 DSV) sowie ein Re­gle­ment für sol­che au­to­ma­ti­sier­ten Be­ar­bei­tun­gen zu er­stel­len und re­gel­mäs­sig zu ak­tua­li­sie­ren (Art. 5 DSV).

Das Haupt­ziel der neuen Re­ge­lun­gen ist es, die Trans­pa­renz zu er­hö­hen und den Schutz der per­sön­li­chen Daten von be­trof­fe­nen Per­so­nen zu stär­ken. Dies soll u.a. da­durch er­reicht wer­den, dass Un­ter­neh­men die In­for­ma­tio­nen über die Be­schaf­fung von Per­so­nen­da­ten in ver­ständ­li­cher und leicht zu­gäng­li­cher Form mit­tei­len (Art. 13 DSV) und die Rech­te des Ein­zel­nen aus­ge­baut wer­den. So pro­fi­tiert der Ein­zel­ne bei­spiels­wei­se von fol­gen­den Rech­ten:

  • Recht auf Aus­kunft über die Be­ar­bei­tung sei­ner Per­so­nen­da­ten (Art. 25-27 nDSG)
  • Recht auf Her­aus­ga­be oder Über­mitt­lung sei­ner Daten (Da­ten­über­trag­bar­keit) (Art. 28 und 29 nDSG)
  • das Recht, nicht einer au­to­ma­ti­sier­ten Ein­zel­ent­schei­dung un­ter­wor­fen zu wer­den (Art. 21 nDSG)

Ge­wis­se (even­tu­al-)vor­sätz­li­che Ver­stös­se gegen das Aus­kunfts­recht sind sank­ti­ons­be­droht (Art. 60 nDSG). Un­ter­neh­men soll­ten daher si­cher­stel­len, dass sie je­der­zeit einen Über­blick über die von ihnen be­ar­bei­te­ten Per­so­nen­da­ten haben und Be­geh­ren von be­trof­fe­nen Per­so­nen frist- und form­ge­recht be­ant­wor­ten kön­nen.

Nein. Die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten ist so­wohl unter gel­ten­dem als auch unter neuem Recht grund­sätz­lich er­laubt, so­lan­ge die Per­sön­lich­keit der be­trof­fe­nen Per­so­nen nicht wi­der­recht­lich ver­letzt wird. Eine Per­sön­lich­keits­ver­let­zung liegt ins­be­son­de­re vor, wenn:

  • Per­so­nen­da­ten ent­ge­gen den Grund­sät­zen der Da­ten­be­ar­bei­tung (Art. 6 nDSG) und der Da­ten­si­cher­heit (Art. 8 nDSG) be­ar­bei­tet wer­den,
  • Per­so­nen­da­ten ent­ge­gen der aus­drück­li­chen Wil­lens­er­klä­rung der be­trof­fe­nen Per­son be­ar­bei­tet wer­den,
  • Drit­ten be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten be­kannt­ge­ge­ben wer­den.

Ein Recht­fer­ti­gungs­grund ist – im Un­ter­schied zur DSGVO – grund­sätz­lich nicht er­for­der­lich (vgl. dazu auch vor­ge­hen­de Ziff. 5). Nach dem nDSG gilt dem­nach wei­ter­hin das «Er­laub­nis­prin­zip mit Ver­bots­vor­be­halt» wäh­rend nach der DSGVO das «Ver­bots­prin­zip mit Er­laub­nis­vor­be­halt» gilt (Art. 6 und 9 DSGVO).

Dienst­leis­ter, die im Auf­trag und auf Wei­sung des Auf­trag­ge­bers bzw. des «Ver­ant­wort­li­chen» (vgl. dazu nach­fol­gen­de Ziff. 12) Per­so­nen­da­ten be­ar­bei­ten, z.B. Cloud-Dienst­leis­ter, Web­hos­ting-Agen­tu­ren, Pay­roll-Pro­vi­der etc. gel­ten als «Auf­trags­be­ar­bei­ter» (Art. 5 lit. k nDSG).

Die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten kann – wie be­reits heute – ver­trag­lich oder durch Ge­setz einem Auf­trags­be­ar­bei­ter über­tra­gen wer­den, wenn die­ser die Daten so be­ar­bei­tet, wie der Ver­ant­wort­li­che selbst es tun dürf­te, und keine ge­setz­li­che oder ver­trag­li­che Ge­heim­hal­tungs­pflicht die Über­tra­gung ver­bie­tet (Art. 9 nDSG). Der Bei­zug eines Auf­trags­be­ar­bei­ters setzt also in der Regel einen (schrift­li­chen) Ver­trag (Auf­trags­be­ar­bei­tungs­ver­trag, «ADV) vor­aus. Der Auf­trag­ge­ber bzw. Ver­ant­wort­li­che muss vor der Über­tra­gung si­cher­stel­len, dass der Auf­trags­be­ar­bei­ter in der Lage ist, die Da­ten­si­cher­heit (Art. 8 nDSG und Art. 1 ff. DSV) zu ge­währ­leis­ten. Der Auf­trags­be­ar­bei­ter ist ge­setz­lich ver­pflich­tet, die vor­gän­gi­ge (all­ge­mei­ne oder spe­zi­fi­sche) Ge­neh­mi­gung des Ver­ant­wort­li­chen ein­ho­len, bevor er einen Un­ter­auf­trag­neh­mer für die Da­ten­be­ar­bei­tung bei­zieht (Art. 7 DSV). Die Par­tei­en kön­nen wei­te­re Punk­te in den ADV auf­neh­men (z.B. Vor­ge­hen bei Be­trof­fe­nen­be­geh­ren und Ver­let­zun­gen der Da­ten­si­cher­heit, Audit- und Kon­troll­rech­te, Haf­tung, Ge­richts­stand etc.). In der Pra­xis wer­den re­gel­mäs­sig Mus­ter­ver­trä­ge ver­wen­det, die sich nach dem Min­des­tin­halt ge­mäss DSGVO rich­ten.

