Früh­jahrs­ses­si­on 2025

Das Par­la­ment hat den PUK-Be­richt dis­ku­tiert und Leh­ren aus dem Un­ter­gang der Credit Su­is­se ge­zo­gen. Sind es auch die rich­ti­gen? Zu Recht soll die Auf­sicht und das Fi­nanz­sys­tem ge­stärkt wer­den. Nicht un­ter­stüt­zen kann die Wirt­schaft aber einen will­kür­li­chen Lohn­de­ckel im Ban­ken­we­sen und zu­sätz­li­che ein­schnei­den­de Ei­gen­mit­tel­vor­schrif­ten. Die Ein­füh­rung des «Pu­blic Li­qui­di­ty Back­stops» als In­stru­ment für den äus­sers­ten Kri­sen­fall wurde lei­der auf­ge­scho­ben. Wei­te­re Top-The­men der Wirt­schaft waren die Ab­sa­ge des Na­tio­nal­rats an ein Sam­mel­kla­ge-Sys­tem, die Rück­wei­sung des In­ves­ti­ti­ons­prüf­ge­set­zes an die Kom­mis­si­on durch den Stän­de­rat und das deut­li­che Nein der gros­sen Kam­mer zur Juso-Erb­schafts­steu­er.

All­ge­mei­ne Wirt­schafts­po­li­tik

Wich­ti­ges In­stru­ment für mehr Fi­nanz­markt­sta­bi­li­tät

Der Pu­blic Li­qui­di­ty Back­stop (PLB) ist ein in­ter­na­tio­nal eta­blier­tes In­stru­ment, um sys­tem­re­le­van­te Ban­ken in aus­ser­or­dent­li­chen Kri­sen­si­tua­tio­nen mit Li­qui­di­tät zu ver­sor­gen. Die Ein­füh­rung des PLB würde die Sta­bi­li­tät des Schwei­zer Fi­nanz­plat­zes stär­ken.

Darum geht es: Mit dem PLB soll ein zu­sätz­li­ches In­stru­ment ge­schaf­fen wer­den, um im Kri­sen­fall sys­tem­re­le­van­ten Ban­ken zu­sätz­li­che Li­qui­di­täts­hil­fen ge­wäh­ren zu kön­nen. Der PLB ist die ul­ti­ma ratio, um eine sys­tem­re­le­van­te Bank im Kri­sen­fall zu sta­bi­li­sie­ren, wenn mit allen vo­ri­gen Mass­nah­men die­ses Ziel nicht er­reicht wer­den konn­te. Ein Kon­kurs einer sys­tem­re­le­van­ten Bank hätte weit­rei­chen­de ne­ga­ti­ve Kon­se­quen­zen für den Fi­nanz­sek­tor und die ge­sam­te Wirt­schaft. Viele Län­der haben des­halb ihr In­stru­men­ta­ri­um für den Kri­sen­fall durch den PLB er­gänzt.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft be­grüsst die Ein­füh­rung des PLB als zu­sätz­li­ches In­stru­ment der Too-Big-To-Fail-Re­gu­lie­rung. Der PLB ist ein wirk­sa­mes und in­ter­na­tio­nal ver­brei­te­tes In­stru­ment zur Stär­kung der Fi­nanz­markt­sta­bi­li­tät. eco­no­mie­su­is­se ist aber der Mei­nung, dass eine Ab­gel­tungs­pau­scha­le nicht ge­recht­fer­tigt ist. Dies, weil kein ge­ne­rel­ler An­spruch für sys­tem­re­le­van­te Ban­ken auf den PLB be­steht und weil die be­trof­fe­ne Bank und deren Ma­nage­ment schwer­wie­gen­de Ein­grif­fe zu er­war­ten haben, soll­te der PLB zur An­wen­dung kom­men.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Stän­de­rat lobte mehr­heit­lich den Be­richt der PUK, ver­ein­zelt wurde Kri­tik am CS-Ma­nage­ment und der Finma ge­äus­sert und folgt, gegen die For­de­rung des Bun­des­rats, der Emp­feh­lung sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on, die Vor­la­ge zu sis­tie­ren, bis die Ge­set­zes­re­vi­si­on vor­aus­sicht­lich Ende 2025 vor­liegt. Zur Sis­tie­rung des Ban­ken­ge­set­zes muss sich jetzt noch der Na­tio­nal­rat äus­sern.

Ver­trau­en in den Fi­nanz-platz Schweiz stär­ken

Sta­bi­li­täts­mass­nah­men ja, je­doch ohne Ein­schrän­kun­gen der Wett­be­werbs­fä­hig­keit.

Darum geht es: Die PUK un­ter­brei­tet den Räten 4 Mo­tio­nen und 6 Pos­tu­la­te be­tref­fend Re­gu­lie­rung und Über­wa­chung sys­tem­re­le­van­ter Ban­ken. Fi­nanz­sta­bi­li­tät und ge­samt­wirt­schaft­li­che In­ter­es­sen sol­len stär­ker ge­wich­tet wer­den, um sys­tem­re­le­van­te Ban­ken im Kri­sen­fall zu un­ter­stüt­zen, ohne dass der Staat sich damit selbst ge­fähr­det. Der Be­richt zeigt: Der CS-Zu­sam­men­bruch ist auf Ma­nage­ment­feh­ler, un­zu­rei­chen­de Auf­sicht und struk­tu­rel­le De­fi­zi­te zu­rück­zu­füh­ren. Die Fi­nanz­markt­ge­setz­ge­bung muss nicht grund­le­gend re­for­miert, son­dern ge­zielt wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den, um eine wett­be­werbs­fä­hi­ge und sta­bi­le Fi­nanz­markt­ar­chi­tek­tur zu ge­währ­leis­ten.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Der Dach­ver­band äus­sert sich im Fol­gen­den zu den für die Ge­samt­wirt­schaft re­le­van­ten Vor­stös­se:

  • 24.4529 An­nah­me: Stär­kung des schwei­ze­ri­schen Fi­nanz­sys­tems und Ver­hin­de­rung in­ter­na­tio­na­ler Fi­nanz­kri­sen. Eine in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te Re­gu­lie­rung ist ent­schei­dend.
  • 24.4526 Ab­leh­nung: Ein­schrän­kung der Fle­xi­bi­li­tät der Re­gu­lie­rungs­be­hör­den in Kri­sen ge­fähr­det Sta­bi­li­tät und Wett­be­werbs­fä­hig­keit. Die prin­zi­pi­en­ba­sier­te Re­ge­lung hat sich be­währt.
  • 24.4527 Ab­leh­nung: Über­mäs­si­ge Stär­kung der FINMA-Kom­pe­ten­zen un­ter­gräbt Ge­wal­ten­tei­lung. Be­ste­hen­de In­stru­men­te sind aus­rei­chend, müs­sen aber rich­tig an­ge­wandt wer­den.
  • 24.4528 An­nah­me: Mehr Hand­lungs­spiel­raum der SNB in Kri­sen­be­wäl­ti­gung stärkt das Fi­nanz­sys­tem.
  • 24.4533 An­nah­me: Prü­fung einer An­pas­sung des Auf­sichts­kon­zepts für sys­tem­re­le­van­te Ban­ken zur Re­du­zie­rung von In­ter­es­sens­kon­flik­ten, ohne Ab­lei­tung eines ge­ne­rel­len Hand­lungs­be­dar­fes für alle Fi­nanz­dienst­leis­ter.
  • 24.4535 An­nah­me: Ver­gü­tungs­sys­te­me bei sys­tem­re­le­van­ten Ban­ken dür­fen keine fal­schen An­rei­ze set­zen. Va­ria­ble Ver­gü­tun­gen nur bei Ge­schäfts­er­folg. Mass­nah­men müs­sen wett­be­werbs­fä­hig und pro­por­tio­nal sein.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach­dem der Stän­de­rat nun auch der Na­tio­nal­rat sämt­li­che, von der PUK ein­ge­brach­ten, Vor­stös­se zur Be­schrän­kung der Er­leich­te­rung von Ei­gen­mit­tel- und Li­qui­di­täts­vor­schrif­ten für sys­tem­re­le­van­te Ban­ken und zur Stär­kung der Durch­set­zungs­kraft der Finma bei sys­tem­re­le­van­ten Fir­men an­ge­nom­men haben, ist die Um­set­zung der vier Mo­tio­nen für die Lan­des­re­gie­rung ver­bind­lich. Die Vor­stös­se wur­den an den Bun­des­rat über­wie­sen.

Kos­ten­be­tei­li­gung end­lich an­pas­sen

Die Leis­tun­gen der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­ver­si­che­rung sind in den letz­ten zwan­zig Jah­ren um 73 Pro­zent ge­stie­gen. Trotz­dem wurde die Kos­ten­be­tei­li­gung in die­sem Zeit­raum nie an­ge­passt. Gleich­zei­tig wird die Prä­mi­en­be­las­tung be­klagt. Mit einer Er­hö­hung der Fran­chise kön­nen die Prä­mi­en ge­senkt und un­nö­ti­ge Be­hand­lun­gen ver­mie­den wer­den.

Darum geht es: Der Bun­des­rat wird be­auf­tragt, die ge­setz­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen für die Kos­ten­be­tei­li­gung so zu än­dern, dass die or­dent­li­che Fran­chise die ak­tu­el­le Kos­ten­si­tua­ti­on in der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung bes­ser ab­bil­det.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Eine An­pas­sung der Fran­chise ist über­fäl­lig. Noch wirk­sa­mer wäre al­ler­dings eine Re­form der Kos­ten­be­tei­li­gung, die auch den Selbst­be­halt um­fasst. Die heu­ti­ge Re­ge­lung führt dazu, dass sich Per­so­nen mit hohem Leis­tungs­be­zug über die Zeit hin­weg re­la­tiv immer we­ni­ger an den Kos­ten be­tei­li­gen müs­sen. Ge­mäss Ri­si­ko­aus­gleichs­sta­tis­tik be­zah­len Viel­be­zü­ger eine durch­schnitt­li­che Kos­ten­be­tei­li­gung von nur noch 7 Pro­zent, wäh­rend We­nig­be­zü­ger eine Selbst­be­tei­li­gung von 48 Pro­zent auf­wei­sen. Eine Er­hö­hung der Selbst­be­halt-Ober­gren­ze würde diese Un­gleich­be­hand­lung aus­glei­chen. Zudem könn­te die Er­hö­hung des Selbst­be­hal­tes fle­xi­bler ge­stal­tet wer­den als bei der Fran­chise, indem be­stimm­te Leis­tun­gen aus­ge­nom­men und an­de­re mit mehr als 10 Pro­zent be­las­tet wer­den. Damit könn­ten z.B. ver­mu­te­te Fehl­ver­sor­gun­gen (Über- und Un­ter­ver­sor­gung) ab­ge­baut und die Zweck­mäs­sig­keit einer Leis­tung be­rück­sich­tigt wer­den.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Die Mo­ti­on wurde mehr­heit­lich vom bür­ger­li­chen Block mit 118 zu 70 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men. Somit folg­te der Na­tio­nal­rat der Mehr­heit sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on und der Emp­feh­lung des Bun­des­rats.

Mo­no­pol-Ein­heits­kas­se – ein teu­res Ex­pe­ri­ment

Die Kan­to­ne kön­nen be­reits heute Kran­ken­ver­si­che­run­gen grün­den. Diese müs­sen aber im Wett­be­werb mit an­de­ren An­bie­tern ste­hen. Der Kan­ton Genf will mit einer Stan­des­in­itia­ti­ve eine Mo­no­pol­kas­se schaf­fen, die sich dem Wett­be­werb ent­zie­hen kann. Mo­no­po­le sind immer teuer und in­ef­fi­zi­ent – ein Re­zept für hohe Prä­mi­en.

Darum geht es: Die Ein­heits­kran­ken­kas­se ist in eid­ge­nös­si­schen Ab­stim­mun­gen be­reits mehr­fach ab­ge­lehnt wor­den. Der Gros­se Rat des Kan­tons Genf for­dert die Bun­des­ver­samm­lung den­noch auf, eine ge­setz­li­che Grund­la­ge zu schaf­fen, damit die Kan­to­ne eine Mo­no­pol­kas­se tes­ten kön­nen. Der ge­än­der­te Rechts­rah­men soll es Genf und an­de­ren Kan­to­nen er­mög­li­chen, ein staat­li­ches Ge­sund­heits­we­sen ein­zu­füh­ren.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft lehnt die Stan­des­in­itia­ti­ve ab, weil sie das Kos­ten­pro­blem im Ge­sund­heits­we­sen ver­schärft. Der Wett­be­werb unter den Kran­ken­ver­si­che­rern setzt wich­ti­ge An­rei­ze, die mit einer Ein­heits­kas­se ver­lo­ren­gin­gen. Keine Kasse kann es sich heute leis­ten, die Kos­ten nicht im Griff zu haben oder die Ver­wal­tung un­nö­tig auf­zu­blä­hen. Sie würde Ver­si­cher­te ver­lie­ren. Gleich­zei­tig ver­su­chen die Ver­si­che­rer, mit gutem Ser­vice und in­no­va­ti­ven An­ge­bo­ten neue Kun­din­nen und Kun­den zu ge­win­nen. So sind in den letz­ten Jah­ren Ver­si­che­rungs­mo­del­le wie HMO, Te­le­me­di­zin oder Ma­na­ged Care für die Ver­si­cher­ten immer at­trak­ti­ver ge­wor­den.

