Altervorsorge

BSV be­stä­tigt Über­le­gen­heit des Na­tio­nal­rats­mo­dells

Die So­zi­al­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats (SGK-N) hat ihr Kom­pen­sa­ti­ons­mo­dell zur Re­form der Al­ters­vor­sor­ge 2020 ent­schei­dend ver­bes­sert. Es wirkt deut­lich bes­ser und kos­tet Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber Hun­der­te Mil­lio­nen Fran­ken we­ni­ger pro Jahr als das Mo­dell des Stän­de­rats. Dies be­stä­tigt nun auch das Bun­des­amt für So­zi­al­ver­si­che­run­gen. Die be­schei­nig­ten An­pas­sun­gen ma­chen den Weg frei für eine mehr­heits­fä­hi­ge Re­form der Al­ters­vor­sor­ge.

Die So­zi­al­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats (SGK-N) hat sich an ihrer Sit­zung zur Re­form der Al­ters­vor­sor­ge 2020 für eine ver­bes­ser­te Ver­si­on des Na­tio­nal­rats­mo­dells aus­ge­spro­chen. Die Kom­mis­si­on trägt damit den we­sent­li­chen Kri­tik­punk­ten an ihrem ur­sprüng­li­chen Re­form­mo­dell Rech­nung. Ein Be­richt des Bun­des­amts für So­zi­al­ver­si­che­run­gen (BSV) be­stä­tigt jetzt: Das von der Kom­mis­si­on mo­di­fi­zier­te Mo­dell des Na­tio­nal­rats ver­mag die Sen­kung des Min­destum­wand­lungs­sat­zes in der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge deut­lich bes­ser und güns­ti­ger zu kom­pen­sie­ren als das Mo­dell des Stän­de­rats. Es führt gleich­zei­tig zu einer spür­ba­ren Ver­bes­se­rung der Vor­sor­ge für Teil­zeit­an­ge­stell­te sowie Er­werbs­tä­ti­ge mit tie­fe­ren Ein­kom­men und bie­tet eine Lö­sung für das wach­sen­de Phä­no­men der Mehr­fach­be­schäf­ti­gung.

Mit sei­nen An­pas­sun­gen im Kom­pen­sa­ti­ons­mo­dell be­sinnt sich die SGK-N im We­sent­li­chen auf jenen Vor­schlag, den der Bun­des­rat be­reits in sei­ner Bot­schaft un­ter­brei­tet hatte. Für die Kom­pen­sa­ti­on der Sen­kung des Min­destum­wand­lungs­sat­zes sol­len rund 0,6 Pro­zent Lohn­bei­trä­ge ein­ge­setzt wer­den, zur Si­che­rung der AHV-Ren­ten auf jet­zi­gem Ni­veau zu­sätz­lich 0,6 Pro­zent­punk­te Mehr­wert­steu­er. Damit be­lau­fen sich die Ge­samt­kos­ten der Re­form auf knapp 5 Mil­li­ar­den Fran­ken, was eine jähr­li­che Re­duk­ti­on von knapp 2 Mil­li­ar­den Fran­ken ge­gen­über dem Mo­dell des Stän­de­rats be­deu­tet.

Die na­tio­nal­rät­li­che Lö­sung er­füllt die Ziel­set­zung der Re­form in idea­ler Weise: Sie si­chert das Ren­ten­ni­veau lang­fris­tig – auch in einer al­tern­den Ge­sell­schaft. Die be­ruf­li­che Vor­sor­ge wird durch die Ab­schaf­fung des Ko­or­di­na­ti­ons­ab­zugs ver­ein­facht, wo­durch Ver­wal­tungs­kos­ten re­du­ziert wer­den. Dank wei­te­rer Mass­nah­men ist die Lö­sung nun auch für die KMU-Wirt­schaft und für jün­ge­re Er­werbs­tä­ti­ge gut ver­kraft­bar. Zudem ist die ma­xi­mal mög­li­che Ren­ten­ein­bus­se durch die Sen­kung des Min­destum­wand­lungs­sat­zes spür­bar tie­fer als im Mo­dell des Stän­de­rats. Die Lö­sung führt eben­falls zu einer spür­ba­ren Bes­ser­stel­lung von teil­zeit­er­wer­ben­den Per­so­nen – be­son­ders von Frau­en. Wer früh Bei­trä­ge in die AHV be­zahlt hat und trotz le­bens­lan­ger Er­werbs­ar­beit auf be­schei­de­ne­rem Ein­kom­mens­ni­veau ver­harrt, soll die AHV nach dem Wil­len der SGK-N pri­vi­le­giert vor­be­zie­hen kön­nen. Auch von die­ser fo­kus­sier­ten Mass­nah­me, die eben­falls be­reits in der bun­des­rät­li­chen Bot­schaft zur Dis­kus­si­on ge­stellt wurde, wer­den vor allem Frau­en in Nied­rig­lohn­be­ru­fen pro­fi­tie­ren. Mit die­sen Ver­bes­se­run­gen nimmt die SGK-N die An­lie­gen einer so­zi­al­ver­träg­li­che­ren Re­form auf und schafft die Vor­aus­set­zun­gen für einen trag­fä­hi­gen Kom­pro­miss, der auch vor dem Volk be­ste­hen kann.