Das vor­sätz­li­che Über­ge­ben einer Da­ten­be­ar­bei­tung an einen Auf­trags­da­ten­be­ar­bei­ter, ohne dass die Vor­aus­set­zun­gen nach Art. 9 Abs. 1 und 2 er­füllt sind, wird unter Stra­fe ge­stellt (Art. 61 lit. b nDSG).

Als Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten gilt das «Über­mit­teln oder Zu­gäng­lich­ma­chen von Per­so­nen­da­ten» (Art. 5 lit. b nDSG). Damit stellt auch die blos­se Zu­griffs­mög­lich­keit durch eine Stel­le im Aus­land (z.B. Sup­port-Team) eine Be­kannt­ga­be im Sinne des nDSG dar.

Die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten ins Aus­land ist zu­läs­sig, so­fern der Emp­fän­ger­staat (auf­grund sei­ner Ge­setz­ge­bung) über ein «an­ge­mes­se­nes» Da­ten­schutz­ni­veau ver­fügt (Art. 16 Abs. 1 nDSG). Wel­che Staa­ten diese Vor­aus­set­zung er­fül­len, wird vom Bun­des­rat fest­ge­legt und im An­hang 1 der Da­ten­schutz­ver­ord­nung pu­bli­ziert.

Im Um­kehr­schluss be­deu­tet dies, dass alle Staa­ten, wel­che nicht auf die­ser Liste auf­ge­führt sind, über kein «an­ge­mes­se­nes» Da­ten­schutz­ni­veau ver­fü­gen und eine Be­kannt­ga­be – wenn über­haupt – nur unter zu­sätz­li­chen Schutz­mass­nah­men mög­lich ist (Art. 16 Abs. 2 und Art. 17 nDSG sowie Art. 9 DSV). Dazu wer­den ty­pi­scher­wei­se die sog. Stan­dard­ver­trags­klau­seln (SCC) ver­wen­det. Der Da­ten­ex­por­teur muss dabei durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men si­cher­stel­len, dass der Da­ten­emp­fän­ger die SCC ein­hält (Art. 10 DSV). Weil die SCC nur den Emp­fän­ger als Ver­trags­part­ner, nicht aber die lo­ka­len Be­hör­den bin­den und folg­lich die über­mit­tel­ten Per­so­nen­da­ten nicht vor staat­li­chen Zu­grif­fen ge­schützt sind, hat der Da­ten­ex­por­teur vor­gän­gig mit­tels Durch­füh­rung eines sog. «Trans­fer Risk As­sess­ment» (TIA) (Klau­sel 14 der SCC), das Ri­si­ko von aus schwei­ze­ri­scher Sicht in­ak­zep­ta­blen Zu­grif­fen durch Be­hör­den ein­zu­schät­zen. Je nach Ri­si­ko, sind zu­sätz­li­che Schutz­mass­nah­men (z.B. Pseud­ony­mi­sie­rung, Ver­schlüs­se­lung der Daten) zu tref­fen oder es ist gänz­lich vom Da­ten­trans­fer ab­zu­se­hen.

Die (even­tu­al-)vor­sätz­li­che Ver­let­zung der Be­stim­mun­gen über die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten ins Aus­land ist sank­ti­ons­be­droht (Art. 61 lit. a nDSG).

In Bezug auf die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten in die USA ist auf das neue EU-US Data Pri­va­cy Frame­work (DPF) hin­zu­wei­sen, unter wel­chem sich US-Un­ter­neh­men als Da­ten­im­por­teu­re zer­ti­fi­zie­ren las­sen kön­nen. Seit dem An­ge­mes­sen­heits­be­schluss der EU-Kom­mis­si­on vom 10. Juli 2023 gel­ten Da­ten­über­mitt­lun­gen aus der EU an US-Un­ter­neh­men, die unter dem DPF zer­ti­fi­ziert sind, als Da­ten­über­mitt­lun­gen in ein Land mit «an­ge­mes­se­nem» Da­ten­schutz­ni­veau (Link zur Pres­se­mit­tei­lung). Es ist zu er­war­ten, dass auch der EDÖB in ab­seh­ba­rer Zu­kunft für die Schweiz (CH-US Data Pri­va­cy Frame­work) die An­ge­mes­sen­heit von Da­ten­trans­fers unter dem DPF fest­stel­len wird.