Der Kan­ton Genf stellt sich eine Ein­heits­ver­si­che­rung nach dem Vor­bild der SUVA vor und ver­weist auf deren gute Leis­tun­gen. Dabei über­sieht er, dass zum einen die SUVA kein ech­ter Mo­no­po­list ist, son­dern mit pri­va­ten An­bie­tern kon­kur­rie­ren muss. Zum an­de­ren ist die Kos­ten­dy­na­mik in der Kran­ken­ver­si­che­rung nicht mit jener der Un­fall­ver­si­che­rung gleich­zu­set­zen.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: Ab­leh­nung

Stand der Be­ra­tun­gen: Die eid­ge­nös­si­schen Räte wol­len nicht, dass die Kan­to­ne kan­to­na­le Ein­heits­kran­ken­kas­sen schaf­fen kön­nen. Nach dem Stän­de­rat hat nun auch der Na­tio­nal­rat die Stan­des­in­itia­ti­ve aus dem Kan­ton Genf mit 124 zu 64 Stim­men ab­ge­lehnt. Sie ist damit vom Tisch.

Wett­be­werb & Re­gu­la­to­ri­sches

Sam­mel­kla­gen sol­len kein Schwei­zer Ge­schäfts­mo­dell wer­den

Die Zah­len sind ein­drück­lich: Die ein­ge­reich­ten Sam­mel­kla­gen in Eu­ro­pa und in den USA, ins­be­son­de­re im Be­reich Klima, haben sich in den letz­ten fünf Jah­ren mehr als ver­dop­pelt. Die Schweiz soll hier nicht mit­zie­hen und auf einen Im­port aus­län­di­scher Rechts­in­stru­men­te ver­zich­ten.

Darum geht es: Die RK-N hat sich in­ten­siv mit der Vor­la­ge des Bun­des­ra­tes zur Ein­füh­rung von In­stru­men­ten des kol­lek­ti­ven Rechts­schut­zes im Zi­vil­pro­zess be­schäf­tigt. Nach zahl­rei­chen Zu­satz­ab­klä­run­gen wie einer Re­gu­lie­rungs­fol­ge­ab­schät­zung und einer rechts­ver­glei­chen­den Stu­die kam eine klare Mehr­heit der Kom­mis­si­on zum Schluss, dass Sam­mel­kla­gen nicht zum Schwei­zer Rechts­sys­tem pas­sen und das Ri­si­ko einer «Ame­ri­ka­ni­sie­rung» ber­gen. Die Kom­mis­si­on be­fürch­tet, dass er­folgs­be­tei­lig­te An­walts­kanz­lei­en die Wirt­schaft mit schäd­li­chen Kla­gen – ge­ra­de auch im Kli­ma­be­reich – ein­de­cken könn­ten.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft emp­fiehlt, der Mehr­heit der RK-N zu fol­gen und die Vor­la­ge ab­zu­leh­nen. Er­fah­run­gen aus an­de­ren eu­ro­päi­schen Län­dern zei­gen, dass sol­che In­stru­men­te die Kla­ge­in­dus­trie för­dern, die das Rechts­sys­tem kom­mer­zia­li­sie­ren — zum Nach­teil der der­je­ni­gen, die im ju­ris­ti­schen Wett­rüs­ten nicht mit­hal­ten kön­nen. Die Ri­si­ken von miss­bräuch­li­chen Kla­gen gegen Un­ter­neh­men und den Staat sind in wirt­schaft­lich star­ken Län­dern wie der Schweiz be­son­ders hoch. Ein «kol­lek­ti­ver Rechts­schutz light» ist kein gang­ba­rer Weg. Die Schweiz ver­fügt über be­währ­te In­stru­men­te wie die Kla­ge­häu­fung und ein sehr gut aus­ge­bau­tes Om­buds­sys­tem, um die ei­ge­nen An­sprü­che gel­tend zu ma­chen. Tech­no­lo­gi­sche Fort­schrit­te er­wei­tern diese Mög­lich­kei­ten noch wei­ter.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: Ab­leh­nung

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Na­tio­nal­rat be­schliesst für die vom Bun­des­rat aus­ge­ar­bei­te­te Vor­la­ge für neue In­stru­men­te des kol­lek­ti­ven Rechts­schut­zes, mit 112 zu 74 Stim­men bei vier Ent­hal­tun­gen, nicht­ein­tre­ten. Er folgt damit einem An­trag der Mehr­heit ihrer vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on für Rechts­fra­gen, die in der Vor­la­ge die Ge­fahr einer «Ame­ri­ka­ni­sie­rung» des Schwei­zer Rechts­sys­tems sieht. Jetzt muss der Stän­de­rat noch über die Vor­la­ge ent­schei­den und bei des­sen ein­tre­ten geht diese zu­rück in den Na­tio­nal­rat.

Wer­be­ver­bo­te be­hin­dern den Wett­be­werb

Kin­der und Ju­gend­li­che sol­len nicht der Ta­bak­wer­bung aus­ge­setzt sein. Das Ge­setz darf je­doch nicht über die­sen Auf­trag hin­aus­ge­hen. Wer­bung ist eine Vor­aus­set­zung für eine funk­tio­nie­ren­de Markt­wirt­schaft.

