Symbolbild: Bundeshaus

Som­mer­ses­si­on 2018

Das Par­la­ment ver­sam­mel­te sich vom 28. Mai bis 15. Juni in Bern zur Som­mer­ses­si­on. Hier fin­den Sie un­se­re Stel­lung­nah­men zu wich­ti­gen Ge­schäf­ten.

Na­tio­nal­rat

Na­tio­nal­rat will die aus­sen­po­li­ti­sche Hand­lungs­fä­hig­keit der Schweiz nicht ein­schrän­ken 

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve ver­langt, dass der Bun­des­rat keine völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­ge ab­schlies­sen darf, deren Kün­di­gung ver­trags­ge­mäss die Kün­di­gung an­de­rer völ­ker­recht­li­cher Ver­trä­ge zur Folge hat.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve ab.

Wirk­sa­me Aus­sen­po­li­tik braucht grösst­mög­li­che Hand­lungs­fä­hig­keit 
Die in­ter­na­tio­nal stark ver­netz­te Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft stützt sich in ihren Han­dels­be­zie­hun­gen auf über 600 in­ter­na­tio­na­le Ab­kom­men (u.a. Frei­han­del, In­ves­ti­ti­ons­schutz, Dop­pel­be­steue­rung) und pro­fi­tiert ent­spre­chend stark vom Völ­ker­recht. Vor die­sem Hin­ter­grund be­nö­tigt die Schweiz den grösst­mög­li­chen aus­sen­po­li­ti­schen Hand­lungs­spiel­raum im Rah­men der gel­ten­den Ge­set­ze. Nur so las­sen sich die Schwei­zer In­ter­es­sen ge­gen­über aus­län­di­schen Part­nern wah­ren.

Kein Hand­lungs­be­darf er­sicht­lich: Ver­zicht auf ge­ne­rel­le Ver­an­ke­rung 
Ziel­füh­ren­de Ver­hand­lun­gen set­zen vor­aus, dass sämt­li­che Op­tio­nen fall­wei­se ein­ge­hend ge­prüft wer­den. Wird dem Bun­des­rat pau­schal ver­bo­ten, völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge mit einer «Guil­lo­ti­ne-Klau­sel» ab­zu­schlies­sen, ver­engt sich sein Ver­hand­lungs­spiel­raum un­nö­tig. Ein sol­cher Me­cha­nis­mus kann in be­stimm­ten Fäl­len den Ab­schluss gros­ser Ver­trags­wer­ke gar erst er­mög­li­chen. Der Bun­des­rat soll­te des­halb wei­ter­hin frei ent­schei­den kön­nen, wel­che völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen er im In­ter­es­se der Schweiz ein­geht. Be­reits heute ist zudem die Zu­stim­mung von Par­la­ment und al­len­falls der Stimm­be­völ­ke­rung zu völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­gen er­for­der­lich. Aus Sicht der Wirt­schaft be­steht des­halb kein Hand­lungs­be­darf in Rich­tung Pau­schal­ver­bot einer Guil­lo­ti­ne-Klau­sel.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve be­fin­det sich in der Vor­prü­fungs­pha­se. Der Na­tio­nal­rat hat sie in der Som­mer­ses­si­on 2018 be­han­delt. Die Rats­mehr­heit ist mit 121 zu 65 Stim­men dem An­trag sei­ner Aus­sen­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on ge­folgt und hat der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve keine Folge ge­ge­ben.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Be­schluss des Na­tio­nal­rats. Damit wird die aus­sen­po­li­ti­sche Hand­lungs­fä­hig­keit der Schweiz wei­ter­hin ge­währ­leis­tet.

Na­tio­nal­rat für Qua­li­täts­kom­mis­si­on im Ge­sund­heits­we­sen

Der Bun­des­rat be­an­tragt eine Än­de­rung des Kran­ken­ver­si­che­rungs­ge­set­zes (KVG) sowie einen Ge­samt­kre­dit für Ab­gel­tun­gen und Fi­nanz­hil­fen zur Stär­kung von Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit in der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung. Der Kre­dit gilt für die Jahre 2018 bis 2021.

Mit die­ser Vor­la­ge sol­len die fi­nan­zi­el­len und struk­tu­rel­len Grund­la­gen für die Um­set­zung der Qua­li­täts­stra­te­gie des Bun­des ge­schaf­fen wer­den. Zu die­sem Zweck will der Bun­des­rat seine Kom­pe­ten­zen in der Qua­li­täts­si­che­rung im Ge­sund­heits­we­sen aus­bau­en. Er möch­te ein na­tio­na­les Netz­werk für Qua­li­tät schaf­fen, um die be­ste­hen­den Ak­ti­vi­tä­ten in die­sem Be­reich zu ko­or­di­nie­ren und zu ver­stär­ken.

Die Um­set­zung der Qua­li­täts­stra­te­gie soll mit­tels Ziel­vor­ga­ben ge­steu­ert wer­den. Flä­chen­de­ckend ein­ge­führ­te Stan­dards und Me­tho­den sind vor­ge­se­hen, um na­tio­na­le Pro­gram­me zur För­de­rung der Qua­li­tät und der Pa­ti­en­ten­si­cher­heit zu ent­wi­ckeln. Für die Durch­füh­rung und Aus­wer­tung von wei­te­ren Pro­jek­ten sol­len Fi­nanz­hil­fen aus­ge­rich­tet wer­den kön­nen. Aus­ser­dem ver­folgt der Bun­des­rat die Stär­kung der Ver­bind­lich­keit von Qua­li­täts­mass­nah­men und Schaf­fung von Trans­pa­renz. Die da­durch ver­ur­sach­ten Zu­satz­kos­ten von knapp 20 Mil­lio­nen Fran­ken sol­len die er­wach­se­nen Ver­si­cher­ten über einen Prä­mi­en­zu­schlag fi­nan­zie­ren.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt Nicht­ein­tre­ten auf die Vor­la­ge. Die vor­ge­schla­ge­ne Ge­set­zes­än­de­rung be­deu­tet einen un­nö­ti­gen Ein­griff in die Auf­ga­ben der Ta­rif­part­ner. Aus die­sem Grund ist dar­auf zu ver­zich­ten. 

Ge­setz­li­che Grund­la­gen rei­chen aus 
Der Bund über­wacht heut­zu­ta­ge schon, ob ärzt­li­che Leis­tun­gen wirk­sam, zweck­mäs­sig und wirt­schaft­lich er­bracht wer­den. Nur dann wer­den sie von der Grund­ver­si­che­rung be­zahlt. Jede Leis­tung ge­mäss KVG muss eine aus­rei­chend gute Qua­li­tät auf­wei­sen. Der Bun­des­rat kann ein­heit­li­che Pla­nungs­kri­te­ri­en auf der Grund­la­ge von Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit er­las­sen; Ver­stös­se gegen Wirt­schaft­lich­keits- und Qua­li­täts­an­for­de­run­gen kön­nen sank­tio­niert wer­den. Die Leis­tungs­er­brin­ger müs­sen dem Bund die not­wen­di­gen Daten lie­fern, na­ment­lich ihre me­di­zi­ni­schen Qua­li­täts­in­di­ka­to­ren.

Be­ste­hen­de Kom­pe­ten­zen bes­ser nut­zen
Die Wirt­schaft ist über­zeugt, dass man ohne zu­sätz­li­che Ge­set­zes­ar­ti­kel aus­kommt. Den Druck auf Ta­ri­fe, Trans­pa­renz und Qua­li­tät lässt sich auch ohne zu­sätz­li­che Or­ga­ni­sa­tio­nen und Fi­nan­zen er­hö­hen. Der Bun­des­rat hätte Qua­li­täts­si­che­rungs­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 58 KVG längst um­set­zen kön­nen. Auch müss­te er kei­nen ein­zi­gen Tarif ge­neh­mi­gen, der nicht auch die Qua­li­täts­ent­wick­lung re­gelt. So sieht Ar­ti­kel 43 Ab­satz 6 KVG vor, dass die Ver­trags­part­ner und die zu­stän­di­gen Be­hör­den dar­auf ach­ten, dass eine qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­de und zweck­mäs­si­ge ge­sund­heit­li­che Ver­sor­gung zu mög­lichst güns­ti­gen Kos­ten er­reicht wird.

Mehr ge­setz­li­che Vor­ga­ben und zu­sätz­li­che Or­ga­ni­sa­tio­nen oder Gre­mi­en ver­teu­ern höchs­tens die Ge­sund­heits­ver­sor­gung, ohne dass sub­stan­zi­ell etwas än­dert. Wenn das KVG heute nicht kor­rekt um­ge­setzt wird, än­dern neue Vor­schrif­ten nichts daran.

Keine Ab­wäl­zung der Kos­ten auf Ver­si­cher­te oder Steu­er­zah­ler
Der Bun­des­rat möch­te die voll­jäh­ri­gen Ver­si­cher­ten mit einem Prä­mi­en­zu­schlag be­las­ten. eco­no­mie­su­is­se lehnt die­ses Vor­ha­ben ab. Fi­nanz­las­ten des Bun­des dür­fen nicht auf an­de­re Trä­ger ab­ge­wälzt wer­den. Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit sind heute schon Vor­aus­set­zun­gen für die Er­brin­gung von Leis­tun­gen ge­mäss KVG. Um diese Kri­te­ri­en an­zu­wen­den, hat der Bund für eine aus­rei­chen­de Da­ten­qua­li­tät zu sor­gen. Die zur Er­fül­lung die­ser Bun­des­auf­ga­be not­wen­di­gen Mass­nah­men sind über das or­dent­li­che Bud­get zu fi­nan­zie­ren. Auch die von der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on vor­ge­schla­ge­nen 42,5 Mil­lio­nen Fran­ken für die Jahre 2018 bis 2021 sind un­nö­tig.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt. Im Un­ter­schied zum Stän­de­rat war das Ein­tre­ten auf die Vor­la­ge un­be­strit­ten. Die Rück­wei­sung des Ge­schäf­tes an die Kom­mis­si­on mit dem Auf­trag, auf die Ein­set­zung der Qua­li­täts­kom­mis­si­on zu ver­zich­ten, ist mit 154 zu 27 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen ab­ge­lehnt wor­den.

Der Na­tio­nal­rat hat mit 159 zu 24 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen den struk­tu­rel­len und fi­nan­zi­el­len Grund­la­gen zur Um­set­zung einer ge­samt­schwei­ze­ri­schen Qua­li­täts­stra­te­gie im Ge­sund­heits­we­sen zu­ge­stimmt. Mit die­ser Auf­ga­be will der Na­tio­nal­rat eine neu ge­schaf­fe­ne eid­ge­nös­si­sche Qua­li­täts­kom­mis­si­on be­trau­en. Mit 119 zu 66 Stim­men hat die Rats­mehr­heit ent­schie­den, dass die Qua­li­täts­kom­mis­si­on je zur Hälf­te vom Bund und den Kan­to­nen fi­nan­ziert wird. Wei­ter will der Na­tio­nal­rat, dass Leis­tun­gen nicht mehr von der Kran­ken­ver­si­che­rung ver­gü­tet wer­den, wenn sich ein Leis­tungs­er­brin­ger nicht an die Re­geln zur Qua­li­täts­ent­wick­lung hält. Die Ta­ri­fe und Prei­se sol­len sich neu auch im am­bu­lan­ten Be­reich an der Ent­schä­di­gung für jene Leis­tungs­er­brin­ger ori­en­tie­ren, wel­che die Leis­tung in der not­wen­di­gen Qua­li­tät ef­fi­zi­ent und güns­tig er­brin­gen.

Da der Stän­de­rat in der Som­mer­ses­si­on 2016 nicht auf die Vor­la­ge ein­ge­tre­ten ist, geht das Ge­schäft nun wie­der an den Stän­de­rat. 

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass der Na­tio­nal­rat ent­schie­den hat, neue Qua­li­täts­vor­schrif­ten ein­zu­füh­ren, statt die be­ste­hen­den Re­geln aus­zu­schöp­fen. Letzt­lich über­nimmt der Staat damit eine Auf­ga­be, wel­che ei­gent­lich Sache der Ta­rif­part­ner wäre. Es ist zu hof­fen, dass der Stän­de­rat an sei­nem Be­schluss aus der Som­mer­ses­si­on fest­hält und die Vor­la­ge damit vom Tisch ist.

Auch Na­tio­nal­rat gegen un­be­fris­te­tes Gen­tech­no­lo­gie­ver­bot

Die Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Thur­gaus möch­te die Ver­wen­dung von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men (GVO) im Pflan­zen­bau und in der Tier­hal­tung un­be­fris­tet ver­bie­ten. Als Al­ter­na­ti­ve wird vor­ge­schla­gen, das be­ste­hen­de Gen­tech­nik-Mo­ra­to­ri­um nach 2017 um zehn Jahre zu ver­län­gern.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Stan­des­in­itia­ti­ve ab. 

Mo­ra­to­ri­um wurde so­eben ver­län­gert – er­neu­te Ver­schär­fung schmä­lert Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät
In der Som­mer­ses­si­on 2017 hat das Par­la­ment be­schlos­sen, das Mo­ra­to­ri­um für den Anbau von GVO um vier Jahre zu ver­län­gern. Ein un­be­fris­te­tes Ver­bot und eine Ver­län­ge­rung des Mo­ra­to­ri­ums um acht Jahre wur­den im Par­la­ment be­ra­ten und ab­ge­lehnt. Es ist aus po­li­ti­scher Sicht nicht an­ge­bracht, so kurz nach die­sen Be­schlüs­sen er­neut eine Ver­schär­fung des Ver­bots ins Auge zu fas­sen. Für den Stand­ort­ent­scheid von Un­ter­neh­men und For­schungs­in­sti­tu­tio­nen spie­len die Tech­no­lo­gie­ak­zep­tanz und die Nähe zu Ab­satz­märk­ten eine we­sent­li­che Rolle. Wird das An­bau­ver­bot für GVO noch wei­ter aus­ge­dehnt, ist dies ein schlech­tes Si­gnal für den Stand­ort Schweiz. Das Tech­no­lo­gie­ver­bot be­wirkt, dass sich in­no­va­ti­ve Un­ter­neh­men gegen die Schweiz als For­schungs­stand­ort ent­schei­den und dass For­schungs­in­ves­ti­tio­nen aus­blei­ben.

Wis­sen­schaft­lich un­be­grün­de­tes Tech­no­lo­gie­ver­bot 
Wenn die Ri­si­ken kon­trol­liert wer­den kön­nen, sind Tech­no­lo­gi­en zu­zu­las­sen. Im Fall des An­baus von GVO sind diese Be­din­gun­gen er­füllt. Wäh­rend mehr als 20 Jah­ren des An­baus gen­tech­nisch ver­bes­ser­ter Nutz­pflan­zen rund um den Erd­ball hat sich ge­zeigt, dass sol­che Pflan­zen ge­nau­so si­cher sind wie kon­ven­tio­nell ge­züch­te­te Sor­ten. Bevor eine neue gen­tech­nisch ver­än­der­te Pflan­zen­sor­te in Eu­ro­pa zu­ge­las­sen wird, muss sie ein auf­wen­di­ges Zu­las­sungs­ver­fah­ren durch­lau­fen. Dabei wer­den unter an­de­rem mög­li­che ne­ga­ti­ve Ge­sund­heits­aus­wir­kun­gen gründ­lich über­prüft. Pro­duk­te mit Zu­ta­ten aus gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men, wel­che die­ses Prüf­ver­fah­ren be­stan­den haben, sind für die mensch­li­che und tie­ri­sche Ge­sund­heit ge­nau­so si­cher wie kon­ven­tio­nel­le Pro­duk­te. Dies wird von zahl­rei­chen um­fas­sen­den Stu­di­en be­legt sowie von Be­hör­den in Eu­ro­pa, Ame­ri­ka und Asien seit Jah­ren be­stä­tigt.

Gros­se Vor­tei­le für die Land­wirt­schaft und die Er­näh­rungs­si­cher­heit 
Die Fort­schrit­te der grü­nen Gen­tech­no­lo­gie stär­ken die Er­näh­rungs­si­cher­heit und die Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz welt­weit. Die mo­der­nen Züch­tungs­me­tho­den ma­chen Nutz­pflan­zen re­sis­ten­ter gegen Schäd­lin­ge und Pilze sowie gegen ex­tre­me Um­welt­ein­flüs­se wie Hitze, Nässe und Dürre. Mit Me­tho­den der grü­nen Bio­tech­no­lo­gie ver­än­der­te Pro­duk­te, die krank­heits­re­sis­tent sind und keine An­ti­bio­ti­ka­be­hand­lung mehr brau­chen, sind im In­ter­es­se der Schwei­zer Land­wirt­schaft. Ge­ra­de wer we­ni­ger Pflan­zen­schutz­mit­tel ein­set­zen möch­te, kommt nicht um mo­der­ne Züch­tungs­me­tho­den herum. In­no­va­ti­on im Be­reich der Pflan­zen­züch­tung wird un­er­läss­lich dafür sein, dass die Schweiz ihre Ziele der Agen­da 2030 der Ver­ein­ten Na­tio­nen er­rei­chen kann. 