Mit dem neuen Da­ten­schutz­ge­setz wur­den ei­ni­ge neue Be­grif­fe ein­ge­führt bzw. teil­wei­se an die DSGVO an­ge­gli­chen. Die Wich­tigs­ten sind:

  • Per­so­nen­da­ten: Der Be­griff wird auf na­tür­li­che Per­so­nen be­grenzt. Daten von ju­ris­ti­schen Per­so­nen sind also nicht mehr er­fasst und folg­lich vom Schutz­be­reich des DSG aus­ge­schlos­sen (Art. 1 und Art. 5 lit. a nDSG);
  • be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten: Hier­un­ter fal­len neu zu­sätz­lich auch Daten über die Zu­ge­hö­rig­keit zu einer Eth­nie, ge­ne­ti­sche und (ein­deu­tig iden­ti­fi­zie­ren­de) bio­me­tri­sche Daten (Art. 5 lit. c nDSG);
  • Ver­ant­wort­li­cher: Ent­spricht dem „In­ha­ber der Da­ten­samm­lung“ unter dem gel­ten­den Recht und dem „Ver­ant­wort­li­chen“ nach DSGVO. Dabei han­delt es sich um eine pri­va­te Per­son (ins­be­son­de­re Un­ter­neh­men) oder ein Bun­des­or­gan, die oder das al­lein oder zu­sam­men mit an­de­ren über den Zweck und die Mit­tel der Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten ent­schei­det (Art. 5 lit. j nDSG). Z.B. ein Ar­beit­ge­ber für die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten sei­ner An­ge­stell­ten im Rah­men der Durch­füh­rung des Ar­beits­ver­trags oder ein Händ­ler für die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten sei­ner Kun­den im Rah­men der Ab­wick­lung des Kauf­ver­trags;
  • Auf­trags­da­ten­be­ar­bei­ter: Als Auf­trags­be­ar­bei­ter gilt, wer im Auf­trag des Ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen­da­ten be­ar­bei­tet, z.B. Cloud-Dienst­leis­ter (Art. 5 lit. k DSG, vgl. auch vor­an­ge­hen­de Ziff. 10).
  • Pro­filing: Unter Pro­filing wird jede Art der au­to­ma­ti­sier­ten Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten ver­stan­den, die darin be­steht, dass diese Daten ver­wen­det wer­den, um be­stimm­te per­sön­li­che As­pek­te, die sich auf eine na­tür­li­che Per­son be­zie­hen (z.B. Ar­beits­leis­tung, wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on, Ge­sund­heit, In­ter­es­sen, Auf­ent­halts­ort, per­sön­li­che Vor­lie­ben), zu be­wer­ten, zu ana­ly­sie­ren oder vor­her­zu­sa­gen. Ver­schärf­te Rechts­fol­gen gel­ten indes nur beim «Pro­filing mit hohem Ri­si­ko», das ein hohes Ri­si­ko für die Per­sön­lich­keit oder die Grund­rech­te der be­trof­fe­nen Per­son mit sich bringt, indem es zu einer Ver­knüp­fung von Daten führt, die eine Be­ur­tei­lung we­sent­li­cher As­pek­te der Per­sön­lich­keit einer na­tür­li­chen Per­son. Die­ses ist ver­gleich­bar mit dem heu­ti­gen Kon­zept des «Per­sön­lich­keits­pro­fils». Es ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass das nDSG kein Ein­wil­li­gungs­er­for­der­nis für das Pro­filing mit hohem Ri­si­ko ein­führt, son­dern le­dig­lich for­dert, dass eine Ein­wil­li­gung, so­fern diese als Recht­fer­ti­gungs­grund nach Art. 31 nDSG er­for­der­lich sein soll­te, «aus­drück­lich» er­fol­gen muss. In die­sem Zu­sam­men­hang sei daran er­in­nert, dass die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten so­wohl unter gel­ten­dem als auch unter neuem Recht grund­sätz­lich kei­nes Recht­fer­ti­gungs­grun­des be­darf (vgl. vor­ste­hen­de Ziff. 5 und 9).
  • «Pri­va­cy by De­sign» und «Pri­va­cy by De­fault»: Unter nDSG wer­den die Grund­sät­ze «Pri­va­cy by De­sign» und «Pri­va­cy by De­fault» ein­ge­führt. Wie der Name be­reits an­deu­tet, be­deu­tet «Pri­va­cy by De­sign» (Da­ten­schutz durch Tech­nik­ge­stal­tung), dass be­reits zum Zeit­punkt der Pla­nung eines Be­ar­bei­tungs­sys­tems tech­ni­sche und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men ge­trof­fen wer­den sol­len, um ins­be­son­de­re die Si­cher­heit der Per­so­nen­da­ten zu ge­währ­leis­ten. Der Grund­satz «Pri­va­cy by De­fault» (Da­ten­schutz durch Vor­ein­stel­lung) be­sagt, dass die Vor­ein­stel­lun­gen eines Da­ten­be­ar­bei­tungs­sys­tems so zu kon­fi­gu­rie­ren sind, dass nur die­je­ni­gen Per­so­nen­da­ten be­ar­bei­tet wer­den, die für den je­wei­li­gen be­stimm­ten Ver­ar­bei­tungs­zweck tat­säch­lich er­for­der­lich sind. Damit sol­len auch wenig tech­nik-af­fi­ne Nut­zer/innen ge­schützt wer­den, die selbst keine Da­ten­schutz­ein­stel­lun­gen nach ihren Prä­fe­ren­zen an­pas­sen kön­nen. Es gilt an­zu­mer­ken, dass aus­schliess­lich dort eine da­ten­schutz­freund­li­che Vor­ein­stel­lung ge­trof­fen wer­den muss, wo die Ein­stel­lun­gen über­haupt an­ge­passt wer­den kön­nen.