Darum geht es: Die Um­set­zung der Volks­in­itia­ti­ve «Ja zum Schutz von Kin­dern und Ju­gend­li­chen vor Ta­bak­wer­bung» kommt nach dem Nicht­ein­tre­tensent­scheid in der Früh­jahrs­ses­si­on 2024 zum zwei­ten Mal in den Na­tio­nal­rat. Die SGK-N hält gross­mehr­heit­lich an der Va­ri­an­te des Stän­de­ra­tes fest und for­dert not­wen­di­ge An­pas­sun­gen der bun­des­rät­li­chen Vor­la­ge, die über die Volks­in­itia­ti­ve hin­aus­geht und zu­sätz­li­che Re­gu­lie­run­gen und Ver­bo­te ein­füh­ren möch­te. Damit wird dem Na­tio­nal­rat eine Vor­la­ge prä­sen­tiert, die noch in wich­ti­gen Punk­ten An­pas­sungs­be­darf auf­weist.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft un­ter­stützt grund­sätz­lich die Mehr­heit der SGK-N, for­dert aber An­pas­sun­gen bei den fol­gen­den wich­ti­gen Punk­ten, die den Wett­be­werb ein­schrän­ken, ge­mäss der je­wei­li­gen Min­der­heit:

  • Art. 19 Abs. 1 Bst. c (mo­bi­les Ver­kaufs­per­so­nal): An­nah­me ge­mäss Min­der­heit II und damit der Va­ri­an­te des Stän­de­ra­tes
  • Art. 18 Abs. 1 Ein­lei­tungs­satz sowie Abs. 1 Bst. b und Abs. 2: An­nah­me ge­mäss Min­der­heit
  • Art. 18 Abs. 1 Bst. a (Pres­se): An­nah­me ge­mäss Min­der­heit I
  • Art. 18 Abs. 1 Bst. e (Wer­bung an öf­fent­lich zu­gäng­li­chen Orten): An­nah­me ge­mäss Min­der­heit I

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Na­tio­nal­rat nä­hert sich beim Ta­bak­wer­be­ver­bot der klei­nen Kam­mer an. Beim Mo­bi­len Ver­kaufs­per­so­nal setz­te sich der An­trag der Mehr­heit in Art. 19 Abs. 1 Bst. c durch. In der Ge­samt­ab­stim­mung waren 145 Stim­men für die An­nah­me des Ent­wur­fes und 32 da­ge­gen, bei 17 Ent­hal­tun­gen.

Fi­nan­zen & Steu­ern

Keine Mil­li­ar­den-Steu­er­aus­fäl­le und Fir­men­ver­käu­fe ins Aus­land

Die Juso-In­itia­ti­ve rüt­telt nicht nur an den recht­staat­li­chen Prin­zi­pen, son­dern ge­fähr­det den Er­halt von Tra­di­ti­ons­fir­men in der Schweiz. Ver­schie­de­ne Stu­di­en kom­men denn auch klar zum Schluss: Die Steu­er­ein­nah­men des Bun­des wür­den nicht etwa stei­gen, son­dern deut­lich sin­ken.

Darum geht es: Die Juso-In­itia­ti­ve for­dert die Ein­füh­rung einer neuen Erb­schafts­steu­er in der Höhe von fünf­zig Pro­zent auf Ver­mö­gen über 50 Mil­lio­nen Fran­ken. Der Er­trag soll beim Bund und in den Kan­to­nen zweck­ge­bun­den «für die so­zi­al ge­rech­te Be­kämp­fung der Kli­ma­kri­se» ver­wen­det wer­den. Dafür ist die «Ge­samt­wirt­schaft» um­zu­bau­en. Der Bun­des­rat und die WAK-N emp­feh­len, die In­itia­ti­ve ohne Ge­gen­vor­schlag ab­zu­leh­nen.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft lehnt die Juso-Volks­in­itia­ti­ve ent­schie­den ab:

  • Eine 50%-Steu­er lässt jede Nach­fol­ge­pla­nung von mit­tel­stän­di­schen Schwei­zer Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men schei­tern. Laut einer PwC-Stu­die müss­ten zwei Drit­tel die­ser Un­ter­neh­men zwangs­ver­kauft wer­den.
  • Die In­itia­ti­ve könn­te Steu­er­aus­fäl­le von bis zu 3,6 Mil­li­ar­den Fran­ken ver­ur­sa­chen. Das reichs­te 1 Pro­zent zahlt 23,2 Pro­zent der Steu­ern. Bei einer Ab­wan­de­rung ins Aus­land müss­te der Mit­tel­stand mehr zah­len, oder es käme zu Kür­zun­gen staat­li­cher Leis­tun­gen.
  • Die In­itia­ti­ve greift in Kan­tons­kom­pe­ten­zen ein und min­dert deren Er­trä­ge aus Erb­schafts-, Schen­kungs- und Ver­mö­gens­steu­ern, was den Wirt­schafts­stand­ort schwächt. Die Schweiz er­zielt im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich be­reits heute über­durch­schnitt­lich hohe Steu­er­ein­nah­men in die­sem Be­reich.
  • Die Steu­er be­trifft nur etwa 2.500 Per­so­nen und ver­letzt damit das All­ge­mein­heits­ge­bot. Sie un­ter­gräbt zudem die Wirt­schafts- und Nie­der­las­sungs­frei­heit und schafft durch die rück­wir­ken­de An­wen­dung un­kla­rer Be­stim­mun­gen er­heb­li­che recht­li­che Un­si­cher­heit.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: Ab­leh­nung

Stand der Be­ra­tun­gen: Mit 132 zu 49 Stim­men bei 8 Ent­hal­tun­gen stimm­te der bür­ger­li­che Block des Na­tio­nal­ra­tes gegen eine na­tio­na­le Be­steue­rung von Mil­lio­nen-Erb­schaf­ten zu­guns­ten des Kli­ma­schut­zes. Vier Ge­gen­vor­schlä­ge der Lin­ken, aus deren Rei­hen auch die Ent­hal­tun­gen kamen, wur­den zuvor ab­ge­lehnt. Das Ge­schäft geht an den Stän­de­rat.

Hei­rats­stra­fe und ne­ga­ti­ve Er­werbs­an­rei­ze gleich­zei­tig ab­schaf­fen

Das heu­ti­ge Sys­tem der ge­mein­sa­men und pro­gres­si­ven Be­steue­rung von Ehe­paa­ren führt be­son­ders für ver­hei­ra­te­te Zweit­ver­die­nen­de zu ein­ge­schränk­ten Er­werbs­an­rei­zen. Mit dem Sys­tem­wech­sel wer­den die ne­ga­ti­ven Er­werbs­an­rei­ze so weit als mög­lich eli­mi­niert. Um eine gleich­mäs­si­ge Ver­tei­lung der Kos­ten der Re­form über alle Ein­kom­mens­klas­sen zu er­rei­chen, sieht die Vor­la­ge eine ver­schärf­te Pro­gres­si­on im Ta­rif­ver­lauf vor.

