vista aerea di una spirale composta da piccoli alberi

Mehr Spiel­raum für mehr Kreis­lauf­wirt­schaft

Jede Schwei­ze­rin und jeder Schwei­zer sam­melt im Jahr rund 150 PET-Fla­schen, 80 Alt­glas-Fla­schen, 20 klei­ne Bat­te­ri­en oder Alt­pa­pier im Um­fang von 420 Zei­tun­gen. 50 Pro­zent der Sied­lungs­ab­fäl­le lan­den al­ler­dings im all­ge­mei­nen Keh­richt und wer­den ver­brannt. Dabei könn­ten viele Ab­fäl­le, ins­be­son­de­re Kunst­stof­fe wie Sham­poof­la­schen, Fo­li­en oder Ge­trän­ke­ver­pa­ckun­gen ein zwei­tes Leben er­hal­ten. In­no­va­ti­on und neue Ideen brau­chen je­doch Frei­räu­me.

Pro­du­zen­ten und Ver­käu­fer spie­len heute eine wich­ti­ge Rolle darin, Ab­fall zu ver­mei­den und das Re­cy­cling zu för­dern. Neben dem eta­blier­ten Sam­meln von PET-Ge­trän­ke­fla­schen ent­stan­den in den letz­ten Jah­ren ver­schie­de­ne Samm­lun­gen von wei­te­ren Ab­fäl­len und Wert­stof­fen wie bei­spiels­wei­se den Nes­pres­so-Kaf­fee­kap­seln. Manch­mal er­ge­ben sich auch über­ra­schen­de neue Ge­schäfts­fel­der aus ver­meint­li­chem Ab­fall. Ein be­kann­tes Bei­spiel in der Schweiz ist die Her­stel­lung von Ta­schen aus alten LKW-Pla­nen. Im Ge­gen­satz zum Staat haben Un­ter­neh­men einen An­reiz neue Ge­schäfts­ide­en zu ent­wi­ckeln, sind fle­xi­bler und kön­nen ef­fi­zi­en­ter ei­ge­ne Sys­te­me auf­bau­en. Wie ein Par­la­men­ta­ri­er kürz­lich in einer Na­tio­nal­rats­de­bat­te tref­fend an­merk­te, würde es dem Staat wohl kaum in den Sinn kom­men, Ba­by­win­deln zu sam­meln und diese zu Iso­lie­rungs­ma­te­ri­al zu ma­chen.

Bü­ro­kra­ti­sche Hür­den hin­dern Ef­fi­zi­enz

In den meis­ten Fäl­len ist der Staat per Ge­setz al­lein für die Ver­wer­tung von Ab­fäl­len zu­stän­dig. Hier hat die Kreis­lauf­wirt­schaft noch grös­se­res Po­ten­ti­al. Denn etwa die Hälf­te aller Haus­halts­ab­fäl­le lan­det in Keh­richt­ver­bren­nungs­an­la­gen. Pri­va­te Bran­chen­ver­ein­ba­run­gen kön­nen Leis­tun­gen meist ef­fi­zi­en­ter er­brin­gen und deren An­ge­bot op­ti­mie­ren. Dies zeigt bei­spiel­wei­se das Swico Rück­nah­me­sys­tem von elek­tro­ni­schen Ge­rä­ten, wel­ches durch die Schwei­zer Her­stel­ler und Im­por­teu­re aus den je­wei­li­gen Bran­chen be­trie­ben wird.

An­de­re pri­va­te Ak­teu­re ste­hen auf­grund der ak­tu­el­len Ge­set­zes­la­ge vor bü­ro­kra­ti­schen Hür­den. Denn damit diese aktiv wer­den kön­nen, brau­chen sie eine ent­spre­chen­de Ge­neh­mi­gung der je­wei­li­gen Ge­mein­de. Wer eine schweiz­wei­te Samm­lung von Wert­stof­fen auf­bau­en will, braucht schlimms­ten­falls meh­re­re hun­dert Kon­zes­sio­nen. Die öf­fent­li­che Hand kann sol­che Kon­zes­sio­nen auch ver­wei­gern und damit zu­sätz­li­che Se­pa­rat­samm­lun­gen blo­ckie­ren. Durch die­ses Vor­ge­hen ist in der Schweiz ein gros­ser Fli­cken­tep­pich von pri­va­ten Samm­lun­gen ent­stan­den. Dies führt nicht nur zu hohem ad­mi­nis­tra­ti­vem Auf­wand, son­dern auch zu Pla­nungs­un­si­cher­hei­ten. Die so ge­sam­mel­ten Men­gen sind unter Um­stän­den zu klein, um die Schlies­sung von Stoff­kreis­läu­fen we­sent­lich zu för­dern. Die Pri­vat­wirt­schaft kann die not­wen­di­ge In­fra­struk­tur nur dann auf­bau­en und fi­nan­zie­ren, wenn die für einen wirt­schaft­li­chen Be­trieb not­wen­di­gen Men­gen an Ab­fäl­len ga­ran­tiert sind.

Par­la­ment schafft neue Rah­men­be­din­gun­gen

Das Par­la­ment dis­ku­tiert ak­tu­ell über einen Vor­schlag zur Ver­ein­fa­chung der se­pa­ra­ten Wert­stoff­samm­lung und zur Kor­rek­tur der An­rei­ze. Damit wird eine Grund­la­ge ge­schaf­fen, dass für bis­her nicht ge­sam­mel­te Wert­stof­fe wie bei­spiels­wei­se Kunst­stof­fe neue Samm­lun­gen schnell und na­tio­nal ein­heit­lich eta­bliert wer­den kön­nen.

Die Wirt­schaft kann die Samm­lung, die Sor­tie­rung und die Ver­wer­tung der Ver­pa­ckun­gen selbst or­ga­ni­sie­ren und die Schlies­sung des Stoff­kreis­lau­fes mit einem vor­ge­zo­ge­nen Re­cy­cling-Bei­trag wie bei PET fi­nan­zie­ren. eco­no­mie­su­is­se hat zur Un­ter­stüt­zung sol­cher Lö­sun­gen im ver­gan­ge­nen Jahr den Pact «Kreis­läu­fe für Kunst­stoff-Ver­pa­ckun­gen und Ge­trän­ke­kar­tons schlies­sen» un­ter­schrie­ben, wel­cher den Auf­bau eines na­tio­na­len Sam­mel­sys­tems zum Ziel hat. Al­lein im Kunst­stoff­be­reich könn­ten ge­mäss einer Stu­die über hun­dert­tau­send Ton­nen im Jahr zu­sätz­lich ge­sam­melt wer­den. Damit würde die dop­pel­te bis drei­fa­che Menge an CO2-Emis­sio­nen ein­ge­spart. Die Op­ti­mie­rung von Ent­sor­gungs- und Ver­wer­tungs­lö­sun­gen durch neue pri­va­te In­itia­ti­ven trägt damit nicht nur zur Res­sour­cen­scho­nung bei, son­dern leis­tet auch aktiv einen Bei­trag für das Klima.