Im Falle eines Ver­stos­ses gegen das neue Ge­setz dro­hen Sank­tio­nen in Form von Buss­gel­dern bis zu CHF 250‘000.00 (z.B. wenn sie gegen Ihre In­for­ma­ti­ons- oder Aus­kunfts­pflich­ten (Art. 19 ff. bzw. 25 ff. nDSG) ver­stos­sen oder Ihre Sorg­falts­pflich­ten ver­let­zen, na­ment­lich Per­so­nen­da­ten un­recht­mäs­sig ins Aus­land (Art. 16 f. nDSG) oder an einen Auf­trags­be­ar­bei­ter (Art. 9 nDSG) be­kannt­ge­ben oder die Min­dest­an­for­de­run­gen an die Da­ten­si­cher­heit (Art. 8 nDSG i.V.m. Art. 1 ff. DSV) nicht ein­hal­ten). Im Ge­gen­satz zur DSGVO rich­ten sich die Sank­tio­nen unter dem nDSG nicht gegen das fehl­ba­re Un­ter­neh­men, son­dern gegen die für die Ein­hal­tung des Da­ten­schut­zes ver­ant­wort­li­che na­tür­li­che Per­son (z.B. Ge­schäfts­füh­rer oder Ver­wal­tungs­rat, aber unter Um­stän­den auch an­de­re Mit­ar­bei­ten­de). Es wird aus­schliess­lich (even­tu­al-)vor­sätz­li­ches Ver­hal­ten be­straft (Art. 60 ff. nDSG). Aus­nahms­wei­se kön­nen Un­ter­neh­men auch di­rekt in die Pflicht ge­nom­men wer­den, falls eine Busse von höchs­tens CHF 50’000.00 in Be­tracht fällt und die Er­mitt­lung der straf­ba­ren na­tür­li­chen Per­son in­ner­halb des Un­ter­neh­mens oder der Or­ga­ni­sa­ti­on einen un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Un­ter­su­chungs­auf­wand mit sich zie­hen würde (Art. 64 abs. 2 nDSG)

Das Igno­rie­ren des (neuen) Da­ten­schutz­ge­set­zes kann je­doch nicht nur für die ver­ant­wort­li­che Per­son in einem Un­ter­neh­men, son­dern auch für das Un­ter­neh­men selbst Fol­gen haben, ins­be­son­de­re für seine Re­pu­ta­ti­on. Auch wur­den die Kom­pe­ten­zen des Eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz­be­auf­tra­gen (EDÖB) er­wei­tert (Art. 51 nDSG). Neu kann er nicht nur Emp­feh­lun­gen aus­spre­chen, son­dern auch Ver­wal­tungs­mass­nah­men ver­fü­gen (z.B. An­ord­nung, dass eine Be­ar­bei­tung an­ge­passt, un­ter­bro­chen oder ab­ge­bro­chen wird oder Per­so­nen­da­ten ge­löscht wer­den), was für Un­ter­neh­men eben­falls eine ein­schnei­den­de Mass­nah­me dar­stel­len kann.

Zu­nächst soll­te bald­mög­lichst ein Ak­ti­ons­plan mit Hilfe einer GAP-Ana­ly­se de­fi­niert wer­den, um die Da­ten­schutz-Com­p­li­an­ce Schritt für Schritt an das neue Ge­setz an­zu­pas­sen. Je nach Grös­se des Un­ter­neh­mens und dem Um­fang von Da­ten­be­ar­bei­tun­gen kann die­ser Pro­zess ei­ni­ge Tage oder aber meh­re­re Mo­na­te dau­ern. Un­ter­neh­men, die be­reits DSGVO-com­p­li­ant sind, wer­den selbst­re­dend we­ni­ger Auf­wand haben sol­che, die auf Feld eins be­gin­nen. Nichts­des­to­trotz sind prag­ma­ti­sche Lö­sun­gen er­for­der­lich, d.h. es soll­ten vor­der­hand die ge­setz­lich zwin­gen­den Min­dest­vor­ga­ben (z.B. Ver­zeich­nis, In­for­ma­ti­ons­pflicht, Auf­trags­be­ar­bei­tungs­ver­trä­ge, Da­ten­über­mitt­lun­gen in Dritt­län­der etc.) um­ge­setzt wer­den.