Darum geht es: Die Schwei­zer Wirt­schaft ist auf qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te an­ge­wie­sen. Bei Zweit­ver­die­nen­den be­steht ein un­ge­nutz­tes Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al. Bei die­ser Grup­pe führt die In­di­vi­du­al­be­steue­rung zu einer deut­li­chen Ver­bes­se­rung der Er­werbs­an­rei­ze. Mit Split­ting­lö­sun­gen oder an­de­ren Mo­del­len der ge­mein­sa­men Ver­an­la­gung lässt sich die­ser Ef­fekt nicht im glei­chen Aus­mass rea­li­sie­ren.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft un­ter­stützt einen Ge­gen­vor­schlag, der die ne­ga­ti­ven Er­werbs­an­rei­ze best­mög­lich mi­ni­miert. Eine wei­te­re Ver­stär­kung der Pro­gres­si­on wird je­doch ab­ge­lehnt, weil das den ge­wünsch­ten Be­schäf­ti­gungs­ef­fek­ten ent­ge­gen­wirkt. Um volle Wir­kung zu ent­fal­ten, muss der Sys­tem­wech­sel zudem auf allen Staats­ebe­nen um­ge­setzt wer­den. Der Schnitt­stel­len-Pro­ble­ma­tik zu an­de­ren Recht­ge­bie­ten ohne In­di­vi­du­al-, son­dern mit Ehe­paar­be­trach­tung ist die nö­ti­ge Auf­merk­sam­keit zu schen­ken (z.B. Prä­mi­en­ver­bil­li­gun­gen, Krip­pen­sub­ven­tio­nen, Erbrecht).

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach­dem der Na­tio­nal­rat im Herbst mit knap­per Mehr­heit einer In­di­vi­du­al­be­steue­rung, als in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur von der FDP ein­ge­reich­ten Steu­er­g­rech­tig­keits-In­itia­ti­ve, zu­stimm­te, tritt nun auch der Stän­de­rat auf eine ab­ge­schwäch­te Vor­la­ge des Bun­des­ra­tes ein. Er folgt mit knap­per Mehr­heit bei 23 zu 21 Stim­men sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on, die die Vor­la­ge des Bun­des­ra­tes eben­falls knapp mit Stich­ent­scheid von Prä­si­dent Hans Wicki an­nahm.

Aus­sen­wirt­schaft

Di­gi­ta­li­sie­rung und Ver­ein­fa­chung zu­guns­ten der Ex­port­wirt­schaft

Mit dem DaziT-Pro­gramm soll der Zoll di­gi­ta­li­siert wer­den. Die To­tal­re­vi­si­on des Zoll­ge­set­zes leis­tet somit einen wert­vol­len Bei­trag zur Mo­der­ni­sie­rung und Ver­bes­se­rung der wirt­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen der Schweiz. Die Vor­la­ge be­darf je­doch ei­ni­ger De­tail­kor­rek­tu­ren.

Darum geht es: Mit der To­tal­re­vi­si­on sol­len die ver­schie­de­nen Auf­ga­ben­be­rei­che des Bun­des­amts für Zoll und Grenz­si­cher­heit zu­sam­men­ge­führt und har­mo­ni­siert wer­den. Das neue Ge­setz um­fasst daher Grund­la­gen für die un­ter­schied­lichs­ten Be­rei­che, von Ver­zol­lungs­ver­fah­ren bis zur Zu­sam­men­ar­beit mit der Po­li­zei. Die Zoll­ge­setz­re­vi­si­on bil­det zu­sam­men mit dem Trans­for­ma­ti­ons­pro­gramm DaziT die Grund­la­ge für eine längst über­fäl­li­ge Mo­der­ni­sie­rung der Zoll­pro­zes­se.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: In der De­tail­be­ra­tung haben beide Räte wich­ti­ge Prä­zi­sie­run­gen und Nach­bes­se­run­gen am Ge­setz vor­ge­nom­men. Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se sind fol­gen­de Punk­te noch zu kor­ri­gie­ren:

  • Kon­trol­le und Ver­ein­fa­chung: Dank all­ge­mei­ner An­mel­de­pflicht (Art. 13 BAZG-VG ge­mäss BR) und zu­sätz­li­cher Ver­ein­fa­chung (Art. 15 Abs. 4 BAZG-VG ge­mäss SR) kön­nen mehr Fir­men von ad­mi­nis­tra­ti­ven Ver­ein­fa­chun­gen pro­fi­tie­ren, wäh­rend wich­ti­ge Da­ten­grund­la­gen für Kon­trol­len er­hal­ten blei­ben.
  • Klare Re­geln: Bei wich­ti­gen As­pek­ten ist auf «Kann»-For­mu­lie­run­gen zu ver­zich­ten. Daher ist bei Art. 17 und 18 BAZG-VG die Ver­si­on Bun­des­rat bei­zu­be­hal­ten, sowie die Ver­si­on Na­tio­nal­rat bei Art. 15 Abs. 3 und Art. 23 Abs. 1 BAZG-VG.
  • Ak­ti­vie­rung der Wa­ren­an­mel­dung nicht auf eine Per­son ein­schrän­ken: Art. 19 BAZG-VG ge­mäss BR sieht eine Ab­fol­ge ver­schie­de­ner ak­ti­vie­rungs­pflich­ti­ger Wirt­schafts­ak­teu­re vor und schränkt so die­sen wich­ti­gen Schritt des Zoll­ver­fah­rens in der Pra­xis nicht ein.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Der Na­tio­nal­rat hat die Ab­wei­chun­gen des Stän­de­ra­tes be­ra­ten und folg­te mehr­heit­lich den Be­schlüs­sen, wie be­reits ihre vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on. Auf­grund ver­blie­be­ner Dif­fe­ren­zen geht das Ge­schäft nun zu­rück an den Stän­de­rat.

Fehl­dia­gno­se eines Schein­pro­blems

Eine staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le ist nicht im In­ter­es­se einer of­fe­nen und ver­netz­ten Schweiz. Aus­ser­dem fehlt dafür jeg­li­che Evi­denz. Bis heute sind keine Über­nah­men be­kannt, die in der Ver­gan­gen­heit die öf­fent­li­che Ord­nung oder die Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­det hät­ten.

Darum geht es: Die Vor­la­ge sieht vor, Über­nah­men von in­län­di­schen Un­ter­neh­men durch staat­lich kon­trol­lier­te In­ves­to­ren aus dem Aus­land einer Ge­neh­mi­gungs­pflicht zu un­ter­stel­len. Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass sol­che In­ves­to­ren die öf­fent­li­che Ord­nung oder die Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­den. Der Bun­des­rat und die WAK-S leh­nen das vom Par­la­ment in Auf­trag ge­ge­be­ne Vor­ha­ben ab.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft emp­fiehlt dem Stän­de­rat, sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on zu fol­gen und nicht auf den Ge­setz­ent­wurf ein­zu­tre­ten.