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die Stan­des­in­itia­ti­ve in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt. Die gros­se Kam­mer ist dabei dem An­trag ihrer Kom­mis­si­on für Wis­sen­schaft, Bil­dung und Kul­tur ge­folgt und hat die Stan­des­in­itia­ti­ve dis­kus­si­ons­los ab­ge­lehnt. Be­reits der Stän­de­rat lehn­te die Stan­des­in­itia­ti­ve in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 still­schwei­gend ab. Sie ist des­halb end­gül­tig er­le­digt.

 

eco­no­mie­su­is­se ist er­freut, dass sich nach dem Stän­de­rat in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 auch der Na­tio­nal­rat der­art deut­lich gegen die Stan­des­in­itia­ti­ve aus­ge­spro­chen hat. Das Par­la­ment hat damit einen Grund­satz­ent­scheid gegen ein un­be­fris­te­tes Gen­tech­no­lo­gie­ver­bot ge­fällt.

Na­tio­nal­rat ver­län­gert Fi­nan­zie­rung der fa­mi­li­en­er­gän­zen­den Kin­der­be­treu­ung  

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve ver­langt, dass das Bun­des­ge­setz über Fi­nanz­hil­fen für fa­mi­li­en­er­gän­zen­de Kin­der­be­treu­ung über den 31. Ja­nu­ar 2019 hin­aus um vier zu­sätz­li­che Jahre ver­län­gert wird. 

Das er­klär­te Ziel be­steht darin, die Schaf­fung von Be­treu­ungs­plät­zen für Kin­der zu för­dern und den El­tern so zu er­mög­li­chen, Fa­mi­lie und Beruf oder Aus­bil­dung bes­ser mit­ein­an­der zu ver­ein­ba­ren.

Der aus­ge­ar­bei­te­te Ent­wurf sieht vor, dass sich der Bund bis zum 31. Ja­nu­ar 2023 für die Schaf­fung von neuen Be­treu­ungs­plät­zen fi­nan­zi­ell ein­setzt. Zu die­sem Zweck muss Ar­ti­kel 9b des Bun­des­ge­set­zes vom 4. Ok­to­ber 2002 über Fi­nanz­hil­fen für fa­mi­li­en­er­gän­zen­de Kin­der­be­treu­ung ge­än­dert wer­den. Für die Dauer von vier Jah­ren (vom 1. Fe­bru­ar 2019 bis zum 31. Ja­nu­ar 2023) soll zudem ein Ver­pflich­tungs­kre­dit von höchs­tens 124,5 Mil­lio­nen Fran­ken be­wil­ligt wer­den. Der Ver­pflich­tungs­kre­dit ist in einem se­pa­ra­ten Bun­des­be­schluss ge­re­gelt.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se sieht keine Not­wen­dig­keit für die Ver­län­ge­rung des Im­puls­pro­gram­mes und hat des­halb Nicht­ein­tre­ten auf die Vor­la­ge emp­foh­len. Die Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fa­mi­lie ist den­noch wich­tig, ins­be­son­de­re auch um dem Fach­kräf­te­man­gel ent­ge­gen­zu­wir­ken. An­stel­le von Fi­nanz­hil­fen für fa­mi­li­en­er­gän­zen­de Kin­der­be­treu­ung soll­te der steu­er­li­che Dritt­be­treu­ungs­kos­ten­ab­zug auf Bun­des­ebe­ne er­höht wer­den, wie es der Bun­des­rat plant. Die Aus­rich­tung von Fi­nanz­hil­fen ist dem­ge­gen­über mit zahl­rei­chen Nach­tei­len ver­bun­den.

Ein­griff in die fö­de­ra­lis­ti­sche Auf­ga­ben­ver­tei­lung 
Statt Auf­ga­ben von Bund und Kan­to­nen zu ent­flech­ten, will die Vor­la­ge an einer sol­chen fest­hal­ten. Dies lehnt eco­no­mie­su­is­se ge­nau­so ab wie an­de­re Zen­tra­li­sie­rungs­be­stre­bun­gen. Sie wi­der­spre­chen dem er­folg­rei­chen Fö­de­ra­lis­mus­mo­dell der Schweiz und der Ziel­set­zung der NFA, die Auf­ga­ben und Fi­nan­zie­rungs­kom­pe­ten­zen von Bund und Kan­to­nen zu ent­flech­ten. Die För­de­rung der fa­mi­li­en­er­gän­zen­den Kin­der­be­treu­ung ist ein­deu­tig Sache der Kan­to­ne. Dass der Bund bei einer Auf­ga­be mit­fi­nan­ziert, die nicht in sei­nen Kom­pe­tenz­be­reich fällt, steht dem Fö­de­ra­lis­mus­ge­dan­ken dia­me­tral ent­ge­gen und ist darum grund­sätz­lich ab­zu­leh­nen. 

An­schub­fi­nan­zie­run­gen als Eti­ket­ten­schwin­del
An­schub­fi­nan­zie­run­gen des Bun­des für kan­to­na­le und/oder kom­mu­na­le Auf­ga­ben sind grund­sätz­lich ab­zu­leh­nen. Denn den meis­ten An­schub­fi­nan­zie­run­gen fol­gen An­schluss­be­geh­ren. Damit wer­den die ur­sprüng­lich als tem­po­rär ge­plan­ten Aus­ga­ben ver­ste­tigt. Die Fi­nanz­hil­fen für fa­mi­li­en­er­gän­zen­de Kin­der­be­treu­ung ver­an­schau­li­chen diese Pro­ble­ma­tik. Nicht nur wurde das Im­puls­pro­gramm nun­mehr über fast 15 Jahre ver­län­gert, die Fi­nanz­hil­fen wur­den auch mehr­fach auf­ge­stockt. Der För­der­bei­trag ist be­reits auf über 450 Mil­lio­nen Fran­ken an­ge­wach­sen. Aus­ser­dem sind seit Be­ginn des Pro­gramms Zehn­tau­sen­de Krip­pen­plät­ze ge­schaf­fen wor­den, eine wei­te­re Ver­län­ge­rung des Im­puls­pro­gramms ist darum auch sach­lich nicht mehr ver­tret­bar. 

Stand der Be­ra­tun­gen

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve be­fin­det sich in der Phase der Um­set­zung. Der Na­tio­nal­rat hat den Ent­wurf in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Mit 103 zu 89 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen hat der Na­tio­nal­rat das 2019 aus­lau­fen­de Im­puls­pro­gramm um wei­te­re vier Jahre ver­län­gert. Die gros­se Kam­mer ist damit dem An­trag der WBK-N ge­folgt. Der Na­tio­nal­rat hat aus­ser­dem den Ver­pflich­tungs­kre­dit von 125 Mil­lio­nen Fran­ken mit 103 zu 88 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen be­wil­ligt.

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert den Be­schluss des Na­tio­nal­rats, der in die Kom­pe­tenz der Kan­to­ne ein­greift. Es ist nicht Sache des Bun­des, die fa­mi­li­en­er­gän­zen­de Kin­der­be­treu­ung fi­nan­zi­ell zu för­dern. Aus­ser­dem wird damit eine An­schub­fi­nan­zie­rung ver­ste­tigt.

Klare Par­la­ments­mehr­heit gegen Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve 

Die Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve will den Vor­rang des Ver­fas­sungs­rechts vor dem Völ­ker­recht ver­an­kern. Zudem sol­len die Be­hör­den ver­pflich­tet wer­den, der Ver­fas­sung wi­der­spre­chen­de völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge an­zu­pas­sen und nö­ti­gen­falls zu kün­di­gen. 

Kon­kret sol­len die Ar­ti­kel 5 und 190 der Bun­des­ver­fas­sung (BV) er­gänzt und ein neuer Ar­ti­kel 56a in die Bun­des­ver­fas­sung auf­ge­nom­men wer­den. Eine Über­gangs­be­stim­mung soll fest­hal­ten, dass die ge­än­der­ten Ver­fas­sungs­be­stim­mun­gen auf alle be­reits be­ste­hen­den völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen des Bun­des und der Kan­to­ne an­wend­bar sind. Neu würde der Bun­des­ver­fas­sung ein ge­ne­rel­ler Vor­rang ein­ge­räumt ge­gen­über dem Völ­ker­recht. Davon aus­ge­nom­men wären ein­zig die zwin­gen­den Be­stim­mun­gen des Völ­ker­rechts. Im Falle eines Nor­men­kon­flikts müss­ten Bund und Kan­to­ne die wi­der­spre­chen­den völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen neu ver­han­deln und an die Vor­ga­ben der Bun­des­ver­fas­sung an­pas­sen. Wür­den die Ver­hand­lun­gen schei­tern, wäre der wi­der­spre­chen­de völ­ker­recht­li­che Ver­trag nö­ti­gen­falls zu kün­di­gen. 

Nach gel­ten­dem Ver­fas­sungs­recht ist das Völ­ker­recht für das Bun­des­ge­richt und die an­de­ren rechts­an­wen­den­den Be­hör­den mass­ge­bend. Völ­ker­recht ist also grund­sätz­lich auch dann an­zu­wen­den, wenn es mit dem Ver­fas­sungs­recht im Kon­flikt steht. Laut Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve wären künf­tig nur noch die­je­ni­gen völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­ge mass­ge­bend, deren Ge­neh­mi­gungs­be­schluss dem Re­fe­ren­dum un­ter­stan­den hat. Die üb­ri­gen völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen dürf­ten bei einem Wi­der­spruch zur Ver­fas­sung nicht mehr an­ge­wen­det wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Volks­in­itia­ti­ve ab. Auch der Ge­gen­ent­wurf sei ab­zu­leh­nen. Die­ser steht im Wi­der­spruch zu Kern­in­ter­es­sen der Wirt­schaft und ver­mag den ak­tu­ell hohen Grad an Rechts­si­cher­heit, Ver­läss­lich­keit und Sta­bi­li­tät nicht zu ge­währ­leis­ten.

Schweiz pro­fi­tiert stark vom Völ­ker­recht
Als of­fe­ne und in­ter­na­tio­nal ver­netz­te Volks­wirt­schaft pro­fi­tiert die Schweiz stark vom Völ­ker­recht. Es ga­ran­tiert un­se­ren Un­ter­neh­men den Markt­zu­gang in der gan­zen Welt und ist damit Ga­rant für Sta­bi­li­tät und Wohl­stand un­se­res Lan­des. Dank einer Viel­zahl von ver­bind­li­chen in­ter­na­tio­na­len Ab­kom­men kann sie ihre In­ter­es­sen wah­ren und Ver­pflich­tun­gen ihrer Ver­trags­part­ner ein­for­dern. Hält ein Ver­trags­part­ner seine Ver­pflich­tun­gen nicht ein, kann sich die Schweiz ge­mäss den aus­ge­han­del­ten Be­din­gun­gen zur Wehr set­zen.

Ge­fahr für zahl­rei­che wirt­schafts­re­le­van­te Staats­ver­trä­ge
Eine An­nah­me der In­itia­ti­ve würde zahl­rei­che wirt­schafts­re­le­van­te Staats­ver­trä­ge ge­fähr­den und damit ins­be­son­de­re ex­port­ori­en­tier­te KMU und in­ter­na­tio­na­le Fir­men di­rekt be­tref­fen (Bi­la­te­ra­le Ver­trä­ge mit der EU, WTO, Frei­han­dels-, Luft­ver­kehrs­ab­kom­men usw.). Über 400 wirt­schafts­re­le­van­te Ab­kom­men, die nach je­weils gel­ten­der Pra­xis nicht dem Re­fe­ren­dum un­ter­stan­den, wären ge­mäss In­itia­tiv­text für die rechts­an­wen­den­den Be­hör­den nicht mehr mass­ge­bend. Eben­so wären die Be­mü­hun­gen um die Wei­ter­füh­rung des bi­la­te­ra­len Wegs mit der EU ge­fähr­det.

In­itia­ti­ve schafft Rechts­un­si­cher­heit
Ver­läss­lich­keit und Sta­bi­li­tät sind im in­ter­na­tio­na­len Kon­text ge­ne­rell zen­tra­le Vor­aus­set­zun­gen für ge­winn­brin­gen­de Be­zie­hun­gen. Die In­itia­ti­ve de­sta­bi­li­siert die recht­li­che Rah­me­n­ord­nung der Schweiz und schafft Rechts­un­si­cher­heit für Un­ter­neh­men im In- und Aus­land. Zudem lässt der In­itia­tiv­text un­zäh­li­ge wich­ti­ge Fra­gen un­be­ant­wor­tet.

Die In­itia­ti­ve un­ter­gräbt eta­blier­te völ­ker­recht­li­che Prin­zi­pi­en: Sie stellt jeden in­ter­na­tio­na­len Ver­trag unter einen Dau­er­vor­be­halt. Die­ser Dau­er­vor­be­halt schafft gros­se Rechts­un­si­cher­heit und stellt für Schwei­zer Un­ter­neh­men eine kon­kre­te Ge­fahr dar. Damit schwächt sie die Schweiz als ver­läss­li­che Ver­trags­part­ne­rin und iso­liert sie in­ter­na­tio­nal. 

Prak­tisch nicht um­setz­bar
Ge­mäss In­itia­tiv­text sol­len in­ter­na­tio­na­le Ab­kom­men bei Wi­der­sprü­chen zur Ver­fas­sung neu ver­han­delt und nö­ti­gen­falls ge­kün­digt wer­den. In vie­len Fäl­len (z.B. WTO-Ver­trä­ge) ist eine Neu­ver­hand­lung je­doch kaum rea­lis­tisch. Zudem wäre eine Neu­ver­hand­lung gänz­lich von der Ver­hand­lungs­be­reit­schaft der an­de­ren Ver­trags­par­tei­en ab­hän­gig. Die In­itia­ti­ve sug­ge­riert etwas, was prak­tisch nicht um­setz­bar ist. 

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat sich in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Zweitrat mit der In­itia­ti­ve be­fasst. Die gros­se Kam­mer ist mit 127 zu 67 Stim­men dem An­trag der Staats­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on (SPK-N) ge­folgt und emp­fiehlt die In­itia­ti­ve ohne Ge­gen­vor­schlag zur Ab­leh­nung. Ein di­rek­ter Ge­gen­vor­schlag wurde zu Be­ginn der Be­ra­tung zu­rück­ge­zo­gen. Dem Ent­scheid des Na­tio­nal­rats war eine in­ten­si­ve mehr­stün­di­ge De­bat­te vor­aus­ge­gan­gen, in der sich ins­ge­samt 83 Rats­mit­glie­der zur In­itia­ti­ve äus­ser­ten. 

Der Stän­de­rat hatte in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 mit 36 zu 6 Stim­men be­schlos­sen, die Volks­in­itia­ti­ve ohne Ge­gen­ent­wurf zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len. Der Bun­des­rat hat In­itia­ti­ve eben­falls ohne Ge­gen­vor­schlag ab­ge­lehnt. 

In der Schluss­ab­stim­mung ist die Emp­feh­lung, die In­itia­ti­ve ohne Ge­gen­vor­schlag ab­zu­leh­nen, mit 129 zu 68 Stim­men (Na­tio­nal­rat) bzw. 38 zu 6 Stim­men (Stän­de­rat) deut­lich an­ge­nom­men wor­den.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Be­schluss des Par­la­ments, die Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve ohne Ge­gen­vor­schlag zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len. Die klare Ab­leh­nung ist ein wich­ti­ges Si­gnal für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz. Damit liegt die Ent­schei­dung nun in den Hän­den von Volk und Stän­den, ob auch in Zu­kunft Rechts­si­cher­heit ge­gen­über dem Aus­land gel­ten soll.

Na­tio­nal­rat will mehr Trans­pa­renz im öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sen

Mit der Vor­la­ge 17.019 un­ter­brei­tet der Bun­des­rat dem Par­la­ment die To­tal­re­vi­si­on des gel­ten­den Bun­des­ge­set­zes über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen (BöB). Grund für die To­tal­re­vi­si­on ist das re­vi­dier­te WTO-Über­ein­kom­men über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen (GPA 2012). Es wurde am 30. März 2012 ver­ab­schie­det und trat am 6. April 2014 in Kraft. Sämt­li­che Ver­trags­staa­ten sind ver­pflich­tet, die Än­de­rung des GPA 2012 im na­tio­na­len Recht um­zu­set­zen. 