Ein Ak­ti­ons­plan soll­te auf den fol­gen­den drei Säu­len ba­sie­ren: IT-Si­cher­heit, recht­li­che As­pek­te und Data Go­ver­nan­ce. Zum letz­ten Punkt hat eco­no­mie­su­is­se eine Un­ter­neh­mens­char­ta er­stellt. Falls man­gels in­ter­ner Ex­per­ti­se und/oder Re­sour­cen nötig, soll­ten Un­ter­neh­men IT-Si­cher­heits- und Da­ten­schutz­ex­per­ten bei­zie­hen, sei es, um die Aus­ar­bei­tung oder punk­tu­el­le Über­prü­fun­gen von Do­ku­men­ten (z.B. Da­ten­schutz­er­klä­run­gen) oder Ver­trä­gen (ADVs) vor­neh­men zu las­sen oder um de­tail­lier­te Com­p­li­an­ce-Pro­gram­me (z.B. Wei­sun­gen, Pro­zes­se) zu ent­wi­ckeln.

Ohne auf die ein­zel­nen tech­ni­schen, recht­li­chen und IT-As­pek­te zur Ein­hal­tung des nDSG ein­zu­ge­hen, soll­te ein prag­ma­ti­scher Ak­ti­ons­plan min­des­tens die fol­gen­den Mass­nah­men be­inhal­ten:

  1. Ver­ant­wort­lich­kei­ten und Funk­tio­nen fest­le­gen
    Für die Pro­jekt­pla­nung ist es wich­tig, vor­gän­gig die Ver­ant­wort­lich­kei­ten fest­zu­le­gen und Funk­tio­nen zu ver­ge­ben. Es soll­te eine zen­tra­le Da­ten­schutz­stel­le (Ko­or­di­na­tor, An­sprech­per­son) ge­schaf­fen wer­den.

    In die­sem Zu­sam­men­hang kann so­gleich ge­prüft wer­den, ob ein Da­ten­schutz­be­ra­ter er­nannt wer­den muss oder soll (im Ge­gen­satz zur DSGVO ist dies unter dem nDSG für Pri­va­te frei­wil­lig – nur Bun­des­or­ga­ne sind ge­setz­lich dazu ver­pflich­tet, Art. 10 nDSG und Art. 23 DSV)
     
  2. Eine um­fas­sen­de Be­stands­auf­nah­me ist zen­tral
    Un­ter­neh­men müs­sen unter dem nDSG be­stimm­te In­for­ma­ti­ons­pflich­ten er­fül­len, d.h. sie müs­sen bei der Be­schaf­fung von Per­so­nen­da­ten über die Iden­ti­tät des Ver­ant­wort­li­chen, den Be­ar­bei­tungs­zweck, all­fäl­li­ge Da­ten­emp­fän­ger usw. in­for­mie­ren (Art. 19 ff. nDSG und Art. 13 DSV). Zudem müs­sen sie in der Lage sein, die Be­trof­fe­nen­rech­ten zu er­fül­len, etwa einer be­trof­fe­nen Per­son Aus­künf­te zur Be­ar­bei­tung ihrer Per­so­nen­da­ten zu er­tei­len (Art. 25 ff. nDSG und Art. 16 ff. DSV). Das alles setzt vor­aus, dass Un­ter­neh­men wis­sen, wel­che Per­so­nen­da­ten zu wel­chen Zwe­cken be­ar­bei­tet wer­den, ob die Daten in an­de­re Län­der und an wei­te­re Per­so­nen trans­fe­riert wer­den etc.

    Dem­zu­fol­ge soll­ten Un­ter­neh­men zu­nächst eine Be­stands­auf­nah­me aller Da­ten­be­ar­bei­tun­gen durch­zu­füh­ren. Dabei kann das ge­setz­lich neu vor­ge­schrie­be­ne Ver­zeich­nis (sog. Be­ar­bei­tungs­ver­zeich­nis) als Vor­la­ge die­nen. Damit wird nicht nur eine gute Aus­gangs­la­ge für die Er­ar­bei­tung wei­te­rer (zwin­gen­der) da­ten­schutz­recht­li­cher Do­ku­men­te (z.B. Da­ten­schutz­er­klä­rung, ADVs etc.) ge­schaf­fen, son­dern es kann zu­gleich die (all­fäl­li­ge) Pflicht zur Füh­rung eines Be­ar­bei­tungs­ver­zeich­nis­ses wahr­ge­nom­men wer­den. Eine sol­che Be­stands­auf­nah­me ist eine kol­lek­ti­ve An­stren­gung, die alle Mit­ar­bei­ter, die in die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten in­vol­viert sind, ein­be­zie­hen muss.
     
  3. GAP-Ana­ly­se und Ab­schät­zung der Ri­si­ken
    Mit­tels Gap-Ana­ly­se (Ver­gleich Ist- und Soll­zu­stand) kön­nen die er­for­der­li­chen Um­set­zungs­ar­bei­ten iden­ti­fi­ziert und an­schlies­send do­ku­men­tiert wer­den. Für diese Zwe­cke kann eben­falls auf Vor­la­gen für Be­ar­bei­tungs­ver­zeich­nis­se zu­rück­ge­grif­fen wer­den.

