Wettbewerbsfähigkeit: Die Schweiz verliert an Boden
Die Schweiz verliert im jüngsten IMD-Wettbewerbsfähigkeitsranking drei Plätze und wird von den USA, Singapur und den Niederlanden überholt. Neu belegt sie nur noch den fünften Rang. Indizes wie dasjenige des IMD sind zwar mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren. Dennoch zeigt diese Klassierung, dass die Politik gefordert ist, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Sonst droht der Abstieg ins Mittelfeld.
Die Schweiz verliert deutlich an Wettbewerbsfähigkeit. Dies besagt das kürzlich veröffentlichte Ranking der Lausanner Talent-Schmiede IMD. Brisant: In der aktuellen Top-10 hat kein anderes Land mehr Plätze eingebüsst wie die Schweiz. Neu belegt sie hinter den USA, Hongkong, Singapur und den Niederlanden Platz fünf. Doch welches sind die Treiber hinter diesem Abstieg der Schweiz?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, wie das Ranking funktioniert. Es besteht aus zwei Komponenten: den harten Fakten und den Umfrageergebnissen von Managerbefragungen. Die sogenannten «hard facts» bestehen aus 143 statistischen Kriterien wie Wirtschaftswachstum oder Inflationsrate. Hinzu kommen weitere 115 Kriterien aus Managerumfragen, die in erster Linie die Wahrnehmung der Marktteilnehmer abbilden sollen.
Auffällig ist, dass die Schweiz bei den harten Faktoren Einbussen erlitten hat. So haben ein vergleichsweise geringes Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum und ein Rückgang des Handelsbilanzüberschusses sowie der internationalen Investitionen zum Abstieg beigetragen. Es gibt aber auch Lichtblicke: Bei den strukturellen Aspekten wie Bildung oder Regierungseffizienz gehört die Schweiz immer noch zu den Besten.
Unsicherheit in wirtschaftspolitischen Fragen wirkt sich negativ aus
Erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Marktteilnehmer dürften im letzten Jahr die wirtschaftspolitischen Diskussionen gehabt haben. Die Ablehnung der Unternehmenssteuerreform III, die Unklarheit über die Zukunft der Beziehungen zur EU oder auch die Ablehnung der Rentenreform lösten Unsicherheit aus. Diese Probleme gilt es nun entschieden anzupacken und mehrheitsfähige Lösungen zu erarbeiten, welche die Attraktivität des Denk- und Werkplatzes erhöhen und Sicherheit schaffen. Nur so kann es die Schweiz wieder nach ganz vorne schaffen.
Ranglisten wie jene des IMD haben ihre Stärken und Schwächen und sind daher nicht über alle Zweifel erhaben. So wird der grösste Leistungsrückgang für die Schweiz der erhöhten Inflation beigemessen. Dieser ist in der betrachteten Periode um 96 Basispunkte von -0,43 auf 0,53 Prozent gestiegen. Aus ökonomischer Sicht ist der Wechsel von einer Deflation in eine leichte Inflation jedoch positiv einzustufen. Ein anderes Beispiel: Sowohl ein Anstieg des Handelsbilanzüberschusses als auch des Kapitalbilanzüberschusses wirkt sich positiv aufs Ranking aus. Steigt der Handelsbilanzüberschuss, resultiert daraus aber automatisch ein Kapitalbilanzdefizit.
Das alles darf für die Schweizer Politik aber keine Entschuldigung sein: Die drängenden Reformen müssen nun zielstrebig umgesetzt werden.