  • Eine In­ves­ti­ti­ons­prü­fung ver­ur­sacht hohe Kos­ten für Wirt­schaft und Be­hör­den, ohne kla­ren Nut­zen. Die ei­gent­li­che Be­dro­hung für die öf­fent­li­che Si­cher­heit geht nicht von le­ga­len Fir­men­über­nah­men aus, son­dern von il­le­ga­len Ak­ti­vi­tä­ten wie Cy­ber­kri­mi­na­li­tät.
  • Die kri­ti­schen In­fra­struk­tu­ren der Schweiz (z.B. En­er­gie oder Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on) sind be­reits heute haupt­säch­lich in Be­sitz des Staa­tes (Bund, Kan­to­ne, Ge­mein­de).
  • Eine In­ves­ti­ti­ons­prü­fung schafft so­wohl für in­län­di­sche Un­ter­neh­men als auch für aus­län­di­sche In­ves­to­ren er­heb­li­che Rechts­un­si­cher­heit. Wer von Part­ner­län­dern Markt­öff­nung ein­for­dert, kann kein über­schies­sen­des Re­gime im ei­ge­nen Markt auf­bau­en.
  • Auch ohne In­ves­ti­ti­ons­prü­fung hand­habt die Schweiz im OECD-Ver­gleich be­reits heute aus­län­di­sche Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen re­strik­ti­ver als ihre Nach­bar­län­der. So kennt die Schweiz spe­zi­al­ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen wie die Fu­si­ons­kon­trol­le im Wett­be­werbs­recht oder Mel­de­pflich­ten im Bör­sen­recht.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: Ab­leh­nung

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach­dem der Na­tio­nal­rat sich in der Herbst­ses­si­on für stren­ge­re In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len aus­ge­spro­chen hatte, be­schliesst auch der Stän­de­rat mit 29 zu16 Stim­men ohne Ent­hal­tun­gen auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten und folg­te damit der Min­der­heit ihrer vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on. Der Bun­des­rat, sowie die Mehr­heit der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on waren der Mei­nung, dass es keine In­ves­ti­ti­ons­prü­fung brau­che. Der Stän­de­rat berät zu einem spä­te­ren Zeit­punkt über das In­ves­ti­ti­ons­prüf­ge­setz und die Vor­la­ge geht zu­rück an die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on.

Chan­ce jetzt pa­cken!

Das Frei­han­dels­ab­kom­men der EFTA-Staa­ten mit In­di­en ist das erste Eu­ro­pas mit dem auf­stre­ben­den Land. Die Schwei­zer Wirt­schaft un­ter­stützt die­ses Ab­kom­men aus­drück­lich. Es er­öff­net un­se­rer Ex­port­na­ti­on einen bes­se­ren Markt­zu­gang zu einer Volks­wirt­schaft mit einem Wachs­tums­po­ten­zi­al von jähr­lich 6 bis 9 Pro­zent. Die Im­port­zöl­le wer­den in den kom­men­den Jah­ren deut­lich sin­ken.

Darum geht es: Am 20. März 2024 haben die EFTA-Staa­ten mit In­di­en ein Frei­han­dels­ab­kom­men un­ter­zeich­net. Für die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schaft ist das ein Mei­len­stein. In Zei­ten des welt­weit zu­neh­men­den Pro­tek­tio­nis­mus er­hält die Ex­port­na­ti­on Schweiz die Chan­ce, am wirt­schaft­li­chen Po­ten­zi­al des welt­weit be­völ­ke­rungs­reichs­ten Lan­des mit ste­ti­gem Wirt­schafts­wachs­tum teil­zu­ha­ben.

Schwei­zer Un­ter­neh­men er­hal­ten einen bes­se­ren Markt­zu­gang für Güter und Dienst­leis­tun­gen. Der Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums wird eben­falls ver­bes­sert. Erst­mals ver­ein­bart In­di­en im Rah­men eines Frei­han­dels­ab­kom­mens ein recht­lich ver­bind­li­ches Ka­pi­tel zu Han­del und Nach­hal­tig­keit. Das FHA ver­schafft Schwei­zer Un­ter­neh­men ge­gen­über ihren Kon­kur­ren­ten aus der EU und UK, die noch über kein Ab­kom­men mit In­di­en ver­fü­gen, einen wich­ti­gen Wett­be­werbs­vor­teil.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt dem Na­tio­nal­rat, dem kla­ren Be­kennt­nis des Stän­de­ra­tes zu fol­gen und das Ab­kom­men zu ge­neh­mi­gen. Will die Schweiz ihren kom­pe­ti­ti­ven Vor­teil nut­zen, dann ist eine zü­gi­ge Ra­ti­fi­zie­rung des Frei­han­dels­ab­kom­mens im Schwei­zer In­ter­es­se. So könn­ten Schwei­zer Un­ter­neh­men bes­ten­falls schon Ende 2025 von des­sen zahl­rei­chen Vor­tei­len pro­fi­tie­ren.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach­dem der Stän­de­rat das Ab­kom­men in der Win­ter­ses­si­on ein­stim­mig an­ge­nom­men hat, hat nun auch der Na­tio­nal­rat mit 131 zu 22 Stim­men bei 38 Ent­hal­tun­gen die Vor­la­ge gut­ge­heis­sen. Auf­grund der über­ein­stim­men­den Be­schluss­fas­sung bei­der Räte ist das Ge­schäft be­reit für die Schluss­ab­stim­mung.

Dop­pel­spu­rig­kei­ten ver­hin­dern

Der grenz­über­schrei­ten­de Han­del mit Fol­ter­gü­tern soll mit­tels eines neuen Ge­set­zes stren­ger kon­trol­liert wer­den. Die­ses An­lie­gen ist zu un­ter­stüt­zen. Bei der Um­set­zung sind aber Dop­pel­spu­rig­kei­ten durch meh­re­re Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren und damit un­nö­ti­ge Han­dels­hemm­nis­se zu ver­hin­dern.