    Ei­ni­ge Pflich­ten des nDSG, wie bspw. die An­for­de­run­gen an die Da­ten­si­cher­heit, die Pflicht von KMU zur Füh­rung von Be­ar­bei­tungs­ver­zeich­nis­sen oder die Pflicht zur Durch­füh­rung einer Da­ten­schutz-Fol­gen­ab­schät­zung sind ab­hän­gig vom Ri­si­ko, wel­ches die Da­ten­be­ar­bei­tun­gen des Un­ter­neh­mens mit sich brin­gen. Aus die­sem Grund ist eine vor­gän­gi­ge Ri­si­ko­be­wer­tung er­for­der­lich, um die kon­kre­ten Um­set­zungs­mass­nah­men zu be­stim­men. Zur Ge­währ­leis­tung einer an­ge­mes­se­nen Da­ten­si­cher­heit müs­sen der Schutz­be­darf der Per­so­nen­da­ten be­stimmt und die im Hin­blick auf das Ri­si­ko ge­eig­ne­ten tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Mass­nah­men fest­legt wer­den. Für die Kri­te­ri­en zur Be­stim­mung des Schutz­be­darfs der Per­so­nen­da­ten kann auf die Kri­te­ri­en von Art. 1 Abs. 2 DSV, für die­je­ni­gen zur Be­ur­tei­lung des Ri­si­kos für die Per­sön­lich­keit oder die Grund­rech­te der be­trof­fe­nen Per­son auf die Kri­te­ri­en in Art. 1 Abs. 3 DSV ab­ge­stellt wer­den. Bei der Fest­le­gung der tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Mass­nah­men sind zudem der Stand der Tech­nik sowie die Im­ple­men­tie­rungs­kos­ten zu be­rück­sich­ti­gen (Art. 1 Abs. 4 DSV).

    Er­höh­te Ri­si­ken und damit hö­he­re An­for­de­run­gen an die Da­ten­schutz-Com­p­li­an­ce (insb. Da­ten­si­cher­heit) kön­nen bspw. vor­lie­gen, wenn:
     
    • Un­ter­neh­men eine gros­se Menge an Per­so­nen­da­ten be­ar­bei­ten. Z.B. haben Un­ter­neh­men, die sich auf On­line-Ver­käu­fe oder Im­port/Ex­port spe­zia­li­siert haben, einen gros­sen Kun­den­stamm, der eine be­trächt­li­che Menge an Per­so­nen­da­ten ge­ne­riert.
    • Un­ter­neh­men be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten (wie in Art. 5 lit. c nDSG de­fi­niert) be­ar­bei­ten. Be­trof­fen sind z.B. Un­ter­neh­men, die Per­so­nen­da­ten über po­li­ti­sche oder re­li­giö­se Mei­nun­gen, Ge­sund­heit, ge­ne­ti­sche oder ras­si­sche Daten, So­zi­al­hil­fe, Straf­ver­fol­gung usw. be­ar­bei­ten.
    • Un­ter­neh­men ein Pro­filing mit hohem Ri­si­ko durch­füh­ren.
    • Un­ter­neh­men au­to­ma­ti­sier­te Ein­zel­ent­schei­dun­gen durch­füh­ren.
       
    ​​​​In die­sen Fäl­len sind die An­for­de­run­gen an den Da­ten­schutz und ins­be­son­de­re an die Da­ten­si­cher­heit höher als bei­spiels­wei­se bei Un­ter­neh­men, die Daten einer be­grenz­ten An­zahl Mit­ar­bei­ter, Lie­fe­ran­ten, Kun­den etc. be­ar­bei­ten.

    Die Da­ten­schutz-Com­p­li­an­ce-Ar­beit er­for­dert je nach Art und Um­fang der be­ar­bei­te­ten Per­so­nen­da­ten die Ent­wick­lung oder Bei­zie­hung von Da­ten­schutz-Know­how sowie re­gel­mäs­sig die Ein­rich­tung in­ter­ner Pro­zes­se, um die An­for­de­run­gen des neuen Ge­set­zes zu er­fül­len. Nicht zu un­ter­schät­zen sind die ma­te­ri­el­len Res­sour­cen (Da­ten­ver­wal­tungs­soft­ware etc.), die per­so­nel­len Res­sour­cen (Data Pro­tec­tion Of­fi­cer bzw. für den Da­ten­schutz zu­stän­di­ge Mit­ar­bei­ter etc.) und die Zeit, die dafür auf­ge­wen­det wer­den muss.

    Je nach Um­fang der Com­p­li­an­ce-An­for­de­run­gen wird den Un­ter­neh­men drin­gend emp­foh­len, die Diens­te von IT-Ex­per­ten, An­wäl­ten und Schu­lungs­an­ge­bo­ten der Han­dels­kam­mern in An­spruch zu neh­men.
     
