Früh­jahrs­ses­si­on 2019

Hier fin­den Sie un­se­re Stel­lung­nah­men zu wich­ti­gen Ge­schäf­ten der Früh­jahrs­ses­si­on.

Na­tio­nal­rat

Na­tio­nal­rat er­höht den Dritt­be­treu­ungs­kos­ten­ab­zug  

Der Bun­des­rat schlägt vor, die Steu­er­ab­zü­ge für Kin­der­dritt­be­treu­ung zu er­hö­hen. El­tern sol­len die Kos­ten für die Kin­der­dritt­be­treu­ung bis ma­xi­mal 25'000 Fran­ken pro Jahr und Kind vom Ein­kom­men ab­zie­hen kön­nen. Der Bun­des­rat rech­net kurz­fris­tig mit Min­der­ein­nah­men von ins­ge­samt rund 10,4 Mil­lio­nen Fran­ken. Auf­grund des ge­rin­ge­ren Kan­tons­an­teils an der di­rek­ten Bun­des­steu­er sind für die Kan­to­ne Min­der­ein­nah­men von 1,7 Mil­lio­nen Fran­ken zu er­war­ten. Die rest­li­chen 8,7 Mil­lio­nen Fran­ken ent­fal­len auf den Bund. Mit­tel­fris­tig geht der Bun­des­rat auf­grund des po­si­ti­ven Be­schäf­ti­gungs­im­pul­ses davon aus, dass sich die Mass­nah­me selbst fi­nan­ziert. 

Die vor­ge­schla­ge­nen Än­de­run­gen be­tref­fen nur die di­rek­te Bun­des­steu­er. Zu die­sem Zweck muss das Bun­des­ge­setz über die di­rek­te Bun­des­steu­er (DBG) an­ge­passt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die An­nah­me der Vor­la­ge.

Ne­ga­ti­ve Er­werbs­an­rei­ze mil­dern 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Ziele der Vor­la­ge, ne­ga­ti­ve Er­werbs­an­rei­ze im Steu­er­sys­tem zu mil­dern und gleich­zei­tig die Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fa­mi­lie zu för­dern. Dank hö­he­rer steu­er­li­cher Ab­zü­ge für Dritt­be­treu­ungs­kos­ten kann sich eine Er­werbs­auf­nah­me bzw. -aus­wei­tung für Müt­ter und Väter, die heute nicht voll er­werbs­tä­tig sind, loh­nen. Heute ist dies teil­wei­se nicht der Fall, weil der Zu­satz­ver­dienst pro­gres­si­ons­be­dingt durch eine hö­he­re Steu­er­be­las­tung kon­su­miert wird. Aus­ser­dem stei­gen mit dem hö­he­ren Fa­mi­li­en­ein­kom­men meist auch noch die Be­treu­ungs­ta­ri­fe, was zu­sätz­lich ab­schre­ckend wirkt. 

Fach­kräf­te (wie­der) in den Ar­beits­markt in­te­grie­ren 

Ge­mäss einer Stu­die der Eid­ge­nös­si­schen Steu­er­ver­wal­tung ESTV wer­den von einem hö­he­ren Dritt­be­treu­ungs­kos­ten­ab­zug vor allem El­tern mit mitt­le­ren und hohen Ein­kom­men pro­fi­tie­ren. Per­so­nen mit hö­he­rer Aus­bil­dung, die auf­grund des Fach­kräf­te­man­gels be­nö­tigt wer­den, wer­den da­durch (wie­der) in den Ar­beits­markt in­te­griert. eco­no­mie­su­is­se teilt des­halb die Ein­schät­zung des Bun­des­rats, dass die Vor­la­ge ge­eig­net ist, den Ar­beits­markt zu be­le­ben. Zur Er­hö­hung des steu­er­li­chen Ab­zugs für Kin­der­dritt­be­treu­ungs­kos­ten hatte eco­no­mie­su­is­se be­reits vor ei­ni­gen Jah­ren Hand ge­bo­ten – und zwar als Ant­wort auf die Ab­leh­nung der immer wie­der­keh­ren­den For­de­run­gen nach der Ver­län­ge­rung von Krip­pen­an­schub­fi­nan­zie­run­gen auf Bun­des­ebe­ne. 

Abzug auf Ei­gen­be­treu­ung von Kin­dern ab­leh­nen 

eco­no­mie­su­is­se lehnt das An­sin­nen ab, die Ab­zugs­mög­lich­kei­ten auch auf die Ei­gen­be­treu­ung von Kin­dern aus­zu­wei­ten. Den El­tern ent­ste­hen keine zu­sätz­li­chen Kos­ten, wes­halb sie diese auch nicht ab­zie­hen kön­nen sol­len. An­sons­ten ver­stösst die Vor­la­ge gegen das Prin­zip der Be­steue­rung nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit. Aus­ser­dem würde da­durch ein be­stimm­tes Fa­mi­li­en­mo­dell, näm­lich die Ei­gen­be­treu­ung, be­vor­zugt. Die steu­er­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen müs­sen mit Blick auf die Wahl des Fa­mi­li­en­mo­dells sowie den Ent­scheid, ob je­mand eine Er­werbs­tä­tig­keit auf­nimmt oder aus­wei­tet, neu­tral aus­ge­stal­tet sein. 

Kurz­fris­ti­ge Min­der­ein­nah­men glei­chen sich mit­tel­fris­tig wie­der aus 

Die Vor­la­ge fi­nan­ziert sich ge­mäss den Er­war­tun­gen des Bun­des­rats mit­tel­fris­tig selbst. Nimmt der Er­werbs­an­reiz sogar stär­ker zu, als vom Bun­des­rat er­war­tet, wer­den sogar zu­sätz­li­che Steu­er- und So­zi­al­ver­si­che­rungs­ein­nah­men ge­ne­riert. Davon pro­fi­tiert neben den Steu­er­zah­lern auch die Schweiz ins­ge­samt. Dass der Bun­des­rat ent­ge­gen dem Vor­schlag in der Ver­nehm­las­sung auf Vor­schrif­ten be­züg­lich eines Min­dest- bzw. Ma­xi­ma­l­ab­zugs für die Kan­to­ne ver­zich­tet, ist zu be­grüs­sen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Er­strat be­han­delt. Mit 131 zu 48 Stim­men bei 14 Ent­hal­tun­gen ist die gros­se Kam­mer dem An­trag der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt: Damit sol­len El­tern, die ihre Kin­der ex­tern be­treu­en las­sen, künf­tig bis zu 25'000 Fran­ken bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er ab­zie­hen kön­nen. Aus­ser­dem hat eine knap­pe Mehr­heit des Na­tio­nal­rats ent­schie­den, dass der all­ge­mei­ne Kin­der­ab­zug von 6'500 auf 10'000 Fran­ken an­ge­ho­ben wird.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst grund­sätz­lich, dass der Na­tio­nal­rat den Dritt­be­treu­ungs­ab­zug er­höht hat. Mit der Er­hö­hung des all­ge­mei­nen Kin­der­ab­zugs dro­hen je­doch Steu­er­aus­fäl­le von meh­re­ren Hun­dert Mil­lio­nen Fran­ken. Hier muss der Stän­de­rat un­be­dingt kor­ri­gie­ren. 

Na­tio­nal­rat setzt klare Re­geln für di­gi­ta­len Iden­ti­täts­nach­weis 

Der di­gi­ta­le Iden­ti­täts­nach­weis (E-ID) wird immer wich­ti­ger im Ge­schäfts­le­ben oder in der Frei­zeit. Es be­steht ein gros­ses Be­dürf­nis nach einer si­che­ren und ein­fach zu hand­ha­ben­den E-ID. Der Bun­des­rat will des­halb klare Re­geln für eine staat­lich an­er­kann­te di­gi­ta­le Iden­ti­tät er­las­sen. Das er­klär­te Ziel des Bun­des­rats be­steht darin, dass sich die Nut­zer im In­ter­net si­cher und mit vol­ler Kon­trol­le über die ei­ge­nen Daten be­we­gen kön­nen. 

Der Bun­des­rat schlägt vor, eine spe­zi­el­le Iden­ti­täts­stel­le im EJPD mit der amt­li­chen Prü­fung und Be­stä­ti­gung der Exis­tenz einer Per­son und ihrer Iden­ti­täts­merk­ma­le zu be­trau­en. Die Ent­wick­lung und Aus­stel­lung der tech­no­lo­gi­schen Trä­ger der staat­lich ge­prüf­ten und be­stä­tig­ten E-ID soll pri­va­ten An­bie­tern über­las­sen wer­den. Die Pri­va­ten sol­len aber staat­lich an­er­kannt und re­gel­mäs­sig kon­trol­liert wer­den. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge. Es ist wich­tig, dass die Schweiz bald über klare Re­geln ver­fügt. Der Rück­wei­sungs­an­trag der Min­der­heit Marti soll­te des­halb ab­ge­lehnt wer­den. 

Di­gi­ta­li­sie­rung auf neue Iden­ti­täts­nach­wei­se an­ge­wie­sen 

Die Di­gi­ta­li­sie­rung führt zu einer Ver­la­ge­rung von Ge­schäfts­mo­del­len in den vir­tu­el­len Raum. Für be­stimm­te Ge­schäf­te wird wei­ter­hin ein Iden­ti­täts­nach­weis be­nö­tigt, sei es aus Grün­den des Ju­gend­schut­zes, zum Schutz der Gläu­bi­ger oder der öf­fent­li­chen Si­cher­heit. Eine Ver­wen­dung der her­kömm­li­chen ID ist im di­gi­ta­len Raum oft­mals nicht mög­lich. Aus­ser­dem wer­den mit der Di­gi­ta­li­sie­rung neue An­for­de­run­gen an den Iden­ti­täts­nach­weis ge­stellt. Die Ge­setz­ge­bung trägt die­sen Ent­wick­lun­gen mit dem vor­lie­gen­den Ge­set­zes­ent­wurf Rech­nung. 

Klare Re­geln über E-ID un­be­dingt not­wen­dig 

Klare Re­geln über den di­gi­ta­len Iden­ti­täts­nach­weis sind un­be­dingt not­wen­dig, damit die Schwei­zer Un­ter­neh­men im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb nicht den An­schluss ver­lie­ren. Sol­che Re­geln feh­len heut­zu­ta­ge. Die Folge ist, dass die Iden­ti­tät der Ge­schäfts­part­ner di­gi­tal nicht ein­wand­frei fest­stell­bar ist. Die be­ste­hen­den Al­ter­na­ti­ven zur E-ID (Kre­dit­kar­ten­num­mer, E-Mail, So­zia­le Me­di­en) er­fül­len die not­wen­di­gen An­for­de­run­gen an die Si­cher­heit nicht. Neue Ge­schäfts­mo­del­le stos­sen aus die­sen Grün­den an ihre Gren­ze. Die E-ID ist eine Chan­ce für die Schwei­zer Volks­wirt­schaft, die jetzt ge­packt wer­den muss. Sie er­leich­tert nicht nur den Ge­schäfts­ver­kehr und ver­ein­facht den Um­gang mit den Be­hör­den. 

Ge­währ­leis­tungs­ver­ant­wor­tung durch Bund, Be­reit­stel­lung durch Pri­va­te 

Es ist ab­so­lut aus­rei­chend, wenn der Bund die Ge­währ­leis­tungs­ver­ant­wor­tung für die E-ID trägt. Die Be­reit­stel­lung der E-ID kann durch die Pri­va­ten er­fol­gen. Sie ver­fü­gen über das not­wen­di­ge Know-how, um ein ef­fi­zi­en­tes, nut­zer­freund­li­ches und glei­cher­mas­sen si­che­res E-ID-Sys­tem an­zu­bie­ten. Eine Be­tei­li­gung des Bun­des oder gar der Be­trieb eines ei­ge­nen E-ID-Sys­tems ist nicht er­for­der­lich. Die vor­ge­schla­ge­ne Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen den Pri­va­ten und dem Staat ist des­halb sinn­voll. 

Ge­set­zes­ent­wurf: gute Dis­kus­si­ons­grund­la­ge mit punk­tu­el­lem An­pas­sungs­be­darf 

Der Ge­set­zes­ent­wurf bil­det die Basis für ein schlan­kes Bun­des­ge­setz über elek­tro­ni­sche Iden­ti­fi­zie­rungs­diens­te. Es folgt dem Sub­si­dia­ri­täts­ge­dan­ken und re­du­ziert die staat­li­chen Ein­grif­fe auf ein Mi­ni­mum. Tech­ni­sche De­tails wer­den in der Ver­ord­nung ge­re­gelt. Aus­ser­dem lässt der Ge­set­zes­ent­wurf un­ter­schied­li­che E-ID-Mo­del­le und -An­bie­ter zu. 

Gleich­zei­tig be­steht noch punk­tu­el­ler An­pas­sungs­be­darf in ver­schie­de­nen Be­rei­chen. Auf tech­ni­scher Ebene, na­ment­lich bei der Da­ten­wei­ter­ga­be in Kon­zern­ver­hält­nis­sen, müs­sen of­fe­ne Fra­gen ge­klärt wer­den. Zudem muss die Tech­no­lo­gie­neu­tra­li­tät si­cher­ge­stellt wer­den. Das Ge­setz soll weder eine be­stimm­te Tech­no­lo­gie be­vor­zu­gen noch zu­künf­ti­ge Ent­wick­lun­gen be­hin­dern. In­so­fern be­grüsst eco­no­mie­su­is­se die be­an­trag­te Er­gän­zung der RK-NR zu Ar­ti­kel 1 Ab­satz 3, wo­nach der Grund­satz der Tech­no­lo­gie­neu­tra­li­tät zu be­ach­ten sei. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Er­strat be­han­delt. Mit 128 zu 48 Stim­men hat die gros­se Kam­mer dem neuen Bun­des­ge­setz über elek­tro­ni­sche Iden­ti­fi­zie­rungs­diens­te zu­ge­stimmt. Der Rück­wei­sungs­an­trag der SP und Grü­nen ist mit 131 zu 53 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen ge­schei­tert. Die Rats­lin­ke woll­te damit den Auf­trag ver­knüp­fen, die Her­aus­ga­be der E-ID als öf­fent­li­che Auf­ga­be zu kon­zi­pie­ren. In der De­tail­be­ra­tung hat der Na­tio­nal­rat nur punk­tu­el­le Än­de­run­gen am Ge­set­zes­ent­wurf vor­ge­nom­men. Zu den we­ni­gen An­pas­sun­gen zählt die Pflicht der Her­aus­ge­ber, allen Per­so­nen eine E-ID aus­zu­stel­len, die die per­sön­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len. Aus­ser­dem hat die Rats­mehr­heit ent­schie­den, den Grund­satz der Tech­no­lo­gie­neu­tra­li­tät in das Ge­setz auf­zu­neh­men. 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass der Na­tio­nal­rat nur ge­ring­fü­gi­ge Än­de­run­gen am Ge­set­zes­ent­wurf vor­ge­nom­men hat. Po­si­tiv ist, dass auf eine ge­setz­li­che De­fi­ni­ti­on der Trä­ger der E-ID ver­zich­tet wor­den ist und sich der Staat auf die Kon­trol­le der pri­va­ten An­bie­ter be­schränkt. Damit be­steht eine gute Aus­gangs­la­ge für ein tech­no­lo­gie­neu­tra­les, wirt­schafts­freund­li­ches Ge­setz, wel­ches ohne un­ver­hält­nis­mäs­si­ge staat­li­che Ein­grif­fe aus­kommt.