Neben der Um­set­zung des GPA 2012 be­zweckt der Bun­des­rat mit der Re­vi­si­on des BöB, das Be­schaf­fungs­recht von Bund und Kan­to­nen ein­an­der in­halt­lich an­zu­glei­chen. Be­währ­te Re­ge­lungs­kon­zep­te wer­den bei­be­hal­ten. Gleich­zei­tig sol­len neue Be­griffs­de­fi­ni­tio­nen ein­ge­führt und bis­her auf Ver­ord­nungs­stu­fe ge­re­gel­te Be­stim­mun­gen ins Ge­setz über­führt wer­den. Wei­te­re Än­de­run­gen be­tref­fen Un­ter­stel­lungs­fra­gen. So ist vor­ge­se­hen, dass die Ver­lei­hung be­stimm­ter Kon­zes­sio­nen und die Über­tra­gung ge­wis­ser öf­fent­li­cher Auf­ga­ben neu unter das Be­schaf­fungs­recht fal­len. Aus­ser­dem schlägt der Bun­des­rat neue In­stru­men­te vor, na­ment­lich den Dia­log, Rah­men­ver­trä­ge sowie elek­tro­ni­sche Auk­tio­nen. 

Ein wei­te­rer Schwer­punkt liegt auf den The­men Ver­hand­lun­gen und Rechts­schutz. Der Bun­des­rat will den Zu­gang zu den Ge­rich­ten aus­bau­en. Die Be­schwer­de­instanz soll Scha­den­er­satz­be­geh­ren ad­hä­si­ons­wei­se er­le­di­gen kön­nen. Zudem soll die Kor­rup­ti­ons­prä­ven­ti­on im öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sen ver­stärkt wer­den. Hinzu kommt eine sys­te­ma­ti­sche Re­ge­lung der Aus­schluss- und Sank­ti­ons­tat­be­stän­de. An­bie­ter und Sub­un­ter­neh­mer, die von künf­ti­gen Be­schaf­fungs­vor­ha­ben aus­ge­schlos­sen sind, sol­len neu auf einer zen­tra­len Liste er­fasst wer­den.

Keine Än­de­run­gen schlägt der Bun­des­rat im Hin­blick auf die mass­ge­ben­den Schwel­len­wer­te vor. Neu soll je­doch zwi­schen so­ge­nann­tem Staats­ver­trags­be­reich und nicht Staats­ver­trags­be­reich un­ter­schie­den wer­den. Der Staats­ver­trags­be­reich er­fasst jene öf­fent­li­chen Be­schaf­fun­gen im Gel­tungs­be­reich der in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz. Dem­ge­gen­über un­ter­ste­hen öf­fent­li­che Auf­trä­ge im nicht Staats­ver­trags­be­reich nur den Re­geln des na­tio­na­len Rechts.

Das GPA 2012 ist Ge­gen­stand der Vor­la­ge 17.020. Mit der Re­vi­si­on wird des­sen Gel­tungs­be­reich er­wei­tert. Aus­ser­dem ist vor­ge­se­hen, den Kon­ven­ti­ons­text zu ver­ein­fa­chen und den Ein­satz elek­tro­ni­scher Mit­tel zu re­geln. Das Ziel be­steht darin, die Trans­pa­renz und den Markt­zu­gang zu ver­bes­sern Das GPA 2012 er­setzt das ur­sprüng­li­che Ab­kom­men von 1994. Ge­plant ist, dass der Bun­des­rat das GPA 2012 nach er­folg­ter Ge­neh­mi­gung durch das Par­la­ment ra­ti­fi­ziert, so­bald die An­pas­sun­gen des in­ner­staat­li­chen Rechts voll­zo­gen wor­den sind.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die ein­ge­schla­ge­ne Stoss­rich­tung. Ein trans­pa­ren­tes und wett­be­werbs­freund­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen liegt im In­ter­es­se der Schweiz. Das Ziel muss es sein, das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen auf eine zeit­ge­mäs­se ge­setz­li­che Grund­la­ge zu stel­len. Die Mehr­heits­an­trä­ge der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben stel­len darum gross­mehr­heit­lich eine Ver­bes­se­rung ge­gen­über dem ur­sprüng­li­chen Ge­set­zes­ent­wurf des Bun­des­rats dar. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Be­reit­schaft zur An­pas­sung des öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sens an das in­ter­na­tio­na­le Recht und des­sen Har­mo­ni­sie­rung. Die Um­set­zung des GPA 2012 ge­währ­leis­tet den Schwei­zer Un­ter­neh­men in­ter­na­tio­nal wei­ter­hin den Markt­zu­gang. Laut Bot­schaft des Bun­des­rats hat seine Um­set­zung ins­ge­samt einen er­wei­ter­ten Markt­zu­gang im Wert von 80 bis 100 Mil­li­ar­den US-Dol­lar pro Jahr zur Folge. 

Das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen der Schweiz muss im ei­ge­nen In­ter­es­se wett­be­werbs­freund­lich aus­ge­stal­tet sein. Ge­mäss Bot­schaft be­trägt das Ge­samt­vo­lu­men der öf­fent­li­chen Be­schaf­fun­gen in der Schweiz jähr­lich rund 41 Mil­li­ar­den Fran­ken. Mit die­sem gros­sen Vo­lu­men prägt der Staat als be­deu­ten­der Kunde das Wirt­schafts­ge­sche­hen und den Wett­be­werb. In An­be­tracht die­ser Summe hat ein trans­pa­ren­tes und auf den Grund­sät­zen der Gleich­be­hand­lung sowie des Markt­zu­gan­ges ste­hen­des öf­fent­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen höchs­te Prio­ri­tät. Ein wett­be­werbs­freund­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen ist nicht zu­letzt im In­ter­es­se der Steu­er­zah­ler, die für einen in­ef­fi­zi­en­ten Um­gang mit den öf­fent­li­chen Mit­teln auf­zu­kom­men haben.

För­de­rung des Wett­be­werbs als pri­mä­res Ziel des öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sens
Die Ge­währ­leis­tung des Wett­be­werbs und die Ver­hin­de­rung der Markt­ab­schot­tung die­nen der ef­fi­zi­en­ten Ver­wen­dung der öf­fent­li­chen Mit­tel und wir­ken Ver­zer­run­gen ent­ge­gen. Der Staat ist di­rekt oder in­di­rekt an mög­li­chen Leis­tungs­er­brin­gern be­tei­ligt, etwa im Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­sek­tor und ver­wand­ten Ge­bie­ten. Hier gilt es zu ver­hin­dern, dass eine Aus­schrei­bung schon in ihrer Kon­zep­ti­on auf den An­bie­ter im Staats­be­sitz aus­ge­rich­tet wird. Diese Ge­fahr be­steht etwa bei der An­ru­fung von Si­cher­heits­as­pek­ten oder der Wahl eines frei­hän­di­gen Ver­fah­rens für Fol­ge­be­schaf­fun­gen wegen zu hoher Wech­sel­kos­ten (Art. 21 Abs. 2 Bst. e). Bei staat­lich be­herrsch­ten oder markt­mäch­ti­gen An­bie­tern muss darum be­son­ders kri­tisch ge­prüft wer­den, ob die Kos­ten voll be­rück­sich­tigt sind. An­dern­falls wird der Wett­be­werb zu­las­ten all­fäl­li­ger Kon­kur­ren­ten un­ter­drückt. 

Es be­steht ein er­heb­li­cher Spiel­raum, den Wett­be­werb durch zu­sätz­li­che Vor­ga­ben und Ein­schrän­kun­gen zu un­ter­lau­fen. Bei der Aus­ge­stal­tung der Vor­schrif­ten des öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sens sol­len nur sol­che Ziel­set­zun­gen und Kri­te­ri­en aus­schlag­ge­bend sein, wel­che wett­be­werbs­för­dernd sind. Das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen soll nicht für an­de­re Ziele zweck­ent­frem­det wer­den. Es ist zweck­mäs­si­ger, wenn an­de­re Ziele (z.B. so­zi­al­po­li­ti­sche Ziele) mit spe­zi­fi­schen Re­ge­lun­gen an­ge­gan­gen und in­di­vi­du­ell ge­recht­fer­tigt wer­den. Das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen ist dafür das fal­sche In­stru­ment. 

Ver­bes­ser­ter Rechts­schutz und fle­xi­ble­re Ver­fah­ren
eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass die Re­vi­si­on den Rechts­schutz ins­ge­samt ver­bes­sert und fle­xi­ble­re Ver­fah­ren vor­sieht. Ein ver­bes­ser­ter Rechts­schutz ist nicht nur im Ge­richts­ver­fah­ren von Vor­teil, son­dern wirkt sich be­reits im Vor­feld der Ver­ga­be dis­zi­pli­nie­rend aus. Ent­spre­chend muss der Rechts­schutz um­fas­send aus­ge­stal­tet sein. Das gilt vor allem auch für Ein­la­dungs­ver­fah­ren und für frei­hän­di­ge Ver­ga­ben. Es ist daher rich­tig, dass die An­fech­tungs­mög­lich­kei­ten über den Staats­ver­trags­be­reich hin­aus er­wei­tert wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat den Ent­wurf des BöB (17.019) und den Be­schluss­ent­wurf zum GPA 2012 (17.020) in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Die Vor­la­ge war weit­ge­hend un­be­strit­ten. So ist der Na­tio­nal­rat mehr­heit­lich dem Ge­set­zes­ent­wurf ge­folgt und hat die meis­ten Än­de­rungs­an­trä­ge ver­wor­fen. 

Die Rats­mehr­heit ist nur ver­ein­zelt vom Ent­wurf des Bun­des­ra­tes ab­ge­wi­chen. So sol­len Auf­trag­ge­ber zu­sätz­li­che An­for­de­run­gen an An­bie­ter im Aus­land stel­len dür­fen, um gleich lange Spies­se für in- und aus­län­di­sche An­bie­ter zu schaf­fen. Mit 149 zu 22 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen hat der Na­tio­nal­rat zudem be­schlos­sen, dass neben dem Preis und der Qua­li­tät einer Leis­tung noch wei­te­re Zu­schlags­kri­te­ri­en be­rück­sich­tigt wer­den sol­len. Eine Mehr­heit (102 zu 83 Stim­men) will über­dies, dass das Preis­ni­veau im Land des An­bie­ters be­rück­sich­tigt wird. Aus­ser­dem hat sich der Na­tio­nal­rat da­ge­gen ent­schie­den, den Zu­gang zu Un­ter­la­gen zu er­schwe­ren. 

In der Ge­samt­ab­stim­mung hat sich der Na­tio­nal­rat mit 184 zu 1 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen für die Vor­la­ge aus­ge­spro­chen. Der Na­tio­nal­rat hat das re­vi­dier­te GPA 2012 mit 176 zu 4 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

 

eco­no­mie­su­is­se be­ur­teilt die Be­schlüs­se des Na­tio­nal­rats grund­sätz­lich als gute Aus­gangs­la­ge für die Be­ra­tung im Zweitrat. Es ist zu hof­fen, dass der Stän­de­rat noch punk­tu­el­le An­pas­sun­gen im Sinne der Wirt­schaft vor­neh­men und wett­be­werbs­feind­li­che Vor­schrif­ten strei­chen wird. Ins­be­son­de­re soll­te der Stän­de­rat dar­auf be­dacht sein, dass das to­tal­r­e­vi­dier­te BöB mit den in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz kon­form ist.

Na­tio­nal­rat ver­ein­facht die Rück­erstat­tung der Ver­rech­nungs­steu­er 

Der Bun­des­rat un­ter­brei­tet dem Par­la­ment eine An­pas­sung des Bun­des­ge­set­zes über die Ver­rech­nungs­steu­er vom 13. Ok­to­ber 1965 (VStG).

Per­so­nen mit Wohn­sitz in der Schweiz haben grund­sätz­lich An­spruch auf Rück­erstat­tung der Ver­rech­nungs­steu­er. Bis 2014 konn­te die Ver­rech­nungs­steu­er ge­mäss Pra­xis der Steu­er­ver­wal­tun­gen auch dann er­folg­reich zu­rück­ge­for­dert wer­den, wenn die De­kla­ra­ti­on erst nach­träg­lich auf­grund einer In­ter­ven­ti­on (z.B. auf Nach­fra­ge) der Steu­er­be­hör­de er­folg­te. Das­sel­be galt für den Fall, dass die Steu­er­be­hör­de nicht de­kla­rier­te Ein­künf­te von sich aus auf­rech­ne­te. Auf­grund einer Pra­xis­ver­schär­fung er­hal­ten die Steu­er­pflich­ti­gen heute die Ver­rech­nungs­steu­er nur noch zu­rück, wenn sie die be­tref­fen­den Ver­mö­gens­er­trä­ge oder Ver­mö­gens­wer­te in der Steu­er­er­klä­rung von Be­ginn weg ord­nungs­ge­mäss de­kla­rie­ren. An­dern­falls ver­wir­ken die Rück­erstat­tungs­an­sprü­che.

In Zu­kunft soll die Ver­rech­nungs­steu­er – wie frü­her – auch dann zu­rück­er­stat­tet wer­den, wenn die Ein­künf­te in der Steu­er­er­klä­rung fahr­läs­sig nicht de­kla­riert wor­den sind. Der Bun­des­rat schlägt vor, die Nach­de­kla­ra­ti­on bis zum Ab­lauf der Ein­spra­che­frist zur Ver­an­la­gung zu­zu­las­sen. Eine Rück­erstat­tung soll je­doch nur mög­lich sein, wenn keine ver­such­te Steu­er­hin­ter­zie­hung vor­liegt.

Der Vor­schlag des Bun­des­rats ent­hält aus­ser­dem eine neue Regel für den Um­gang mit Na­tural­ge­win­nen aus Geld­spie­len (z.B. be­stimm­te Wett­be­wer­be). So­fern das am 20. Sep­tem­ber 2017 ver­ab­schie­de­te Geld­spiel­ge­setz in Kraft tritt (Re­fe­ren­dums­ab­stim­mung am 10. Juni 2018), soll ein Mel­de­ver­fah­ren bei Ge­win­nen mit einem Wert ab 1000 Fran­ken ein­ge­führt wer­den. Dem­ge­mäss sol­len Ver­an­stal­ter Ge­win­ne di­rekt an die Steu­er­be­hör­den mel­den, statt 35 Pro­zent Ver­rech­nungs­steu­er zu ent­rich­ten. Die Steu­er­be­hör­de prüft an­schlies­send, ob der je­wei­li­ge Ge­winn in der Steu­er­er­klä­rung de­kla­riert wor­den ist. Dies soll den ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wand für alle Be­tei­lig­ten ver­rin­gern.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die un­ter­brei­te­te An­pas­sung des VStG. Mit der vor­lie­gen­den Ge­set­zes­än­de­rung wird die frü­he­re Pra­xis der ESTV grund­sätz­lich wie­der­her­ge­stellt, ohne den Si­che­rungs­zweck der Ver­rech­nungs­steu­er in­fra­ge zu stel­len.

Än­de­rungs­an­trä­ge der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben ver­bes­sern die Vor­la­ge
Die von der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben (WAK-N) vor­ge­schla­ge­nen An­pas­sun­gen am Ge­set­zes­ent­wurf ver­bes­sern den Vor­schlag des Bun­des­rats ent­schei­dend. Statt bei der Nach­de­kla­ra­ti­ons­frist auf die Ein­spra­che­frist gegen die Ver­an­la­gungs­ver­fü­gung ab­zu­stel­len, ist es ge­mäss WAK-N sach­ge­rech­ter, auf den Zeit­punkt ab­zu­stel­len, bis zu dem eine Nach­de­kla­ra­ti­on in einem Ver­wal­tungs- oder Ge­richts­ver­fah­ren noch mög­lich ist. An­sons­ten ge­langt man zum wi­der­sprüch­li­chen Re­sul­tat, dass der Rück­erstat­tungs­an­spruch ver­wirkt, ob­schon die Nach­de­kla­ra­ti­on ver­fah­rens­mäs­sig noch mög­lich ist.

Die von der Kom­mis­si­on be­an­trag­te Re­ge­lung um­fasst kor­rek­ter­wei­se auch die Rück­erstat­tung der Ver­rech­nungs­steu­er in Re­vi­si­ons- und Nach­steu­er­ver­fah­ren, z.B in Fäl­len straf­lo­ser Selbst­an­zei­gen. Be­trof­fe­ne be­zah­len in die­sen Fäl­len be­reits eine Nach­steu­er sowie einen Ver­zugs­zins. Eine zu­sätz­li­che «Be­stra­fung» durch eine Ver­wei­ge­rung des Rück­erstat­tungs­an­spruchs wäre stö­rend. Wer sich selbst an­zeigt, soll nicht gleich­be­han­delt wer­den wie je­mand, der bei der Steu­er­hin­ter­zie­hung er­tappt wird.