  4. Be­wusst­sein we­cken
    So­wohl für klei­ne als auch gros­se Un­ter­neh­men gilt: alle Mit­ar­bei­ter, vom Lehr­ling bis zum Ge­schäfts­füh­rer, müs­sen für das Thema Da­ten­schutz sen­si­bi­li­siert wer­den. Emp­fangs­mit­ar­bei­ter, Pro­jekt­lei­ter, Per­so­nal­lei­ter, Be­ra­ter, Frei­be­ruf­ler, Ge­schäfts­füh­rer – Mit­ar­bei­ter auf allen Ebe­nen eines Un­ter­neh­mens be­ar­bei­ten re­gel­mäs­sig Per­so­nen­da­ten und tra­gen hier­für ggf. sogar eine straf­be­wehr­te Ver­ant­wor­tung.

    Zwar wird weder im nDSG noch in der DSGVO ex­pli­zit ver­langt, dass Schu­lun­gen durch­ge­führt wer­den, fak­tisch sind diese aber oft not­wen­dig (und kön­nen sich bei einem straf­recht­lich re­le­van­ten Ver­stoss al­len­falls haf­tungs­re­du­zie­ren aus­wir­ken), um im Un­ter­neh­men die er­for­der­li­che Sen­si­bi­li­tät für das Thema zu schaf­fen.

    Bei­spiel: Eine Emp­fangs­da­me führt ein Re­gis­ter der Be­su­cher eines Un­ter­neh­mens. Indem sie den Vor- und Nach­na­men von Per­so­nen, die das Un­ter­neh­men be­su­chen, er­fasst und ar­chi­viert, be­ar­bei­tet sie be­reits Per­so­nen­da­ten.
     
  5. Trans­pa­renz und In­for­ma­ti­on
    Trans­pa­renz bei der Da­ten­be­ar­bei­tung ist auch unter dem neuen DSG nach wie vor ein wich­ti­ger Grund­satz. Hinzu kommt die In­for­ma­ti­ons­pflicht bei der Da­ten­be­schaf­fung. Der Ver­ant­wort­li­che muss die be­trof­fe­nen Per­so­nen über ver­schie­de­ne As­pek­te der Da­ten­be­ar­bei­tung(en) zwin­gend in­for­mie­ren. Des­halb ist die Er­stel­lung bzw. Ak­tua­li­sie­rung von Da­ten­schutz­er­klä­run­gen mit Blick auf das In­kraft­tre­ten des nDSG un­er­läss­lich (auf der Un­ter­neh­mens­web­site, aber auch in der phy­si­schen Kor­re­spon­denz).
     
  6. IT-Si­cher­heit
    Unter dem Stich­wort Da­ten­si­cher­heit müs­sen Un­ter­neh­men si­cher­stel­len, dass die Si­cher­heit ihrer IT-Sys­te­me und Soft­ware-An­wen­dun­gen den Vor­ga­ben des neuen Ge­set­zes ent­spricht. Dazu ge­hö­ren ins­be­son­de­re tech­ni­sche und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men (sog. TOMs, z.B. Zu­griffs­rech­te, Pseud­ony­mi­sie­rung) zur Ver­hin­de­rung von Cy­ber­at­ta­cken, Da­ten­ma­ni­pu­la­ti­on, Da­ten­dieb­stahl und an­der­wei­ti­gen Da­ten­ver­lust. Mit den TOMs soll auf die Schutz­zie­le der Da­ten­si­cher­heit nach Art. 2 DSV hin­ge­wirkt wer­den (Ver­trau­lich­keit, Ver­füg­bar­keit, In­te­gri­tät und Nach­voll­zieh­bar­keit).

    In die­sem Zu­sam­men­hang ist zu er­wäh­nen, dass «über die ge­sam­te Be­ar­bei­tungs­dau­er» eine Pflicht zur Über­prü­fung und ge­ge­be­nen­falls An­pas­sung der ge­trof­fe­nen Mass­nah­men be­steht und ein vor­sätz­li­cher Ver­stoss gegen die Min­dest­an­for­de­run­gen an die Da­ten­si­cher­heit sank­ti­ons­be­wehrt ist (Art. 61 lit. c nDSG).
     
  7. In­ter­ne Or­ga­ni­sa­ti­on und Ab­läu­fe
    Um auf Be­trof­fe­nen­an­fra­gen (z.B. Aus­kunfts- oder Lösch­be­geh­ren eines Kun­den) oder auf eine Ver­let­zung der Da­ten­si­cher­heit («Da­ten­pan­nen»), bei denen Per­so­nen­da­ten ver­lo­ren gehen, ge­stoh­len oder miss­braucht wer­den, ge­set­zes­kon­form re­agie­ren zu kön­nen, müs­sen klare in­ter­ne Pro­zes­se fest­ge­legt und ent­spre­chen­de Re­gle­men­te oder Wei­sun­gen aus­ge­ar­bei­tet wer­den. Diese soll­ten je nach Vor­fall ins­be­son­de­re de­fi­nie­ren, wel­cher Mit­ar­bei­ter (inkl. Ver­tre­tung) wel­che Mass­nah­men in­nert wel­cher Frist tref­fen muss.

