Win­ter­ses­si­on 2022

Die eid­ge­nös­si­schen Räte haben in der Win­ter­ses­si­on 2022 aus der Sicht der Wirt­schaft meh­re­re er­freu­li­che Ent­schei­de ge­fällt. Die OECD-Min­dest­be­steue­rung ist so auf­ge­gleist, dass die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät der be­trof­fe­nen Kan­to­ne nicht ge­fähr­det wird. Die Räte haben wei­ter der Ver­su­chung wi­der­stan­den, die Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en mit wei­te­ren Mil­li­ar­den­be­trä­gen zu ver­bil­li­gen und die Fol­gen der In­fla­ti­on mit der Giess­kan­ne zu be­kämp­fen. Durch­zo­gen ist die Bi­lanz in fi­nanz­po­li­ti­scher Hin­sicht. Der ver­ab­schie­de­te Vor­an­schlag 2023 ist zwar mit der Schul­den­brem­se kon­form, aber im Fi­nanz­plan für die Jahre dar­auf klaf­fen wei­ter­hin gros­se Lü­cken. Ver­schie­de­ne Pro­jek­te, die das Par­la­ment be­wil­ligt hat, ohne die Fi­nan­zie­rung si­cher­zu­stel­len, könn­ten mit­tel­fris­tig zu Fehl­be­trä­gen von bis zu 6 Mil­li­ar­den Fran­ken jähr­lich füh­ren. Der Bun­des­rat mit den frisch ge­wähl­ten Mit­glie­dern Eli­sa­beth Baume-Schnei­der und Al­bert Rösti und der neuen Fi­nanz­mi­nis­te­rin Karin Kel­ler-Sut­ter wer­den die ge­plan­ten Mehr­aus­ga­ben prio­ri­sie­ren müs­sen.

Fi­nan­zen & Steu­ern

Tief­ro­te Zah­len er­for­dern Prio­ri­sie­rung

Der Schein trügt: Zwar un­ter­brei­tet der Bun­des­rat dem Par­la­ment ein mit der Schul­den­brem­se kon­for­mes Bud­get 2023, aber im Fi­nanz­plan 2024 bis 2026 lau­fen die Aus­ga­ben kom­plett aus dem Ruder.

Die Wirt­schaft for­dert, jetzt Ge­gen­steu­er zu geben:

  • Bud­get 23 schul­den­brems­kon­form ins Ziel brin­gen.
  • Durch Prio­ri­sie­rung jüngst be­schlos­se­ner Aus­ga­ben ist der Fi­nanz­plan schul­den­brems­kon­form zu ma­chen.
  • Keine neuen Aus­ga­ben ohne Ge­gen­fi­nan­zie­rung.
  • Keine Um­ge­hung der Schul­den­brem­se über aus­ser­or­dent­li­che Aus­ga­ben.

Darum ist die Vor­la­ge kor­rek­tur­be­dürf­tig: Der Fi­nanz­plan 2024 bis 2026 sieht De­fi­zi­te in Mil­li­ar­den­hö­he vor. Zahl­rei­che Aus­ga­ben­pos­ten sind nicht ge­gen­fi­nan­ziert. In der Summe sind diese Aus­bau­plä­ne un­ver­ant­wort­lich, weil kurz­fris­ti­ge Kür­zun­gen in an­de­ren Be­rei­chen wegen einer Viel­zahl von ge­bun­de­nen Aus­ga­ben un­rea­lis­tisch sind.