Die von der Mehr­heit der Kom­mis­si­on be­an­trag­te Ver­län­ge­rung der Über­gangs­frist ist eben­falls fol­ge­rich­tig. Damit wer­den ge­ra­de die Fälle be­rück­sich­tigt, wel­che von der Pra­xis­ver­schär­fung (seit 2014) be­trof­fen sind, die man mit der Vor­la­ge wie­der zu kor­ri­gie­ren sucht.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Die Rats­mehr­heit ist den An­trä­gen der WAK-N ge­folgt. Die Ver­rech­nungs­steu­er auf fahr­läs­sig nicht de­kla­rier­te Ein­künf­te soll zu­rück­er­stat­tet wer­den. Der Na­tio­nal­rat hat die­ser Lo­cke­rung mit 131 zu 54 Stim­men zu­ge­stimmt. Eine Nach­de­kla­ra­ti­on soll nicht nur bis zum Ab­lauf der Ein­spra­che­frist gegen die Ver­an­la­gung, son­dern da­nach mög­lich sein. Mit 129 zu 52 Stim­men hat der Na­tio­nal­rat zudem eine Rück­wir­kung auf An­sprü­che be­schlos­sen, die seit dem 1. Ja­nu­ar 2014 ent­stan­den sind. In der Ge­samt­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 134 zu 48 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung an­ge­nom­men.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­dung des Na­tio­nal­rats, die Rück­erstat­tung der Ver­rech­nungs­steu­er zu ver­ein­fa­chen. Mit die­ser Ent­las­tung wird die frü­he­re Pra­xis der ESTV grund­sätz­lich wie­der­her­ge­stellt. Der Stän­de­rat wird sich vor­aus­sicht­lich in der Herbst­ses­si­on 2018 mit dem Ge­schäft be­fas­sen.

Nach Stän­de­rat lehnt auch der Na­tio­nal­rat die Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve ab

Die Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve möch­te den bis­he­ri­gen Raum­pla­nungs­ar­ti­kel der Bun­des­ver­fas­sung (Art. 75) er­gän­zen. Das Kern­an­lie­gen der In­itia­ti­ve be­steht darin, eine wei­te­re Aus­deh­nung der Bau­zo­nen zu stop­pen. Neue Bau­zo­nen sol­len nur zu­läs­sig sein, wenn eine Flä­che von min­des­tens glei­cher Grös­se und einem ver­gleich­ba­ren po­ten­zi­el­len land­wirt­schaft­li­chen Er­trags­wert aus der Bau­zo­ne aus­ge­zont wird. 

Aus­ser­halb der Bau­zo­ne wären in Zu­kunft nur stand­ort­ge­bun­de­ne Bau­ten und An­la­gen für die bo­den­ab­hän­gi­ge Land­wirt­schaft oder stand­ort­ge­bun­de­ne Bau­ten von öf­fent­li­chem In­ter­es­se be­wil­li­gungs­fä­hig. Be­ste­hen­de Bau­ten sol­len laut In­itia­tiv­text eine Be­stan­des­ga­ran­tie ge­nies­sen und ge­ring­fü­gig er­wei­tert und um­ge­nutzt wer­den kön­nen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt den An­trag der na­tio­nal­rät­li­chen Kom­mis­si­on für Um­welt, Raum­pla­nung und En­er­gie (UREK-N), die Volks­in­itia­ti­ve ohne Ge­gen­ent­wurf ab­zu­leh­nen.

Star­re Re­geln scha­den der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung in den ein­zel­nen Re­gio­nen
Wenn ein Kan­ton keine Bau­zo­nen­re­ser­ven mehr be­sitzt, dann könn­te er bei An­nah­me der In­itia­ti­ve keine neuen Bau­zo­nen mehr schaf­fen. Für Kan­to­ne mit wenig Bau­land­re­ser­ven be­deu­te­te die An­nah­me der In­itia­ti­ve de facto ein Bau­zo­nen­mo­ra­to­ri­um. Diese Kan­to­ne wären des­halb auf einen Aus­gleichs­me­cha­nis­mus an­ge­wie­sen. Die Im­ple­men­tie­rung eines sol­chen Sys­tems über die Kan­tons­gren­zen wäre je­doch schwie­rig und lang­wie­rig, und seine Prak­ti­ka­bi­li­tät höchst frag­lich. Die Ge­fahr be­steht des­halb, dass viele Kan­to­ne in ihrer raum­po­li­ti­schen Ent­wick­lung stark ein­ge­schränkt sein wer­den, so­lan­ge sie wegen des be­fürch­te­ten jah­re­lan­gen Rin­gens um die Re­geln der Aus­gleichs­me­cha­nis­men ihre Bau­zo­nen nicht er­wei­tern kön­nen. Die Ent­wick­lung der be­trof­fe­nen Re­gi­on würde Scha­den neh­men.

Un­nö­ti­ge Ver­schär­fung des gel­ten­den Rechts
Ge­ne­rell braucht es keine Ver­schär­fung des gel­ten­den Rechts. Das teil­r­e­vi­dier­te Raum­pla­nungs­ge­setz ent­hält be­reits Mass­nah­men gegen die Zer­sie­de­lung und zur För­de­rung einer Sied­lungs­ent­wick­lung nach innen. Sie rei­chen aus, um den Land­ver­brauch ein­zu­däm­men. Die Kan­to­ne haben bis Ende April 2019 Zeit, die neuen Be­stim­mun­gen in ihren je­wei­li­gen Richt­plä­nen um­zu­set­zen. Es ist also zu früh, wenn be­reits jetzt be­haup­tet wird, das re­vi­dier­te Raum­pla­nungs­ge­setz zeige keine Wir­kung.

Fal­scher An­satz gegen die Zer­sie­de­lung
Es be­ste­hen heute pri­mär in den pe­ri­phe­ren Ge­bie­ten über­di­men­sio­nier­te oder un­ge­eig­ne­te Bau­zo­nen, wäh­rend die Bau­zo­nen­re­ser­ven in zen­tra­len Lagen mit hoher Nach­fra­ge oft sehr knapp sind. Die In­itia­ti­ve trägt die­sem Um­stand nicht Rech­nung. Sie würde not­wen­di­ge Ein­zo­nun­gen in den Zen­tren ver­un­mög­li­chen oder stark er­schwe­ren und es käme zu aku­ten Bau­land­ver­knap­pun­gen. Die dor­ti­gen Bo­den­prei­se wie auch die Mie­ten wür­den wei­ter stei­gen. Die An­nah­me der In­itia­ti­ve würde die Knapp­heit des zen­tral ge­le­ge­nen Wohn­raums wei­ter ver­schär­fen. 

Wer es sich nicht leis­ten kann, würde in pe­ri­phe­re Re­gio­nen aus­wei­chen, wo es noch ge­nü­gend un­be­bau­te Bau­zo­nen gibt. Mit der Zu­nah­me der Wohn­be­völ­ke­rung müss­te auch die dor­ti­ge In­fra­struk­tur aus­ge­baut wer­den. Im Wei­te­ren würde der Druck auf die Flä­chen aus­ser­halb der Bau­zo­ne stark an­stei­gen. Wegen feh­len­der Bau­zo­nen könn­ten die kan­to­na­len Be­hör­den als Ven­til eine lo­cke­re­re Um­nut­zung von Land­wirt­schafts­ge­bäu­den usw. ein­set­zen. Dies wi­der­spricht den Ab­sich­ten des heu­ti­gen Raum­pla­nungs­ge­set­zes und würde die Zer­sie­de­lung sogar wei­ter för­dern.

Ver­ein­fa­chung der Bau­vor­schrif­ten gegen die Zer­sie­de­lung 
Um die Zer­sie­de­lung wirk­sam ein­zu­däm­men, braucht es vor allem mehr, dich­te­re und hö­he­re Bau­ten in den be­reits über­bau­ten Zonen. Allzu de­tail­lier­te Re­gu­lie­run­gen, Orts­bild­schutz, Lärm­vor­schrif­ten, re­kur­rie­ren­de Nach­barn und wei­te­re Hür­den ver­hin­dern dies ge­gen­wär­tig. So­lan­ge es viel ein­fa­cher ist, am Orts­rand zu bauen, wird sich daran wenig än­dern. Viel wir­kungs­vol­ler wäre es, die Vor­schrif­ten und Pro­zes­se für das Bauen in den Zen­tren zu ver­ein­fa­chen, damit dort tat­säch­lich mehr Wohn- und Ge­schäfts­räum­lich­kei­ten ent­ste­hen kön­nen.

Ge­gen­ent­wurf min­des­tens so schäd­lich wie Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve
Der Ge­gen­ent­wurf der Min­der­heit Bä­um­le ist zu re­strik­tiv. So lie­gen wich­ti­ge In­fra­struk­tur­vor­ha­ben wie zum Bei­spiel In­fra­struk­tur­aus­bau­ten für die Ei­sen­bahn oder Stras­sen usw. oft aus­ser­halb der Bau­zo­nen. Wie die kon­kre­te Um­set­zung aus­se­hen würde, ist zudem un­klar. Si­cher ist je­doch, dass der Ge­gen­ent­wurf eben­so schäd­lich wäre wie die Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve. In­so­fern un­ter­stützt eco­no­mie­su­is­se den An­trag der Kom­mis­si­ons­mehr­heit, nicht auf den Ge­gen­ent­wurf ein­zu­tre­ten.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die Volks­in­itia­ti­ve in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt. Mit 135 zu 33 Stim­men bei 22 Ent­hal­tun­gen hat die Rats­mehr­heit die Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve zur Ab­leh­nung emp­foh­len. Der Na­tio­nal­rat ist damit sei­ner Kom­mis­si­on für Um­welt, Raum­pla­nung und En­er­gie ge­folgt, wel­che die In­itia­ti­ve mit 19 zu 4 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen zur Ab­leh­nung emp­foh­len hatte. 

Ein di­rek­ter Ge­gen­ent­wurf, der die Aus­deh­nung der Ge­samt­flä­che von Bau­ten ver­bie­ten woll­te, die aus­ser­halb der Bau­zo­ne lie­gen, wurde mit 146 zu 44 Stim­men ver­wor­fen. Der Na­tio­nal­rat ist damit dem Bun­des­rat und dem Stän­de­rat ge­folgt, wel­che die In­itia­ti­ve eben­falls ohne Ge­gen­ent­wurf zur Ab­leh­nung emp­feh­len.

In der Schluss­ab­stim­mung haben der Na­tio­nal­rat mit 143 zu 37 Stim­men bei 18 Ent­hal­tun­gen und der Stän­de­rat mit 34 zu 3 Stim­men bei 7 Ent­hal­tun­gen den Bun­des­be­schluss an­ge­nom­men.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass nach dem Stän­de­rat auch der Na­tio­nal­rat klar Nein zur Zer­sie­de­lungs­in­itia­ti­ve ge­sagt hat. Er­freu­lich ist zudem, dass der wirt­schafts­schäd­li­che Ge­gen­ent­wurf im Na­tio­nal­rat keine Chan­ce hatte. Volk und Stän­de wer­den nun ein­zig über das In­itia­tiv­be­geh­ren ent­schei­den kön­nen. 

Na­tio­nal­rat er­teilt Markt­öff­nung in der Land­wirt­schaft eine Ab­fuhr

Der Bun­des­rat un­ter­brei­tet dem Par­la­ment seine «Ge­samt­schau zur mit­tel­fris­ti­gen Wei­ter­ent­wick­lung der Agrar­po­li­tik» (18.044) zur Kennt­nis­nah­me. Die­ser Be­richt wurde in Er­fül­lung meh­re­rer par­la­men­ta­ri­scher Vor­stös­se er­stellt. Die Ge­samt­schau ver­schafft einen Über­blick über den heu­ti­gen Stand und die zu­künf­ti­gen Ziele der Agrar­po­li­tik. Aus­ser­dem zeigt sie mög­li­che Ent­wick­lungs­ten­den­zen in der Land­wirt­schaft auf. Die Ge­samt­schau bil­det dem­entspre­chend eine Dis­kus­si­ons­grund­la­ge für die künf­ti­ge Aus­rich­tung der Agrar­po­li­tik. 

Der Bun­des­rat hat in der Ge­samt­schau an­ge­kün­digt, dass er die in- und aus­län­di­schen Agrar­märk­te im Rah­men von Han­dels­ab­kom­men bes­ser ver­net­zen möch­te. Er prä­sen­tiert dabei ver­schie­de­ne Sze­na­ri­en der Markt­öff­nung im Agrar­sek­tor. Eine voll­stän­di­ge und so­for­ti­ge Markt­öff­nung sieht die Ge­samt­schau in kei­ner Weise vor.

Die Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben (WAK-N) hat an­läss­lich ihrer Sit­zung vom 26./27. März 2018 be­schlos­sen, die Ge­samt­schau an den Bun­des­rat zu­rück­zu­wei­sen. Damit ver­bun­den sind ver­schie­de­ne Auf­trä­ge: Der Bun­des­rat soll eine prä­zi­se Be­wer­tung der ak­tu­el­len Agrar­po­li­tik vor­neh­men. Er soll künf­ti­ge Frei­han­dels­ab­kom­men aus­ser­halb der nächs­ten Agrar­re­form be­han­deln. Aus­ser­dem soll er den Ar­ti­kel 104a der Bun­des­ver­fas­sung zur Er­näh­rungs­si­cher­heit be­rück­sich­ti­gen. Und schliess­lich soll der Bun­des­rat den im Be­richt skiz­zier­ten Zeit­plan über­ar­bei­ten, so­dass die an­ste­hen­den Volks­ab­stim­mun­gen be­rück­sich­tigt wer­den kön­nen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se hält die Rück­wei­sung der Ge­samt­schau für un­nö­tig. Sie än­dert nichts an der Tat­sa­che, dass eine Öff­nung des Agrar­mark­tes in Zu­kunft kom­men muss. 

In­ter­na­tio­na­le Markt­zu­gän­ge sind für die Schwei­zer Wirt­schaft wich­tig
Die Schwei­zer Volks­wirt­schaft er­zielt rund 40 Pro­zent der Brut­to­wert­schöp­fung im Aus­land. Es ist des­halb wich­tig, dass die Schweiz neue Frei­han­dels­ab­kom­men ab­schlies­sen und be­ste­hen­de ak­tua­li­sie­ren kann. Dies würde auch der Di­ver­si­fi­zie­rung der Ex­port­märk­te die­nen und könn­te die Ab­hän­gig­keit vom EU-Markt re­du­zie­ren. Von den Part­ner­län­dern wird als Ge­gen­leis­tung für die Öff­nung ihrer Märk­te ver­mehrt einen bes­se­ren Zu­gang zum hie­si­gen Agrar­markt ge­for­dert. Zu­ge­ständ­nis­se im Agrar­be­reich bil­den eine not­wen­di­ge Be­din­gung für einen dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Zu­gang zu den in­ter­na­tio­na­len Märk­ten. 

Öff­nungs­schrit­te in der Land­wirt­schaft wer­den so er­for­der­lich, um die wert­schöp­fungs­in­ten­si­ven Ar­beits­plät­ze der Ex­port­in­dus­trie in der Schweiz hal­ten zu kön­nen. Der Ab­schluss neuer Frei­han­dels­ab­kom­men ist aber auch im In­ter­es­se der ein­hei­mi­schen Land­wirt­schaft. Ein bes­se­rer Zu­gang in den Mer­co­sur-Staa­ten zum Bei­spiel für Schwei­zer Kä­se­ex­por­te würde es er­lau­ben, eine gute Markt­po­si­ti­on auf­zu­bau­en und vom künf­ti­gen Wachs­tum zu pro­fi­tie­ren. Wenn die Schweiz aber zu spät kommt, sind diese Markt­po­si­tio­nen be­reits von Kon­kur­ren­ten be­setzt.

Recht­zei­ti­ge Dis­kus­si­on über die schritt­wei­se und so­zi­al­ver­träg­li­che Markt­öff­nung 
Es wird frü­her oder spä­ter kein Weg an einer Markt­öff­nung vor­bei­füh­ren. Diese soll­te aber so­zi­al­ver­träg­lich er­fol­gen. Not­wen­dig ist des­halb, dass mög­li­che Öff­nungs­sze­na­ri­en recht­zei­tig dis­ku­tiert wer­den, unter an­de­rem damit die Land­wir­te wis­sen, wie sie sich lang­fris­tig aus­rich­ten sol­len. Die un­ter­brei­te­te Aus­le­ge­ord­nung soll­te darum auch im In­ter­es­se der Schwei­zer Land­wirt­schaft sein. Nur so lässt sich eine breit ab­ge­stütz­te, mehr­heits­fä­hi­ge Lö­sung der zu­künf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen er­rei­chen. Ver­zö­ge­rungs­tak­tik und Dis­kus­si­ons­ver­wei­ge­rung die­nen hin­ge­gen nie­man­dem. Die Dis­kus­si­on muss darum heute ge­führt wer­den und die Ar­bei­ten an der Agrar­po­li­tik 22+ dür­fen nicht ver­zö­gert wer­den.

Mehr Markt­ori­en­tie­rung und mehr In­no­va­ti­on sind die Zu­kunft der Land­wirt­schaft
Eine Land­wirt­schaft, die in der Schweiz stär­ker auf den Markt aus­ge­rich­tet und wett­be­werbs­fä­hig pro­du­zie­ren kann, ver­dient Un­ter­stüt­zung. Diese Ziele der Ge­samt­schau wer­den von eco­no­mie­su­is­se ge­teilt. In der Ge­samt­schau des Bun­des­rats zei­gen die Sze­na­ri­en, dass wei­te­re Öff­nungs­schrit­te nicht den Un­ter­gang der Schwei­zer Land­wirt­schaft be­deu­te­ten. Die Be­trie­be er­ziel­ten nach er­folg­ter, par­ti­el­ler Öff­nung hö­he­re Ein­kom­men. Je nach Sze­na­ri­um könn­te der Ein­kom­mens­an­stieg zwi­schen meh­re­ren Tau­send bis zwölf­tau­send Fran­ken be­tra­gen. Und der Struk­tur­wan­del wäre im rea­lis­tischs­ten Sze­na­rio 3 im glei­chen ver­träg­li­chen Rah­men wie in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten. 