    Bei­spiel: Ver­let­zung der Da­ten­si­cher­heit: Über­blick von Fall­bei­spie­len bzw. Kri­te­ri­en, nach denen zu be­ur­tei­len ist, ob ein Vor­fall einer Be­hör­de ge­mel­det wer­den muss. Klare Aus­füh­run­gen dazu, wel­cher Mit­ar­bei­ter diese Mel­dung in­nert wel­cher First und in wel­cher Form an wel­che Be­hör­de vor­neh­men muss (Check­lis­ten).
     
  8. Er­stel­lung und Füh­rung eines Ver­zeich­nis­ses der Be­ar­bei­tungs­tä­tig­kei­ten
    Das nDSG sieht vor, dass so­wohl der Ver­ant­wort­li­che als auch der Auf­trags­be­ar­bei­ter je ein Ver­zeich­nis über ihre Be­ar­bei­tungs­tä­tig­kei­ten füh­ren muss. Diese Pflicht gilt grund­sätz­lich für alle Un­ter­neh­men. Der Bun­des­rat kann je­doch Aus­nah­men vor­se­hen für Un­ter­neh­men mit we­ni­ger als 250 Mit­ar­bei­tern (Art 12 Abs. 2 nDSG und Art. 24 DSV).

    Das Er­stel­len sol­cher Ver­zeich­nis­se setzt vor­aus, dass sämt­li­che Be­ar­bei­tun­gen von Per­so­nen­da­ten in­ner­halb eines Un­ter­neh­mens iden­ti­fi­ziert und sys­te­ma­tisch zu­sam­men­ge­tra­gen wer­den. Ge­ra­de in Fäl­len, wo noch keine ent­spre­chen­den Ver­zeich­nis­se ge­führt wer­den und viele ver­schie­de­ne Be­ar­bei­tun­gen durch­ge­führt wer­den, ist die­ser Pro­zess mit einem be­trächt­li­chen Auf­wand ver­bun­den und soll­te daher früh­zei­tig an­ge­gan­gen wer­den.
     
  9. Über­prü­fung von Ver­trä­gen
    Bis zum In­kraft­tre­ten des neuen Ge­set­zes soll­ten Un­ter­neh­men ihre Ver­trä­ge mit Kun­den, Lie­fe­ran­ten und Dienst­leis­tern sowie Ar­beit­neh­mern mit Blick auf die Neue­run­gen über­prü­fen und ggf. an­pas­sen. Dies setzt früh­zei­ti­ge Vor­keh­run­gen vor­aus. Eine ra­sche Um­set­zung ist auch des­halb an­ge­zeigt, weil damit ge­rech­net wer­den muss, dass viele Ver­trags­part­ner ih­rer­seits Ver­trä­ge bzw. Ver­trags­an­pas­sun­gen ver­lan­gen wer­den, um ih­rer­seits Da­ten­schutz-Com­p­li­an­ce si­cher­zu­stel­len.
     
  10. In­for­miert blei­ben
    Um sich dem Thema Da­ten­schutz-Com­p­li­an­ce unter dem nDSG be­wusst zu wer­den, muss man in der Lage sein, die kon­kre­ten Aus­wir­kun­gen des neuen Ge­set­zes auf die ei­ge­nen Be­ar­bei­tungs­pro­zes­se zu ver­ste­hen. In­for­mie­ren Sie sich auf den In­ter­net­sei­ten der Da­ten­schutz­be­hör­de (EDÖB), auf ein­schlä­gi­gen Blogs, in Fach­zeit­schrif­ten und neh­men Sie an den ver­schie­de­nen Schu­lun­gen teil (z.B. von In­dus­trie- und Han­dels­kam­mern).

    Zu be­ach­ten ist, dass die Si­cher­stel­lung der Da­ten­schutz-Com­p­li­an­ce keine ein­ma­li­ge Übung ist. Viel­mehr soll­te diese u.a. auf­grund der tech­ni­schen (z.B. neue IT-Sys­te­me), recht­li­chen (z.B. Ge­set­zes­an­pas­sun­gen oder Be­hör­den­pra­xis) und un­ter­neh­me­ri­schen (z.B. neue Dienst­leis­tun­gen, Nie­der­las­sun­gen in an­de­ren Län­dern) Ent­wick­lung re­gel­mäs­sig über­prüft und ge­ge­be­nen­falls an­ge­passt wer­den. Mit Blick auf die Da­ten­si­cher­heit schreibt Art. 1 Abs. 5 DSV ex­pli­zit vor, dass der Schutz­be­darf der Per­so­nen­da­ten, das Ri­si­ko und die tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Mass­nah­men über die ge­sam­te Be­ar­bei­tungs­dau­er hin­weg zu über­prü­fen und die Mass­nah­men nö­ti­gen­falls an­zu­pas­sen sind. Es bie­tet sich an, ent­spre­chen­de Ver­fah­ren und Ver­ant­wort­lich­kei­ten für diese Über­prü­fun­gen fest­zu­le­gen.