Na­tio­nal­rat will nicht, dass der Bund die Preis­un­ter­schie­de bei Be­schaf­fun­gen be­rück­sich­ti­gen muss 

Mit der Vor­la­ge un­ter­brei­tet der Bun­des­rat dem Par­la­ment die To­tal­re­vi­si­on des gel­ten­den Bun­des­ge­set­zes über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen (BöB). Grund für die To­tal­re­vi­si­on ist das re­vi­dier­te WTO-Über­ein­kom­men über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen (GPA 2012). Es wurde am 30. März 2012 ver­ab­schie­det und trat am 6. April 2014 in Kraft. Sämt­li­che Ver­trags­staa­ten sind ver­pflich­tet, die Än­de­rung des GPA 2012 im na­tio­na­len Recht um­zu­set­zen. 

Neben der Um­set­zung des GPA 2012 be­zweckt der Bun­des­rat mit der Re­vi­si­on des BöB, das Be­schaf­fungs­recht von Bund und Kan­to­nen ein­an­der in­halt­lich an­zu­glei­chen. Be­währ­te Re­ge­lungs­kon­zep­te wer­den bei­be­hal­ten. Zwecks Har­mo­ni­sie­rung soll das BöB mo­dern struk­tu­riert und sprach­lich über­ar­bei­tet wer­den. Gleich­zei­tig sol­len neue Be­griffs­de­fi­ni­tio­nen ein­ge­führt und bis­her auf Ver­ord­nungs­stu­fe ge­re­gel­te Be­stim­mun­gen ins Ge­setz über­führt wer­den. Wei­te­re Än­de­run­gen be­tref­fen Un­ter­stel­lungs­fra­gen. So ist vor­ge­se­hen, dass die Ver­lei­hung be­stimm­ter Kon­zes­sio­nen und die Über­tra­gung ge­wis­ser öf­fent­li­cher Auf­ga­ben neu unter das Be­schaf­fungs­recht fal­len. Aus­ser­dem schlägt der Bun­des­rat neue In­stru­men­te vor, na­ment­lich den Dia­log, Rah­men­ver­trä­ge sowie elek­tro­ni­sche Auk­tio­nen. 

Ein wei­te­rer Schwer­punkt liegt auf den The­men Ver­hand­lun­gen und Rechts­schutz. Zwei Neue­run­gen sind die elek­tro­ni­sche Ab­wick­lung von Be­schaf­fungs­ver­fah­ren und das Ver­bot von Ver­hand­lun­gen zum Zweck, den An­ge­bots­preis zu sen­ken (sog. «Ab­ge­bots­run­den»). Der Bun­des­rat will auch den Zu­gang zu den Ge­rich­ten aus­bau­en. Die Be­schwer­de­instanz soll Scha­den­er­satz­be­geh­ren ad­hä­si­ons­wei­se er­le­di­gen kön­nen. Zudem soll die Kor­rup­ti­ons­prä­ven­ti­on im öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sen ver­stärkt wer­den. Hinzu kommt eine sys­te­ma­ti­sche Re­ge­lung der Aus­schluss- und Sank­ti­ons­tat­be­stän­de. An­bie­ter und Sub­un­ter­neh­mer, die von künf­ti­gen Be­schaf­fungs­vor­ha­ben aus­ge­schlos­sen sind, sol­len neu auf einer zen­tra­len Liste er­fasst wer­den. 

Keine Än­de­run­gen schlägt der Bun­des­rat im Hin­blick auf die mass­ge­ben­den Schwel­len­wer­te vor. Neu soll je­doch zwi­schen so­ge­nann­tem Staats­ver­trags­be­reich und Nicht­staats­ver­trags­be­reich un­ter­schie­den wer­den. Der Staats­ver­trags­be­reich er­fasst jene öf­fent­li­chen Be­schaf­fun­gen im Gel­tungs­be­reich der in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz. Dem­ge­gen­über un­ter­ste­hen öf­fent­li­che Auf­trä­ge im Nicht­staats­ver­trags­be­reich nur den Re­geln des na­tio­na­len Rechts. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die ein­ge­schla­ge­ne Stoss­rich­tung. Ein trans­pa­ren­tes und wett­be­werbs­freund­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen liegt im In­ter­es­se der Schweiz. Die An­trä­ge der Mehr­heit der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben (WAK-NR) bil­den dafür eine gute Grund­la­ge. Bei ein­zel­nen Ar­ti­keln (z.B. Art. 3 Bst. f und Art. 12) füh­ren je­doch die An­trä­ge der Kom­mis­si­ons­min­der­heit zu Ver­bes­se­run­gen an der Vor­la­ge. 

Wett­be­werbs­freund­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen im In­ter­es­se der Schweiz 

Das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen der Schweiz muss im ei­ge­nen In­ter­es­se wett­be­werbs­freund­lich aus­ge­stal­tet sein. Ge­mäss Bot­schaft be­trägt das Ge­samt­vo­lu­men der öf­fent­li­chen Be­schaf­fun­gen in der Schweiz jähr­lich rund 41 Mil­li­ar­den Fran­ken. Mit die­sem gros­sen Vo­lu­men prägt der Staat als be­deu­ten­der Kunde das Wirt­schafts­ge­sche­hen und den Wett­be­werb. In An­be­tracht die­ser Summe hat ein trans­pa­ren­tes und auf den Grund­sät­zen der Gleich­be­hand­lung sowie des Markt­zu­gangs ste­hen­des öf­fent­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen höchs­te Prio­ri­tät. Ein wett­be­werbs­freund­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen ist nicht zu­letzt im In­ter­es­se der Steu­er­zah­ler. Mit wett­be­werbs­feind­li­chen Be­schlüs­sen scha­det das Par­la­ment in ers­ter Linie der Schweiz. Die Markt­ab­schot­tung führt zu hö­he­ren Prei­sen, wel­che die Steu­er­zah­ler zu be­glei­chen haben. Aus­ser­dem dro­hen der Schweiz in­ter­na­tio­na­le Sank­tio­nen, wenn das re­vi­dier­te BöB gegen WTO-Vor­schrif­ten ver­stösst. 

För­de­rung des Wett­be­werbs als pri­mä­res Ziel des öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sens 

Das Ziel muss es sein, das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen auf eine wett­be­werbs­freund­li­che, zeit­ge­mäs­se ge­setz­li­che Grund­la­ge zu stel­len. Die Ge­währ­leis­tung des Wett­be­werbs und die Ver­hin­de­rung der Markt­ab­schot­tung die­nen der ef­fi­zi­en­ten Ver­wen­dung der öf­fent­li­chen Mit­tel und wir­ken Ver­zer­run­gen ent­ge­gen. Der Staat ist di­rekt oder in­di­rekt an mög­li­chen Leis­tungs­er­brin­gern be­tei­ligt, etwa im Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­sek­tor und ver­wand­ten Ge­bie­ten. Hier gilt es zu ver­hin­dern, dass eine Aus­schrei­bung schon in ihrer Kon­zep­ti­on auf den An­bie­ter im Staats­be­sitz aus­ge­rich­tet wird. Bei staat­lich be­herrsch­ten oder markt­mäch­ti­gen An­bie­tern muss darum be­son­ders kri­tisch ge­prüft wer­den, ob die Kos­ten voll be­rück­sich­tigt sind. An­dern­falls wird der Wett­be­werb zu­las­ten all­fäl­li­ger Kon­kur­ren­ten un­ter­drückt. 

Es be­steht ein er­heb­li­cher Spiel­raum, den Wett­be­werb durch zu­sätz­li­che Vor­ga­ben und Ein­schrän­kun­gen zu un­ter­lau­fen. Bei der Aus­ge­stal­tung der Vor­schrif­ten des öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sens sol­len nur sol­che Ziel­set­zun­gen und Kri­te­ri­en aus­schlag­ge­bend sein, wel­che wett­be­werbs­för­dernd sind. Das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen soll nicht für an­de­re Ziele zweck­ent­frem­det wer­den. Es ist zweck­mäs­si­ger, wenn an­de­re Ziele (z.B. so­zi­al- oder um­welt­po­li­ti­sche Ziele) mit spe­zi­fi­schen Re­ge­lun­gen an­ge­gan­gen und in­di­vi­du­ell ge­recht­fer­tigt wer­den. Das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen ist dafür das fal­sche In­stru­ment. 

Kein Wi­der­spruch mit in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz 

Die Zu­schlags­kri­te­ri­en dür­fen nicht den in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz wi­der­spre­chen. Der Kom­pro­miss­an­trag der Mehr­heit der WAK-NR zu Ar­ti­kel 29 ist darum ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Auf das Kri­te­ri­um, die un­ter­schied­li­chen Preis­ni­veaus in den Her­kunfts­staa­ten der An­bie­ter zu be­rück­sich­ti­gen, soll­te je­doch gänz­lich ver­zich­tet wer­den. Die­ses Zu­schlags­kri­te­ri­um fehlt in den in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz. Aus­ser­dem dürf­te es in der Pra­xis zu er­heb­li­chen Schwie­rig­kei­ten füh­ren, kön­nen doch auf ein be­stimm­tes An­ge­bot un­ter­schied­li­che Preis­in­di­zes An­wen­dung fin­den (wenn ein­zel­ne Kom­po­nen­ten aus ver­schie­de­nen Län­dern kom­men). eco­no­mie­su­is­se hofft des­halb, dass das Par­la­ment in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung eine prak­ti­ka­ble Lö­sung fin­den wird. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. Mit 105 zu 70 Stim­men (9 Ent­hal­tun­gen) hat der Na­tio­nal­rat be­schlos­sen, dass der Bund bei der Ver­ga­be von Auf­trä­gen das Preis­ni­veau in an­de­ren Län­dern nicht be­rück­sich­ti­gen muss. Aus­ser­dem hat der Na­tio­nal­rat mit 155 zu 26 Stim­men be­schlos­sen, dass bei Bun­des­auf­trä­gen im In­land die Ar­beits­be­din­gun­gen am Leis­tungs­ort gel­ten sol­len. Der Na­tio­nal­rat hält mit 104 zu 79 Stim­men am Ent­scheid fest, die Or­ga­ni­sa­tio­nen der Ar­beits­in­te­gra­ti­on wie Ca­ri­tas vom Ge­setz aus­zu­neh­men. Im Un­ter­schied zum Stän­de­rat hat der Na­tio­nal­rat ent­schie­den, dass die Strom­pro­duk­ti­on dem Ge­setz un­ter­stellt wer­den soll (113 zu 54 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung). Aus­ser­dem will der Na­tio­nal­rat bei frei­hän­dig ver­ge­be­nen Auf­trä­gen im Wert über einer Mil­li­on Fran­ken Ein­sicht in sämt­li­che Akten ge­wäh­ren.

Der Stän­de­rat hatte die Vor­la­ge in der Win­ter­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt und in der Ge­samt­ab­stim­mung ein­stim­mig (1 Ent­hal­tung) an­ge­nom­men. Die klei­ne Kam­mer hatte mit 32 zu 7 Stim­men ent­schie­den, dass bei der Ver­ga­be das Preis­ni­veau im Land be­rück­sich­tigt wer­den soll, in dem die Leis­tung er­bracht wird (32 zu 7 Stim­men). Aus­ser­dem soll­ten die An­bie­ter die am Ort der Leis­tung gel­ten­den Um­welt­vor­schrif­ten ein­hal­ten müs­sen. Zahl­rei­che wei­te­re Dif­fe­ren­zen zum Na­tio­nal­rat be­stan­den be­züg­lich der Zu­schlags­kri­te­ri­en und des Aus­schlus­ses vom Ver­ga­be­ver­fah­ren.

Der Na­tio­nal­rat hatte die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2018 mit 184 zu 1 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men. Die gros­se Kam­mer war dabei mehr­heit­lich dem Ge­set­zes­ent­wurf ge­folgt. Mit 149 zu 22 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen hatte der Na­tio­nal­rat ent­schie­den, dass neben dem Preis und der Qua­li­tät einer Leis­tung noch wei­te­re Zu­schlags­kri­te­ri­en be­rück­sich­tigt wer­den soll­ten. Eine Mehr­heit (102 zu 83 Stim­men) hatte über­dies be­schlos­sen, dass das Preis­ni­veau im Land des An­bie­ters be­rück­sich­tigt wer­den soll­te. Aus­ser­dem hatte sich der Na­tio­nal­rat da­ge­gen ent­schie­den, den Zu­gang zu Un­ter­la­gen zu er­schwe­ren.

eco­no­mie­su­is­se ist grund­sätz­lich zu­frie­den, dass der Na­tio­nal­rat auf Be­stim­mun­gen ver­zich­tet hat, die mit den WTO-Ver­pflich­tun­gen der Schweiz in Kon­flikt ge­ra­ten könn­ten. Der Stän­de­rat ist nun vor­aus­sicht­lich in der Som­mer­ses­si­on ge­for­dert, die ver­blie­be­nen Dif­fe­ren­zen zu be­rei­ni­gen und ein WTO-kon­for­mes Ge­setz zu schaf­fen.

Na­tio­nal­rat hält am gel­ten­den Was­ser­zins­ma­xi­mum fest

Die Vor­la­ge be­zweckt, das Was­ser­zins­ma­xi­mum für die Zeit nach 2019 zu re­geln. Vor­ge­se­hen ist eine Be­fris­tung auf fünf Jahre. Der Was­ser­zins bil­det das jähr­li­che Ent­gelt, um die Was­ser­kraft des öf­fent­li­chen Ge­wäs­sers ex­klu­siv nut­zen zu dür­fen. Ab­ga­be­pflich­tig ist der In­ha­ber der Was­ser­kraft­kon­zes­si­on, Emp­fän­ger das kon­ze­die­ren­de Ge­mein­we­sen (Kan­ton, Be­zirk, Ge­mein­de usw.). 

Das Was­ser­rechts­ge­setz (WRG) be­schränkt sich ge­gen­wär­tig dar­auf, das Was­ser­zins­ma­xi­mum vor­zu­schrei­ben. Es be­trägt seit 2015 110 Fran­ken pro Ki­lo­watt Brut­to­leis­tung und gilt bis Ende 2019. Der Bun­des­rat schlägt vor, dass das gel­ten­de Was­ser­zins­ma­xi­mum von 110 Fran­ken pro Ki­lo­watt Brut­to­leis­tung bis Ende 2024 bei­be­hal­ten wird. Wenn für den Neu­bau eines Was­ser­kraft­werks In­ves­ti­ti­ons­bei­trä­ge ge­währt wer­den, soll der Was­ser­zins für die Dauer der Bei­trags­leis­tung er­mäs­sigt wer­den. 