Eine Markt­öff­nung ist aber vor allem aus ge­samt­wirt­schaft­li­cher Sicht zu be­grüs­sen. Die vie­len Nach­tei­le des heu­ti­gen Sys­tems könn­ten durch eine ge­schick­te An­pas­sung der Agrar­po­li­tik be­sei­tigt wer­den. Und die Le­bens­mit­tel­in­dus­trie könn­te zu in­ter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hi­ge­ren Be­din­gun­gen pro­du­zie­ren. Im De­tail­han­del käme es zu einer Ab­nah­me des Ein­kaufs­tou­ris­mus. Die Ho­tel­le­rie würde preis­lich wett­be­werbs­fä­hi­ger. Und schliess­lich wür­den die Kon­su­men­ten ent­las­tet, die nicht nur von tie­fe­ren Prei­sen, son­dern auch von einer grös­se­ren An­ge­bots­pa­let­te pro­fi­tie­ren könn­ten. Des­halb soll­te die Chan­ce ge­nutzt und die Wei­chen für eine zu­kunfts­fä­hi­ge Land­wirt­schaft ge­stellt wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat sich in der Som­mer­ses­si­on 2018 mit der Ge­samt­schau be­fasst und mit 108 zu 74 Stim­men bei 7 Ent­hal­tun­gen der Rück­wei­sung zu­ge­stimmt. Die gros­se Kam­mer ist damit der WAK-N ge­folgt, die mit 13 zu 12 Stim­men eine Rück­wei­sung be­an­tragt hatte.

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass die Mehr­heit des Na­tio­nal­rats nicht be­reit ist, die not­wen­di­gen Öff­nungs­schrit­te in der Land­wirt­schaft in An­griff zu neh­men. Eine Markt­öff­nung ist letzt­lich un­um­gäng­lich und zwin­gend not­wen­dig, wenn die Schwei­zer Land­wir­te in Zu­kunft nicht voll­stän­dig vom Staat ab­hän­gig sein wol­len. 

Na­tio­nal­rat mit Grund­satz­ent­scheid für ein Schen­gen-kon­for­mes Waf­fen­recht

Der Bun­des­rat be­an­tragt mit die­ser Vor­la­ge eine An­pas­sung des Schwei­zer Waf­fen­rechts an die EU-Waf­fen­richt­li­nie. Die Än­de­rung der EU-Waf­fen­richt­li­nie er­folg­te vor dem Hin­ter­grund der ter­ro­ris­ti­schen An­schlä­ge in Eu­ro­pa. Im Fokus stan­den halb­au­to­ma­ti­sche Waf­fen mit gros­ser Ma­ga­zin­ka­pa­zi­tät. Auf­grund ihrer Ge­fähr­lich­keit soll der Zu­gang zu sol­chen Waf­fen be­schränkt und der In­for­ma­ti­ons­aus­tausch im Schen­gen­raum ver­stärkt wer­den.

Der Ge­set­zes­ent­wurf sieht vor, dass der Zu­gang zu halb­au­to­ma­ti­schen Waf­fen künf­tig nur für be­stimm­te Zwe­cke mög­lich sein soll. In den Ver­hand­lun­gen über die EU-Waf­fen­richt­li­nie hat sich die Schweiz er­folg­reich dafür ein­ge­setzt, dass un­se­re Tra­di­tio­nen im Schiess­we­sen ge­wahrt wer­den kön­nen. Für die Über­nah­me der Ar­mee­waf­fe nach Be­en­di­gung des Ar­mee­diens­tes soll eine Aus­nah­me­re­ge­lung gel­ten. Schüt­zen müs­sen für den Er­werb von halb­au­to­ma­ti­schen Waf­fen ent­we­der Mit­glied in einem Schüt­zen­ver­ein sein oder an­der­wei­tig re­gel­mäs­sig schies­sen. Auch Samm­ler und Mu­se­en kön­nen wei­ter­hin halb­au­to­ma­ti­sche Waf­fen er­wer­ben, wenn sie eine si­che­re Auf­be­wah­rung ge­währ­leis­ten und eine Liste der Waf­fen füh­ren, für die eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung er­for­der­lich ist.

Für ak­tu­el­le Be­sit­zer von halb­au­to­ma­ti­schen Waf­fen ist eine Be­stä­ti­gung des kan­to­na­len Waf­fen­bü­ros not­wen­dig, so­fern die Waffe nicht schon in einem Ver­zeich­nis re­gis­triert ist. Die kan­to­na­len Waf­fen­bü­ros sol­len künf­tig Mel­dun­gen von Waf­fen­händ­lern zu sämt­li­chen Trans­ak­tio­nen ent­ge­gen­neh­men. Der Bun­des­rat möch­te die Be­stä­ti­gungs­frist des Waf­fen­be­sit­zes von zwei auf drei Jahre und die Mel­de­frist von Trans­ak­tio­nen von 10 auf 20 Tage er­hö­hen. Auf ein zen­tra­les Waf­fen­re­gis­ter soll ver­zich­tet wer­den. Hin­ge­gen soll sich der Bund fi­nan­zi­ell an den kan­to­na­len In­for­ma­ti­ons­sys­te­men be­tei­li­gen.

Die Re­vi­si­on des Waf­fen­ge­set­zes ist im Hin­blick auf die As­so­zi­ie­rung der Schweiz zum Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem und zum Dub­lin-Über­ein­kom­men not­wen­dig.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge des Bun­des­rats. Der Ge­set­zes­ent­wurf ga­ran­tiert eine zweck- und ver­hält­nis­mäs­si­ge Um­set­zung der EU-Waf­fen­richt­li­nie. Die EU hat Aus­nah­me­re­ge­lun­gen ak­zep­tiert («lex hel­ve­ti­ca»), die auf die hie­si­gen Be­son­der­hei­ten ex­pli­zit Rück­sicht neh­men. Im Ent­wurf wird der Spiel­raum der von der EU ge­währ­ten Aus­nah­me­re­ge­lung voll aus­ge­schöpft. Die vor­lie­gen­den Än­de­rungs­an­trä­ge sowie die Min­der­heits­an­trä­ge auf Sis­tie­rung, Nicht­ein­tre­ten und Rück­wei­sung soll­ten darum kon­se­quent ab­ge­lehnt wer­den.

Schen­gen-Mit­glied­schaft nicht aufs Spiel set­zen
Als as­so­zi­ier­tes Schen­gen-Mit­glied hat sich die Schweiz ver­pflich­tet, Wei­ter­ent­wick­lun­gen des Schen­gen-Be­sitz­stands grund­sätz­lich zu über­neh­men. Die Än­de­rung des Waf­fen­rechts si­chert die Schen­gen-Mit­glied­schaft, aus der die Schweiz einen gros­sen wirt­schaft­li­chen Nut­zen zieht. Eine Wei­ge­rung wäre für die Schwei­zer Wirt­schaft mit hohen Kos­ten ver­bun­den. Än­dert die Schweiz ihr Waf­fen­ge­setz nicht und kommt es zu kei­ner Ver­hand­lungs­lö­sung mit der EU, tritt das Schen­gen-Ab­kom­men au­to­ma­tisch aus­ser Kraft.

Ver­lust der Schen­gen-As­so­zi­ie­rung be­deu­tet Si­cher­heits­ein­bus­se
Die Schen­gen-As­so­zi­ie­rung ist eine Ga­ran­tin der Si­cher­heit in der Schweiz. Der In­for­ma­ti­ons­zu­gang ver­ein­facht die Ar­beit der Schwei­zer Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den enorm. Dank des Zu­griffs auf die Schen­gen-Fahn­dungs­sys­te­me wer­den täg­lich ge­fähr­li­che Per­so­nen über­führt. Die Bun­des­po­li­zei er­hält pro Tag rund 35 po­si­ti­ve Tref­fer. Ohne Schen­gen-As­so­zi­ie­rung kann die Po­li­zei nicht mehr auf die si­cher­heits­re­le­van­ten In­for­ma­ti­ons­platt­for­men der Schen­gen-Staa­ten zu­grei­fen. Aus den ge­nann­ten Grün­den gilt zu ver­hin­dern, dass die Schen­gen-Mit­glied­schaft der Schweiz ge­fähr­det wird.

Wie­der­ein­füh­rung von Grenz­kon­trol­len wäre kost­spie­lig
Eine ex­port­ori­en­tier­te Volks­wirt­schaft wie die Schweiz ist auf einen ein­fa­chen, un­bü­ro­kra­ti­schen grenz­über­schrei­ten­den Wa­ren­ver­kehr an­ge­wie­sen. Ein Ende der Schen­gen-As­so­zi­ie­rung würde zu er­heb­li­chen Mehr­auf­wän­den füh­ren. Die Lan­des­gren­zen der Schweiz wären künf­tig Schen­gen-Aus­sen­gren­ze. Jeder Grenz­über­tritt müss­te sys­te­ma­tisch kon­trol­liert wer­den. Ei­ner­seits würde der Kon­troll­auf­wand für die Schweiz an­stei­gen. An­de­rer­seits müss­ten die Pri­va­ten beim Grenz­über­tritt mit er­heb­li­chen zeit­li­chen Ver­zö­ge­run­gen rech­nen, wenn die Nach­bar­staa­ten die Gren­zen wie­der sys­te­ma­tisch kon­trol­lie­ren wür­den. Er­war­tet wer­den Mehr­kos­ten von bis zu 1,5 Mil­li­ar­den Fran­ken pro Jahr.

Auf­wen­di­ge Vi­sums­bü­ro­kra­tie droht
Im Schen­gen­raum vi­sum­pflich­ti­ge Rei­sen­de müss­ten künf­tig ein zu­sätz­li­ches Visum für die Schweiz ein­ho­len. Da­durch wür­den die ad­mi­nis­tra­ti­ven Kos­ten er­höht und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Stand­orts Schweiz ver­rin­gert. Statt wie bis­her ein Schen­gen-Visum zu be­an­tra­gen, müss­ten Tou­ris­ten zu­sätz­li­che Vi­sums­pflich­ten er­fül­len, wenn sie die Schweiz be­rei­sen woll­ten. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass die­ser Mehr­auf­wand viele Tou­ris­ten davon ab­hal­ten wür­den, in die Schweiz zu kom­men. Der Rück­gang der tou­ris­ti­schen Nach­fra­ge könn­te auf­grund des zu­sätz­li­chen Vi­sums die Schweiz im Jahr 2030 zwi­schen 200 bis 530 Mil­lio­nen Fran­ken kos­ten.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Nach einer teils emo­tio­nal ge­führ­ten De­bat­te ist die Rats­mehr­heit über­wie­gend dem Bun­des­rat ge­folgt und hat der Re­vi­si­on des Waf­fen­ge­set­zes mit 114 zu 67 Stim­men bei 8 Ent­hal­tun­gen zu­ge­stimmt. In ein­zel­nen Punk­ten ist der Na­tio­nal­rat je­doch vom bun­des­rät­li­chen Ent­wurf ab­ge­wi­chen. Auf An­trag der Si­cher­heits­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on hat der Na­tio­nal­rat meh­re­re Be­stim­mun­gen über Waf­fen und Waf­fen­be­stand­tei­le ab­ge­schwächt und sich u.a. gegen eine Aus­wei­tung der Mar­kie­rungs­pflicht für Waf­fen­be­stand­tei­le ent­schie­den.

In der Ge­samt­ab­stim­mung nahm der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 114 zu 67 Stim­men bei 8 Ent­hal­tun­gen an. Sie geht nun an den Stän­de­rat.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass die An­trä­ge auf Nicht­ein­tre­ten, Rück­wei­sung und Sis­tie­rung chan­cen­los waren. Der Na­tio­nal­rat hat sich damit grund­sätz­lich für die Bei­be­hal­tung des Schen­gen-Über­ein­kom­mens aus­ge­spro­chen. Es liegt nun am Zweitrat, dass all­fäl­li­ge Kon­flik­te mit dem eu­ro­päi­schen Recht aus­ge­räumt wer­den. Die Be­schlüs­se des Na­tio­nal­rats las­sen dies ohne Wei­te­res zu.

Na­tio­nal­rat stimmt der ers­ten Etap­pe der DSG-Re­vi­si­on zu 

Der Bun­des­rat un­ter­brei­tet dem Par­la­ment die To­tal­re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes (DSG) und die Än­de­rung über 60 wei­te­rer Er­las­se zum Da­ten­schutz. Er ver­folgt dabei haupt­säch­lich zwei Ziele: Ers­tens soll der Da­ten­schutz an die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen an­ge­passt und zwei­tens soll der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ent­wick­lung Rech­nung ge­tra­gen wer­den. Seit dem 25. Mai 2018 ist die Da­ten­schutz-Grund­ver­ord­nung der EU (DSGVO) an­wend­bar. Die EU schafft mit der DSGVO fak­tisch einen neuen in­ter­na­tio­na­len Stan­dard für den Da­ten­schutz. Der un­ge­hin­der­te Da­ten­ver­kehr zwi­schen der Schweiz und der EU hängt davon ab, dass die Schutz­ni­veaus in bei­den Ge­bie­ten als eben­bür­tig an­ge­se­hen wer­den. 

Der Ge­set­zes­ent­wurf zum DSG zeich­net sich durch den Aus­bau der Rech­te na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Be­ar­bei­tung ihrer per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten aus. Die Un­ter­neh­men müs­sen bei der Er­he­bung von Daten um­fang­rei­chen In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nach­kom­men. Spe­zi­fi­sche An­for­de­run­gen an die In­for­ma­ti­ons­pflicht gel­ten zu­sätz­lich bei Ent­schei­dun­gen, die auf au­to­ma­ti­sier­ten Da­ten­be­ar­bei­tun­gen be­ru­hen sowie bei der Aus­land­be­kannt­ga­be von Daten. Bei der Er­stel­lung eines Per­sön­lich­keits­pro­fils («Pro­filing») gel­ten neu ver­schärf­te Be­din­gun­gen. Stren­ge­re An­for­de­run­gen wer­den auch an die Ein­wil­li­gung in die Da­ten­be­ar­bei­tung ge­stellt. Aus­kunfts­rech­te über die Da­ten­be­ar­bei­tung wer­den aus­ge­baut sowie Mel­de­pflich­ten bei der Ver­let­zung der Da­ten­si­cher­heit durch Un­ter­neh­men fest­ge­legt. 

Der Bun­des­rat hat es sich als Ziel ge­setzt, die Ent­wick­lung der Selbst­re­gu­lie­rung und die Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Da­ten­be­ar­bei­ter aus­zu­bau­en. Ins­be­son­de­re sol­len die un­ter­schied­li­chen Bran­chen auch die Mög­lich­keit er­hal­ten, Ver­hal­tens­ko­di­zes zu er­ar­bei­ten. Die Auf­sicht über die An­wen­dung und Ein­hal­tung der eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz­nor­men soll mit­tels des Da­ten­schutz- und Öf­fent­lich­keits­be­auf­trag­ten (EDÖB) er­fol­gen. Zu die­sem Zweck wird im Ent­wurf des­sen Stel­lung ent­spre­chend be­schrie­ben. Dar­über hin­aus wird der straf­recht­li­che Teil des DSG in mehr­fa­cher Hin­sicht aus­ge­baut. Es han­delt sich im Ge­gen­satz zum eu­ro­päi­schen Mo­dell nicht um Ver­wal­tungs­sank­tio­nen, son­dern um ein straf­recht­li­ches Sank­ti­ons­sys­tem. 

Die Um­set­zung der An­for­de­run­gen der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten im Be­reich des Straf­rechts ist auch Teil des Ge­samt­re­vi­si­ons­vor­ha­bens. Bei die­ser Richt­li­nie han­delt es sich für die Schweiz um eine Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stan­des. Diese Um­set­zung des EU-Rechts ist not­wen­dig. Von die­ser An­pas­sung be­trof­fen sind unter an­de­rem das Straf­ge­setz­buch, die Straf­pro­zess­ord­nung, das Rechts­hil­fe­ge­setz sowie das Schen­gen In­for­ma­ti­ons­aus­tausch­ge­setz. .

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt eine ra­sche Be­ra­tung der Vor­la­ge. Aus die­sem Grund soll­te dem Rück­wei­sungs­an­trag der Min­der­heit Wer­muth nicht statt­ge­ge­ben wer­den. Aus Sicht der Wirt­schaft ist aus­ser­dem zen­tral, dass die vor­ge­zo­ge­nen Ar­bei­ten der ers­ten Etap­pe kein ver­fehl­tes Prä­ju­diz für die zwei­te Etap­pe schaf­fen.