Darum geht es: Der grenz­über­schrei­ten­de Han­del mit Gü­tern, die zur Voll­stre­ckung der To­des­stra­fe oder zur Fol­ter ver­wen­det wer­den kön­nen, soll künf­tig stren­ger kon­trol­liert wer­den. Der Bun­des­rat hat dafür ein neues Ge­setz ent­wor­fen.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Ziel­set­zung des Fol­ter­gü­ter­ge­set­zes ist zu un­ter­stüt­zen. Ei­ni­ge der im Fol­ter­gü­ter­ge­setz er­wähn­ten Güter sind be­reits seit Jah­ren durch an­de­re Re­gu­lie­run­gen ent­we­der be­wil­li­gungs­pflich­tig oder ver­bo­ten. Meh­re­re Ex­port­be­wil­li­gun­gen auf der Grund­la­ge ver­schie­de­ner Ge­set­ze würde den ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wand für Fir­men un­nö­tig stei­gern. Folg­lich emp­fiehlt eco­no­mie­su­is­se in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung am Be­schluss des Stän­de­ra­tes zu Art. 2 Abs. 3 FGG fest­zu­hal­ten. So würde für Arz­nei­mit­tel das be­ste­hen­de Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren bei­be­hal­ten und diese Güter nicht dem neuen Fol­ter­gü­ter­ge­setz un­ter­stellt.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Die bei­den Räte haben beim Fol­ter­gü­ter­ge­setz letz­ten Dif­fe­ren­zen aus dem Weg ge­räumt. Der Na­tio­nal­rat ist dem Stän­de­rat ge­folgt und kipp­te die Ge­set­zes­ar­ti­kel zu be­stimm­ten Me­di­ka­men­ten aus dem Ge­setz, nach­dem die klei­ne Kam­mer zuvor zwei­mal dar­auf be­harr­te, dass der Um­gang mit sol­chen Me­di­ka­men­ten be­reits im Heil­mit­tel­ge­setz ge­re­gelt sei.

Ab­kom­men Schweiz-UK als Si­gnal für of­fe­ne Fi­nanz­mär­ke

Das Berne Fi­nan­ci­al Ser­vices Agree­ment mar­kiert den Start einer neu­ar­ti­gen Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen zwei der wich­tigs­ten Fi­nanz­märk­te Eu­ro­pas. So kann bis­her un­ge­nutz­tes Po­ten­zi­al in grenz­über­schrei­ten­den Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen bes­ser aus­ge­schöpft wer­den.

Darum geht es: Das Ab­kom­men er­mög­licht einen bes­se­ren Markt­zu­gang für grenz­über­schrei­ten­de Dienst­leis­tun­gen in den Be­rei­chen Ban­ken und In­ves­ti­tio­nen, Ver­mö­gens­ver­wal­tung, Ver­si­che­run­gen und Fi­nanz­markt­in­fra­struk­tur mit einem stra­te­gisch wich­ti­gen Part­ner­land. Das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich ist der viert­wich­tigs­te Han­dels­part­ner der Schweiz mit einem jähr­li­chen Han­dels­vo­lu­men von rund 20 Mil­li­ar­den Fran­ken.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt das Ab­kom­men. Mit die­sem wer­den die Wirt­schafts­be­zie­hun­gen zwi­schen UK und der Schweiz wei­ter ver­tieft. Es hat ge­samt­wirt­schaft­lich einen po­si­ti­ven Nut­zen und stärkt den hie­si­gen Fi­nanz­platz. Ge­ra­de in Zei­ten geo­po­li­ti­scher Span­nun­gen und wach­sen­den Pro­tek­tio­nis­mus sen­den die Schweiz und das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich damit ein star­kes Si­gnal für of­fe­ne Märk­te und Zu­sam­men­ar­beit aus. Nun ist es wich­tig, die Ra­ti­fi­zie­rung und Im­ple­men­tie­rung des Ab­kom­mens rasch an­zu­ge­hen.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Die gros­se Kam­mer hat die Vor­la­ge mit 176 zu 1 Stim­men ohne Ent­hal­tun­gen gut­ge­heis­sen. Zuvor hat der Stän­de­rat dem Ab­kom­men be­reits zu­ge­stimmt.

Wirk­sa­me Un­ter­stüt­zung für Wie­der­auf­bau der Ukrai­ne

Ende 2023 wurde der fi­nan­zi­el­le Be­darf für den Wie­der­auf­bau auf 486 Mil­li­ar­den US-Dol­lar ge­schätzt. An­ge­sichts die­ser Her­aus­for­de­rung ist die Un­ter­stüt­zung über die Eu­ro­päi­sche Bank für Wie­der­auf­bau und Ent­wick­lung (EBWE) ein wich­ti­ger Pfei­ler für die Ukrai­ne-Hilfe der Schweiz.

Darum geht es: Der Bun­des­rat be­an­tragt einen Ver­pflich­tungs­kre­dit über 96,11 Mil­lio­nen Fran­ken für die Be­tei­li­gung an der haupt­säch­lich dem Wie­der­auf­bau der Ukrai­ne die­nen­den Ka­pi­tal­er­hö­hung der EBWE (Ent­wurf 1). Zudem be­an­tragt er, die An­pas­sung des Über­ein­kom­mens zur Er­rich­tung der EBWE zu ge­neh­mi­gen, die es der Bank er­mög­li­chen soll, ihre Tä­tig­keit schritt­wei­se auf Sub­sa­ha­ra-Afri­ka und den Irak aus­zu­deh­nen (Ent­wurf 2).

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft un­ter­stützt die Be­tei­li­gung der Schweiz an der Ka­pi­tal­er­hö­hung der EBWE zu­guns­ten der Ukrai­ne.

Neben den bi­la­te­ra­len Mass­nah­men ist auch die mul­ti­la­te­ra­le Un­ter­stüt­zung über In­sti­tu­tio­nen wie die EBWE ein wich­ti­ger Pfei­ler der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit der Schweiz. An­ge­sichts des Aus­mas­ses des Wie­der­auf­baus in der Ukrai­ne schafft die Bank durch ihre Pro­jek­te und die Be­reit­stel­lung von Fi­nan­zie­run­gen auch Be­tei­li­gungs­mög­lich­kei­ten für die Schwei­zer Wirt­schaft. Schwei­zer Fir­men kön­nen ins­be­son­de­re in den Be­rei­chen In­dus­trie­pro­duk­ti­on, Trans­port und Lo­gis­tik, En­er­gie sowie In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gi­en einen wich­ti­gen Bei­trag leis­ten. Sie ver­fü­gen folg­lich in vie­len Be­rei­chen über das Know­how, wel­ches für das En­ga­ge­ment der EBWE in der Ukrai­ne nötig ist.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach dem Stän­de­rat hat nun auch der Na­tio­nal­rat mit 124 zu 65 Stim­men einer Be­tei­li­gung der Schweiz mit 96,11 Mil­lio­nen Fran­ken an einer Ka­pi­tal­er­hö­hung der Eu­ro­päi­schen Bank für Wie­der­auf­bau und Ent­wick­lung zu­ge­stimmt.