Wei­te­re Än­de­run­gen be­tref­fen den Ab­schluss von in­ter­na­tio­na­len Ver­ein­ba­run­gen im Be­reich der Was­ser­kraft­nut­zung an Grenz­ge­wäs­sern. Die Zu­stän­dig­kei­ten sol­len an den Bun­des­rat de­le­giert wer­den. Aus­ser­dem sol­len die Zu­stän­dig­kei­ten des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für Um­welt, Ver­kehr, En­er­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on (UVEK) für Grenz­was­ser­kraft­wer­ke zu­sam­men­ge­fasst wer­den. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt grund­sätz­lich die Ge­set­zes­re­vi­si­on. Es gibt aber noch An­pas­sungs­be­darf. 

Wett­be­werbs­fä­hig­keit stär­ken – Was­ser­zins sen­ken 

Heute macht der Was­ser­zins etwa 25 Pro­zent der durch­schnitt­li­chen Ge­ste­hungs­kos­ten der Was­ser­kraft aus. Er ist somit ein be­deu­ten­der Kos­ten­fak­tor für die Strom­pro­du­zen­ten und für die Strom­kon­su­men­ten. Da die Nach­bar­län­der kei­nen oder einen sehr tie­fen Was­ser­zins haben, ist eine An­pas­sung der schwei­ze­ri­schen Ver­hält­nis­se wich­tig für die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der ein­hei­mi­schen Was­ser­kraft. Ein Fest­hal­ten an 110 Fran­ken pro Ki­lo­watt Brut­to­leis­tung ver­teu­ert die Pro­duk­ti­on in der Schweiz ge­gen­über dem Aus­land. 

Die hö­he­ren Pro­duk­ti­ons­kos­ten be­wir­ken nicht nur einen Wett­be­werbs­nach­teil. Sie be­hin­dern auch den im Rah­men der En­er­gie­stra­te­gie 2050 be­zweck­ten Aus­bau der Was­ser­kraft. Die Was­ser­kraft ist sys­tem­re­le­vant für die Strom­ver­sor­gung der Schweiz und der Grund­pfei­ler der En­er­gie­stra­te­gie 2050. Dank ihrer Steu­er­bar­keit ist die Was­ser­kraft zudem ein Fle­xi­bi­li­täts­trumpf zum Aus­gleich der fluk­tu­ie­ren­den er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en. Durch einen un­ver­än­dert hohen und star­ren Was­ser­zins wird die Was­ser­kraft ge­schwächt. Darum be­steht aus Sicht der Wirt­schaft noch er­heb­li­cher An­pas­sungs­be­darf. eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt eine deut­li­che Sen­kung des Was­ser­zins­ma­xi­mums als Über­gangs­lö­sung ab 2020. Der Was­ser­zins soll­te eine Höhe von ma­xi­mal 80 Fran­ken pro Ki­lo­watt Brut­to­leis­tung nicht über­stei­gen. 

Lang­frist­lö­sung beim Was­ser­zins als Be­stand­teil der Re­vi­si­on des StromVG 

Wich­tig ist auch, dass eine künf­ti­ge Lang­frist­lö­sung be­züg­lich Was­ser­zins in­ner­halb der Dis­kus­sio­nen zur Re­vi­si­on des Strom­ver­sor­gungs­ge­set­zes (StromVG) und zum Strom­markt­de­sign an­ge­gan­gen wird. Eine ko­hä­ren­te Re­ge­lung ist in all­sei­ti­gem In­ter­es­se. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ab­sicht der UREK-NR, die Dis­kus­si­on zu Än­de­run­gen beim Was­ser­zins­mo­dell im Rah­men der kom­men­den Re­vi­si­on des StromVG zu füh­ren. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Zweitrat be­han­delt. Mit 133 zu 53 Stim­men (2 Ent­hal­tun­gen) hat die gros­se Kam­mer ent­schie­den, das Was­ser­zins­ma­xi­mum bei ge­gen­wär­tig 110 Fran­ken pro Ki­lo­watt Brut­to­leis­tung zu be­las­sen. Der Na­tio­nal­rat ist damit dem Stän­de­rat ge­folgt. Die Fle­xi­bi­li­sie­rung des Was­ser­zins­mo­dells, wel­che der Stän­de­rat be­schlos­sen hatte, hat der Na­tio­nal­rat ab­ge­lehnt. In der Ge­samt­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 187 zu 2 Stim­men an­ge­nom­men.

Der Stän­de­rat hatte die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt und die Ge­set­zes­re­vi­si­on mit 37 zu 0 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen gut­ge­heis­sen. Eine Min­der­heit setz­te sich für eine Sen­kung des Was­ser­zins­ma­xi­mums auf 90 Fran­ken ein, un­ter­lag je­doch mit 30 zu 13 Stim­men.

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass der Na­tio­nal­rat auf eine Sen­kung des Was­ser­zins­ma­xi­mums ver­zich­tet hat. Eben­so ist be­dau­er­lich, dass der Na­tio­nal­rat auf eine Fle­xi­bi­li­sie­rung des Was­ser­zins­mo­dells ver­zich­ten will. Das Ge­schäft geht jetzt noch­mals in den Stän­de­rat. Spä­tes­tens im Rah­men der Re­vi­si­on des Strom­ver­sor­gungs­ge­set­zes muss das Was­ser­zins­mo­dell fle­xi­bi­li­siert wer­den.

Der Na­tio­nal­rat spricht sich für Aus­bau des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes aus

Der Bun­des­rat un­ter­brei­tet mit der Vor­la­ge die fol­gen­den drei Be­schlüs­se: 

  • die Pro­jek­te für den Aus­bau­schritt 2019, 
  • einen Ver­pflich­tungs­kre­dit für den Aus­bau­schritt 2019, die wei­te­ren Pla­nungs­ar­bei­ten nach 2019 und grös­se­re Vor­ha­ben, 
  • den Zah­lungs­rah­men für Be­trieb, Un­ter­halt und An­pas­sun­gen des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes für die Jahre 2020 bis 2023. 

Die Pro­jek­te für den Aus­bau­schritt 2019 die­nen der Be­sei­ti­gung aku­ter Ka­pa­zi­täts­eng­päs­se. Um die Ka­pa­zi­tä­ten zu er­wei­tern und den Ver­kehrs­fluss auf den Na­tio­nal­stras­sen zu ver­bes­sern, hat der Bun­des­rat bis in das Jahr 2030 In­ves­ti­tio­nen im Um­fang von rund 14,8 Mil­li­ar­den Fran­ken be­an­tragt. In frü­he­ren Bun­des­be­schlüs­sen haben die eid­ge­nös­si­schen Räte einen Teil die­ses Be­trags be­reits ge­spro­chen. 

Für Be­trieb, Un­ter­halt und An­pas­sun­gen der Pe­ri­ode 2020 bis 2023 be­an­tragt der Bun­des­rat einen Zah­lungs­rah­men von ins­ge­samt 8,156 Mil­li­ar­den Fran­ken. 

Aus­ser­dem schlägt der Bun­des­rat den Aus­bau der zwei­ten Röhre des Gott­hard-Stras­sen­tun­nels vor. Der Ver­pflich­tungs­kre­dit für grös­se­re Vor­ha­ben be­läuft sich al­lein auf 2,084 Mil­li­ar­den Fran­ken. Der Bun­des­rat will drei Pro­jek­te aus dem Rea­li­sie­rungs­ho­ri­zont 2030 dem Aus­bau­schritt 2019 zu­wei­sen und de­fi­ni­tiv be­schlies­sen. Sie be­tref­fen die Ka­pa­zi­täts­er­wei­te­rung Cris­sier (316 Mil­lio­nen Fran­ken), den By­pass Lu­zern (1,47 Mil­li­ar­den Fran­ken) und die Um­fah­rung Le Locle (481 Mil­lio­nen Fran­ken). Hinzu kom­men noch­mals 300 Mil­lio­nen Fran­ken für die Pla­nung von noch nicht be­schlos­se­nen Pro­jek­ten. Der Ge­samt­um­fang be­läuft sich auf rund 4,651 Mil­li­ar­den Fran­ken. 

Die Vor­la­ge ist Teil des Stra­te­gi­schen Ent­wick­lungs­pro­gramms Na­tio­nal­stras­sen (STEP Na­tio­nal­stras­sen). Ge­gen­wär­tig ent­hält die­ses Pro­jekt ein In­ves­ti­ti­ons­vo­lu­men von ins­ge­samt 29,8 Mil­li­ar­den Fran­ken. Das STEP Na­tio­nal­stras­sen wird alle vier Jahre dem Par­la­ment vor­ge­legt. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die An­nah­me der Vor­la­ge. 

Über­las­te­te Ver­kehrs­in­fra­struk­tur ver­ur­sacht hohe volks­wirt­schaft­li­che Kos­ten 

Be­reits heute kom­men die Ver­kehrs­in­fra­struk­tu­ren an ihre Gren­zen. Die Über­las­tun­gen auf dem Na­tio­nal­stras­sen­netz füh­ren zu einer kon­stant wach­sen­den An­zahl Stau­stun­den. Im Jahr 2016 waren es rund 25'000. Die Staus kon­zen­trie­ren sich auf we­ni­ge Stun­den des Tages und ver­ur­sa­chen dabei jähr­li­che volks­wirt­schaft­li­che Kos­ten von rund 2 Mil­li­ar­den Fran­ken. eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet des­halb die Pro­jek­te des Aus­bau­schritts 2019, den vor­ge­schla­ge­nen Zah­lungs­rah­men sowie den Ver­pflich­tungs­kre­dit. Damit ver­fügt der Bund über die er­for­der­li­chen Mit­tel, um der ge­gen­wär­ti­gen Si­tua­ti­on Ab­hil­fe zu ver­schaf­fen. Not­wen­dig ist al­ler­dings ein ef­fi­zi­en­ter Mit­tel­ein­satz. Die Be­triebs- und Un­ter­halts­kos­ten der Na­tio­nal­stras­sen las­sen sich durch or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men sen­ken. Eben­so wich­tig ist eine zeit­na­he Um­set­zung der be­schlos­se­nen Mass­nah­men. 

Er­for­der­li­che Ka­pa­zi­tä­ten schaf­fen für die Zu­kunft 

Die mit­tel- bis lang­fris­ti­ge Ver­kehrs­ent­wick­lung wird die heute be­ste­hen­den Pro­ble­me wei­ter ak­zen­tu­ie­ren. Schät­zun­gen des Bun­des gehen davon aus, dass bis 2040 385 Ki­lo­me­ter oder 20 Pro­zent des schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­stras­sen­net­zes re­gel­mäs­sig über­las­tet sein wer­den. Auf 160 Ki­lo­me­tern wird es täg­lich wäh­rend zwei bis vier Stun­den Staus oder sto­cken­den Ver­kehr geben. Die Di­gi­ta­li­sie­rung kann zwar einen Bei­trag zu einer ef­fi­zi­en­te­ren In­fra­struk­tur­nut­zung leis­ten. Bei­spie­le sind das be­reits im Ein­satz be­find­li­che Ver­kehrs­ma­nage­ment des Bun­des­amts für Stras­sen (ASTRA) oder der Ein­satz von au­to­no­men Fahr­zeu­gen. Es be­darf aber auf­grund der Nach­fra­ge­ent­wick­lung in jedem Fall wei­te­rer, bau­li­cher Mass­nah­men. Ohne die Be­sei­ti­gung der Eng­päs­se und ge­ziel­te Ka­pa­zi­täts­er­wei­te­run­gen lässt sich die Über­las­tung der Ver­kehrs­in­fra­struk­tur nicht ver­hin­dern. 

Aus­bau des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes mit Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­men des Bun­des ab­stim­men 

Zwin­gend not­wen­dig ist eine Ab­stim­mung des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes mit den Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­men des Bun­des. Dies ist umso wich­ti­ger, weil sich die Pro­jek­te mit Rea­li­sie­rungs­ho­ri­zont 2030 vor allem in Bal­lungs­ge­bie­ten be­fin­den. In den Ag­glo­me­ra­tio­nen und städ­ti­schen Zen­tren sind die nö­ti­gen An­schluss­ka­pa­zi­tä­ten zu schaf­fen. Der Ver­kehr muss an der Schnitt­stel­le zwi­schen Na­tio­nal­stras­sen und un­ter­ge­ord­ne­tem Netz ef­fi­zi­ent auf­ge­nom­men oder ab­ge­ge­ben wer­den kön­nen. Die ge­plan­ten In­ves­ti­tio­nen in die Na­tio­nal­stras­sen wür­den an Wir­kung ein­büs­sen, wenn für das Ver­kehrs­auf­kom­men in den Ag­glo­me­ra­tio­nen keine ad­äqua­ten An­schluss­ka­pa­zi­tä­ten be­stün­den. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Er­strat be­han­delt. Die Rück­wei­sung des Zah­lungs­rah­mens schei­ter­te deut­lich (133 zu 53 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung). In der Ge­samt­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat dem Zah­lungs­rah­men mit 178 zu 4 Stim­men (8 Ent­hal­tun­gen) zu­ge­stimmt. Zu­sätz­lich zum bun­des­rät­li­chen Ent­wurf hat der Na­tio­nal­rat drei Pro­jek­te in den Aus­bau­schritt 2019 auf­ge­nom­men: Die Bo­den­see-Thur­tal-Stras­se, die Lü­cken­schlies­sung der Zür­cher Ober­land­au­to­bahn und den Mug­gen­berg­tun­nel. Da diese Pro­jek­te noch nicht spruch­reif sind, hat der Na­tio­nal­rat den Bun­des­rat be­auf­tragt, einen Ver­pflich­tungs­kre­dit zu un­ter­brei­ten, so­bald die Pro­jek­te den pla­ne­ri­schen Sta­tus eines «ge­ne­rel­len Pro­jekts» er­reicht haben. Den Aus­bau­schritt 2019 hat die gros­se Kam­mer mit 131 zu 56 Stim­men (4 Ent­hal­tun­gen) an­ge­nom­men. Den Kre­dit für Be­trieb, Un­ter­halt und An­pas­sun­gen des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes für die Jahre 2020 bis 2023 hat der Na­tio­nal­rat in der Ge­samt­ab­stim­mung mit 131 zu 57 Stim­men (1 Ent­hal­tung) an­ge­nom­men.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst grund­sätz­lich, dass der Aus­bau des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes vor­an­ge­trie­ben wer­den kann. Der Be­schluss des Na­tio­nal­rats bil­det dafür eine gute Grund­la­ge. Nun liegt der Ent­scheid beim Stän­de­rat, ob der Aus­bau zeit­nah in An­griff ge­nom­men wer­den kann. 

