Ein Bruch im Ge­fü­ge der Welt­wirt­schaft?

Die Er­eig­nis­se der letz­ten Tage be­zeu­gen ein­drück­lich die ak­tu­el­len glo­ba­len Um­wäl­zun­gen. Am Mon­tag sprach sich der chi­ne­si­sche Staats­prä­si­dent Xi Jin­ping in Bern vor Un­ter­neh­mern für of­fe­ne Welt­märk­te und gegen Pro­tek­tio­nis­mus aus. Am Mitt­woch kün­de­te die bri­ti­sche Pre­mier­mi­nis­te­rin The­re­sa May das Ver­las­sen des eu­ro­päi­schen Bin­nen­markts an und am Frei­tag wurde mit Do­nald Trump ein neuer US-Prä­si­dent ver­ei­digt, der sich in den letz­ten Mo­na­ten ve­he­ment für pro­tek­tio­nis­ti­sche Mass­nah­men aus­ge­spro­chen hat.

Der Bruch im Ge­fü­ge der Welt­wirt­schaft ist un­ver­kenn­bar. Bis­her waren es die USA und Eu­ro­pa, die sich wäh­rend über sechs Jahr­zehn­ten er­folg­reich für Öff­nung und In­te­gra­ti­on der Welt­wirt­schaft ein­ge­setzt haben. Die­ses Er­folgs­mo­dell hatte auch geo­po­li­ti­sche Aus­wir­kun­gen. Der of­fen­sicht­li­che Er­folg der Markt­wirt­schaft be­güns­tig­te in China erste Re­for­men, die schritt­wei­se fort­ge­setzt wur­den und Vor­aus­set­zung für den epo­cha­len wirt­schaft­li­chen Auf­hol­pro­zess waren. Und nach­dem der Ost­block wegen der ei­ge­nen Re­form­un­fä­hig­keit im­plo­dier­te, war die At­trak­ti­vi­tät des eu­ro­päi­schen Bin­nen­markts ein wich­ti­ger An­reiz für die Über­win­dung des ei­ser­nen Vor­hangs. Die WTO wurde dank der Auf­nah­me fast aller Län­der tat­säch­lich zur glo­ba­len Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on. Letz­te Woche wurde deut­lich: Der Wes­ten wird nun durch den welt­wei­ten Er­folg des ei­ge­nen Wirt­schafts­sys­tems her­aus­ge­for­dert.

Und nun? Sucht der Wes­ten in einer Welt, die immer ver­netz­ter und kom­ple­xer wird, sein Heil ver­mehrt mit ein­fa­chen Re­zep­ten? Ist es gut, wenn die Po­li­tik von einer Un­lust ge­gen­über der Zu­kunft ge­prägt wird? Die der­zeit in ei­ni­gen west­li­chen Staa­ten gras­sie­ren­de Ab­schot­tungs­rhe­to­rik hilft aber nicht im Um­gang mit den zahl­rei­chen Her­aus­for­de­run­gen. Rück­wärts­ge­wand­ter Na­tio­na­lis­mus in eine ver­meint­lich glück­li­che­re Ver­gan­gen­heit ist als Kon­zept un­taug­lich und des­halb ein fal­scher Weg.

Pro­tek­tio­nis­mus mün­det letzt­lich in sin­ken­den Wohl­stand brei­ter Be­völ­ke­rungs­schich­ten. Der Wohl­stand ist kein Dau­er­zu­stand. Son­dern er muss jeden Tag am Markt neu er­ar­bei­tet wer­den. Eine of­fe­ne Ge­sell­schaft bie­tet dem In­di­vi­du­um hö­he­re Er­folgs­chan­cen im glo­ba­len Wett­be­werb. Das gilt auch für die Schweiz. Es braucht einen zu­kunfts­ge­rich­te­ten Ge­stal­tungs­wil­len: Unser Wohl­stand war, ist und bleibt die Folge vie­ler Ver­bes­se­run­gen und An­pas­sun­gen in allen Be­rei­chen von Wirt­schaft und Ge­sell­schaft.