Wofür der Bund das Geld aus­gibt, ist eine po­li­ti­sche Frage: Für die Wirt­schaft ste­hen wachs­tums- und wohl­stands­för­dern­de Auf­ga­ben im Vor­der­grund. Neue Auf­ga­ben müs­sen aber durch Ein­spa­run­gen in an­de­ren Be­rei­chen kom­pen­siert wer­den kön­nen, sonst braucht es Mehr­ein­nah­men. Un­ge­deck­te Checks gibt es nicht. Auch dür­fen Aus­ga­ben nur unter re­strik­ti­ven Be­din­gun­gen in den aus­ser­or­dent­li­chen Haus­halt ver­scho­ben wer­den; ein Um­ge­hen der Schul­den­brem­se ist ein Ver­stoss gegen die Ver­fas­sung.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me – be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Das Par­la­ment hat das Bun­des­bud­get 2023 nach je zwei Be­ra­tun­gen in bei­den Räten an­ge­nom­men. Trotz trü­ber fi­nan­zi­el­ler Aus­sich­ten hat das Par­la­ment mehr Aus­ga­ben ge­neh­migt als vom Bun­des­rat vor­ge­schla­gen. Im Jahr 2023 wird die Schul­den­brem­se noch ein­ge­hal­ten, aber ab 2024 dürf­te das Bud­get für mehr Dis­kus­si­ons­stoff sor­gen: Die Schul­den­brem­se kann dann nicht mehr ein­ge­hal­ten wer­den. Bis im Jahr 2026 könn­te das Fi­nan­zie­rungs­de­fi­zit bis auf sie­ben Mil­li­ar­den Fran­ken stei­gen.

Kein Steu­er­sub­strat an an­de­re Län­der ver­lie­ren

Bei der lan­des­in­ter­nen Um­set­zung der OECD-Min­dest­be­steue­rung ist dar­auf zu ach­ten, dass die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät für be­trof­fe­ne, glo­bal tä­ti­ge Fir­men er­hal­ten bleibt. Sonst dro­hen die Mehr­ein­nah­men an an­de­re Län­der zu gehen. Die WAK-N spielt mit der vor­ge­schla­ge­nen Fifty-Fifty-Regel und einer De­cke­lung des Kan­tons­an­teils mit dem Feuer.

Darum geht es: Auf­grund neuer OECD-Re­geln ist es im In­ter­es­se der Schweiz, glo­bal tä­ti­ge Un­ter­neh­men zu min­des­tens 15 Pro­zent zu be­steu­ern. Die tan­gier­ten Kan­to­ne wol­len Mass­nah­men zur Er­hal­tung ihrer Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät er­grei­fen – wozu sie fi­nan­zi­el­le Mit­tel be­nö­ti­gen. Des­halb woll­te der Bun­des­rat, dass die Ein­nah­men der neuen Er­gän­zungs­steu­er zu 75 Pro­zent in den Kan­to­nen bleibt und der Bund zu 25 Pro­zent par­ti­zi­piert. Die WAK-N schlägt eine Ver­tei­lung im Ver­hält­nis 50 zu 50 vor und will den An­teil eines Kan­tons bei 400 Fran­ken pro Ein­woh­ner be­gren­zen.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Vor­la­ge ge­mäss Bun­des­rat und Stän­de­rat, die auch von den Kan­to­nen un­ter­stützt wird, ist ziel­füh­rend. Die Lö­sung der WAK-N hin­ge­gen be­deu­tet eine Schwä­chung wich­ti­ger Stand­ort­kan­to­ne. In der Stän­de­rats­lö­sung sorgt der na­tio­na­le Fi­nanz­aus­gleich für eine faire Ein­nah­men­ver­tei­lung zwi­schen den Kan­to­nen.

Gut zu wis­sen:

  • Die Ein­nah­men aus der Ge­winn­steu­er des Bun­des be­lau­fen sich auf 14 Mil­li­ar­den Fran­ken. Das ist mehr als das, was der Bund durch die Be­steue­rung der Löhne ein­nimmt.
  • Drei Pro­zent der Un­ter­neh­men, ins­be­son­de­re die glo­bal tä­ti­gen, lie­fern dem Bund über 90 Pro­zent davon.
  • Mit dem Vor­schlag der WAK-N wür­den in Basel-Stadt und Zug 80 resp. 90 Pro­zent der Er­trä­ge ab­ge­schöpft. Damit ver­schwin­den die An­rei­ze für eine at­trak­ti­ve Stand­ort­po­li­tik.
  • Der An­teil des Bun­des an den Ein­nah­men ist im Ver­hält­nis zur or­dent­li­chen Fir­men­be­steue­rung bei bei­den Ver­teil­schlüs­seln ver­nach­läs­sig­bar. Für die be­trof­fe­nen Kan­to­ne be­deu­tet die Fitfy-Fifty-Regel einen Kahl­schlag.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Ver­fas­sungs­ar­ti­kel zur Um­set­zung der OECD-Min­dest­steu­er ist be­schlos­sen. Der Na­tio­nal­rat konn­te die letz­te ver­blie­be­ne Dif­fe­renz zum Stän­de­rat aus­räu­men. Offen war zu­letzt die Frage, ob das Par­la­ment den Kan­to­nen vor­schrei­ben soll, wie sie Städ­te und Ge­mein­den an den er­war­te­ten Mehr­ein­nah­men be­tei­li­gen sol­len. Auf die Vor­ga­be wurde ver­zich­tet. Es ist vor­ge­se­hen, dass 75 Pro­zent der Steu­er­er­trä­ge an die Stand­ort­kan­to­ne der be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men und 25 Pro­zent an den Bund gehen. Die Ver­fas­sungs­än­de­rung un­ter­steht dem ob­li­ga­to­ri­schen Re­fe­ren­dum und kommt am 18. Juni 2023 zur Ab­stim­mung.

In­fla­ti­on mit be­ste­hen­den In­stru­men­ten be­kämp­fen

Die vom Na­tio­nal­rat be­schlos­se­nen Mass­nah­men zur Ab­fe­de­rung der Teue­rung wir­ken bes­ten­falls kurz­fris­tig. Mit­tel­fris­tig wird damit die In­fla­ti­on wei­ter an­ge­heizt: Keine Giess­kan­nen­lö­sun­gen, son­dern ge­ziel­te Ab­fe­de­rung mit be­ste­hen­den In­stru­men­ten sind ge­for­dert.

Darum geht es: Der Na­tio­nal­rat hat sich für zu­sätz­li­che Prä­mi­en­ver­bil­li­gun­gen und Ren­ten­er­hö­hun­gen aus­ser­halb des gel­ten­den Sys­tems aus­ge­spro­chen. Der Bun­des­rat sieht ba­sie­rend auf der ak­tu­el­len Wirt­schafts­la­ge kei­nen Hand­lungs­be­darf für Not­mass­nah­men.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die vom Na­tio­nal­rat be­schlos­se­nen Mass­nah­men zur Ab­fe­de­rung der Teue­rung wir­ken bes­ten­falls kurz­fris­tig. Mit­tel­fris­tig wird damit die In­fla­ti­on wei­ter an­ge­heizt: Keine Giess­kan­nen­lö­sun­gen, son­dern ge­ziel­te Ab­fe­de­rung mit be­ste­hen­den In­stru­men­ten (IPV, EL) sind ge­for­dert. Die Mo­tio­nen sind zudem un­nö­tig:

  • Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en: Stei­gen die Prä­mi­en wegen der Teue­rung an, wer­den die Prä­mi­en­ver­bil­li­gun­gen be­reits heute ent­spre­chend der Kos­ten­ent­wick­lung an­ge­passt.
  • AHV-Ren­ten: Eine will­kür­li­che An­pas­sung der Ren­ten an die volle Teue­rung wi­der­spricht der Logik des be­währ­ten Misch­in­de­xes, der in den letz­ten Jah­ren dank dem Lohn­wachs­tum zu hö­he­ren Ren­ten ge­führt hat – trotz ge­rin­ger In­fla­ti­on.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: Ab­leh­nung

Stand der Be­ra­tun­gen: Die Klei­ne Kam­mer hat den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag des Bun­des­rats zur Prä­mi­en­ent­las­tungs­in­itia­ti­ve und damit die Mass­nah­men zur Ab­fe­de­rung der Teue­rung ab­ge­lehnt. Sie ist auf einen Nicht­ein­tre­tens­an­trag von Be­ne­dikt Würth (Mitte) ein­ge­tre­ten. Nun ist er­neut der Na­tio­nal­rat am Zug. Die­ser hatte der Vor­la­ge im Juni deut­lich zu­ge­stimmt. De­fi­ni­tiv ab­ge­lehnt ist die Vor­la­ge, wenn auch der Na­tio­nal­rat nicht mehr dar­auf ein­tre­ten würde oder ein Rat die Vor­la­ge ein zwei­tes Mal nicht be­han­deln möch­te.