En­er­gie, Klima & Um­welt

Kein Ver­la­ge­rungs­auf­trag ohne Ver­fas­sungs­grund­la­ge

Der Bun­des­rat will über 500 Mil­lio­nen Fran­ken aus der Leis­tungs­ab­hän­gi­gen Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be (LSVA) für die Sa­nie­rung des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs (EWLV) ver­wen­den. Für die Wirt­schaft ist klar: Dafür braucht es klare Be­din­gun­gen und si­cher kein Ver­la­ge­rungs­ziel im In­land.

Darum geht es: Der EWLV weist gros­se De­fi­zi­te und In­ves­ti­ti­ons­be­darf aus. Der Bun­des­rat will Ab­hil­fe schaf­fen: Be­triebs- und In­ves­ti­ti­ons­bei­trä­ge sol­len bei der Mo­der­ni­sie­rung und Dekar­bo­ni­sie­rung der Schie­ne hel­fen. Die Fi­nan­zie­rung soll aus der LSVA er­fol­gen – zu­las­ten der trans­por­tie­ren­den Un­ter­neh­men und des Bahn­in­fra­struk­tur­fonds. Eine knap­pe Mehr­heit der KVF-N will einen hö­he­ren Bahn­an­teil am Gü­ter­ver­kehr ge­setz­lich vor­zu­schrei­ben. Ver­schie­de­ne Min­der­hei­ten for­dern dar­über hin­aus die Stär­kung von Wett­be­werb und Wirt­schafts­frei­heit.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se:

  • Art. 3 Abs. 1 Bst. f: An­nah­me der Min­der­heit Jaus­lin. Einen Ver­la­ge­rungs­auf­trag im Bin­nen­ver­kehr, wie ihn die Mehr­heit der KVF-N in den Zie­len des Ge­set­zes fest­hal­ten will, lehnt die Wirt­schaft ab. Hier­für fehlt eine Ver­fas­sungs­grund­la­ge.
  • Art. 3 Abs. 2: An­nah­me der Mehr­heit. Die Ei­gen­wirt­schaft­lich­keit des EWLV ist ein zen­tra­les Ziel der Vor­la­ge.
  • Art. 10 Abs. 5: An­nah­me der Min­der­heit Tuena. Die För­de­rung muss mit wirt­schaft­li­chen Kri­te­ri­en ver­bun­den sein.
  • Art. 13 Abs. 7: An­nah­me der Mehr­heit. Trans­pa­renz über die Fi­nanz­flüs­se muss ge­währ­leis­tet sein.
  • Art. 25 Abs. 3: An­nah­me der Min­der­heit Tuena. Die Stär­kung des Wett­be­werbs hilft dem gan­zen Sys­tem.
  • Art. 32 Abs. 2: An­nah­me der Min­der­heit Gie­zen­dan­ner. Die Vor­la­ge muss den Wett­be­werb im Markt stär­ken.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me be­dingt

Stand der Be­ra­tun­gen: Letz­te Dif­fe­ren­zen wur­den in den bei­den Räten be­rei­nigt. Der vom Stän­de­rat vor­ge­schla­ge­nen Auf­nah­me eines Ver­la­ge­rungs­ziels in den Er­lass wurde vom Na­tio­nal­rat mit 113 zu 74 Stim­men ohne Ent­hal­tun­gen ab­ge­lehnt. Die Vor­la­ge ist damit be­rei­nigt und be­reit für die Schluss­ab­stim­mun­gen.

Schwel­len­wert für Rück­erstat­tung sen­ken

Die Strom­re­ser­ve ist wich­tig, so­lan­ge wir kein Strom­ab­kom­men mit der EU und keine aus­rei­chen­de in­län­di­sche Strom­pro­duk­ti­on haben. Die Ge­büh­ren müs­sen je­doch fair ver­teilt wer­den, da sonst die Ge­fahr von De­indus­tria­li­sie­rung und Car­bon Le­a­ka­ge ent­steht – wie in Deutsch­land. Es braucht eine Lö­sung ana­log der be­währ­ten Rück­erstat­tung des Netz­zu­schlags.

Darum geht es: Das Par­la­ment hat im Strom­ge­setz die ge­setz­li­chen Grund­la­gen für eine Strom­re­ser­ve ge­schaf­fen, wel­che der Bun­des­rat nun er­wei­tern will. Sie führt zu einer er­heb­li­chen Ge­büh­ren­last, die fair ver­teilt wer­den muss.

Das fin­det eco­no­mie­su­is­se: Die Wirt­schaft un­ter­stützt die Wei­ter­füh­rung der Re­ser­ve – ohne Ver­sor­gungs­si­cher­heit kein Wohl­stand und kein Netto-Null. Ins­be­son­de­re wird be­grüsst, dass die Ver­brauchs­re­ser­ve ein ver­bind­li­cher Be­stand­teil der Re­ser­ve wer­den soll: So kann diese wei­ter di­ver­si­fi­ziert wer­den und die Un­ter­neh­men kön­nen mit einer An­pas­sung des Ver­brauchs einen wich­ti­gen Bei­trag zur Ver­sor­gungs­si­cher­heit leis­ten.

Die Strom­re­ser­ve ver­stärkt al­ler­dings auch den be­sorg­nis­er­re­gen­den Trend der stei­gen­den Ge­büh­ren­last für Un­ter­neh­men, was die De­indus­tria­li­sie­rung und die Ab­wan­de­rung von ver­gleichs­wei­se sau­be­rer Schwei­zer Pro­duk­ti­on ins Aus­land för­dert («Car­bon Le­a­ka­ge»).

Der Be­schluss des Na­tio­nal­ra­tes für eine Rück­erstat­tung bei Un­ter­neh­men mit Strom­kos­ten in der Höhe von min­des­tens 20 Pro­zent der Brut­to­wert­schöp­fung würde fast keine Fir­men ent­las­ten. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst daher, dass die UREK-S die­sen Wert auf 10 Pro­zent kor­ri­gie­ren will – ana­log zur be­währ­ten Lö­sung bei der Rück­erstat­tung des Netz­zu­schlags im En­er­gie­ge­setz.

Emp­feh­lung eco­no­mie­su­is­se: An­nah­me

Stand der Be­ra­tun­gen: Nach dem Na­tio­nal­rat will auch der Stän­de­rat die Strom­re­ser­ve ge­setz­lich ver­an­kern und hat die Vor­la­ge ein­stim­mig an­ge­nom­men. Da der Stän­de­rat Än­de­run­gen be­schloss, geht das Ge­schäft zu­rück an den Na­tio­nal­rat.