Aus­rich­tung der «Ko­hä­si­ons­mil­li­ar­de» an EU ver­zö­gert sich 

Der Bun­des­rat be­an­tragt dem Par­la­ment, den Schwei­zer Bei­trag an aus­ge­wähl­te EU-Mit­glied­staa­ten gut­zu­heis­sen. Der aus­ge­wie­se­ne Zweck des Bei­trags be­steht darin, wirt­schaft­li­che und so­zia­le Un­gleich­hei­ten zu ver­rin­gern und mit Schwei­zer Ex­per­ti­se zur bes­se­ren Be­wäl­ti­gung der Mi­gra­ti­ons­be­we­gun­gen bei­zu­tra­gen. 

Der zwei­te Bei­trag der Schweiz soll ins­ge­samt 1,302 Mil­li­ar­den Fran­ken be­tra­gen und über zehn Jahre aus­ge­rich­tet wer­den. Sie die­nen der Um­set­zung ver­schie­de­ner Pro­gram­me. Neu ist vor­ge­se­hen, dass der Bei­trag in einen Rah­men­kre­dit «Ko­hä­si­on» und einen Rah­men­kre­dit «Mi­gra­ti­on» auf­ge­teilt wird. Es lie­gen darum zwei Bun­des­be­schlüs­se vor. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt grund­sätz­lich die Fort­set­zung der Ar­bei­ten am zwei­ten Er­wei­te­rungs­bei­trag. Dass die Mit­tel in den Be­rei­chen Be­rufs­bil­dung und Mi­gra­ti­on ein­ge­setzt wer­den sol­len, wird von der Wirt­schaft be­grüsst. 

Eine Sis­tie­rung der Be­ra­tung der bei­den Rah­men­kre­di­te wäre unter den ge­ge­be­nen Um­stän­den ein fal­sches Si­gnal an die EU. Die end­gül­ti­ge Ent­schei­dung über die Mit­tel muss zu einem spä­te­ren Zeit­punkt im Rah­men einer Ge­samt­be­ur­tei­lung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen und der lau­fen­den Ver­hand­lun­gen in allen Dos­siers er­fol­gen. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Zweitrat be­han­delt. Die Rats­mehr­heit will, dass die Schweiz die Ko­hä­si­ons­mil­li­ar­de an die EU nur dann aus­löst, wenn diese auf dis­kri­mi­nie­ren­de Mass­nah­men gegen die Schweiz ver­zich­tet. Aus­ser­dem hat der Na­tio­nal­rat mit 108 zu 82 Stim­men be­schlos­sen, dass der Be­trag für die Ost-Staa­ten um 190 Mil­lio­nen auf 857 Mil­lio­nen Fran­ken ge­kürzt und jener für die von Mi­gra­ti­on be­trof­fe­nen Staa­ten um 190 auf 380 Mil­lio­nen Fran­ken auf­ge­stockt wird. Damit hat der Na­tio­nal­rat Dif­fe­ren­zen zum Stän­de­rat ge­schaf­fen, wel­che es nun zu be­rei­ni­gen gilt.

Der Stän­de­rat hatte die Vor­la­ge in der Win­ter­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Mit 38 zu 1 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen hatte der Stän­de­rat ent­schie­den, dass das Geld nur flies­sen soll, wenn die EU keine dis­kri­mi­nie­ren­den Mass­nah­men gegen die Schweiz er­greift. An­dern­falls soll­te der Bun­des­rat keine Ver­pflich­tun­gen auf der Grund­la­ge des Rah­men­kre­dits ein­ge­hen. In der Ge­samt­ab­stim­mung hatte die klei­ne Kam­mer den Rah­men­kre­dit Ko­hä­si­on mit 39 zu 1 Stim­me (1 Ent­hal­tung) und den Rah­men­kre­dit Mi­gra­ti­on mit 40 zu 1 Stim­me (2 Ent­hal­tun­gen) an­ge­nom­men.

eco­no­mie­su­is­se ist froh, dass auf eine Sis­tie­rung des Ge­schäfts ver­zich­tet wor­den ist. Dass sich die Aus­rich­tung der Ko­hä­si­ons­mil­li­ar­de an die EU ver­zö­gert, ist zu ak­zep­tie­ren, zumal die not­wen­di­ge Ge­samt­be­ur­tei­lung auch noch zu einem spä­te­ren Zeit­punkt er­fol­gen kann.

Stän­de­rat

Auch der Stän­de­rat lehnt die «Wohn-In­itia­ti­ve» ab

Die Volks­in­itia­ti­ve ver­langt eine Re­vi­si­on des Ar­ti­kels 108 der Bun­des­ver­fas­sung (BV). Hin­ter­grund der In­itia­ti­ve bil­den die stei­gen­den An­ge­bots­prei­se von Miet­woh­nun­gen und Wohn­ei­gen­tum in den Jah­ren 2002 bis 2015. Der Preis­an­stieg war durch gros­se re­gio­na­le Un­ter­schie­de ge­prägt: In pe­ri­phe­ren Re­gio­nen fiel er deut­lich ge­rin­ger aus als in den ur­ba­nen Zen­tren. Diese Ent­wick­lung war durch einen Nach­fra­ge­über­hang ge­prägt und wurde durch die gute Wirt­schafts­la­ge und das Be­völ­ke­rungs­wachs­tum her­vor­ge­ru­fen. 

Ar­ti­kel 108 Ab­satz 1 BV soll nun da­hin­ge­hend er­gänzt wer­den, dass der Bund in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen das An­ge­bot an preis­güns­ti­gen Miet­woh­nun­gen för­dert. Er muss si­cher­stel­len, dass Pro­gram­me der öf­fent­li­chen Hand zur För­de­rung von Sa­nie­run­gen nicht zum Ver­lust von preis­güns­ti­gen Miet­woh­nun­gen füh­ren (Art. 108 Abs. 5 BV). Neu soll der Bund in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen eine ste­ti­ge Er­hö­hung des An­teils der Woh­nun­gen im Ei­gen­tum von Trä­gern des ge­mein­nüt­zi­gen Woh­nungs­baus am Ge­samt­woh­nungs­be­stand an­stre­ben. Als Ziel­wert vor­ge­se­hen sind ge­samt­schwei­ze­risch zehn Pro­zent der neu ge­bau­ten Woh­nun­gen im Ei­gen­tum die­ser Trä­ger (Art. 108 Abs. 6 BV). 

Der Bund soll die Kan­to­ne und die Ge­mein­den er­mäch­ti­gen, zur För­de­rung des ge­mein­nüt­zi­gen Woh­nungs­baus für sich ein Vor­kaufs­recht für ge­eig­ne­te Grund­stü­cke ein­zu­füh­ren. Zudem soll er ihnen beim Ver­kauf von Grund­stü­cken, die in sei­nem Ei­gen­tum oder jenem bun­des­na­her Be­trie­be sind, ein Vor­kaufs­recht ein­räu­men (Art. 108 Abs. 7 BV). Wei­te­re Mass­nah­men soll der Ge­setz­ge­ber fest­le­gen. 

Der Bun­des­rat be­an­tragt den eid­ge­nös­si­schen Räten, die Volks­in­itia­ti­ve zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len. Als in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag schlägt der Bun­des­rat vor, dass für die För­de­rung von preis­güns­ti­gem Wohn­raum ein Rah­men­kre­dit von 250 Mil­lio­nen Fran­ken be­wil­ligt wird. Der Fonds de Rou­le­ment zu­guns­ten des ge­mein­nüt­zi­gen Woh­nungs­baus soll wäh­rend zehn Jah­ren (vor­aus­sicht­lich ab 2020) auf­ge­stockt wer­den. Das er­klär­te Ziel be­steht darin, dass der ge­mein­nüt­zi­ge Woh­nungs­bau sei­nen ak­tu­el­len Markt­an­teil von vier bis fünf Pro­zent län­ger­fris­tig hal­ten kann. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Volks­in­itia­ti­ve ab. Zudem er­ach­tet eco­no­mie­su­is­se eine Auf­sto­ckung des Fonds de Rou­le­ment als Schritt in die fal­sche Rich­tung. 

Kein Ein­griff in die kan­to­na­le Auf­ga­ben­ho­heit 

Die För­de­rung von ge­mein­nüt­zi­gem Woh­nen ist keine Bun­des­auf­ga­be, son­dern Sache der Kan­to­ne und Ge­mein­den. Die so­zia­le Durch­mi­schung ist ein re­gio­na­les Pro­blem. Ent­spre­chend soll das Pro­blem auch von den Kan­to­nen und Ge­mein­den ge­löst wer­den. Auch die Wohn­si­tua­ti­on der wirt­schaft­lich und so­zi­al schwä­che­ren Haus­hal­te kön­nen die Kan­to­ne und Ge­mein­den am bes­ten be­ein­flus­sen. Sie ken­nen die lo­ka­len Ver­hält­nis­se aus ers­ter Hand und ver­fü­gen über das not­wen­di­ge Wis­sen und die Mit­tel, um den Be­trof­fe­nen zu hel­fen. 

Die Bun­des­ver­fas­sung sieht vor, dass der Bund nur die Auf­ga­ben über­nimmt, wel­che die Kraft der Kan­to­ne über­stei­gen oder einer ein­heit­li­chen Re­ge­lung durch den Bund be­dür­fen. Bei­des ist hier nicht der Fall. Eine wei­te­re Ver­la­ge­rung der För­de­rung von ge­mein­nüt­zi­gem Woh­nen zum Bund ist weder not­wen­dig noch zweck­mäs­sig und des­halb ab­zu­leh­nen. 

Wohn­raum­ver­sor­gung ist keine Staats­auf­ga­be 

Die Wohn­raum­ver­sor­gung soll­te pri­mär durch die Pri­vat­wirt­schaft über markt­wirt­schaft­li­che Kri­te­ri­en er­fol­gen. Die öf­fent­li­che Hand soll­te für gute Rah­men­be­din­gun­gen sor­gen und si­cher­stel­len, dass sich das Wohn­an­ge­bot aus­rei­chend schnell an­pas­sen kann. Die In­itia­ti­ve zielt in die voll­kom­men fal­sche Rich­tung. Sie stellt einen mas­si­ven Ein­griff des Staats in den Im­mo­bi­li­en­markt dar. Der Bun­des­rat schätzt, dass sie eine Ver­drei­fa­chung des ge­mein­nüt­zi­gen Wohn­baus be­deu­ten würde. Aus­ser­dem würde der Ein­satz um­fang­rei­cher zu­sätz­li­cher Fi­nanz­mit­tel von Bund und Kan­to­nen er­for­der­lich. Schät­zun­gen des Bun­des gehen von rund 120 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr aus. 

Eine sol­che Kon­kur­ren­zie­rung der pri­va­ten In­ves­to­ren durch die öf­fent­li­che Hand ist ab­zu­leh­nen. Sie würde den Im­mo­bi­li­en­markt er­heb­lich ver­zer­ren. Aus dem­sel­ben Grund ist auch das vor­ge­se­he­ne Vorkauf­rechts der Kan­to­ne und Ge­mein­den ab­zu­leh­nen. Es würde die öf­fent­li­che Hand ge­gen­über den an­de­ren Markt­teil­neh­mern un­ge­bühr­lich be­vor­tei­len. Diese markt­ver­zer­ren­den Ef­fek­te der In­itia­ti­ve sind nicht zu­letzt des­halb schäd­lich, weil sie pri­va­te In­ves­ti­tio­nen ver­drän­gen. Zudem greift der Staat mit dem Vor­kaufs­recht in die Ver­trags­frei­heit ein. Bis­her kön­nen die Pri­va­ten selbst be­stim­men, wem sie eine Im­mo­bi­lie ver­kau­fen wol­len. In Zu­kunft würde das Vor­kaufs­recht die freie Part­ner­wahl er­heb­lich ein­schrän­ken. Aus­ser­dem ist das Vor­kaufs­recht der Rechts­si­cher­heit ab­träg­lich. Die Pri­va­ten müss­ten je­der­zeit damit rech­nen, dass Kan­to­ne und Ge­mein­den die Über­tra­gung einer Lie­gen­schaft ver­hin­dern. Jeder pri­va­te Im­mo­bi­li­en­kauf stün­de damit unter einem Dau­er­vor­be­halt. 

We­ni­ger Re­gu­lie­rung statt Auf­sto­ckung des Fonds de Rou­le­ment 

Auch eine Auf­sto­ckung des Fonds de Rou­le­ment löst die ei­gent­li­chen Pro­ble­me nicht. Heut­zu­ta­ge ver­hin­dern allzu stren­ge und star­re Vor­schrif­ten, dass der be­nö­tig­te Wohn­raum in­ner­halb nütz­li­cher Frist er­stellt wer­den kann. Sie ver­hin­dern bei­spiels­wei­se das not­wen­di­ge ver­dich­te­te Bauen in den Bal­lungs­zen­tren, wo die Nach­fra­ge nach Wohn­raum am gröss­ten ist. Wenn der ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­wand und die Vor­schrif­ten für das Bauen ver­rin­gert wür­den, könn­te das An­ge­bot an Woh­nun­gen schnel­ler zu­neh­men. Tie­fe­re Woh­nungs­prei­se und -mie­ten soll­ten über eine Li­be­ra­li­sie­rung des Im­mo­bi­li­en­mark­tes und Ver­ein­fa­chun­gen des kan­to­na­len Pla­nungs- und Bau­rechts an­ge­strebt wer­den und nicht über staat­li­che Markt­ein­grif­fe. 

Über­dies droht der Ein­griff in den Woh­nungs­markt zum fal­schen Zeit­punkt zu er­fol­gen. Die Zei­chen ste­hen auf Er­ho­lung: Es wird viel ge­baut und das An­ge­bot an Woh­nun­gen wächst stark, wäh­rend sich das Nach­fra­ge­wachs­tum ab­ge­schwächt hat und in ge­wis­sen Seg­men­ten und Re­gio­nen die Prei­se be­reits sin­ken. So sinkt zum Bei­spiel das Miet­preis­ni­veau be­reits schweiz­weit. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Der Stän­de­rat hat die Volks­in­itia­ti­ve und den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Zweitrat be­han­delt. Der Stän­de­rat emp­fiehlt die In­itia­ti­ve mit 31 zu 12 Stim­men zur Ab­leh­nung. Die Rats­mehr­heit ist damit dem Na­tio­nal­rat ge­folgt, der be­reits in der Win­ter­ses­si­on 2018 mit 143 zu 54 Stim­men be­schlos­sen hatte, die Volks­in­itia­ti­ve zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len.

Mit 36 zu 5 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen hat der Stän­de­rat den in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf gut­ge­heis­sen. Ein Rah­men­kre­dit von 250 Mil­lio­nen Fran­ken soll in den nächs­ten zehn Jah­ren preis­güns­ti­gen Wohn­raum för­dern. Eine Auf­sto­ckung des Kre­dits ist von der Rats­mehr­heit ab­ge­lehnt wor­den. Eben­so der An­trag, auf einen in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zu ver­zich­ten. Damit hat nach dem Na­tio­nal­rat, der den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag mit 124 zu 73 Stim­men an­ge­nom­men hatte, auch der Stän­de­rat zu­ge­stimmt.

eco­no­mie­su­is­se ist ei­ner­seits er­freut, dass das Par­la­ment die wirt­schafts­feind­li­che Volks­in­itia­ti­ve der­art klar zur Ab­leh­nung emp­fiehlt. Damit wird ein star­kes Zei­chen an das Schwei­zer Stimm­volk aus­ge­sen­det. Zu be­dau­ern ist hin­ge­gen, dass das Par­la­ment den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag an­ge­nom­men hat und die Wohn­raum­för­de­rung mit einer Vier­tel­mil­li­ar­de Fran­ken un­ter­stüt­zen will. Dies ist pri­mär Auf­ga­be der Kan­to­ne und Ge­mein­den. Dass der Bund Wohn­raum­för­de­rung be­treibt, ist so­wohl fi­nanz- als auch staats­po­li­tisch falsch. 