22.3793 Mo. SP-Frak­ti­on Kauf­kraft schüt­zen. Ab­fe­de­rung des Prä­mi­en­schocks 2023

22.3801 / 22.3802 Mo. Chas­sot / Mo. Ca­rob­bio-Gus­cet­ti Kauf­kraft schüt­zen. Ab­fe­de­rung des Prä­mi­en­schocks 2023

22.3792 Mo. Mitte-Frak­ti­on Kauf­kraft schüt­zen! So­for­ti­ger Teue­rungs­aus­gleich bei den AHV-Ren­ten SR 29.11.22

21.063 Volks­in­itia­ti­ve und in­di­rek­ter Ge­gen­vor­schlag Max. 10% des Ein­kom­mens für die Kran­ken­kas­sen­prä­mie. Ge­schäft des Bun­des­rats. Von bei­den Räten be­han­delt SR 30.11.22

Gleich lange Spies­se wie Kon­kur­renz­stand­or­te

Heute haben na­he­zu alle nam­haf­ten Schiff­fahrts­na­tio­nen eine Ton­na­ge­steu­er im­ple­men­tiert. Die Schwei­zer An­bie­ter haben dem­ge­gen­über einen steu­er­li­chen Wett­be­werbs­nach­teil. Die­ser soll nun eli­mi­niert wer­den.

Darum geht es: Die Ton­na­ge­steu­er ba­siert auf der nutz­ba­ren Trans­port­ka­pa­zi­tät (Net­to­ton­na­ge). Die Steu­er­be­las­tung kann so un­ab­hän­gig von Ge­winn und kon­junk­tu­rel­len Schwan­kun­gen ein­fach be­stimmt und vor­aus­ge­plant wer­den. Un­si­cher­hei­ten wer­den be­sei­tigt, die Plan­bar­keit wird für be­trof­fe­ne Un­ter­neh­men und Steu­er­be­hör­den er­höht. Die Ton­na­ge­steu­er ist in­ter­na­tio­nal breit ak­zep­tiert und ent­spricht den Vor­ga­ben der OECD für die künf­ti­ge Min­dest­be­steue­rung. Mit der nach öko­lo­gi­schen Kri­te­ri­en ab­ge­stuf­ten Ton­na­ge­steu­er wer­den An­rei­ze für eine nach­hal­ti­ge Hoch­see­schiff­fahrt ge­setzt.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die vom Bun­des­rat und von der WAK-N vor­ge­schla­ge­ne Mass­nah­me lehnt sich eng an be­ste­hen­de EU-Re­ge­lun­gen an. Sol­len Schiff­fahrts­un­ter­neh­men in der Schweiz steu­er­lich gleich lange Spies­se wie im Aus­land vor­fin­den, ist die Ton­na­ge­steu­er das un­er­läss­li­che In­stru­ment dazu. Die Vor­la­ge wird mass­geb­lich dazu bei­tra­gen, Hoch­see­schiff­fahrts­un­ter­neh­men in der Schweiz zu hal­ten und neue an­zu­sie­deln.

Gut zu wis­sen:

  • Das Bin­nen­land Schweiz ist einer der welt­weit be­deu­tends­ten Stand­or­te für den Be­trieb von Hoch­see­schif­fen. Mit Bezug auf die Brut­to­ton­na­ge der kon­trol­lier­ten Schif­fe be­fin­det sich die Schweiz unter den zehn gröss­ten Stand­or­ten.
  • Neben 21 EU-Staa­ten ken­nen auch das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich, Nor­we­gen, die USA, China, Japan, Süd­ko­rea und Süd­afri­ka die Ton­na­ge­steu­er.
  • Ge­mäss einer ak­tu­el­len Stu­die des In­sti­tut d’éco­no­mie ap­p­li­quée (CREA) der Uni­ver­si­tät Lau­sanne be­steht in die­sem Sek­tor ein Po­ten­zi­al für rund 3200 zu­sätz­li­che Ar­beits­plät­ze, ver­bun­den mit einer Lohn­sum­me von rund 340 Mil­lio­nen Fran­ken.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Na­tio­nal­rat hat der Ein­füh­rung der Ton­na­ge­steu­er für Hoch­see­schif­fe zu­ge­stimmt. Mit der An­nah­me der Vor­la­ge wer­den Schiff­fahrts­un­ter­neh­men gleich be­steu­ert wie in an­de­ren Län­dern. Der Wett­be­werbs­nach­teil der Schweiz wird somit auf­ge­ho­ben.

Aus­sen­wirt­schaft

Iso­lier­te Sank­tio­nen – wir­kungs­los und nach­tei­lig für die Schweiz

Die Schweiz soll ihre bis­he­ri­ge Sank­ti­ons­po­li­tik wei­ter­füh­ren. Iso­lier­te Sank­tio­nen haben bes­ten­falls eine äus­serst be­grenz­te Wir­kung und könn­ten al­len­falls star­ke Ge­gen­mass­nah­men zur Folge haben.

Darum geht es: Bis­her kann die Schweiz Sank­tio­nen, die von der UNO, der OSZE oder den wich­tigs­ten Han­dels­part­nern der Schweiz er­las­sen wur­den, über­neh­men. Zu­letzt hat sie dies im Zu­sam­men­hang mit dem Krieg in der Ukrai­ne getan. Der Na­tio­nal­rat will der Lan­des­re­gie­rung nun zu­sätz­lich die Kom­pe­tenz geben, auch ei­gen­stän­di­ge Sank­tio­nen er­grei­fen zu kön­nen.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Mo­ti­on ist nicht ziel­füh­rend. Die For­de­run­gen der aus­sen­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats kom­men einem Pa­ra­dig­men­wech­sel in der Aus­sen- und Neu­tra­li­täts­po­li­tik gleich, ohne dass dazu eine Grund­satz­de­bat­te ge­führt würde. Ei­gen­stän­di­ge Wirt­schafts­sank­tio­nen set­zen zudem ver­schie­de­ne zu­sätz­li­che Res­sour­cen wie bei­spiels­wei­se einen Nach­rich­ten­dienst vor­aus, der die not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen un­ab­hän­gig be­schaf­fen, va­li­die­ren und aus­wer­ten kann. Aus­ser­dem haben beide Räte in der ver­gan­ge­nen Ses­si­on ein ähn­li­ches An­sin­nen ab­ge­lehnt.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: Ab­leh­nung

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach­dem der Na­tio­nal­rat der Mo­ti­on sei­ner Aus­sen­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on in der dies­jäh­ri­gen Herbst­ses­si­on ge­folgt ist, hat der Stän­de­rat die Vor­la­ge nun ab­ge­lehnt. Er folgt damit den Emp­feh­lun­gen des Bun­des­rats und die Mo­ti­on ist somit er­le­digt.

Aus­ser­eu­ro­päi­sche Me­di­zin­pro­duk­te ein­fa­cher zu­las­sen

Damit es nicht zu Ver­sor­gungs­eng­päs­sen für die Schwei­zer Be­völ­ke­rung kommt, müs­sen auch Me­di­zin­pro­duk­te aus­ser­halb der EU, die höchs­ten me­di­zi­ni­schen Stan­dards ent­spre­chen, auf dem Schwei­zer Markt ein­fa­cher zu­ge­las­sen wer­den kön­nen. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt des­halb die Mo­ti­on.

