Abnehmende Lesefähigkeit: Trendwende nötig
Stark in Mathematik, mässig gut in Naturwissenschaften und ein eindeutiger Leistungsabfall beim Lesen: Die jüngsten PISA-Ergebnisse zum Schweizer Bildungssystem zeigen, dass die Förderung der Grundkompetenzen weiter verbessert werden muss.
Die unangenehme Wahrheit: Die PISA-Resultate der Schweizer Schülerinnen und Schüler sind nicht sehr erfreulich. Zwar kann man den Vergleich der schulischen Leistungen in den OECD-Ländern im Rahmen der aktuellen Studie relativieren und methodische Schwachstellen betonen. Trotz aller Einschränkungen erlaubt er aber, auch unangenehme Wahrheiten auf den Tisch zu bringen.
Die Ergebnisse bestätigen, dass die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler in der Schweiz stark in der Mathematik sind. Sie weisen aber deutliche Schwächen beim Lesen und in den Naturwissenschaften auf. Die Leistungen im Lesen sind im Vergleich zu 2012 sogar deutlich schwächer ausgefallen.
Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass der Anteil an Schülerinnen und Schülern, die sehr schwache Lesefähigkeiten zeigen, merklich angestiegen ist. Andererseits sank der Anteil der Top-Performer mit sehr guten Leseleistungen. Insgesamt sind die Schweizer punkto Lesekompetenz nur noch knapp im OECD-Durchschnitt. So sind beispielsweise die Jugendlichen in den USA oder in Spanien in der PISA-Leserangliste weiter vorne positioniert. Etwas besser sind im internationalen Vergleich die Schweizer Leistungen in den Naturwissenschaften. Sie liegen immerhin über dem OECD-Durchschnitt, doch der Abstand etwa zu Finnland oder Japan ist gross.
Lesekompetenzen müssen nachhaltig verbessert werden
Die PISA-Resultate halten der Schweiz den Spiegel vor Augen: Die Leistungen unserer Jugendlichen sind im internationalen Vergleich nicht überragend. Es wird sich zeigen, ob die veränderte Testmethode einen Einfluss auf das schlechte Leseergebnis der 15-Jährigen hatte. Würde es aber bei diesen Leistungen bleiben, wäre dies absolut unvereinbar mit dem Anspruch der Schweiz, eines der besten Bildungssysteme der Welt zu haben.
Es ist richtig und dringend, dass die Bildungsverantwortlichen den bereits eingeschlagenen Weg, die Lesekompetenzen in unseren Schulen zu stärken, mit Konsequenz und Beharrlichkeit weitergehen. Es kann nicht sein, dass die Schweizer Schülerinnen und Schüler im OECD-Vergleich nur mittelmässige Leistungen erbringen. Für den beruflichen und gesellschaftlichen Erfolg ist die Lesekompetenz von entscheidender Bedeutung. Auch bei den Naturwissenschaften gilt es, sich anspruchsvolle Ziele zu setzen. Im Zeitalter des Fachkräftemangels gerade in den MINT-Berufen braucht es mehr junge Menschen, die sich eine solche anspruchsvolle, aber auch sehr interessante Ausbildung zutrauen. Dafür muss die obligatorische Schule die Basis legen.