Stän­de­rat will den Ein­fluss der Eid­ge­nös­si­schen Natur- und Hei­mat­schutz­kom­mis­si­on be­gren­zen 

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve ver­langt, dass das Bun­des­ge­setz über den Natur- und Hei­mat­schutz (NHG) in einem Punkt ge­än­dert wird. In Ar­ti­kel 7 wird ein neuer Ab­satz 3 hin­zu­ge­fügt. Die Gut­ach­ten der Eid­ge­nös­si­schen Natur- und Hei­mat­schutz­kom­mis­si­on (ENHK) sol­len le­dig­lich eine von meh­re­ren Grund­la­gen für die Ent­scheid­be­hör­de (Ge­mein­de­rä­te, Re­gie­rungs­rä­te, Ge­rich­te) bil­den, die in ihre Ge­samt­in­ter­es­sen­be­ur­tei­lung ein­flies­sen. Mit die­sem neuen Ab­satz soll die heu­ti­ge Pra­xis ge­setz­lich ver­an­kert wer­den. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet eine An­nah­me des Ge­set­zes­ent­wurfs. 

Prä­zi­sie­rung des ver­fah­rens­recht­li­chen Stel­len­werts der ENHK-Gut­ach­ten 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Än­de­rung des Ar­ti­kels 7 Ab­satz 3 NHG, wel­che die Kom­mis­si­on für Um­welt, Raum­pla­nung und En­er­gie (UREK) vor­schlägt. Damit wird der ver­fah­rens­recht­li­che Stel­len­wert der Gut­ach­ten der ENHK und der eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Denk­mal­pfle­ge (EKD) prä­zi­siert. Die gän­gi­ge Pra­xis, wo­nach Gut­ach­ten die­ser bei­den Kom­mis­sio­nen nicht als ein­zi­ge, son­dern bloss als eine Grund­la­ge unter vie­len be­trach­tet wer­den soll­te, wird ge­setz­lich ver­an­kert. Die­ser Schritt stärkt die Ent­scheid­be­hör­den vor Ort, was aus staats­po­li­ti­schen Über­le­gun­gen zu be­grüs­sen ist. 

Ge­set­zes­än­de­rung er­mög­licht aus­ge­wo­ge­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung 

Die immer um­fang­rei­cher ge­wor­de­nen Bun­des­in­ven­ta­re dro­hen die für die Wirt­schaft not­wen­di­ge bau­li­che Wei­ter­ent­wick­lung und die in­ne­re Ver­dich­tung zu ver­hin­dern. eco­no­mie­su­is­se stellt sich hin­ter den Grund­satz, dass im Be­reich des Natur- und Hei­mat­schut­zes eine In­ter­es­sen­ab­wä­gung zwi­schen Schutz und Nut­zung nötig ist. Die In­ter­es­sen­ab­wä­gung muss aber auf Au­gen­hö­he ge­sche­hen und na­tio­na­le oder kan­to­na­le Pro­jek­te von öf­fent­li­chem In­ter­es­se ent­spre­chend ge­wich­ten. Eine ein­sei­ti­ge Be­vor­zu­gung des Natur- und Hei­mat­schut­zes ist ab­zu­leh­nen. Aus Sicht der Wirt­schaft ist diese Vor­la­ge ein Schritt in die Rich­tung einer aus­ge­wo­ge­ne­ren In­ter­es­sen­ab­wä­gung, die sach­ge­rech­te­re Ent­schei­dun­gen er­laubt. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve ist in der Um­set­zungs­pha­se. Der Stän­de­rat hat den Ge­set­zes­ent­wurf in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Er­strat be­han­delt und ihm mit 28 zu 5 Stim­men bei 6 Ent­hal­tun­gen zu­ge­stimmt. Ge­mäss Ar­ti­kel 7 Ab­satz 3 NHG sol­len Gut­ach­ten der ENHK in Zu­kunft nur noch eine der Grund­la­gen für die In­ter­es­sen­ab­wä­gung bil­den. 

Die UREK bei­der Räte hat­ten der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve zuvor mit gros­sen Mehr­hei­ten Folge ge­ge­ben.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Be­schluss des Stän­de­rats. Damit wird ei­ner­seits der Ein­fluss der ENHK be­grenzt und an­de­rer­seits die Grund­la­ge für eine um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung ge­schaf­fen.

Par­la­ment heisst Ver­knüp­fung der Emis­si­ons­han­dels­sys­te­me gut

Das Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die Ver­knüp­fung der Emis­si­ons­han­dels­sys­te­me (EHS) muss von den eid­ge­nös­si­schen Räten ra­ti­fi­ziert wer­den. Das EHS er­mög­licht die Re­duk­ti­on von CO2-Emis­sio­nen in den treib­haus­gas­in­ten­sivs­ten Sek­to­ren. Das Ab­kom­men stellt si­cher, dass die Schwei­zer Un­ter­neh­men Zu­gang zu einem grös­se­ren Markt er­hal­ten und in den Ge­nuss der­sel­ben Wett­be­werbs­be­din­gun­gen wie Un­ter­neh­men aus dem EU-Raum kom­men. 

Gleich­zei­tig mit dem Ab­kom­men un­ter­brei­tet der Bun­des­rat die Än­de­run­gen des heu­ti­gen CO2-Ge­set­zes, die für die Um­set­zung des Ab­kom­mens nötig sind. Der Bun­des­rat will die Ver­knüp­fung der EHS noch vor 2020 rea­li­sie­ren. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die An­nah­me der Vor­la­ge. 

Wett­be­werbs­nach­tei­le für Schwei­zer Un­ter­neh­men ab­bau­en 

Schwei­zer Un­ter­neh­men sind auf glei­che Wett­be­werbs­be­din­gun­gen wie Un­ter­neh­men aus dem EU-Raum an­ge­wie­sen. Durch die Ver­knüp­fung des Schwei­zer EHS mit dem­je­ni­gen der EU kön­nen sie CO2-Emis­sio­nen zu ver­gleich­ba­ren Kos­ten re­du­zie­ren. Damit wer­den gleich lange Spies­se ge­schaf­fen. Wett­be­werbs­ver­zer­run­gen und Wett­be­werbs­nach­tei­le im Ver­gleich zu den eu­ro­päi­schen Kon­kur­ren­ten wer­den ab­ge­baut. Eine Zu­sam­men­ar­beit der Schweiz und der EU ist dabei na­he­lie­gend, weil die EHS gros­se Ähn­lich­kei­ten auf­wei­sen. Ihre Ver­knüp­fung schafft zudem wich­ti­ge Pla­nungs­si­cher­heit für die Un­ter­neh­men. 

Schaf­fung eines in­ter­na­tio­na­len Markt­plat­zes 

Die Ver­knüp­fung der EHS ist ein wich­ti­ger Schritt hin zur Schaf­fung eines in­ter­na­tio­na­len Markt­plat­zes für den Han­del von Emis­si­ons­ein­spa­run­gen. Mit in­ter­na­tio­na­len Me­cha­nis­men kön­nen Emis­sio­nen gross­flä­chi­ger ge­han­delt und Ein­spa­run­gen dort rea­li­siert wer­den, wo die gröss­ten Re­duk­tio­nen pro in­ves­tier­ten Fran­ken er­zielt wer­den. Ohne eine Ver­knüp­fung der EHS ist eine ef­fi­zi­en­te CO2-Re­duk­ti­on nicht mög­lich. Die Ein­hal­tung der Kli­ma­zie­le, zu denen sich die Schweiz auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene ver­pflich­tet hat, wäre sonst nur zu un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Kos­ten er­reich­bar. 

Keine Dop­pel­be­las­tung für die Luft­fahrt 

Die Luft­fahrt soll­te ei­gent­lich vom Emis­si­ons­han­dels­sys­tem aus­ge­nom­men wer­den. Für sie mass­ge­bend sind die in­ter­na­tio­na­len Re­ge­lun­gen der Welt­zi­vil­luft­fahrt­or­ga­ni­sa­ti­on ICAO. Die Luft­fahrt ver­fügt als ers­ter In­dus­trie­sek­tor über ein ei­ge­nes, welt­wei­tes Kli­ma­ab­kom­men (COR­SIA). Bei einem all­fäl­li­gen Ein­tritt in das EHS darf für die Luft­fahrt keine Dop­pel­be­las­tung bei der Ver­min­de­rungs­pflicht ent­ste­hen. An­sons­ten wür­den für die schwei­ze­ri­schen Luft­fahrt­un­ter­neh­men Wett­be­werbs­nach­tei­le ge­gen­über aus­län­di­schen Un­ter­neh­men re­sul­tie­ren. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Der Stän­de­rat hat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Zweitrat be­han­delt. Die klei­ne Kam­mer hat sich op­po­si­ti­ons­los für die Ra­ti­fi­ka­ti­on des Ab­kom­mens aus­ge­spro­chen. Der Stän­de­rat folgt damit dem Na­tio­nal­rat, der der Vor­la­ge be­reits in der Win­ter­ses­si­on 2018 mit 123 zu 58 Stim­men zu­ge­stimmt hatte. Die Rats­mehr­heit hatte da­mals be­schlos­sen, die Emis­sio­nen der Luft­fahrt ins schwei­ze­ri­sche Sys­tem ein­zu­be­zie­hen. Um eine Dop­pel­be­las­tung der Luft­fahrt zu ver­mei­den, soll die In­ter­na­tio­na­le Zi­vil­luft­fahrt-Or­ga­ni­sa­ti­on ICAO neue Mass­nah­men ein­füh­ren. In der Ge­samt­ab­stim­mung hatte der Na­tio­nal­rat mit 116 zu 68 Stim­men (1 Ent­hal­tung) zu­ge­stimmt.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass nach dem Na­tio­nal­rat nun auch der Stän­de­rat der Ver­knüp­fung der EHS zu­ge­stimmt hat. Damit ver­fügt die Schweiz über ein glei­cher­mas­sen wirk­sa­mes wie ef­fi­zi­en­tes In­stru­ment, um die Kli­ma­zie­le ein­zu­hal­ten. 

Stän­de­rat weist Kom­pro­miss­vor­schlag an Kom­mis­si­on zu­rück 

Die Vor­la­ge sieht vor, dass Un­ter­neh­men fi­nan­zi­el­le Sank­tio­nen mit Straf­zweck und Be­ste­chungs­gel­der in Zu­kunft steu­er­lich nicht mehr vom Ge­winn ab­zie­hen kön­nen. Der Ge­set­zes­ent­wurf schliesst auch Be­ste­chungs­gel­der an Pri­va­te sowie Auf­wen­dun­gen, die mit Straf­ta­ten zu­sam­men­hän­gen, von der Ab­zugs­be­rech­ti­gung aus. Wei­ter­hin ab­zugs­fä­hig blei­ben sol­len le­dig­lich ge­winn­ab­schöp­fen­de Sank­tio­nen ohne Straf­zweck. 

Im gel­ten­den Recht ist die steu­er­li­che Be­hand­lung von Bus­sen, Geld­stra­fen und fi­nan­zi­el­len Ver­wal­tungs­sank­tio­nen mit Straf­zweck nicht ex­pli­zit ge­re­gelt. Das Bun­des­ge­richt ent­schied am 26. Sep­tem­ber 2016, dass es ihnen an der steu­er­li­chen Ab­zugs­fä­hig­keit man­gelt. Das Ziel des Bun­des­rats be­steht darin, die be­ste­hen­de Rechts­un­si­cher­heit zu be­sei­ti­gen. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se trägt den Kom­pro­miss­vor­schlag der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben (WAK-SR) mit. Damit liegt eine Lö­sung vor, die zu einem Ab­schluss der Be­ra­tung füh­ren kann. 

Be­triebs­wirt­schaft­li­che Be­trach­tungs­wei­se re­le­vant 

Im Steu­er­recht gilt der Grund­satz der Be­steue­rung nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit. Dar­aus lei­tet sich die Wert­neu­tra­li­tät des Steu­er­rechts ab. Sie be­sagt, dass es un­be­acht­lich ist, ob ein steu­er­lich re­le­van­ter Sach­ver­halt auf mo­ra­lisch ver­werf­li­cher oder gar il­le­ga­ler Grund­la­ge be­ruht: Ein­künf­te dar­aus wer­den grund­sätz­lich be­steu­ert. Mit an­de­ren Wor­ten: ent­schei­dend für die Be­ur­tei­lung sind die wirt­schaft­li­chen Rea­li­tä­ten und Ef­fek­te. 

Diese rein be­triebs­wirt­schaft­li­che Be­trach­tungs­wei­se muss so­wohl auf der Er­trags­sei­te (bei der Be­steue­rung des Ge­winns) als auch auf der Auf­wand­sei­te (bei den Ab­zü­gen) zum Tra­gen kom­men. An­sons­ten ge­langt man zum stos­sen­den Re­sul­tat, dass die Be­steue­rung von Un­recht le­gi­tim ist, der Abzug von damit ver­bun­de­nem Auf­wand hin­ge­gen nicht. Un­be­strit­te­ner­mas­sen müs­sen Ge­winn­ab­schöp­fun­gen immer steu­er­lich in Abzug ge­bracht wer­den kön­nen. Eine Ver­wei­ge­rung der Ab­zugs­fä­hig­keit der Ge­winn­ab­schöp­fung wäre eine Dop­pel­be­steue­rung. Auch die Ver­wei­ge­rung der Ab­zugs­fä­hig­keit von Sank­tio­nen kommt einer dop­pel­ten Be­las­tung gleich: Indem zum einen die Busse be­gli­chen wer­den muss und diese zum an­de­ren nicht als Auf­wand ab­ge­zo­gen wer­den kann. 