Mit der Um­set­zung des Vor­stos­ses wird

  • der Hand­lungs­spiel­raum der Schweiz bei der Be­schaf­fung von Me­di­zin­pro­duk­ten er­höht;
  • die na­tio­na­le Ver­sor­gung mit Me­di­zin­pro­duk­ten lang­fris­tig ge­si­chert;
  • die Vor­rei­ter­rol­le der Schweiz als Med­tech-In­no­va­ti­ons­hub ge­wahrt und aus­ge­baut.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Na­tio­nal­rat ist dem Stän­de­rat ge­folgt und hat die Mo­ti­on Mül­ler an den Bun­des­rat über­wie­sen. Damit muss das na­tio­na­le Recht so an­ge­passt wer­den, dass künf­tig neben den Me­di­zin­pro­duk­ten mit CE-Zer­ti­fi­ka­ten auch Me­di­zin­pro­duk­te auf dem Schwei­zer Markt ver­trie­ben wer­den kön­nen, wel­che nach aus­ser­eu­ro­päi­schen Re­gu­lie­rungs­sys­te­men und ins­be­son­de­re von der U.S. Food & Drug Ad­mi­nis­tra­ti­on FDA zu­ge­las­sen sind. Der Bun­des­rat hatte die Mo­ti­on zuvor mit der Be­grün­dung ab­ge­lehnt, dass schon heute Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen mög­lich seien.

Ge­sund­heits­po­li­tik

Re­for­men end­lich um­set­zen

Nach 13 Jah­ren darf diese wich­ti­ge Vor­la­ge nicht wei­ter ver­zö­gert wer­den: Diese wich­ti­ge und um­fas­sen­de Re­form muss end­lich rea­li­siert wer­den.

Darum geht es: We­ni­ge Vor­la­gen sind in den Ge­sund­heits­bran­chen so un­be­strit­ten wie jene zur ein­heit­li­chen Fi­nan­zie­rung am­bu­lan­ter und sta­tio­nä­rer Leis­tun­gen (EFAS), die grund­le­gen­de Fehl­an­rei­ze in der aku­ten Ge­sund­heits­ver­sor­gung be­sei­tigt und sich po­si­tiv auf Be­hand­lungs­kos­ten und Be­hand­lungs­qua­li­tät aus­wirkt.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Vor­la­ge darf nicht über­la­den und damit ver­zö­gert wer­den. Dass im Be­reich der Lang­zeit­pfle­ge die um­fas­sen­de Trans­pa­renz der OKP-pflich­ti­gen Kos­ten mög­lichst rasch er­fol­gen soll, ist un­be­strit­ten. Aber bis dahin soll­te die Lang­zeit­pfle­ge nicht in die Vor­la­ge in­te­griert wer­den. So kann zeit­nah vom Nut­zen der EFAS im Spi­tal­be­reich pro­fi­tiert wer­den.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on an­ge­nom­men. Kran­ken­ver­si­che­rer und Kan­to­ne sol­len ge­mein­sam für die von der Grund­ver­si­che­rung ab­ge­deck­ten sta­tio­nä­ren und am­bu­lan­ten Ge­sund­heits­leis­tun­gen auf­kom­men müs­sen. Auch in der Lang­zeit­pfle­ge for­dert die Klei­ne Kam­mer eine ge­mein­sa­me Kos­ten­über­nah­me der Kan­to­ne und Kran­ken­ver­si­che­run­gen. Die Vor­la­ge geht nun zu­rück in die Gros­se Kam­mer.

Agrar­po­li­tik

Keine Aus­deh­nung des Ver­bands­be­schwer­de­rechts

Die ver­blie­be­nen Teile der AP22+ be­inhal­ten aus Sicht der Wirt­schaft gröss­ten­teils keine be­son­ders schäd­li­chen Ele­men­te. Doch in zwei Aus­nah­men gibt es dring­li­chen Kor­rek­tur­be­darf.