Zeit­na­her Ab­schluss der Vor­la­ge im Zen­trum
Der Ge­set­zes­ent­wurf weist ge­gen­wär­tig noch An­pas­sungs­be­darf auf. Die auf Basis des bun­des­rät­li­chen Ge­set­zes­ent­wurfs noch not­wen­di­gen An­pas­sun­gen sol­len aber im Rah­men der par­la­men­ta­ri­schen Be­ra­tun­gen vor­ge­nom­men wer­den. Der Ab­schluss der ers­ten Re­vi­si­ons­etap­pe ist ent­spre­chend ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Eine Rück­wei­sung durch das Ple­num an die Kom­mis­si­on ist un­nö­tig und ris­kiert, die Ge­samt­vor­la­ge zu ver­zö­gern.

Zwar berät der Na­tio­nal­rat nun vor­erst aus­schliess­lich den Schen­gen-Teil (erste Etap­pe), da seine Staats­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on (SPK-N) sich ent­schie­den hat, den Ab­schluss der Ge­samt­vor­la­ge durch eine Etap­pie­rung zu er­rei­chen. Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se ist es klar, dass der DSG-Teil (zwei­te Etap­pe) eben­falls so schnell wie mög­lich be­ra­ten wer­den muss. Ins­be­son­de­re zur Schaf­fung von Rechts­si­cher­heit ist ein zeit­na­her Ab­schluss der ge­sam­ten Vor­la­ge klar im In­ter­es­se der Wirt­schaft.

Rechts­un­si­cher­heit ver­mei­den 
Eine Mo­der­ni­sie­rung des Da­ten­schut­zes und eine An­glei­chung an die neuen in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen sind für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz zwin­gend. Schwei­zer Un­ter­neh­men brau­chen bald­mög­lichst einen na­tio­na­len Rechts­rah­men, der auf ihre Be­dürf­nis­se zu­ge­schnit­ten ist, auf die Schwei­zer Be­son­der­hei­ten ein­geht und den Hand­lungs­spiel­raum zu den eu­ro­päi­schen Vor­ga­ben op­ti­mal nutzt. An­sons­ten be­steht für zahl­rei­che Un­ter­neh­men in der Schweiz die Ge­fahr, dass sie sich wäh­rend ge­rau­mer Zeit fak­tisch an zwei ver­schie­de­nen Re­gel­wer­ken ori­en­tie­ren müs­sen, dem­je­ni­gen der EU und dem­je­ni­gen der Schweiz. Die da­durch re­sul­tie­ren­den Dop­pel­be­las­tun­gen und die Rechts­un­si­cher­heit sind zu ver­mei­den.

Mo­men­tan be­steht im Ver­hält­nis zwi­schen der Schweiz und der EU ein An­ge­mes­sen­heits­be­schluss der EU. Das heisst, dass das Da­ten­schutz­ni­veau der Schweiz aus Sicht der EU als aus­rei­chend be­trach­tet wird. Wird diese An­ge­mes­sen­heit von der EU auf­grund eines un­ge­nü­gen­den Da­ten­schutz­ni­veaus in der Schweiz in Frage ge­stellt, dro­hen Schwei­zer Un­ter­neh­men Wett­be­werbs­nach­tei­le. Der un­ge­hin­der­te Da­ten­ver­kehr zwi­schen der EU und der Schweiz würde ge­fähr­det. EU-Un­ter­neh­men könn­ten die Schweiz als Ge­schäfts­part­ner um­ge­hen oder den Ge­schäfts­ver­kehr an zu­sätz­li­che Be­din­gun­gen knüp­fen. Schwei­zer Kon­su­men­ten könn­ten sich aus­län­di­schen An­bie­tern zu­wen­den, da diese einen bes­se­ren Da­ten­schutz ga­ran­tie­ren. 

Be­sei­ti­gung von Swiss Fi­nish
In Bezug auf die zwei­te Etap­pe folgt eco­no­mie­su­is­se dem Leit­ge­dan­ken «so viel wie nötig, so wenig wie mög­lich». Im Zen­trum steht die Si­che­rung des Markt­zu­gangs zum EU-Raum und damit der At­trak­ti­vi­tät des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz. Un­nö­ti­ger Ad­mi­nis­tra­ti­ons­auf­wand ist zu ver­hin­dern. Es braucht eine in­tel­li­gen­te Lö­sung, wel­che Dif­fe­ren­zie­run­gen er­mög­licht: Für Un­ter­neh­men, die nicht in der EU tätig sind, muss ein Ma­xi­mum an Spiel­raum und Fle­xi­bi­li­tät ge­wahrt wer­den, wäh­rend in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Fir­men für ihre Ak­ti­vi­tä­ten in der EU die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen oh­ne­hin be­rück­sich­ti­gen müs­sen. 

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­ra­ten. Die gros­se Kam­mer hat be­schlos­sen, die Vor­la­ge zu tei­len und zu­erst die An­pas­sun­gen an das eu­ro­päi­sche Da­ten­schutz­recht vor­zu­neh­men. Damit folgt der Na­tio­nal­rat der SPK-N, die sich mit 14 zu 8 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen für eine Etap­pie­rung der Vor­la­ge aus­ge­spro­chen hatte. Ein Rück­wei­sungs­an­trag, der die Zu­sam­men­füh­rung der Vor­la­ge ver­langt hatte, wurde im Na­tio­nal­rat zu­rück­ge­zo­gen.

Die erste Etap­pe be­inhal­tet die Um­set­zung von EU-Recht in Form der Richt­li­nie 2016/680 (Schen­gen-Teil) im na­tio­na­len Recht. Damit hat der Na­tio­nal­rat si­cher­ge­stellt, dass die Schweiz wei­ter­hin als Dritt­staat mit an­ge­mes­se­nem Da­ten­schutz­ni­veau an­er­kannt wird. Die Um­set­zung der Richt­li­nie 2016/680 soll nach An­sicht des Na­tio­nal­rats im neuen sog. Schen­gen-Da­ten­schutz­ge­setz er­fol­gen. 

In der nun fol­gen­den zwei­ten Etap­pe geht der Na­tio­nal­rat nun die To­tal­re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes (DSG-Teil) an.

Mit 170 zu 5 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen hat der Na­tio­nal­rat der vor­ge­schla­ge­nen Etap­pie­rung der Re­vi­si­on des Da­ten­schutz­rechts zu­ge­stimmt und die Vor­la­ge in der Ge­samt­ab­stim­mung an­ge­nom­men.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass der Na­tio­nal­rat die erste Etap­pe ohne Ver­zö­ge­rung durch­be­ra­ten hat. Für die Wirt­schaft ist es nun zen­tral, dass die zwei­te Etap­pe zeit­nah in An­griff ge­nom­men wird. Denn die Wirt­schaft braucht rasch Rechts­si­cher­heit. Und sie braucht die Ge­wiss­heit, dass die EU auch künf­tig den Schwei­zer Da­ten­schutz als gleich­wer­tig an­er­kennt.

Na­tio­nal­rat trennt Ge­gen­ent­wurf zur UVI von der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on ab

Der Bun­des­rat ver­folgt mit der Re­vi­si­on das Ziel, das Ak­ti­en­recht zu mo­der­ni­sie­ren und den wirt­schaft­li­chen Be­dürf­nis­sen der nächs­ten Jahre an­zu­pas­sen. Der Ge­set­zes­ent­wurf schliesst in­halt­lich an die Re­vi­si­on aus Jahr 2013 an, wel­che da­mals ab­ge­bro­chen wurde. Dazu zählt etwa eine Ver­ein­fa­chung der Grün­dungs- und Ka­pi­tal­be­stim­mun­gen. Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten, Ge­sell­schaf­ten mit be­schränk­ter Haf­tung und Ge­nos­sen­schaf­ten sol­len ohne Ur­kunds­per­son ge­grün­det und auf­ge­löst wer­den kön­nen, wenn ein­fa­che Ver­hält­nis­se vor­lie­gen. Aus­ser­dem soll der Min­dest­nenn­wert von Ak­ti­en fle­xi­bler ge­wählt wer­den kön­nen. 

Als neues Ele­ment soll die Ver­ord­nung gegen über­mäs­si­ge Ver­gü­tun­gen bei bör­sen­ko­tier­ten Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten (VegüV) auf Ge­set­zes­stu­fe über­führt wer­den. Die VegüV setzt die Min­der-In­itia­ti­ve um, wel­che von Volk und Stän­den am 3. März 2013 an­ge­nom­men wurde. Der Bun­des­rat muss­te in­ner­halb eines Jah­res nach An­nah­me des Ar­ti­kels 95 Ab­satz 3 der Bun­des­ver­fas­sung die er­for­der­li­chen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen auf Ver­ord­nungs­stu­fe er­las­sen. 

Wei­ter sol­len die Be­stim­mun­gen über Un­ter­neh­mens­sa­nie­run­gen bes­ser mit dem Nach­lass­ver­fah­ren ko­or­di­niert wer­den. Eine Sa­nie­rung soll mög­lichst schon vor der Er­öff­nung eines for­mel­len Nach­lass­ver­fah­rens in An­griff ge­nom­men wer­den. Zudem schlägt der Bun­des­rat vor, ak­ti­en­recht­li­che Strei­tig­kei­ten als schieds­fä­hig zu er­klä­ren. Vor­ge­se­hen sind aus­ser­dem Be­stim­mun­gen über die Re­ge­lung der Trans­pa­renz bei wirt­schaft­lich be­deu­ten­den, in der Roh­stoff­för­de­rung tä­ti­gen Un­ter­neh­men. Sie sol­len Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len of­fen­le­gen müs­sen. Damit soll der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ent­wick­lung Rech­nung ge­tra­gen wer­den.

Der Bun­des­rat schlägt zudem Ge­schlech­ter­richt­wer­te für gros­se, bör­sen­ko­tier­te Un­ter­neh­men vor. Im Ver­wal­tungs­rat muss jedes Ge­schlecht min­des­tens zu 30 Pro­zent ver­tre­ten sein, in der Ge­schäfts­lei­tung zu 20 Pro­zent. Un­ter­neh­men, wel­che die Richt­wer­te nicht ein­hal­ten, sol­len sich im Ver­gü­tungs­be­richt recht­fer­ti­gen und die Mass­nah­men zur För­de­rung des we­ni­ger stark ver­tre­te­nen Ge­schlechts an­ge­ben müs­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge grund­sätz­lich ge­mäss den Mehr­heits­an­trä­gen der Rechts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats (RK-N) an­zu­neh­men. Es be­steht aber noch in ver­schie­de­nen Be­rei­chen Ver­bes­se­rungs­be­darf. So soll­te ins­be­son­de­re der in­di­rek­te Ge­gen­ent­wurf zur Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve von der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on ab­ge­kop­pelt wer­den.

Im Zen­trum der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on muss die Schaf­fung op­ti­ma­ler Rah­men­be­din­gun­gen für die Un­ter­neh­men ste­hen. Dazu ge­hört auch die Or­ga­ni­sa­ti­ons­frei­heit. Die Re­vi­si­ons­vor­la­ge greift zahl­rei­che in der Ver­gan­gen­heit dis­ku­tier­te An­pas­sun­gen im Ak­ti­en­recht auf und kann da­durch den seit Jah­ren be­ste­hen­den Re­form­stau auf­bre­chen. Zudem bringt die Vor­la­ge in zahl­rei­chen Punk­ten Ver­ein­fa­chun­gen und Ent­las­tun­gen, ge­ra­de auch für KMU. Die Vor­la­ge ist aber ge­samt­haft noch nicht am Ziel. Es be­steht noch Kor­rek­tur­be­darf. Ins­be­son­de­re ge­sell­schafts­po­li­tisch ge­trie­be­ne Kon­zep­te wie Ge­schlech­ter­quo­ten haben kei­nen Platz im Ak­ti­en­recht und soll­ten aus der Vor­la­ge ent­fernt wer­den. 

Ver­zicht auf Be­stim­mun­gen zur Ge­schlech­ter­quo­te
Die Be­stim­mun­gen zur Ge­schlech­ter­quo­te (u.a. Art. 734 f. OR) sind un­taug­lich zur För­de­rung der In­ter­es­sen von Frau­en. Dass Frau­en in Füh­rungs­eta­gen teil­wei­se un­ter­durch­schnitt­lich ver­tre­ten sind, hängt mit Grün­den zu­sam­men, gegen die Quo­ten oder Richt­wer­te nichts aus­rich­ten kön­nen. Ins­be­son­de­re Quo­ten oder Richt­wer­te für die Ge­schäfts­lei­tung sind schäd­lich für den Wirt­schafts­stand­ort. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass sol­che Be­stim­mun­gen die Stand­ort­wahl von in­ter­na­tio­na­len Un­ter­neh­men zu­un­guns­ten der Schweiz be­ein­flus­sen wür­den. Aber auch Quo­ten­re­ge­lun­gen für den Ver­wal­tungs­rat sind über­flüs­sig. Die meis­ten Un­ter­neh­men be­ru­fen schon heute von sich aus und ganz ohne staat­li­chen Zwang Frau­en in die Füh­rungs­eta­ge. 

In An­be­tracht der Ent­wick­lun­gen der ver­gan­ge­nen Jahre ist ein ge­setz­ge­be­ri­scher Hand­lungs­be­darf ak­tu­ell nicht aus­zu­ma­chen. Zahl­rei­che Un­ter­neh­men för­dern Frau­en aktiv und be­rück­sich­ti­gen sie ver­mehrt für Füh­rungs­auf­ga­ben. Eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung kann nicht er­zwun­gen wer­den, son­dern be­nö­tigt Zeit, damit die ent­spre­chen­den Po­si­tio­nen mit den ge­eig­ne­ten Per­so­nen be­setzt wer­den kön­nen. Be­son­ders schäd­lich ist, dass durch die von der Kom­mis­si­on be­schlos­se­ne Ver­kür­zung der Über­gangs­fris­ten die be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men noch zu­sätz­lich unter Zeit­druck ge­setzt wer­den.

Ge­gen­ent­wurf zur UVI von der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on ab­kop­peln
Der in­di­rek­te Ge­gen­ent­wurf zur Volks­in­itia­ti­ve «Für ver­ant­wor­tungs­vol­le Un­ter­neh­men – zum Schutz von Mensch und Um­welt» (UVI) führt zu einer Ver­mi­schung von zwei un­ter­schied­li­chen Ge­schäf­ten. Die Ver­knüp­fung er­schwert die par­la­men­ta­ri­sche Ar­beit und be­las­tet die Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on un­nö­tig. Der in­di­rek­te Ge­gen­ent­wurf ent­hält weit­ge­hen­de Haf­tungs­be­stim­mun­gen mit gros­sen Ri­si­ken und Be­las­tun­gen für die Un­ter­neh­men und die Ge­rich­te. Die vor­ge­se­he­nen Haf­tungs­be­stim­mun­gen ma­chen Schwei­zer Un­ter­neh­men in­ter­na­tio­nal er­press­bar.

Eine Ab­tren­nung von der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on würde es er­lau­ben, die bei­den kom­ple­xen Vor­la­gen ge­trennt zu be­han­deln. Die Ab­kop­pe­lung er­gibt sich auch aus den ver­bind­li­chen Fris­ten, wel­che bei der Be­hand­lung der UVI im Par­la­ment ein­ge­hal­ten wer­den müs­sen. Ein in­di­rek­ter Ge­gen­ent­wurf muss auch zwin­gend zum Rück­zug der UVI durch die In­iti­an­ten füh­ren. Vage po­li­ti­sche Ab­sichts­er­klä­run­gen der In­iti­an­ten ge­nü­gen dabei nicht. Aus die­sen Grün­den soll­te der vor­lie­gen­de Ge­gen­vor­schlag zur UVI von der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on ab­ge­trennt wer­den. 

Ver­zicht auf Be­stim­mung über Dienst­leis­tun­gen von Stimm­rechts­be­ra­tern 
Die Mehr­heit der RK-N be­an­tragt neue Be­stim­mun­gen über Dienst­leis­tun­gen von Stimm­rechts­be­ra­tern (Art. 700a und 702 OR sowie der Art. 2 und 35 Fin­fraG). Sie waren ur­sprüng­lich nicht in der Vor­la­ge ent­hal­ten. Die be­trof­fe­nen Krei­se wur­den auch nicht vor­gän­gig kon­sul­tiert. Ohne eine um­fas­sen­de vor­gän­gi­ge Kon­sul­ta­ti­on ist das Thema nicht wei­ter­zu­ver­fol­gen. Die bei der Re­gu­lie­rung von Stimm­rechts­be­ra­tern zu be­rück­sich­ti­gen­den As­pek­te sind viel­schich­tig. Es ist darum ver­fehlt, die Re­gu­lie­rung aus­schliess­lich zu Las­ten der Emit­ten­ten vor­zu­neh­men. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt darum die Strei­chungs­an­trä­ge der Min­der­heit Tuena. Das Thema kann spä­ter im Rah­men einer Fol­ge­re­vi­si­on des Ak­ti­en­rechts an­ge­gan­gen wer­den. Ein drin­gen­der Hand­lungs­be­darf be­steht zum jet­zi­gen Zeit­punkt nicht.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat die Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Der Nicht­ein­tre­tens­an­trag wurde mit 133 zu 64 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung ab­ge­lehnt. Eben­falls ab­ge­lehnt wurde der Rück­wei­sungs­an­trag mit 110 zu 87 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung. In zahl­rei­chen Punk­ten (u.a. Loya­li­täts­ak­ti­en, Ka­pi­tal­re­ser­ven) ist der Rat den An­trä­gen der RK-N ge­folgt.