Ein­fach um­setz­ba­re und prak­ti­ka­ble Lö­sung nötig 

Folgt man nur dem Prin­zip der Wert­neu­tra­li­tät des Steu­er­rechts, dann müss­ten alle fi­nan­zi­el­len Sank­tio­nen steu­er­lich in Abzug ge­bracht wer­den kön­nen. Auch Ge­winn­ab­schöp­fun­gen wären dann un­be­strit­te­ner­mas­sen immer vom Ge­winn ab­zieh­bar. Will man sich dem in einer po­li­ti­schen Wer­tung nicht an­schlies­sen, so soll­te das Ge­sag­te zu­min­dest für alle aus­län­di­schen Bus­sen, Geld­stra­fen und fi­nan­zi­el­len Ver­wal­tungs­sank­tio­nen mit Straf­zweck gel­ten. Einen der­ar­ti­gen Kom­pro­miss hätte die Wirt­schaft mit­ge­tra­gen, da er fol­ge­rich­tig und auch ein­fach um­setz­bar ge­we­sen wäre. Der Na­tio­nal­rat hat je­doch ent­schie­den, dass aus­län­di­sche Sank­tio­nen ab­zugs­fä­hig sein sol­len, wenn sie gegen den schwei­ze­ri­schen Ordre pu­blic ver­stos­sen, eine Hand­lung sank­tio­nie­ren, die in der Schweiz nicht sank­tio­nier­bar wäre und das Höchst­mass über­stei­gen, wel­ches das schwei­ze­ri­sche Recht für den be­tref­fen­den Rechts­ver­stoss ver­hängt. 

Der nun von der WAK-SR aus­ge­ar­bei­te­te Kom­pro­miss­vor­schlag be­deu­tet für die prak­ti­sche Um­set­zung zwar Mehr­auf­wand ge­gen­über der voll­stän­di­gen Ab­zugs­fä­hig­keit aller aus­län­di­schen Sank­tio­nen. Die Wirt­schaft trägt den Kom­pro­miss je­doch mit, um für die be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men Rechts­si­cher­heit her­zu­stel­len. Vor­aus­set­zung ist je­doch, dass an den Gut­glau­bens­be­weis in der Pra­xis nicht allzu hohe Vor­aus­set­zun­gen ge­stellt wer­den. Der Be­weis soll­te mit einem ver­hält­nis­mäs­si­gen Auf­wand er­bracht wer­den kön­nen. An­sons­ten wird der Nach­weis fak­tisch ver­un­mög­licht. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. Der Stän­de­rat hat in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 mit 21 zu 18 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung ent­schie­den, die Vor­la­ge an die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on zu­rück­zu­wei­sen. Dabei soll ab­ge­klärt wer­den, wie sich der Kom­pro­miss­vor­schlag auf den jüngs­ten Bus­sen­fall in Frank­reich aus­wir­ken würde.

Der Na­tio­nal­rat hatte die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt. Die Mehr­heit hatte ent­schie­den, dass zwar in­län­di­sche Sank­tio­nen und Bus­sen steu­er­lich nicht ab­zugs­fä­hig sein sol­len. Aus­län­di­sche Sank­tio­nen und Bus­sen soll­ten hin­ge­gen unter be­stimm­ten Um­stän­den als ge­schäfts­mäs­sig be­grün­de­te Auf­wen­dun­gen vom Ge­winn ab­ge­zo­gen wer­den kön­nen (94 zu 88 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen). In der Ge­samt­ab­stim­mung hatte der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 129 zu 47 Stim­men bei 9 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men. 

Der Stän­de­rat hatte in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Er­strat be­schlos­sen, aus­län­di­sche Sank­tio­nen grund­sätz­lich nicht zum Abzug zu­zu­las­sen (30 zu 6 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen). Dies je­doch mit der An­mer­kung, der Na­tio­nal­rat solle eine Kom­pro­miss­lö­sung fin­den zwi­schen der voll­stän­di­gen und der Nicht-Ab­zugs­fä­hig­keit. Ge­mäss Stän­de­rats­ent­scheid soll­ten le­dig­lich ge­winn­ab­schöp­fen­de Sank­tio­nen ohne Straf­zweck ab­zugs­fä­hig sein. 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass der Stän­de­rat den Ge­set­zes­ent­wurf zu­rück­ge­wie­sen hat. Damit ver­zö­gert sich der Ab­schluss der Be­ra­tung er­neut. Die be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men sind auf Rechts­si­cher­heit an­ge­wie­sen. Ohne eine ge­setz­li­che Re­ge­lung der Ab­zugs­fä­hig­keit von Bus­sen herrscht wei­ter­hin Rechts­un­si­cher­heit.

Aus­län­di­sche Spe­zia­lis­ten sol­len nach Stu­di­en­ab­schluss in der Schweiz ar­bei­ten kön­nen 

Die Mo­ti­on ver­langt, dass der Bun­des­rat die Vor­aus­set­zun­gen schafft, damit hier aus­ge­bil­de­te aus­län­di­sche Mas­ter­ab­sol­ven­ten und Dok­to­ran­den aus Be­rei­chen mit aus­ge­wie­se­nem Fach­kräf­te­man­gel ein­fach und un­bü­ro­kra­tisch in der Schweiz blei­ben kön­nen. Die jun­gen Spe­zia­lis­ten aus Dritt­staa­ten sol­len das Land nicht ver­las­sen müs­sen, weil sie auf­grund von aus­ge­schöpf­ten Kon­tin­gen­ten nach ihrem Ab­schluss nicht di­rekt an­ge­stellt wer­den kön­nen. Zu die­sem Zweck muss der Bun­des­rat die Ver­ord­nung über Zu­las­sung, Auf­ent­halt und Er­werbs­tä­tig­keit (VZAE) an­pas­sen. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt das An­lie­gen der Mo­ti­on. 

Schweiz be­nö­tigt gut qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te 

Die Schweiz ver­fügt über keine nen­nens­wer­ten Bo­den­schät­ze. Der Wohl­stand des Lan­des ist von der In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit und vom Er­fin­der­geist ab­hän­gig. Aus die­sem Grund ist die Wirt­schaft auf gut qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te an­ge­wie­sen. Die Wirt­schaft spürt den Fach­kräf­te­man­gel sehr deut­lich. Ins­be­son­de­re in den tech­ni­schen und na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Be­ru­fen herrscht in­ter­na­tio­nal ein gros­ser Wett­be­werb um die bes­ten Ta­len­te. 

Stu­die­ren­de aus Dritt­staa­ten sind po­ten­zi­el­le Fach­kräf­te. Sie sind über­durch­schnitt­lich oft in einem MINT(Ma­the­ma­tik, In­for­ma­tik, Na­tur­wis­sen­schaf­ten und Tech­nik)-Stu­di­en­gang ein­ge­schrie­ben. Al­lein im Jahr 2017 haben über 1500 Per­so­nen aus Dritt­staa­ten ein Stu­di­um im ge­frag­ten MINT-Be­reich an einer Schwei­zer Hoch­schu­le ab­ge­schlos­sen. Auf­grund der gel­ten­den aus­län­der­recht­li­chen Vor­schrif­ten kön­nen nur we­ni­ge die­ser ge­frag­ten Per­so­nen in der Schweiz blei­ben. 

Hoch qua­li­fi­zier­te Ab­sol­ven­ten von Schwei­zer Hoch­schu­len sol­len hier ar­bei­ten kön­nen 

Durch ihre Stu­di­en­zeit sind aus­län­di­sche Ab­sol­ven­ten von Schwei­zer Hoch­schu­len gut in­te­griert und kön­nen sich als ge­such­te Fach­kräf­te so­fort in Un­ter­neh­men ein­brin­gen. Viele die­ser jun­gen Fach­kräf­te trei­ben zudem be­reits wäh­rend ihres Stu­di­ums bei Start-ups in­no­va­ti­ve Pro­jek­te voran. Dies ist genau die Art von In­no­va­ti­on, die die Schweiz braucht. Des­halb müs­sen gut in­te­grier­te Ab­sol­ven­ten aus Dritt­staa­ten zu­künf­tig un­bü­ro­kra­ti­scher in der Schweiz blei­ben kön­nen. 

Schweiz soll nicht nur fi­nan­zie­ren, son­dern auch pro­fi­tie­ren 

Die Schweiz fi­nan­ziert die Aus­bil­dung von Fach­kräf­ten mit Mil­lio­nen von Steu­er­gel­dern. Die Bil­dungs­ren­di­te fällt hin­ge­gen in einem an­de­ren Land an. Gleich­zei­tig müs­sen die meis­ten Ab­sol­ven­ten nach Be­en­di­gung der Aus­bil­dung die Schweiz wie­der ver­las­sen. Dies ist aus volks­wirt­schaft­li­cher und fi­nanz­po­li­ti­scher Sicht ein gros­ser Ver­lust sowie ein stra­te­gi­scher Nach­teil für den In­no­va­ti­ons­stand­ort und Werk­platz Schweiz. Aus die­sem Grund un­ter­stützt eco­no­mie­su­is­se die vor­lie­gen­de Mo­ti­on. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Zweitrat be­han­delt. Mit 32 zu 6 Stim­men hat die klei­ne Kam­mer die Mo­ti­on gut­ge­heis­sen.

Der Na­tio­nal­rat hatte die Mo­ti­on be­reits in der Herbst­ses­si­on 2018 mit 143 zu 41 Stim­men (2 Ent­hal­tun­gen) an­ge­nom­men. 

eco­no­mie­su­is­se ist er­freut, dass nach dem Na­tio­nal­rat nun auch der Stän­de­rat der Mo­ti­on zu­ge­stimmt hat. Nun muss der Bun­des­rat eine Vor­la­ge aus­ar­bei­ten, damit die in der Schweiz aus­ge­bil­de­ten aus­län­di­schen Spe­zia­lis­ten nach Ab­schluss des Hoch­schul­stu­di­ums hier ar­bei­ten dür­fen.

Stän­de­rat lehnt die stand­ort­schäd­li­che UVI und den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ab

Die Volks­in­itia­ti­ve (17.060) ver­langt vom Bund, ge­setz­li­che Mass­nah­men zu tref­fen, wel­che Un­ter­neh­men zu einer um­fas­sen­den ri­si­ko­ba­sier­ten Sorg­falts­prü­fung im Hin­blick auf die Ein­hal­tung in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ter Men­schen­rech­te und Um­welt­stan­dards ver­pflich­ten. Diese Pflicht soll für sämt­li­che Ge­schäfts­be­zie­hun­gen der Schwei­zer Un­ter­neh­men gel­ten. 

So­fern ihnen der Sorg­falts­nach­weis nicht ge­lingt, haf­ten die Schwei­zer Un­ter­neh­men für Schä­den, die von ihnen kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men im Aus­land auf­grund der Ver­let­zung von in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Men­schen­rech­ten und in­ter­na­tio­na­len Um­welt­stan­dards ver­ur­sa­chen. Die Un­ter­neh­men müs­sen zudem über das Er­geb­nis der Sorg­falts­prü­fung Be­richt er­stat­ten. Im Be­reich Men­schen­rech­te will die In­itia­ti­ve in der Schweiz unter an­de­rem Ele­men­te der UNO-Leit­prin­zi­pi­en für Wirt­schaft und Men­schen­rech­te aus dem Jahr 2011 rechts­ver­bind­lich um­set­zen. 

Der Ent­wurf 2 der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on (16.077) ent­hält den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve (UVI). Die­ser ori­en­tiert sich stark an der Me­cha­nik der In­itia­ti­ve, da er ur­sprüng­lich in die Dis­kus­si­on ein­ge­bracht wor­den war, um den In­iti­an­ten den Rück­zug ihrer In­itia­ti­ve zu er­mög­li­chen. Der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag zur UVI ba­siert auf den Vor­ar­bei­ten der Rechts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats (RK-NR). Der Na­tio­nal­rat hat auf Vor­schlag der RK-NR be­schlos­sen, die Ge­schäfts­her­ren­haf­tung (Art. 55 OR) um einen Ab­satz 1bis zu er­gän­zen. Un­ter­neh­men sol­len für den Scha­den haf­ten, den durch sie tat­säch­lich kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men in Aus­übung ihrer dienst­li­chen oder ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen durch Ver­let­zung der Be­stim­mun­gen zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt im Aus­land ver­ur­sacht haben. Die Haf­tung be­zieht sich auf Schä­den an Leib, Leben und Ei­gen­tum. 

Die Haf­tung gilt für Un­ter­neh­men, die nach Ar­ti­kel 716a­bis OR zur Ein­hal­tung der Be­stim­mun­gen zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt auch im Aus­land ver­pflich­tet sind. Dazu zäh­len Un­ter­neh­men, die in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren ent­we­der eine Bi­lanz­sum­me von 40 Mil­lio­nen Fran­ken, einen Um­satz­er­lös von 80 Mil­lio­nen Fran­ken oder im Jah­res­durch­schnitt 500 Voll­zeit­stel­len auf­wei­sen. Un­ter­neh­men haf­ten nicht, wenn sie nach­wei­sen, dass sie die ge­for­der­ten Mass­nah­men zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt ge­trof­fen haben, um den Scha­den zu ver­hü­ten. Aus­ser­dem haf­ten Un­ter­neh­men nicht, wenn sie kei­nen Ein­fluss auf das kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men neh­men konn­ten, in des­sen Zu­sam­men­hang die gel­tend ge­mach­ten Rechts­ver­let­zun­gen ste­hen. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

NEIN ZUR UN­TER­NEH­MENS­VER­ANT­WOR­TUNGS­IN­ITIA­TI­VE 

Die Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve be­grün­det eine gren­zen­lo­se Haf­tung. Schwei­zer Un­ter­neh­men wer­den für die Ver­let­zung von Men­schen­rech­ten und Um­welt­stan­dards haf­ten, selbst wenn sie kein Ver­schul­den trifft. Sie müs­sen künf­tig auch für in ir­gend­ei­ner Form kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men aus ihrer Lie­fer­ket­te haf­ten. eco­no­mie­su­is­se lehnt eine der­art un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Haf­tungs­re­ge­lung ab: sie ist welt­weit ein­zig­ar­tig und darum schäd­lich für den Stand­ort Schweiz. 

Schwei­zer Un­ter­neh­men wer­den er­pres­se­ri­schen Kla­gen aus­ge­setzt 

Hin­ter den Kla­gen kön­nen Kon­kur­ren­ten ste­hen, die sich wirt­schaft­li­che Vor­tei­le ver­schaf­fen wol­len. Oder die Kla­gen wer­den aus po­li­ti­schen Grün­den me­di­al in­sze­niert. Die Un­ter­neh­men müs­sen sich so stän­dig recht­fer­ti­gen, auch wenn sie gar nichts falsch ma­chen. Selbst wenn Kla­gen un­be­grün­det sind, ver­ur­sa­chen sie so hohe Kos­ten und Image­schä­den. Kon­tra­pro­duk­tiv sind die Kla­gen auch für die Men­schen in den Ent­wick­lungs­län­dern. In­ves­ti­tio­nen aus der Schweiz blei­ben aus. Am Schluss pro­fi­tie­ren nur fin­di­ge An­wäl­te. 

Gros­ser Scha­den, aber keine Ver­bes­se­run­gen 

Die UVI setzt auf die fal­schen In­stru­men­te, um nach­hal­ti­ge Ver­bes­se­run­gen für Mensch und Um­welt zu er­rei­chen. Sie ver­ur­sacht hohe volks­wirt­schaft­li­che Kos­ten, ohne je­doch zu einer Ver­bes­se­rung der Men­schen­rechts­la­ge in den Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern bei­zu­tra­gen. Der Schlüs­sel zum Er­folg liegt im Dia­log und in einer ver­stärk­ten Zu­sam­men­ar­beit auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene. Fort­schrit­te beim Schutz von Mensch und Um­welt sind letzt­lich immer das Er­geb­nis einer part­ner­schaft­li­chen Ko­ope­ra­ti­on von Un­ter­neh­men, Staa­ten und NGO vor Ort. 