Der Schwei­ze­ri­sche Ar­beit­ge­ber­ver­band und eco­no­mie­su­is­se be­grüs­sen, dass die SGK-N an der Sta­bi­li­sie­rungs­re­gel für die AHV fest­hält, um die AHV-Ren­ten selbst über den Zeit­ho­ri­zont von 2030 hin­aus zu si­chern. Dem­ge­gen­über würde ein Ren­ten­aus­bau um 70 Fran­ken für Neu­rent­ne­rin­nen und Neu­rent­ner, wie ihn der Stän­de­rat for­dert, die struk­tu­rel­len Pro­ble­me der AHV wei­ter ver­schär­fen. Be­reits 2035 würde ge­mäss Lö­sung des Stän­de­rats in der AHV wie­der ein Fi­nanz­loch von über 5 Mil­li­ar­den Fran­ken klaf­fen. Zudem käme ein AHV-Aus­bau mit der Giess­kan­ne nach dem kla­ren Ple­bis­zit gegen AHVp­lus einer Zwän­ge­rei gleich. Über­dies würde mit dem Aus­bau der AHV für Neu­rent­ner um 70 Fran­ken eine Zwei­klas­sen­ge­sell­schaft unter den Rent­nern ge­schaf­fen, indem bis­he­ri­ge Rent­ner zwar mas­siv mit­fi­nan­zie­ren müss­ten, aber leer aus­gin­gen. Aus die­sen Grün­den ist ein Ren­ten­aus­bau um 70 Fran­ken an der Urne chan­cen­los.

Jetzt liegt es am Ple­num des Na­tio­nal­rats, sei­ner Kom­mis­si­on zu fol­gen und damit dem Stän­de­rat zu er­mög­li­chen, auf den Weg zu einer wirk­sa­men und breit ab­ge­stütz­ten Re­form der Al­ters­vor­sor­ge ein­zu­schwen­ken. In An­be­tracht der vom BSV at­tes­tier­ten Über­le­gen­heit des SGK-N-Mo­dells sind die Vor­be­hal­te der Klei­nen Kam­mer nicht mehr be­grün­det. Darum er­war­ten die Spit­zen­ver­bän­de der Schwei­zer Wirt­schaft vom Stän­de­rat, dass er von sei­nem Mo­dell ab­rückt und die Linie des Na­tio­nal­rats über­nimmt. Um­ge­kehrt wird es am Na­tio­nal­rat sein, in an­dern Dif­fe­renz­punk­ten auf die Linie des Stän­de­rats ein­zu­schwen­ken, dar­un­ter die Frage des Bun­des­bei­trags an die AHV. Mit Blick auf die Bun­des­fi­nan­zen muss aus Sicht der Spit­zen­ver­bän­de auf die Er­hö­hung des Bun­des­bei­trags auf 20 Pro­zent ver­zich­tet wer­den.

SCHWEI­ZE­RI­SCHER AR­BEIT­GE­BER­VER­BAND und eco­no­mie­su­is­se

WEI­TE­RE AUS­KÜNF­TE

Ro­land A. Mül­ler, Di­rek­tor Schwei­ze­ri­scher Ar­beit­ge­ber­ver­band, 079 220 52 29, mu­el­ler@​arbeitgeber.​ch

Mar­tin Kai­ser, Res­sort­lei­ter So­zi­al­po­li­tik, Schwei­ze­ri­scher Ar­beit­ge­ber­ver­band, 079 517 68 26, kai­ser@​arbeitgeber.​ch

Me­di­en­stel­le eco­no­mie­su­is­se, mi­cha­el.​wiesner@​eco​nomi​esui​sse.​ch