Die gros­se Kam­mer hat mit 131 zu 66 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung be­schlos­sen, den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag aus der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on her­aus­zu­lö­sen und in einer se­pa­ra­ten Vor­la­ge zu be­ra­ten. Dem in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur UVI stimm­te der Na­tio­nal­rat mit 121 zu 73 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen zu. Damit geht der Ge­gen­vor­schlag in den Stän­de­rat zur wei­te­ren Be­ra­tung.

Der Na­tio­nal­rat hat sich äus­serst knapp, mit 95 zu 94 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen, für die Ein­füh­rung von Ge­schlech­ter­richt­wer­te aus­ge­spro­chen. Die Re­geln sol­len fünf Jahre nach In­kraft­tre­ten des neuen Ak­ti­en­rechts gel­ten. Die von der RK-N vor­ge­schla­ge­ne Be­fris­tung wurde mit 97 zu 94 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung ge­stri­chen. 

Meh­re­re An­trä­ge für eine ver­schärf­te Um­set­zung der Min­der-In­itia­ti­ve hat die Rats­mehr­heit ab­ge­lehnt. Aus­ser­dem hat der Na­tio­nal­rat eine Of­fen­le­gungs­pflicht in das Ak­ti­en­recht ein­ge­fügt, wo­nach in der Roh­stoff­för­de­rung tä­ti­ge Un­ter­neh­men Zah­lun­gen ab 100'000 Fran­ken an staat­li­che Stel­len pu­blik ma­chen müs­sen. Bei den Stimm­rechts­ak­ti­en will der Na­tio­nal­rat hin­ge­gen beim gel­ten­den Recht blei­ben. Dem­nach darf der Nenn­wert der üb­ri­gen Ak­ti­en das Zehn­fa­che des Nenn­wer­tes der Stimm­rechts­ak­ti­en nicht über­stei­gen. 

In der Ge­samt­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 101 zu 94 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

 

eco­no­mie­su­is­se nimmt den Ent­scheid, auf die Be­ra­tung der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on ein­zu­tre­ten und gleich­zei­tig den in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zur UVI vom Ge­schäft ab­zu­spal­ten, zur Kennt­nis. Der Ent­scheid er­mög­licht es, die bei­den kom­ple­xen Vor­la­gen ge­trennt zu be­han­deln. Dies ist grund­sätz­lich zu be­grüs­sen. Im Sinne eines frei­heit­li­chen Ak­ti­en­rechts ist zu hof­fen, dass ei­ni­ge Be­schlüs­se des Na­tio­nal­rats vom Zweitrat an­ge­passt wer­den. Dazu ge­hört die Frau­en­quo­te, wel­che einen über­mäs­si­gen staat­li­chen Ein­griff in die Wirt­schafts­frei­heit der Un­ter­neh­men dar­stellt. Eine sol­che Re­ge­lung ge­hört nicht in das Ak­ti­en­recht.

Stän­de­rat

Stän­de­rat lehnt Re­gu­lie­rungs­brem­se knapp ab

Die par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve ver­langt, dass der Bun­des­rat dem Par­la­ment bei neuen Re­gu­lie­rungs­vor­la­gen Vor­schlä­ge für eine gleich­wer­ti­ge bü­ro­kra­ti­sche Ent­las­tung an an­de­rer Stel­le ma­chen muss («one-in-, one-out-Prin­zip»). Zu die­sem Zweck sol­len das Par­la­ments­ge­setz (ParlG) und das Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­setz (RVOG) ge­än­dert wer­den.

Die vor­ge­schla­ge­ne «Re­gu­lie­rungs­brem­se» wäre auf Ge­set­ze an­wend­bar, die Pri­va­ten oder Un­ter­neh­men Pflich­ten, Las­ten oder er­heb­li­che Ein­schrän­kun­gen auf­er­le­gen. Ver­zich­tet das Par­la­ment auf diese Mass­nah­me, soll es das ent­spre­chen­de Ge­setz mit qua­li­fi­zier­ter Mehr­heit an­neh­men müs­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt das Grund­an­lie­gen der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve. All­fäl­li­ge Schwä­chen des «one-in-, one-out-Prin­zips» müs­sen in der Um­set­zung be­ho­ben wer­den.

Re­gu­lie­rung wu­chert – es braucht neue In­stru­men­te
Das im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich über­pro­por­tio­na­le Re­gu­lie­rungs­wachs­tum in der Schweiz schwächt die ein­hei­mi­schen Un­ter­neh­men und den Wirt­schafts­stand­ort. Ur­sa­che des Pro­blems ist unter an­de­rem die Ten­denz, dass auf ge­sell­schaft­li­che und wirt­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen mit immer neuen Vor­schrif­ten re­agiert wird. Ver­al­te­te Ge­set­ze und Ver­ord­nun­gen wer­den gleich­zei­tig nur sel­ten auf­ge­ho­ben. Das «one-in-, one-out-Prin­zip» setzt bei die­sen pro­ble­ma­ti­schen As­pek­ten an. Es zwingt die Ver­wal­tung und das Par­la­ment dazu, be­ste­hen­de Re­gu­lie­run­gen re­gel­mäs­sig zu über­prü­fen. Gleich­zei­tig be­wirkt es, dass nur noch Ge­set­ze bei aus­ge­wie­se­nem Be­darf er­las­sen wer­den. Im Grund­satz be­für­wor­tet eco­no­mie­su­is­se daher die An­wen­dung des «one-in-, one-out-Prin­zips» im Ge­setz­ge­bungs­pro­zess. 

Schwä­chen in der Um­set­zungs­pha­se be­he­ben
Der In­itia­tiv­text ver­fügt über Schwä­chen. So ist un­klar, wie die Gleich­wer­tig­keit von Re­ge­lun­gen im Ein­zel­fall be­stimmt wird. Eben­so ist nicht fest­ge­hal­ten, wel­che in­halt­li­chen Ge­mein­sam­kei­ten die Nor­men auf­wei­sen müs­sen. Dies er­mög­licht Schlupf­lö­cher und stellt die Wirk­sam­keit des Prin­zips in­fra­ge. Gleich­zei­tig ist die Re­ge­lung in der vor­ge­schla­ge­nen Form zu starr. Eine ab­so­lu­te Ver­an­ke­rung des Prin­zips würde die Fle­xi­bi­li­tät des Ge­setz­ge­bers ein­schrän­ken und zu einem Mehr an ad­mi­nis­tra­ti­vem Auf­wand füh­ren. 

Das «one-in-, one-out-Prin­zip» ist so zu in­sti­tu­tio­na­li­sie­ren, dass es ge­zielt und prä­zi­se als In­stru­ment in­ner­halb der ein­zel­nen Re­gu­lie­rungs­be­rei­che ein­ge­setzt wer­den kann. Eine Mög­lich­keit be­stün­de darin, dass zu­sam­men mit der Re­gu­lie­rungs­fol­gen­ab­schät­zung vor­ge­schla­gen wird, wel­che be­ste­hen­den und sach­lich ver­wand­ten Re­gu­lie­run­gen gleich­zei­tig ab­ge­baut wer­den kön­nen. Das Par­la­ment würde diese Vor­schlä­ge be­ra­ten und sie bei Be­darf an­pas­sen. Im Vor­der­grund steht, dass die Fol­gen­ab­schät­zung un­ab­hän­gig und ob­jek­tiv er­folgt.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat sich in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Zweitrat mit der Vor­prü­fung der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve be­fasst. Mit 22 zu 19 Stim­men hat die klei­ne Kam­mer be­schlos­sen, der In­itia­ti­ve keine Folge zu geben. Die Geg­ner ar­gu­men­tier­ten, dass der Nut­zen der Re­gu­lie­rungs­brem­se den ad­mi­nis­tra­ti­ven Mehr­auf­wand nicht zu recht­fer­ti­gen ver­mö­ge. Sie ap­pel­lier­ten statt­des­sen an den Rat, frei­wil­lig auf neue, un­nö­ti­ge Vor­schrif­ten zu ver­zich­ten.

Der Na­tio­nal­rat gab der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve in der Som­mer­ses­si­on 2017 mit 87 zu 85 Stim­men bei 9 Ent­hal­tun­gen Folge.

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass die Chan­ce ver­passt wurde, eine Regel gegen über­bor­den­de Re­gu­lie­run­gen zu in­sti­tu­tio­na­li­sie­ren. Die Geg­ner der par­la­men­ta­ri­schen In­itia­ti­ve müs­sen sich jetzt daran mes­sen las­sen, ob der pro­pa­gier­te frei­wil­li­ge Ver­zicht auf neue, un­nö­ti­ge Vor­schrif­ten ge­lin­gen wird.

Stän­de­rat will keine Auf­wei­chung der Schul­den­brem­se

Die Mo­ti­on be­auf­tragt den Bun­des­rat, die Schul­den­brem­se im Ge­setz so zu prä­zi­sie­ren, dass eine Auf­wei­chung der bis­he­ri­gen Re­ge­lung aus­ge­schlos­sen ist. Hin­ter­grund des Vor­stos­ses sind Re­form­be­stre­bun­gen des Bun­des­rats: Struk­tu­rel­le Über­schüs­se im Bun­des­haus­halt sol­len nicht mehr zwin­gend für den Schul­den­ab­bau ein­ge­setzt wer­den, son­dern für Mehr­aus­ga­ben zur Ver­fü­gung ste­hen. 

Die Schul­den­brem­se schreibt vor, dass die Aus­ga­ben des Bun­des über den Kon­junk­tur­zy­klus nicht grös­ser sein dür­fen als seine Ein­nah­men. Über- und Nicht­er­fül­lun­gen der Schul­den­brem­se wer­den auf dem Aus­gleichs­kon­to ver­zeich­net. De­fi­zi­te müs­sen durch Ein­spa­run­gen im or­dent­li­chen Bud­get ab­ge­tra­gen wer­den. Struk­tu­rel­le Über­schüs­se wer­den für den Schul­den­ab­bau ver­wen­det. Da die­ser Me­cha­nis­mus seit Län­ge­rem kri­ti­siert wird, hat der Bun­des­rat im ver­gan­ge­nen Jahr eine Ex­per­ten­grup­pe be­auf­tragt, An­pas­sun­gen zu prü­fen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Mo­ti­on. Die Schul­den­brem­se ist ein fi­nanz­po­li­tisch er­folg­rei­ches In­stru­ment. Eine Auf­wei­chung der gel­ten­den Re­ge­lung soll darum ver­hin­dert wer­den. 

Er­folgs­fak­tor für eine nach­hal­ti­ge Fi­nanz­po­li­tik
Die Schul­den­brem­se ist für die Schweiz ein fi­nanz­po­li­ti­scher Er­folgs­fak­tor. Sie hat es er­mög­licht, die Bun­des­schul­den zu sta­bi­li­sie­ren, nach­dem diese zwi­schen 1990 und 2005 von 38 auf über 120 Mil­li­ar­den Fran­ken ge­stie­gen waren. Ab 2006 konn­ten die Schul­den dank Schul­den­brem­se und Wirt­schafts­wachs­tum suk­zes­si­ve um ins­ge­samt rund 20 Mil­li­ar­den Fran­ken ab­ge­baut wer­den. Eine Auf­wei­chung die­ser er­folg­rei­chen Schul­den­brem­se lehnt die Wirt­schaft ab. 

Die Schul­den­brem­se ist gut so, wie sie ist
Die Schul­den­brem­se ist ver­bind­lich und trans­pa­rent. Sie er­mög­licht damit eine kon­ti­nu­ier­li­che, be­re­chen­ba­re Fi­nanz­po­li­tik. Laut Be­richt der «Ex­per­ten­grup­pe Schul­den­brem­se» gibt es ak­tu­ell kei­nen An­lass, Än­de­run­gen vor­zu­neh­men. Das Fi­nanz­de­par­te­ment hat neue Me­cha­nis­men ein­ge­führt, damit es in Zu­kunft zu we­ni­ger un­er­war­te­ten Über­schüs­sen kommt. Falls es in den nächs­ten Jah­ren den­noch zu «nach­hal­ti­gen und be­trächt­li­chen» Bud­ge­tun­ter­schrei­tun­gen kom­men soll­te, sei dies ein Zei­chen für eine zu hohe Steu­er­be­las­tung. Somit wäre eher eine Steu­er­re­duk­ti­on in Be­tracht zu zie­hen, als eine Er­hö­hung der Aus­ga­ben.

Schul­den­ab­bau wei­ter­ver­fol­gen 
Schul­den stel­len eine Last für künf­ti­ge Ge­ne­ra­tio­nen dar und ver­ur­sa­chen Zins­kos­ten. Weil die Schul­den und damit der Zins­auf­wand ab­ge­baut wur­den, konn­ten beim Bund neue fi­nan­zi­el­le Spiel­räu­me von 800 Mil­lio­nen Frann­ken ge­schaf­fen wer­den. Das Geld steht dem Bund für an­de­re Auf­ga­ben blei­bend zur Ver­fü­gung. Bei struk­tu­rel­len Über­schüs­se er­mög­licht es die heu­ti­ge Re­ge­lung, die Schul­den­last beim Bund nicht nur zu sta­bi­li­sie­ren, son­dern auch ab­zu­bau­en. 

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Som­mer­ses­si­on 2018 er­neut be­han­delt. Mit 34 zu 9 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung be­schloss der Stän­de­rat im Herbst 2017, den Ex­per­ten­be­richt ab­zu­war­ten und die Be­hand­lung zu sis­tie­ren. Die klei­ne Kam­mer ist im zwei­ten An­lauf mit 23 zu 21 Stim­men dem Na­tio­nal­rat ge­folgt und hat die Mo­ti­on an­ge­nom­men.

Der Na­tio­nal­rat stimm­te der Mo­ti­on als Er­strat in der Win­ter­ses­si­on 2016 mit 94 zu 86 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen zu.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­dung des Stän­de­rats. Damit wird ein wich­ti­ges Zei­chen für die kon­se­quen­te Wei­ter­füh­rung des Schul­den­ab­baus ge­setzt.

Stän­de­rat will Do­mi­zil­pflicht für so­zia­le Netz­wer­ke ein­füh­ren

Die Kom­mis­si­ons­mo­ti­on ver­langt, dass so­zia­le Netz­wer­ke, die sich mit ihren Dienst­leis­tun­gen an Schwei­zer Kon­su­men­ten rich­ten, über eine Ver­tre­tung oder ein Zu­stell­do­mi­zil in der Schweiz ver­fü­gen. Sie sol­len als An­sprech­part­ner für die schwei­ze­ri­schen Be­hör­den die­nen und den Kon­su­men­ten die ein­fa­che Ein­rei­chung von Be­an­stan­dun­gen er­mög­li­chen. 

Aus­ser­dem soll die Schweiz auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene aktiv dar­auf hin­wir­ken, eine Lö­sung für das Pro­blem der Rechts­durch­set­zung im In­ter­net zu er­zie­len. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt eine Do­mi­zil­pflicht für so­zia­le Netz­wer­ke ab. Ent­we­der wäre diese wir­kungs­los oder würde zu un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Sank­tio­nen füh­ren, was aus rechts­staat­li­chen Über­le­gun­gen ab­zu­leh­nen ist. Eine Do­mi­zil­pflicht ist nicht der rich­ti­ge An­satz und löst keine Pro­ble­me.

Be­ste­hen­der Rechts­rah­men aus­rei­chend
Die Di­gi­ta­li­sie­rung wirft neue recht­li­che und po­li­ti­sche Fra­gen auf, die sich nicht in alte Denk­mus­ter zwän­gen las­sen. Das Ter­ri­to­ria­li­täts­prin­zip stösst dabei an seine Gren­zen, was ver­mehrt zu po­li­ti­schem und le­gis­la­ti­vem Ak­tio­nis­mus führt. Zur Lö­sung all­fäl­li­ger Pro­ble­me, die sich durch die Di­gi­ta­li­sie­rung stel­len, braucht es je­doch meis­tens keine neuen Vor­schrif­ten und Ge­set­ze, son­dern eine zeit­ge­mäs­se Um­set­zung des best­se­hen­den Rechts­rah­mens. Bevor der Ge­setz­ge­ber eine Do­mi­zil­pflicht für so­zia­le Netz­wer­ke ein­führt, soll­te zu­erst ge­klärt wer­den, ob hier­für über­haupt Be­darf be­steht. Dies ist zu ver­nei­nen, weil das Ziel der Mo­ti­on (recht­li­cher Zu­griff auf aus­län­di­sche Un­ter­neh­men) auch im be­ste­hen­den Rechts­rah­men er­reicht wer­den kann.