UVI schä­digt alle Schwei­zer Un­ter­neh­men – auch KMU

Von der neuen Haf­tungs­re­ge­lung wären alle Un­ter­neh­men un­ab­hän­gig ihrer Grös­se glei­cher­mas­sen be­trof­fen. Zudem sind die Er­war­tun­gen an die in­ter­na­tio­na­le Rechts­hil­fe un­er­füll­bar. Die Ein­fluss­sphä­re der Un­ter­neh­men auf glo­ba­le Lie­fer­ket­ten ist be­grenzt. Un­ter­neh­men kön­nen nicht für das Schei­tern von Staa­ten ein­ste­hen. Mit dem Na­tio­na­len Kon­takt­punkt be­steht ein in­sti­tu­tio­nell ver­an­ker­ter und in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­ter Streit­schlich­tungs­me­cha­nis­mus, der bei Ver­let­zun­gen von Men­schen­rechts- oder Um­welt­stan­dards greift und zwi­schen den Streit­par­tei­en kon­kre­te Lö­sun­gen er­mög­licht. 

Re­gu­la­to­ri­scher Al­lein­gang scha­det der Schweiz 

Die UVI führt zu einem re­gu­la­to­ri­schen Al­lein­gang der Schweiz und scha­det der Wett­be­werbs­fä­hig­keit. Aus­ser­dem steht die In­itia­ti­ve einem in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­ten Vor­ge­hen im Weg. Die Wirt­schaft un­ter­stützt den al­ter­na­ti­ven Weg des Bun­des­rats, die an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Leit­li­ni­en und Stan­dards in der Schweiz zu im­ple­men­tie­ren. Hier­zu wur­den be­reits meh­re­re Mass­nah­men lan­ciert, die von der Wirt­schaft mit­ge­stal­tet wer­den konn­ten. Bei­spie­le sind der Ak­ti­ons­plan 2015–2019 zur ge­sell­schaft­li­chen Ver­ant­wor­tung der Un­ter­neh­men sowie der Na­tio­na­le Ak­ti­ons­plan zur Um­set­zung der UNO-Leit­prin­zi­pi­en für Wirt­schaft und Men­schen­rech­te. 

NEIN ZUM IN­DI­REK­TEN GE­GEN­VOR­SCHLAG 

Der Ge­gen­vor­schlag der RK-SR stellt fak­tisch das Um­set­zungs­ge­setz der In­itia­ti­ve dar und fügt dem Stand­ort Schweiz so die glei­chen Schä­den zu wie die In­itia­ti­ve. Dabei sind nicht nur gros­se Un­ter­neh­men, son­dern alle Un­ter­neh­men – auch die KMU be­trof­fen. Die Schweiz würde sich mit einer ein­zig­ar­ti­gen Re­ge­lung von den in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen ent­fer­nen. Ein sol­ches Ge­setz soll­te nicht be­schlos­sen wer­den, ohne dass Volk und Stän­de den Auf­trag dazu ge­ge­ben haben. 

Haf­tungs­norm des Ge­gen­vor­schlags ge­nau­so schäd­lich wie UVI 

Der von der RK-SR ein­ge­füg­te Ar­ti­kel 55a OR folgt 1:1 der Me­cha­nik der schäd­li­chen In­itia­ti­ve und baut auf der Ge­schäfts­her­ren­haf­tung auf. Damit schreibt er eine neue Haf­tungs­norm im Ge­setz fest. Das Un­ter­neh­men in der Schweiz haf­tet dem­nach au­to­ma­tisch und ohne Ver­schul­den für das Ver­hal­ten einer tat­säch­lich kon­trol­lier­ten Ge­sell­schaft im Aus­land, wenn es ihm nicht ge­lingt, die Er­fül­lung sei­ner Sorg­falts­prü­fungs­pflicht in Bezug auf Ge­schäfts­be­zie­hun­gen mit Drit­ten zu be­le­gen. Die­ser Beleg er­folgt auf Grund­la­ge eines un­be­stimm­ten Ka­ta­logs von Be­stim­mun­gen in Bezug auf Men­schen­rech­te und die Um­welt. Be­reits dies stellt eine Er­wei­te­rung des gel­ten­den Rechts dar. Die At­trak­ti­vi­tät, gegen Schwei­zer Un­ter­neh­men aus dem Aus­land Kla­gen an­zu­stren­gen, steigt enorm. 

Auch der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag führt zu einer un­zu­mut­ba­ren Be­weis­last­um­kehr 

Der Ge­gen­vor­schlag hat zur Folge, dass nicht der Klä­ger, son­dern eine be­klag­te Ge­sell­schaft be­wei­sen muss, dass sie sich kor­rekt ver­hal­ten hat. Sonst haf­tet sie für einen Drit­ten. Die damit ver­bun­de­ne Un­klar­heit setzt Schwei­zer Un­ter­neh­men in­ter­na­tio­nal neu­ar­ti­gen und ein­ma­li­gen Pro­zess­ri­si­ken aus. Die Folge ist ein mas­si­ver Nach­teil ge­gen­über aus­län­di­schen Kon­kur­ren­ten, vor allem ge­gen­über eu­ro­päi­schen, ame­ri­ka­ni­schen und in Ent­wick­lungs­län­dern do­mi­zi­lier­ten Un­ter­neh­men. Dies ist auch der Grund, wes­halb Frank­reich im Jahr 2017 – noch unter Prä­si­dent Hol­lan­de – bei der Ver­ab­schie­dung des neuen Kon­zern-Sorg­falts­pflicht­ge­set­zes («Loi de vi­gi­lan­ce») diese Form der Haf­tung tun­lichst ver­mie­den hatte. 

Sub­si­dia­ri­täts­klau­sel schafft keine Rechts­si­cher­heit für Schwei­zer Mut­ter­ge­sell­schaf­ten 

Die im Ge­gen­vor­schlag vor­ge­se­he­ne Aus­ge­stal­tung der Sub­si­dia­ri­täts­klau­sel ge­nügt nicht, um das Ri­si­ko von er­pres­se­ri­schen Kla­gen ein­zu­däm­men. Eine sol­che Klau­sel macht nur dann Sinn, wenn zwin­gend zu­erst das Ge­richt am Ort des Sach­zu­sam­men­hangs an­ge­ru­fen wer­den muss. Pri­mä­re recht­li­che Wie­der­gut­ma­chung hat am Ort des Ge­sche­hens zu er­fol­gen. Nur so kann auch der Ge­fahr von «Forum Shop­ping» ent­ge­gen­ge­steu­ert wer­den: Es darf nicht sein, dass ein Klä­ger die Wahl er­hält zwi­schen dem ei­gent­lich zu­stän­di­gen Ge­richt im Aus­land und einem durch die Kau­sal­haf­tung ge­schaf­fe­nen Ge­richts­stand am Sitz der Mut­ter­ge­sell­schaft in der Schweiz. 

Der Ge­gen­vor­schlag über­führt in­ter­na­tio­na­le Emp­feh­lun­gen un­ein­ge­schränkt ins Schwei­zer Recht 

Der Ge­gen­vor­schlag sieht bei der Sorg­falts­prü­fungs­pflicht eine un­ein­ge­schränk­te recht­li­che Über­füh­rung der Me­cha­nik der Stan­dards wie der OECD und UNO für die ge­sam­te Wert­schöp­fungs­ket­te und alle Kun­den­be­zie­hun­gen in das Schwei­zer Recht vor. Diese Re­geln sind in­ter­na­tio­nal be­wusst als Soft Law, das heisst Emp­feh­lun­gen, aus­ge­stal­tet und las­sen sich nicht in ein ju­ris­ti­sches Kor­sett mit un­mit­tel­ba­ren Haf­tungs­fol­gen ein­glie­dern. Ge­ra­de aus die­sem Grund set­zen die meis­ten OECD-Staa­ten an­stel­le einer ver­bind­li­chen Sorg­falts­prü­fungs­pflicht für die Zu­lie­fe­rer und Sub­zu­lie­fe­rer viel­mehr auf Be­richt­er­stat­tungs­pflich­ten und damit auf Trans­pa­renz und nicht auf Haf­tung. 

Der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag tritt in Kraft, wenn die In­itia­ti­ve zu­rück­ge­zo­gen oder an der Urne ab­ge­lehnt wird. Das In­itia­tiv­ko­mi­tee hat mit sei­ner har­ten, kom­pro­miss­lo­sen Po­si­tio­nie­rung klar­ge­macht, dass es nicht be­reit ist, die In­itia­ti­ve zu­rück­zu­zie­hen für einen an­ge­mes­se­nen Ge­gen­vor­schlag, der in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt ist und so dem Stand­ort Schweiz kei­nen Scha­den zu­fügt. Es hat da­durch auch be­wirkt, dass die Rechts­kom­mis­si­on grund­lie­gen­de An­lie­gen der Wirt­schaft nicht be­rück­sich­tigt hat. eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt daher, das Ex­pe­ri­ment Ge­gen­vor­schlag zu be­en­den und nicht auf den Ge­gen­vor­schlag ein­zu­tre­ten. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Der Stän­de­rat hat sich in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Er­strat mit der Volks­in­itia­ti­ve be­fasst. Mit 25 zu 14 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen hat die klei­ne Kam­mer die Volks­in­itia­ti­ve zur Ab­leh­nung emp­foh­len. Aus­ser­dem hat der Stän­de­rat mit 22 zu 20 Stim­men ent­schie­den, nicht auf den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur UVI ein­zu­tre­ten. Der Ge­gen­vor­schlag geht damit wie­der zu­rück in den Na­tio­nal­rat. 

Der Na­tio­nal­rat hatte in der Som­mer­ses­si­on mit 131 zu 66 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung be­schlos­sen, den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur UVI von der üb­ri­gen Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on ab­zu­tren­nen. Dem in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur UVI stimm­te der Na­tio­nal­rat mit 121 zu 73 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen zu.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Ent­scheid des Stän­de­rats, die wirt­schafts­schäd­li­che UVI zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len. Er­freu­lich ist aus­ser­dem, dass der Stän­de­rat auf einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ver­zich­ten will. Er un­ter­stützt damit die Hal­tung der Wirt­schaft, die im Vor­feld auf den ge­fähr­li­chen Ge­gen­vor­schlag auf­merk­sam ge­macht hatte. Der Vor­schlag des Na­tio­nal­rats wäre für die Schwei­zer Wirt­schaft höchst pro­ble­ma­tisch ge­we­sen. Es ist nun zu hof­fen, dass die gros­se Kam­mer sich dem Be­schluss des Stän­de­rats an­schliesst, damit der Ge­gen­vor­schlag de­fi­ni­tiv vom Tisch ist.

Beide Räte

An­pas­sung der Grund­fran­chise an die Kos­ten­ent­wick­lung schei­tert in der Schluss­ab­stim­mung  

Die Vor­la­ge sieht vor, die Fran­chi­sen an die Kos­ten der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung an­zu­pas­sen. Zu die­sem Zweck soll Ar­ti­kel 63 Ab­satz 3 Kran­ken­ver­si­che­rungs­ge­setz (KVG) re­vi­diert wer­den. Der Bun­des­rat soll die Höhe der Fran­chise re­gel­mäs­sig der Ent­wick­lung der durch­schnitt­li­chen Kos­ten je ver­si­cher­te Per­son in der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung an­pas­sen. Das Ziel be­steht darin, die Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Ver­si­cher­ten zu stär­ken. Mit der vor­lie­gen­den Re­vi­si­on des KVG wird die Mo. Bi­schof­ber­ger (15.4157) um­ge­setzt. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge des Bun­des­rats. 

Pe­ri­odi­sche An­pas­sung gegen stei­gen­de Kos­ten 

Die Kos­ten im Ge­sund­heits­we­sen stei­gen seit Jah­ren. Die jüngs­ten Zah­len des Bun­des­amts für Sta­tis­tik ver­an­schau­li­chen diese Ent­wick­lung: Im Jahr 2016 be­tru­gen die Ge­sund­heits­aus­ga­ben ins­ge­samt über 80 Mil­li­ar­den Fran­ken und damit 46 Pro­zent mehr als vor zehn Jah­ren. Der An­teil der Ge­sund­heits­aus­ga­ben, die mit Steu­ern und Grund­ver­si­che­rungs­prä­mi­en fi­nan­ziert wer­den, er­höh­te sich in den zehn Jah­ren sogar um 60 Pro­zent. Zwar wur­den die Wahl­fran­chi­sen aus­ge­baut und er­höht; trotz­dem sank die Kos­ten­be­tei­li­gung in der Grund­ver­si­che­rung von 17,6 Pro­zent (1998) auf 15,8 Pro­zent (2016) der Net­to­leis­tun­gen. Die pe­ri­odi­sche An­pas­sung der Fran­chi­sen an die Kos­ten­ent­wick­lung ist vor die­sem Hin­ter­grund sinn­voll, damit das Ver­hält­nis zwi­schen ver­si­cher­ten Kos­ten und Kos­ten­be­tei­li­gung in etwa kon­stant bleibt. 

Er­hö­hung der Grund­fran­chise ist über­fäl­lig 

Seit dem In­kraft­tre­ten des KVG im Jahr 1996 wurde die Grund­fran­chise le­dig­lich zwei­mal er­höht. 1996 be­trug die Min­dest­fran­chise 150 Fran­ken, was einem An­teil der Net­to­leis­tun­gen pro Ver­si­cher­ten von 10,1 Pro­zent ent­spricht. Im Jahr 2001 hatte man eine Min­dest­fran­chise von 230 Fran­ken und Net­to­leis­tun­gen von 1916 Fran­ken. Somit be­trug das Ver­hält­nis sogar 12,0 Pro­zent. Im Jahr 2017 ver­zeich­ne­tet man Net­to­leis­tun­gen von 3326 Fran­ken, womit das Ver­hält­nis zu den Min­dest­fran­chi­sen auf das his­to­ri­sche Tief von 9,0 Pro­zent fiel. 

