2024: Aus­ge­zeich­ne­ter Jahr­gang für die Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • Das Jahr 2024 war für die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schaft ein gutes Jahr.
  • Drei Frei­han­dels­ab­kom­men konn­te die Schweiz neu ab­schlies­sen und zwei mo­der­ni­sie­ren. Zudem wur­den die Ver­hand­lun­gen mit der EU über die Bi­la­te­ra­len III letz­te Woche auf der tech­ni­schen Ebene ab­ge­schlos­sen.
  • 2025 wird für die Schwei­zer Ex­port­un­ter­neh­men den­noch ein an­spruchs­vol­les Jahr. In Zei­ten es­ka­lie­ren­der Han­dels­kon­flik­te sind gute Ab­kom­men mit den wich­tigs­ten Han­dels­part­nern für die Schweiz ein ent­schei­den­der Er­folgs­fak­tor.

Die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik blickt auf ein gutes Jahr zu­rück. So konn­ten 2024 im Rah­men der EFTA die Ver­hand­lun­gen über ins­ge­samt fünf Frei­han­dels­ab­kom­men er­folg­reich ab­ge­schlos­sen wer­den. Ins­be­son­de­re die Un­ter­zeich­nung des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit In­di­en ist ein wich­ti­ger Mei­len­stein für die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schaft. Aber auch der Ab­schluss der Ver­hand­lun­gen mit Thai­land und dem Ko­so­vo sowie die Mo­der­ni­sie­rung der Ab­kom­men mit Chile und der Ukrai­ne waren po­si­ti­ve Er­eig­nis­se für die Ex­port­na­ti­on Schweiz. Zudem be­fin­det sich das «Berne Fi­nan­ci­al Ser­vices Agree­ment» mit Gross­bri­tan­ni­en über Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen zur­zeit im par­la­men­ta­ri­schen Ge­neh­mi­gungs­pro­zess.

Auch die Eu­ro­pa­po­li­tik kam nach einer über zehn­jäh­ri­gen Blo­cka­de end­lich wie­der in die Gänge. So wur­den die Ver­hand­lun­gen über die Bi­la­te­ra­len III mit der EU auf der tech­ni­schen Ebene letz­te Woche er­folg­reich ab­ge­schlos­sen. Ein wich­ti­ges Etap­pen­ziel für die Sta­bi­li­sie­rung und Wei­ter­ent­wick­lung des er­folg­rei­chen bi­la­te­ra­len Wegs konn­te damit er­reicht wer­den. Die kom­men­den Mo­na­te und die in­nen­po­li­ti­sche De­bat­te wer­den nun ent­schei­dend sein. Warum sind diese Ab­kom­men ge­ra­de in der ge­gen­wär­ti­gen Lage der Welt­wirt­schaft noch wich­ti­ger als sonst?

Die Welt­wirt­schaft be­fin­det sich kurz vor Aus­bruch einer wei­te­ren Es­ka­la­ti­on des Han­dels­kriegs. Der künf­ti­ge US-Prä­si­dent hat mehr­fach ver­kün­det, die US-Zölle auf Gü­ter­im­por­te kurz nach Amts­an­tritt dras­tisch zu er­hö­hen. China und die EU wer­den je­doch nicht ta­ten­los zu­se­hen, wie ihre Ex­por­te mit hohen Zöl­len be­legt wer­den und ih­rer­seits die Zölle auf US-Im­por­te er­hö­hen. Auch wenn im Mo­ment noch Vie­les un­klar ist – die Trump Ad­mi­nis­tra­ti­on wird Zol­ler­hö­hun­gen als In­stru­ment ein­set­zen. Dies führt be­reits jetzt zu Un­si­cher­hei­ten.

Die Schweiz als of­fe­ne Ex­port­na­ti­on droht somit in ein han­dels­po­li­ti­sches Kreuz­feu­er zu ge­ra­ten. Auf­grund des hohen An­teils an ex­port­ori­en­tier­ten Un­ter­neh­men und KMU wären wir über­pro­por­tio­nal davon be­trof­fen. Am Schluss sind es üb­li­cher­wei­se die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten, wel­che die ne­ga­ti­ven Fol­gen von preis­trei­ben­den Im­port­zöl­len in der Form hö­he­rer Gü­ter­prei­se tra­gen müs­sen. Zudem wer­den auch die Un­ter­neh­men Scha­den neh­men, wenn es­ka­lie­ren­de Han­dels­kon­flik­te das Wachs­tum der Welt­wirt­schaft wei­ter ab­brem­sen. Frei­han­dels­ab­kom­men die­nen hin­ge­gen der ge­gen­sei­ti­gen Markt­öff­nung. Ge­ra­de in einem pro­tek­tio­nis­ti­schen Um­feld er­hal­ten diese somit einen zu­sätz­li­chen Wert. Sie re­du­zie­ren die Bar­rie­ren für grenz­über­schrei­ten­de Ge­schäf­te, und zwar ver­bind­lich. Spä­te­re Zol­ler­hö­hun­gen sind zwar mög­lich, es braucht dazu je­doch ein Ver­stän­di­gungs­ver­fah­ren zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en.

Damit der aus­sen­wirt­schafts­po­li­tisch aus­ge­zeich­ne­te Jahr­gang 2024 seine Wir­kung auch ent­fal­ten kann, braucht es jetzt eine zü­gi­ge Ge­neh­mi­gung der noch nicht ra­ti­fi­zier­ten Frei­han­dels­ab­kom­men in den eid­ge­nös­si­schen Räten. Denn das Jahr 2025 dürf­te trotz den jüngs­ten Er­fol­gen ein schwie­ri­ges Jahr für un­se­re Aus­sen­wirt­schaft wer­den: Soll­te tat­säch­lich eine wei­te­re pro­tek­tio­nis­ti­sche Es­ka­la­ti­ons­run­de ein­tre­ten, dann müs­sen un­se­re Ex­port­un­ter­neh­men mit er­heb­li­chen Schwie­rig­kei­ten beim Markt­zu­gang für ihre Waren und Dienst­leis­tun­gen rech­nen. Gute Ab­kom­men mit den wich­tigs­ten Han­dels­part­nern sind in sol­chen Mo­men­ten zwei­fels­oh­ne ein wich­ti­ger Er­folgs­fak­tor.