Une jeune femme assise au volant d'une voiture autonome regarde l'écran de son smartphone

5G-Mo­bil­funk: Drei My­then, die sich hart­nä­ckig hal­ten

Die De­bat­te um die Rah­men­be­din­gun­gen für den 5G-Mo­bil­funk wird hit­zig, emo­tio­nal und zu­wei­len un­ehr­lich ge­führt. Eine Ver­sach­li­chung ist des­halb drin­gend nötig. Mo­bil­funk­geg­ner kon­stru­ie­ren einen Wi­der­spruch, den es in Tat und Wahr­heit nicht gibt – Ge­sund­heits­schutz und mo­derat ge­lo­cker­te Strah­len­grenz­wer­te schlies­sen sich nicht aus.

ICT

Am 5. März be­han­delt der Stän­de­rat eine Mo­ti­on sei­ner Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen (KVF) zum Mo­bil­funk. Diese ver­langt, dass der Bun­des­rat den Ka­pa­zi­täts­aus­bau bei der Netz­in­fra­struk­tur er­mög­licht und die Tür für eine Ein­füh­rung der 5G-Tech­no­lo­gie öff­net. Kon­kret geht es um eine An­pas­sung der Strah­len­grenz­wer­te für Mo­bil­funk­an­la­gen. 

5G als Vor­aus­set­zung für die Di­gi­ta­li­sie­rung

Für die Wirt­schaft ist 5G im Hin­blick auf die Di­gi­ta­li­sie­rung ent­schei­dend. Viele Bran­chen er­hof­fen sich einen In­no­va­ti­ons­schub und neue Wachs­tums­im­pul­se. Dies be­ton­ten zu­letzt 15 Wirt­schafts­ver­bän­de in einem Brief an die Stän­de­rä­te. Ob­wohl die For­de­run­gen be­züg­lich der an­zu­pas­sen­den Grenz­wer­te sehr mo­derat sind, kämp­fen die Geg­ner gegen jede Lo­cke­rung. Dabei grei­fen sie teil­wei­se auf fal­sche Be­haup­tun­gen und ir­re­füh­ren­de Ar­gu­men­ta­tio­nen zu­rück. eco­no­mie­su­is­se zeigt im Fol­gen­den auf, warum drei immer wie­der auf­tau­chen­de My­then halt­los sind:

My­thos 1:  «Die Wirt­schaft setzt mit ihrer For­de­rung nach tie­fe­ren Grenz­wer­ten die öf­fent­li­che Ge­sund­heit aufs Spiel»

Diese Be­haup­tung ist falsch. Es gibt kei­nen Ziel­kon­flikt zwi­schen dem Ge­sund­heits­schutz und den For­de­run­gen der Wirt­schaft. In den letz­ten zehn bis 15 Jah­ren wur­den un­zäh­li­ge Stu­di­en zu den ge­sund­heit­li­chen Ef­fek­ten der Strah­lung von Mo­bil­funk­an­ten­nen und Mo­bil­te­le­fo­nen durch­ge­führt. Bis­her konn­te kein sys­te­ma­ti­sches Ri­si­ko nach­ge­wie­sen wer­den. Dem­entspre­chend emp­fiehlt auch die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO heute An­la­ge­grenz­wer­te, die um den Fak­tor 10 über dem Schwei­zer Grenz­wert lie­gen. Was die Wirt­schaft ver­langt, ist eine mo­dera­te Kor­rek­tur und keine voll­stän­di­ge An­glei­chung an die WHO-Grenz­wer­te. Kom­men Par­la­ment und Bun­des­rat den For­de­run­gen der Wirt­schaft nach, sind die An­la­ge­grenz­wer­te immer noch um den Fak­tor 3 höher, als die WHO emp­fiehlt. Das Schwei­zer Vor­sor­ge­prin­zip bleibt ge­wahrt.

My­thos 2: «5G ist Luxus – es gibt an­de­re tech­ni­sche Lö­sun­gen, die genau gleich gut sind»

Auch das ist nicht kor­rekt. 5G ist eine kom­plett neue Tech­no­lo­gie und nicht ein­fach nur mehr vom Glei­chen. Sie bringt tech­ni­sche Ei­gen­schaf­ten und In­no­va­tio­nen, die für die Di­gi­ta­li­sie­rung sehr wich­tig wer­den: Hohe Da­ten­über­tra­gungs­ra­ten, gros­se Stör­fes­tig­keit, en­er­gie­ef­fi­zi­en­te Sen­de­ver­fah­ren, sehr ge­rin­ge La­tenz­zei­ten usw. Das alles kann keine an­de­re Tech­no­lo­gie bie­ten. Ohne An­pas­sung der Grenz­wer­te kön­nen die neuen Mög­lich­kei­ten nicht aus­ge­schöpft wer­den und das Netz ver­teu­ert sich mas­siv. Zudem braucht es dann deut­lich mehr An­ten­nen.

My­thos 3: «Das ist alles Zwän­ge­rei, die Zeit zum Han­deln drängt über­haupt nicht»

Be­reits heute sind die Mo­bil­funk­net­ze in den Zen­tren zu über 90 Pro­zent aus­ge­las­tet. Die Nach­fra­ge steigt der­weil un­ge­bro­chen an. Damit die Leis­tungs­fä­hig­keit un­se­res Schwei­zer Mo­bil­funks er­hal­ten wer­den kann, gibt es zwei Op­tio­nen: Eine leich­te An­pas­sung der Strah­len­grenz­wer­te, die eine Auf­rüs­tung der be­ste­hen­den An­ten­nen er­mög­licht, oder aber eine Ver­dopp­lung der An­zahl An­ten­nen in den nächs­ten Jah­ren, um die Nach­fra­ge zu de­cken. Letz­te­res dürf­te den Mo­bil­funk­geg­nern wohl we­ni­ger ge­fal­len. Zudem: 5G ist alles an­de­re als eine ferne Zu­kunfts­vi­si­on. Die EU-Mit­glied­staa­ten und zahl­rei­che wei­te­re Län­der geben der­zeit Voll­gas bei der Ein­füh­rung der neuen Netz­ge­ne­ra­ti­on. Soll die Schweiz im Stand­ort­wett­be­werb keine Nach­tei­le er­lei­den, müs­sen die Vor­aus­set­zun­gen für eine bal­di­ge 5G-Ein­füh­rung jetzt ge­schaf­fen wer­den.