Die Innovationsweltmeisterin und der Sparschäler
Die Schweiz wurde zum siebten Mal hintereinander zur Innovationsweltmeisterin gekürt – nirgendwo auf der Welt werden so viele Ideen umgesetzt wie bei uns. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, müssen wir dem wirtschaftlichen Umfeld Sorge tragen und unsere Offenheit beibehalten.
Die meisten von Ihnen hatten ihn schon in der Hand, den weltweit ersten Sparschäler mit querliegender beweglicher Klinge. Dieser weltberühmte, mittlerweile schon in Designmuseen anzutreffende Küchenhelfer stammt aus der Schweiz und wird unter dem Namen «Rex» vertrieben. Er war 1947 von Alfred Neweczerzal aus Davos, dem Sohn tschechischer Einwanderer, erfunden und im selben Jahr patentiert worden. Heute werden jährlich gut zwei Millionen Stück davon produziert, ein Drittel der Produktion geht ins Ausland. Eine positive Erfolgsgeschichte und eines von unzähligen Beispielen heimischer Schöpfungs- und Innovationskraft und gleichzeitig eine Bestätigung der Bedeutung von Offenheit und Austausch mit dem Ausland. Denn für unser rohstoffarmes Land sind Wissen und Erfindungsgeist überlebensnotwendig. Das geistige Eigentum ist ein wichtiger Faktor unseres Wohlstands.
Es ist daher Grund zur Freude, dass es die Schweiz geschafft hat, zum siebten Mal hintereinander zur Innovationsweltmeisterin gekürt zu werden. Dies bedeutet, dass nirgendwo auf der Welt so viele Ideen umgesetzt wurden wie hier; dies gemäss der jüngsten Studie der World Intellectual Property Organization (WIPO). In ihrer Studie misst die WIPO den abstrakten Begriff der Innovationskraft eines Landes gestützt auf 81 Indikatoren. Dabei wird der sogenannte Innovationsoutput des jeweiligen Landes auf der Basis von Wissen, Technologie und Kreativität bestimmt. Berücksichtigt wurden Faktoren wie die Qualität der Mitarbeitenden, der Infrastruktur, des Entwicklungsstands des Marktes wie auch desjenigen der Unternehmen.
Die Schweiz zeichnet sich gemäss der Studie durch ihr stabiles und vorteilhaftes Geschäftsumfeld und die daraus hervorgehende Innovationsfähigkeit aus. Sie schafft es, ihre Ressourcen in eine Vielzahl von breit variierten Innovativen zu überführen.
Der Report – so positiv er ist – zeigt aber auch unbarmherzig unsere Schwachstellen im internationalen Vergleich auf. Statt uns und unserer Wirtschaft daher selbstgefällig auf die Schultern zu klopfen, gilt es vielmehr, diese Punkte sehr ernst zu nehmen. Die Konkurrenz schläft nicht und auch in anderen Ländern haben die Menschen gute Ideen. So bemängelt der Report, dass es in der Schweiz – dies gerade im internationalen Vergleich – weiterhin unnötig schwer ist, ein Unternehmen zu gründen oder an Risikokapital zu kommen. Auch braucht es mehr Fachkräfte, insbesondere in wissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Kurz: Wir brauchen mehr Wettbewerb und dürfen uns nicht verkriechen.
Die Frage, wie man Innovation fördern kann, lässt sich nur schwer beantworten. Was fördert menschliche Kreativität und den Schöpfergeist? Sicherlich gehört die Bereitschaft dazu, sich nicht zufrieden zu geben, sich ständig zu verbessern und gleichzeitig auch die entsprechenden Möglichkeiten zu haben. Einfacher ist es darzustellen, welche Faktoren der Innovation und deren anschliessenden erfolgreichen Vermarktung im Weg stehen. Es sind dies alle Ablenkungen vom Wesentlichen, darunter Bürokratie, Denkverbote, mangelnde Ressourcen, übertriebene oder falsche Vorschriften, Marktverzerrungen, internationale Abschottung, oder auch die – zwar gut gemeinte, aber falsche – politische Förderung von gerade als «trendy» empfundenen Themen mit industriepolitischen Massnahmen. Der Sparschäler Rex wäre wohl nicht zum Erfolg geworden, hätte es damals ein staatliches Förderprogramm zur Verbesserung der Kartoffelschälmesser gegeben.
Wenn es um Innovation geht, gilt heute wie auch früher: Nicht jede Idee wird zum weltweiten Erfolg. Aber vielleicht wird es die Idee, die Sie heute früh unter der Dusche hatten oder gestern beim Waldlauf! Es ist daher in unser aller Interesse, dass wir dem Umfeld, in welchem wir auf Ideen kommen, in welchem wir diese entwickeln, zur Marktreife bringen und dann kommerzialisieren können, Sorge tragen und uns dabei klar gegen schädliche Ablenkungen aussprechen. Auf dass die Schweiz noch viele Jahre die Spitzenposition im Wettbewerb der Innovationskraft beibehält.