Mehr Ei­gen­ver­ant­wor­tung durch hö­he­re Fran­chi­sen 

Die Höhe der Fran­chise be­ein­flusst die Kos­ten. Das sieht man daran, dass in der Grund­ver­si­che­rung die Kos­ten­ent­wick­lung höher ist als jene im ge­sam­ten Ge­sund­heits­we­sen. Es liegt also nahe, dass die über­durch­schnitt­li­che Kos­ten­ent­wick­lung etwas mit der Kos­ten­be­tei­li­gung zu tun hat. Die ef­fek­ti­ve Kos­ten­be­tei­li­gung in der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­ver­si­che­rung liegt bei knapp 15 Pro­zent. Es be­steht ein An­reiz, dass un­nö­ti­ge Leis­tun­gen der All­ge­mein­heit an­ge­las­tet wer­den. In der öko­no­mi­schen Li­te­ra­tur kennt man die­ses Phä­no­men als so­ge­nann­tes «moral ha­zard» (mo­ra­li­sches Ri­si­ko). Es ge­fähr­det die So­li­da­ri­tät und treibt die Kos­ten in die Höhe. Ein taug­li­ches Mit­tel da­ge­gen ist eine re­gel­mäs­si­ge An­pas­sung der Höhe der Fran­chise an die Kos­ten­ent­wick­lung, weil damit die Ei­gen­ver­ant­wor­tung nicht ge­schwächt wird. eco­no­mie­su­is­se spricht sich des­halb für die An­nah­me der Vor­la­ge aus. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Das Par­la­ment hat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on zu Ende be­ra­ten, nach­dem der Na­tio­nal­rat hö­he­ren Fran­chi­sen in der Win­ter­ses­si­on 2018 mit 133 zu 53 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung zu­ge­stimmt hatte. Der Stän­de­rat hat die Än­de­rung des Kran­ken­ver­si­che­rungs­ge­set­zes mit 26 zu 13 Stim­men an­ge­nom­men. Die Rats­mehr­heit hat je­doch eine sprach­li­che Dif­fe­renz zum Na­tio­nal­rat ge­schaf­fen. Re­le­vant soll­te die Ent­wick­lung der durch­schnitt­li­chen Brut­to­kos­ten je ver­si­cher­te Per­son sein. Nach­dem der Na­tio­nal­rat die Dif­fe­renz aus­ge­räumt hat, hat die Mehr­heit der gros­sen Kam­mer die Vor­la­ge in der Schluss­ab­stim­mung mit 63 zu 101 Stim­men (28 Ent­hal­tun­gen) ab­ge­lehnt. Ob­wohl der Stän­de­rat die An­pas­sung der Grund­fran­chise an die Kos­ten­ent­wick­lung in der Schluss­ab­stim­mung mit 27 zu 14 Stim­men (3 Ent­hal­tun­gen) an­ge­nom­men hat, ist das Ge­schäft ge­schei­tert.

eco­no­mie­su­is­se ist ent­täuscht, dass das Par­la­ment den not­wen­di­gen Schritt der An­pas­sung der Grund­fran­chise an die Kos­ten­ent­wick­lung ab­ge­lehnt hat. Diese Ent­schei­dung ist in An­be­tracht der Kos­ten­ex­plo­si­on im Ge­sund­heits­we­sen kurz­sich­tig. Spä­tes­tens bei der nächs­ten KVG-Re­vi­si­on wird eine Er­hö­hung der Grund­fran­chise un­aus­weich­lich sein, sol­len die Kos­ten nicht wei­ter an­stei­gen.

Par­la­ment stimmt dem neuen Fern­mel­de­ge­setz zu  

Mit der Vor­la­ge will der Bun­des­rat das Fern­mel­de­ge­setz (FMG) an die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen der ver­gan­ge­nen zehn Jahre an­pas­sen. Heute ken­nen wir zum Bei­spiel hoch­breit­ban­di­ge Mo­bil­funk- und Fest­net­ze oder Over the Top-Diens­te wie Net­flix und Zat­too. Aus­ser­dem soll wei­ter­hin ein «wirk­sa­mer Wett­be­werb» beim Er­brin­gen von Fern­mel­de­diens­ten sowie ein «aus­rei­chen­der Schutz» der Be­nut­zer vor Miss­bräu­chen ga­ran­tiert wer­den. Den Kun­den soll nach dem Wil­len des Bun­des­rats ein mög­lichst brei­tes, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges und güns­ti­ges An­ge­bot be­reit­ge­stellt wer­den. 

«Zur För­de­rung eines wirk­sa­men Wett­be­werbs bei der Er­brin­gung von Fern­mel­de­diens­ten» will der Bun­des­rat einen (ver­meint­lich) tech­no­lo­gie­neu­tra­len Zu­gang zum lei­tungs­ge­bun­de­nen Teil­neh­mer­an­schluss vor­se­hen. Er will dar­über hin­aus Mass­nah­men tref­fen kön­nen (Preis­ober­gren­zen, An­ge­bots­vor­schrif­ten), die un­ver­hält­nis­mäs­sig hohe End­kun­den­ta­ri­fe im Be­reich des in­ter­na­tio­na­len Roa­mings ver­hin­dern sol­len. Aus­ser­dem sol­len den Fern­mel­de­dienst­an­bie­tern im In­ter­es­se der so­ge­nann­ten «Netz­neu­tra­li­tät» Trans­pa­renz­pflich­ten auf­er­legt wer­den. Wei­ter sieht die Bot­schaft stren­ge­re Mass­nah­men gegen un­er­wünsch­te Wer­bung und Vor­schrif­ten zum bes­se­ren Schutz von Kin­dern und Ju­gend­li­chen vor den Ge­fah­ren der Nut­zung von Fern­mel­de­diens­ten vor. 

Än­de­run­gen schlägt der Bun­des­rat zudem im Be­reich der Kon­zes­si­ons­pflicht vor: Künf­tig soll das Fre­quenz­spek­trum grund­sätz­lich frei in­ner­halb der Schran­ken der ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ge­nutzt wer­den kön­nen. Der Bun­des­rat will den Han­del mit Fre­quen­zen, ihre ge­mein­sa­me Nut­zung sowie den Ab­schluss von Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trä­gen im In­fra­struk­tur­be­reich er­mög­li­chen. Ein Teil der Kon­zes­si­ons­ge­büh­ren für Funk­kon­zes­sio­nen soll für Mass­nah­men im Be­reich der nich­tio­ni­sie­ren­den Strah­lung ein­ge­setzt wer­den. 

Die Über­prü­fung der Be­stim­mun­gen zur Grund­ver­sor­gung ist nicht Ge­gen­stand der Vor­la­ge des Bun­des­rats und wird zu einem spä­te­ren Zeit­punkt ge­trennt er­fol­gen. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se 

eco­no­mie­su­is­se spricht sich grund­sätz­lich für die An­nah­me des Ge­set­zes­ent­wurfs aus. Es geht nun darum, dass das Par­la­ment die be­ste­hen­den Dif­fe­ren­zen be­rei­nigt und eine zu­kunfts­ori­en­tier­te, tech­no­lo­gie­neu­tra­le Fern­mel­de­ge­setz­ge­bung ver­ab­schie­det. 

Netz­neu­tra­li­tät: Re­gu­lie­rung mit Au­gen­mass nötig 

Der Bun­des­rat hatte in sei­ner Bot­schaft be­züg­lich Netz­neu­tra­li­tät le­dig­lich eine Trans­pa­renz­pflicht vor­ge­se­hen, um er­grün­den zu kön­nen, ob die Netz­neu­tra­li­tät in der Schweiz sys­te­ma­tisch ver­letzt wird. Hier­zu exis­tie­ren bis dato keine ver­läss­li­chen Zah­len. Aus der Sicht von eco­no­mie­su­is­se ist dies nach wie vor die sach­lich und ord­nungs­po­li­tisch rich­ti­ge Va­ri­an­te, zumal die Bran­che bis­her eine funk­tio­nie­ren­de Selbst­re­gu­lie­rung um­ge­setzt hat. Die weit­rei­chen­de Be­stim­mung in Ar­ti­kel 12e, die der Na­tio­nal­rat be­schlos­sen hat, würde be­deu­ten­de Rechts­un­si­cher­hei­ten schaf­fen und po­ten­zi­ell wich­ti­ge tech­no­lo­gi­sche In­no­va­tio­nen aus­brem­sen. Aus­ser­dem ginge die Be­stim­mung zu­las­ten der Netz­qua­li­tät, ohne einen Mehr­wert für die Nut­zer zu schaf­fen. Der Stän­de­rat hat die be­sag­te Be­stim­mung er­gänzt und hat so in wich­ti­gen Punk­ten mehr Klar­heit ge­schaf­fen. Die Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen (KVF-NR) hat zu­letzt eine re­dak­tio­nel­le Be­rei­ni­gung die­ser Er­gän­zung durch das BAKOM ver­langt. Für die Wirt­schaft stellt diese Lö­sung einen gang­ba­ren Kom­pro­miss dar, den es mit Au­gen­mass um­zu­set­zen gilt. 

Neue Be­stim­mun­gen zur Be­nüt­zung ge­bäu­d­e­in­ter­ner An­la­gen hem­men den Netz­aus­bau 

Mit der neu vor­ge­se­he­nen Ent­schä­di­gungs­pflicht zu­guns­ten der Ei­gen­tü­mer würde ein grund­le­gen­der Pa­ra­dig­men­wech­sel er­fol­gen. Bis­her war un­be­strit­ten, dass die Be­reit­stel­lung we­sent­li­cher Er­schlies­sungs­in­fra­struk­tu­ren (Elek­tro, Was­ser, Te­le­kom) in­ner­halb des Ge­bäu­des im Auf­ga­ben­ge­biet sowie unter der Ver­ant­wort­lich­keit des Ge­bäu­de­ei­gen­tü­mers steht. Die vor­ge­schla­ge­ne Ent­schä­di­gungs­re­ge­lung würde den an­ge­streb­ten Aus­bau des (Ultra-)Breit­band­net­zes ver­zö­gern. Der Vor­schlag des Bun­des­rats schafft neue Zu­gangs­hür­den zu den Kon­su­men­ten und schränkt deren Wahl­frei­heit ein. Ab­ge­se­hen von der Ent­schä­di­gungs­re­ge­lung ist die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­ne Re­ge­lung mass­voll aus­ge­stal­tet. 

Stand der Be­ra­tun­gen 

Das Par­la­ment hat in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 die be­ste­hen­den Dif­fe­ren­zen aus­ge­räumt und die Vor­la­ge zu Ende be­ra­ten. In der Schluss­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat das re­vi­dier­te FMG mit 194 zu 1 Stim­me (1 Ent­hal­tung) und der Stän­de­rat hat es sogar ein­stim­mig an­ge­nom­men. Bei den um­strit­te­nen Fra­gen zur Netz­neu­tra­li­tät haben sich die Räte schliess­lich wie folgt ge­ei­nigt: Grund­sätz­lich sind alle Daten bei der Über­tra­gung im In­ter­net gleich zu be­han­deln. Fern­mel­de­dienst­an­bie­ter sol­len je­doch Spe­zi­al­diens­te, die von Pro­vi­dern zu­sätz­lich zum In­ter­net­an­schluss an­ge­bo­ten wer­den, fle­xi­bel ge­stal­ten kön­nen, so­lan­ge sich die Qua­li­tät der In­ter­net­ver­bin­dung nicht ver­schlech­tert. Bei der Fi­nan­zie­rung von An­schlüs­sen haben die Räte einen Kon­sens ge­fun­den. Nach dem Wil­len des Na­tio­nal­rats sol­len die Lie­gen­schafts­ei­gen­tü­mer wei­te­re An­schlüs­se dul­den müs­sen, wenn Mie­ter oder Fern­mel­de­dienst­an­bie­ter die Kos­ten über­neh­men. Aus­ser­dem sol­len aus­schliess­lich im öf­fent­li­chen In­ter­es­se tä­ti­ge Schutz- und Ret­tungs­diens­te von Ver­wal­tungs­ge­büh­ren be­freit wer­den.

Der Stän­de­rat hatte die Vor­la­ge als Zweitrat in der Win­ter­ses­si­on 2018 be­han­delt. Die klei­ne Kam­mer hatte mit 22 zu 19 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen ent­schie­den, dass das Te­le­kom­un­ter­neh­men nicht ver­pflich­tet wer­den soll, an­de­ren An­bie­tern gegen eine an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung den Zu­gang zu den ge­bäu­d­e­in­ter­nen Fern­meld­e­instal­la­tio­nen zu ge­wäh­ren (Art. 11c). Der Stän­de­rat hatte dar­über hin­aus ein­stim­mig be­schlos­sen, die vom Na­tio­nal­rat ein­ge­füg­te Re­ge­lung be­tref­fend Netz­neu­tra­li­tät zu prä­zi­sie­ren. An­bie­ter von In­ter­net­diens­ten sol­len bei den Spe­zi­al­diens­ten die An­ge­bo­te fle­xi­bel ge­stal­ten kön­nen, so­lan­ge das die Qua­li­tät der In­ter­net­ver­bin­dung nicht ver­schlech­tert. Damit hatte der Stän­de­rat einen Kom­pro­miss­vor­schlag un­ter­brei­tet. Der Stän­de­rat hatte zudem be­schlos­sen, dass Fern­mel­de­an­bie­ter Ver­dachts­fäl­le von il­le­ga­ler Por­no­gra­fie dem Bun­des­amt für Po­li­zei mel­den müs­sen. In der Ge­samt­ab­stim­mung hatte der Stän­de­rat die Re­vi­si­on des Fern­mel­de­ge­set­zes mit 33 zu 7 Stim­men gut­ge­heis­sen.

Der Na­tio­nal­rat hatte die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Im Ge­gen­satz zum Bun­des­rat hatte der Na­tio­nal­rat am heu­ti­gen Zu­gangs­re­gime fest­ge­hal­ten und Ar­ti­kel 11c ge­stri­chen. Somit soll­te die Ent­bün­de­lung der letz­ten Meile vor­der­hand auf Kup­fer­lei­tun­gen be­schränkt blei­ben. Der Na­tio­nal­rat hatte zudem ent­schie­den, die Be­stim­mun­gen zur Ge­währ­leis­tung der Netz­neu­tra­li­tät im FMG zu ver­schär­fen. Aus­ser­dem hatte eine Mehr­heit (182 zu 5 Stim­men) u.a. Preis­ober­gren­zen für Roa­ming-Ta­ri­fe und Vor­schrif­ten über die Ab­rech­nungs­mo­da­li­tä­ten be­schlos­sen, um un­ver­hält­nis­mäs­sig hohe End­kun­den­ta­ri­fe zu be­kämp­fen und den Wett­be­werb zu för­dern. In der Ge­samt­ab­stim­mung hatte der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 192 zu 1 Stim­me bei 1 Ent­hal­tung an­ge­nom­men.

eco­no­mie­su­is­se ist grund­sätz­lich zu­frie­den mit der FMG-Re­vi­si­on. Die Wirt­schaft be­grüsst die neue Re­ge­lung, wel­che die Netz­neu­tra­li­tät fest­schreibt. Po­si­tiv ist zudem zu be­ur­tei­len, dass das Par­la­ment von den meis­ten Ein­grif­fen, wel­che den Wett­be­werb be­hin­dert hät­ten, ab­ge­se­hen hat. Zu be­dau­ern ist hin­ge­gen, dass das Par­la­ment dem Bun­des­rat die Mög­lich­kei­ten ver­schafft hat, Preis­ober­gren­zen fest­le­gen zu kön­nen. Mit dem re­vi­dier­ten FMG ver­fügt die Schweiz nun über eine ge­setz­li­che Grund­la­ge, wel­che den Her­aus­for­de­run­gen der Di­gi­ta­li­sie­rung in den we­sent­li­chen Punk­ten Rech­nung trägt.