  • Ver­bands­be­schwer­de­recht: Der Gül­tig­keits­be­reich von Ver­bands­kla­gen darf nicht auf die Zu­las­sung neuer Pflan­zen­schutz­mit­tel aus­ge­dehnt wer­den. Sonst würde die Zu­las­sung von neuen Pflan­zen­schutz­mit­teln, die in der Regel si­che­rer, ef­fek­ti­ver und um­welt­freund­li­cher sind, ex­trem ver­zö­gert oder teil­wei­se sogar ver­un­mög­licht.
  • Art. 160b des Ent­wurfs er­satz­los strei­chen.
  • Ern­te­ver­si­che­rung: Es gibt kei­nen Be­darf für eine staat­li­che Mit­fi­nan­zie­rung von Ern­te­ver­si­che­run­gen. Eine sol­che wäre sys­tem­fremd.
  • Art. 86b des Ent­wurfs er­satz­los strei­chen.
  • Fort­schrit­te und Re­form­be­darf: Die an­de­ren ver­blei­ben­den Ele­men­te der Re­form kön­nen ver­ab­schie­det wer­den – im Wis­sen, dass sie die Si­tua­ti­on der Land­wirt­schaft nicht fun­da­men­tal ver­bes­sern. Es gibt wei­ter­hin Re­form­be­darf in Bezug auf in­ter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit, Un­ter­neh­mer­tum, In­no­va­ti­on und ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tung.

22.068 Zu­künf­ti­ge Aus­rich­tung der Agrar­po­li­tik. Be­richt des Bun­des­rats in Er­fül­lung des Pos­tu­lats 20.3931 und 21.3015 Ge­schäft des Bun­des­rats. Im Rat noch nicht be­han­delt SR 13.12.22

20.022 Agrar­po­li­tik ab 2022 (AP22+). Ge­schäft des Bun­des­rats. Von bei­den Räten be­han­delt SR 13.12.22

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me – be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach­dem das Par­la­ment die AP22+ fast zwei Jahre sis­tiert hatte und eine Lang­zeit­per­spek­ti­ve ver­lang­te, legte der Bun­des­rat die­sen Som­mer einen Be­richt vor. Die­ser ern­te­te in der Klei­nen Kam­mer Zu­stim­mung. Die Vor­la­ge geht nun in den Na­tio­nal­rat.

Ver­kehrs­po­li­tik

LSVA-Er­he­bungs­sys­tem jetzt mo­der­ni­sie­ren

Das ak­tu­el­le Sys­tem zur Er­he­bung der leis­tungs­ab­hän­gi­gen Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be (LSVA) steht am Ende sei­nes Le­bens­zy­klus. Eine mo­der­ne Nach­fol­ge­lö­sung ist un­ab­ding­bar. Aus Sicht der Wirt­schaft ist das eine Chan­ce für mehr Er­he­bungs­ef­fi­zi­enz und we­ni­ger Bü­ro­kra­tie. Die Vor­la­ge des Bun­des­rats geht in die rich­ti­ge Rich­tung.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se:

Aus Sicht der Wirt­schaft muss ein neues LSVA-Er­he­bungs­sys­tem fünf Ker­n­an­for­de­run­gen er­fül­len:

  1. Es muss mit aus­län­di­schen Maut­sys­te­men voll­stän­dig in­ter­ope­ra­bel sein.
  2. Es muss di­gi­tal und au­to­ma­ti­siert sein, so dass der fi­nan­zi­el­le und ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­wand mi­ni­miert wird.
  3. Die Rah­men­be­din­gun­gen müs­sen tech­no­lo­gie­of­fen sein und das Sys­tem auf­wärts­kom­pa­ti­bel, damit künf­ti­ge In­no­va­tio­nen ad­ap­tiert und ge­nutzt wer­den kön­nen.
  4. Die Ein­bin­dung in die Zoll­pro­zes­se muss naht- und rei­bungs­los funk­tio­nie­ren.
  5. Die Mo­der­ni­sie­rung muss ein­nah­men­neu­tral sein und mög­lichst kos­ten­güns­tig um­ge­setzt wer­den.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge zur Mo­der­ni­sie­rung des LSVA-Sys­tems an­ge­nom­men und einen Ver­pflich­tungs­kre­dit im Um­fang von mehr als einer hal­ben Mil­li­ar­de Fran­ken ge­neh­migt. Nun ist die Klei­ne Kam­mer am Zug.