Ein­fa­che­re und kos­ten­güns­ti­ge­re Lö­sun­gen prü­fen
Für Markt­ein­stei­ger stellt die Do­mi­zil­pflicht ein nicht zu un­ter­schät­zen­des Er­schwer­nis dar. Sie ste­hen vor der Ent­schei­dung, ent­we­der auf eine Ge­schäfts­tä­tig­keit in der Schweiz zu ver­zich­ten, oder einen er­heb­li­chen Mehr­auf­wand in Kauf zu neh­men. Ein prak­ti­ka­bler und für die Be­trof­fe­nen kos­ten­güns­ti­ger An­satz wäre zum Bei­spiel eine in­ter­na­tio­na­le In­ter­net-Go­ver­nan­ce mit funk­tio­nie­ren­den Schlich­tungs­in­stru­men­ten, ana­log des Do­main-Dis­pu­te-Ver­fah­rens der Welt­or­ga­ni­sa­ti­on für geis­ti­ges Ei­gen­tum.

Un­kla­re Kon­se­quen­zen, wenn Ver­tre­tung oder Zu­stell­do­mi­zil in der Schweiz fehlt
Es stellt sich auch die Frage, wie eine Do­mi­zil­pflicht durch­ge­setzt wer­den kann. Fi­nan­zi­el­le Sank­tio­nen wie Bus­sen wären nicht durch­setz­bar, so­lan­ge eine Ver­tre­tung oder ein Zu­stell­do­mi­zil in der Schweiz fehlt. Staat­lich ver­füg­te Netz­sper­ren für so­zia­le Netz­wer­ke, die sich den Vor­schrif­ten wi­der­set­zen, sind aus grund­sätz­li­chen Über­le­gun­gen ab­zu­leh­nen. Sie grei­fen in die In­for­ma­ti­ons- und Wirt­schafts­frei­heit ein und ste­hen im Wi­der­spruch zu einer of­fe­nen Netz­in­fra­struk­tur, die zur Er­brin­gung von web­ba­sier­ten Dienst­leis­tun­gen be­nö­tigt wird. Über­dies sind sie wenig wirk­sam, weil sie re­la­tiv ein­fach um­gan­gen wer­den kön­nen. 

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Som­mers­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt und still­schwei­gend an­ge­nom­men.

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert den Ent­scheid des Stän­de­rats. Es ist zu hof­fen, dass der Na­tio­nal­rat die Ent­schei­dung der klei­nen Kam­mer kor­ri­gie­ren wird.

Stän­de­rat spricht sich klar gegen eine Rück­kehr zur Milch­kon­tin­gen­tie­rung aus 

Das Land­wirt­schafts­ge­setz (LwG) er­klärt die För­de­rung der Qua­li­tät und des Ab­sat­zes sowie die An­pas­sung der Pro­duk­ti­on und des An­ge­bots an die Er­for­der­nis­se des Mark­tes zur Sache der Bran­chen­or­ga­ni­sa­tio­nen. Sie kön­nen zu die­sem Zweck Stan­dard­ver­trä­ge aus­ar­bei­ten. Die Bran­chen­or­ga­ni­sa­ti­on Milch (BO Milch) hat in die­sem Rah­men den Milch­markt seg­men­tiert: Milch des A-Seg­ments für den ge­schütz­ten In­land­markt, Milch des B-Seg­ments für Milch­pro­duk­te ohne Grenz­schutz und Milch des C-Seg­ments für den Ex­port auf den Welt­markt.

Die Stan­des­in­itia­ti­ve 17.301 des Kan­tons Frei­burg ver­langt, dass die Men­gen und die Ver­tei­lung in den ver­schie­de­nen Seg­men­ten (A-, B-, C-Seg­ment) neu für min­des­tens sechs Mo­na­te und die Prei­se für min­des­tens drei Mo­na­te fest­ge­legt wer­den. Eine Klau­sel soll eine all­fäl­li­ge An­pas­sung der Prei­se für die ver­blei­ben­de Ver­trags­dau­er re­geln. Zu die­sem Zweck sol­len die Vor­schrif­ten des LwG über den Stan­dard­ver­trag im Milch­sek­tor an­ge­passt wer­den.

Die Stan­des­in­itia­ti­ve 17.310 des Kan­tons Genf ver­langt, dass die Steue­rung der Milch­pro­duk­ti­on und der Milch­prei­se für die Bran­chen­or­ga­ni­sa­tio­nen, Ab­neh­mer und Ver­ar­bei­ter all­ge­mein­ver­bind­lich ge­re­gelt wird. Das er­klär­te Ziel be­steht darin, für jedes Milch­jahr Trans­pa­renz in die Pro­duk­ti­ons­men­gen und die Pro­duk­ti­ons­pla­nung zu brin­gen.

Die Mo­ti­on 16.3329 be­auf­tragt den Bun­des­rat, die BO Milch zu ver­pflich­ten, die Milch­men­gen tat­säch­lich zu steu­ern. Zu die­sem Zweck soll der Bun­des­rat Re­geln pro Ver­ar­bei­ter oder Pro­du­zen­ten­or­ga­ni­sa­ti­on in Bezug auf die Men­gen und die für ein Jahr gel­ten­den Ver­trags­prei­se fest­le­gen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die drei land­wirt­schaft­li­chen Vor­stös­se ab. 

Be­ste­hen­de Mög­lich­kei­ten aus­schöp­fen – auf neue, star­re Vor­schrif­ten ver­zich­ten
eco­no­mie­su­is­se an­er­kennt, dass die Ver­läss­lich­keit von Ver­ein­ba­run­gen über Milch­men­gen und Milch­prei­se für die Pla­nungs­si­cher­heit auf allen Stu­fen der Wert­schöp­fungs­ket­te wich­tig ist. Gleich­zei­tig müs­sen die Milch­ver­ar­bei­ter und die Milch­pro­du­zen­ten in der Lage sein, die Men­gen und Prei­se in nütz­li­cher Frist an ver­än­der­te Ver­hält­nis­se an­pas­sen zu kön­nen. Das gel­ten­de Recht trägt dies­be­züg­lich den ver­schie­de­nen In­ter­es­sen hin­rei­chend Rech­nung. Die Mög­lich­keit, dass der Bun­des­rat auf Be­geh­ren der BO Milch Stan­dard­ver­trä­ge ge­stützt auf Ar­ti­kel 37 LwG all­ge­mein­ver­bind­lich er­klä­ren kann, reicht zum Schutz der In­ter­es­sen der Milch­pro­du­zen­ten aus. Neue, star­re Vor­schrif­ten, wie sie die vor­lie­gen­den Vor­stös­se ver­lan­gen, sind darum ab­zu­leh­nen. Sie ste­hen im Wi­der­spruch zu der im Ar­ti­kel 104 der Bun­des­ver­fas­sung (BV) wie auch im neuen Ar­ti­kel 104a BV ge­for­der­ten Markt­aus­rich­tung der Land­wirt­schaft.

Keine neuen staat­li­chen Men­gen­be­schrän­kun­gen
Die Schwei­zer Land­wirt­schaft hat sich seit der Ein­füh­rung der ein­zel­be­trieb­li­chen Milch­kon­tin­gen­tie­rung im Jahr 1977 er­heb­lich wei­ter­ent­wi­ckelt. Die Li­be­ra­li­sie­rung des Kä­se­mark­tes ist eine Er­folgs­sto­ry: Die Ex­por­te haben seit 2002 um 25 Pro­zent zu­ge­nom­men. Diese Ex­por­te sind aber auch eine Not­wen­dig­keit, da die pro­du­zier­te Milch­men­ge die Ab­satz­mög­lich­kei­ten im In­land über­steigt. Die Pro­du­zen­ten und Ver­ar­bei­ter müs­sen des­halb im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb be­ste­hen kön­nen. Sie be­nö­ti­gen mit­tel- bis lang­fris­tig eine Fle­xi­bi­li­sie­rung und keine neuen zen­tra­len Men­gen­steue­run­gen. 

Milch­men­gen und Milch­prei­se sol­len von den Ver­ar­bei­tern und Pro­du­zen­ten im Rah­men der gel­ten­den Vor­schrif­ten des LwG ver­trag­lich ver­ein­bart wer­den. Wei­ter­ge­hen­de staat­li­che Ein­grif­fe in die Preis­bil­dung und Men­gen­be­schrän­kun­gen sind ab­zu­leh­nen. Sie wür­den ein­zig neue Milch­se­en und But­ter­ber­ge schaf­fen. Wenn die Milch­prei­se wie in der Ver­gan­gen­heit zu gross­zü­gig fest­ge­legt wer­den, so wird die Land­wirt­schaft für einen Teil der Milch im In­land keine Ab­neh­mer fin­den. Da Ex­port­sub­ven­tio­nen nicht mehr er­laubt sind, könn­ten die zu teu­ren Milch­pro­duk­te im Ex­port nicht ge­winn­brin­gend ver­kauft wer­den. Lang­fris­tig kann auch die Land­wirt­schaft nicht der Er­kennt­nis ent­flie­hen, dass grös­se­re Men­gen tie­fe­re Prei­se bzw. klei­ne­re Men­gen hö­he­re Prei­se be­deu­ten.

Vor­schlä­ge der Agrar­po­li­tik 22+ ab­war­ten
Die Vor­stös­se sind aus­ser­dem aus einem an­de­ren Grund ab­zu­leh­nen: Der Bun­des­rat wird vor­aus­sicht­lich im Jahr 2019 die Bot­schaft zur Agrar­po­li­tik 22+ (AP 22+) un­ter­brei­ten. eco­no­mie­su­is­se teilt die An­sicht der stän­de­rät­li­chen Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben (WAK-S), dass die Aus­rich­tung der Milch­bran­che nicht vor­her dis­ku­tiert wer­den soll­te. Es wäre vor­ei­lig und po­li­tisch un­klug, zum jet­zi­gen Zeit­punkt neue Mass­nah­men auf dem Milch­markt zu be­schlies­sen, wenn im Zu­sam­men­hang mit der AP 22+ grund­le­gen­de Ent­schei­dun­gen über die Aus­rich­tung der Agrar­po­li­tik an­ste­hen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Stan­des­in­itia­ti­ven 17.301 und 17.310 in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Die klei­ne Kam­mer ist dabei der WAK-S ge­folgt und hat die bei­den Stan­des­in­itia­ti­ven ab­ge­lehnt. Die Mo­ti­on 16.3329 hat der Stän­de­rat in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­ra­ten und eben­falls dis­kus­si­ons­los ab­ge­lehnt.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Ent­scheid des Stän­de­rats. Die klei­ne Kam­mer hat einer Rück­kehr zur Milch­kon­tin­gen­tie­rung eine klare Ab­sa­ge er­teilt. Statt neuer, star­rer Vor­schrif­ten soll­te das Par­la­ment eine Er­schlies­sung neuer Märk­te ins Auge fas­sen. Nur so lässt sich die Si­tua­ti­on der Milch­pro­du­zen­ten nach­hal­tig ver­bes­sern.

Stän­de­rat lässt In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len ver­tieft prü­fen

Die Mo­ti­on ver­langt vom Bun­des­rat, dass er die ge­setz­li­chen Grund­la­gen für eine In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le aus­län­di­scher Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in Schwei­zer Un­ter­neh­men schafft. Kon­kret vor­ge­schla­gen wird, dass der Bun­des­rat eine Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de für die der In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le un­ter­wor­fe­nen Ge­schäf­te ein­setzt.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len aus grund­sätz­li­chen Über­le­gun­gen ab.

Aus­län­di­sche In­ves­ti­tio­nen brin­gen der Schweiz zahl­rei­che Vor­tei­le
Aus­län­di­sche Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen schaf­fen oder si­chern 1,29 Mil­lio­nen Ar­beits­plät­ze in der Schweiz und tra­gen somit zum Wohl­stand un­se­res Lan­des bei. Ge­gen­wär­tig wei­sen zahl­rei­che Un­ter­neh­men ein mehr­heit­lich in­ter­na­tio­na­les Ak­tio­na­ri­at auf. Dazu zäh­len auch die gröss­ten an der Schwei­zer Börse ko­tier­ten Un­ter­neh­men. Die An­tei­le daran sind über­wie­gend in aus­län­di­schem Be­sitz, ohne dass den In­ter­es­sen des Lan­des oder der Be­schäf­tig­ten ein Nach­teil ent­ste­hen würde. Sek­to­ren, in denen Über­nah­men durch aus­län­di­sche In­ves­to­ren aus si­cher­heits- oder ver­sor­gungs­po­li­ti­schen Grün­den kri­tisch sein könn­ten, sind nach gel­ten­dem Recht be­reits aus­rei­chend ge­schützt. Wei­ter­ge­hen­de Ein­schrän­kun­gen zum Schutz von Ba­sis­dienst­leis­tun­gen oder In­dus­trie­zwei­gen sind nicht er­for­der­lich, son­dern pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­viert. Die auf­ge­führ­ten Vor­tei­le wären akut ge­fähr­det, wenn die Schweiz aus­län­di­sche Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen ein­sei­tig ein­schrän­ken würde.

Schweiz ge­hört zu den gröss­ten Di­rekt­in­ves­to­ren im Aus­land
Im Pro-Kopf-Ver­gleich zählt die Schweiz zu den gröss­ten aus­län­di­schen Di­rekt­in­ves­to­ren welt­weit. Schwei­zer Un­ter­neh­men schaf­fen vor Ort Ar­beits­plät­ze und Wert­schöp­fung. Nicht nur das Aus­land pro­fi­tiert von Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen, son­dern auch die Schweiz bzw. die Schwei­zer Un­ter­neh­men. Die Spe­zia­li­sie­rung auf Güter und Dienst­leis­tun­gen mit hoher Wert­schöp­fung ist in der Schweiz nur dank dem Auf­bau glo­ba­ler Pro­duk­ti­ons­ket­ten mög­lich. So wei­sen Schwei­zer Un­ter­neh­men mit Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen im Aus­land hö­he­re Pro­duk­ti­vi­täts­ra­ten auf. Hinzu kommt, dass Schwei­zer Un­ter­neh­men Län­der­ri­si­ken damit ein­fa­cher aus­glei­chen kön­nen. 

Markt­zu­gang wäre ge­fähr­det
Wenn die Schweiz nun pro­tek­tio­nis­ti­sche Mass­nah­men zur Be­schrän­kung aus­län­di­scher In­ves­ti­tio­nen in Schwei­zer Un­ter­neh­men ein­füh­ren würde, würde unser Land in­ter­na­tio­nal an Glaub­wür­dig­keit ver­lie­ren. So hat sich die Schweiz immer für den un­ge­hin­der­ten Markt­zu­gang für Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen ein­ge­setzt. All­fäl­li­ge Ge­gen­mass­nah­men an­de­rer Staa­ten wären zudem äus­serst schäd­lich für die in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Schwei­zer Un­ter­neh­men. Da auch die At­trak­ti­vi­tät von Ak­ti­en­in­ves­ti­tio­nen in Schwei­zer Un­ter­neh­men Scha­den nähme, wür­den sie aus der dar­aus re­sul­tie­ren­den Tie­fer­be­wer­tung eher Über­nah­me­zie­le. Pro­tek­tio­nis­ti­sche Be­schrän­kun­gen aus­län­di­scher In­ves­ti­tio­nen in der Schweiz wür­den gar kon­tra­pro­duk­ti­ve Ef­fek­te aus­lö­sen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt und op­po­si­ti­ons­los ent­schie­den, die Mo­ti­on der zu­stän­di­gen Kom­mis­si­on zur Vor­prü­fung zu­zu­wei­sen.

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass der Stän­de­rat die Schäd­lich­keit von In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz nicht so­fort er­kannt hat. Es ist zu hof­fen, dass die klei­ne Kam­mer nach einer ein­ge­hen­den Vor­prü­fung die­ser Mass­nah­men davon Ab­stand neh­men wird.

Stän­de­rat will keine ver­schärf­ten Be­din­gun­gen für Fi­nanz­hil­fen an Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen

Die Mo­ti­on ver­langt eine Prä­zi­sie­rung der ge­setz­li­chen Grund­la­gen für die Ge­wäh­rung von Fi­nanz­hil­fen an Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen. Die Fi­nanz­hil­fen sol­len nur Or­ga­ni­sa­tio­nen ge­währt wer­den, wel­che aus­schliess­lich ob­jek­ti­ve und fach­ge­rech­te Kon­su­men­ten­in­for­ma­ti­on be­trei­ben, Pro­duk­te­tests durch­füh­ren und Ver­ein­ba­run­gen über De­kla­ra­tio­nen aus­han­deln. Eine Ver­wen­dung der öf­fent­li­chen Mit­tel für das Ver­fol­gen po­li­ti­scher Ziele soll damit künf­tig aus­ge­schlos­sen wer­den.

Die Fi­nanz­hil­fen an die Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen haben ihre Grund­la­ge im Kon­su­men­ten­in­for­ma­ti­ons­ge­setz vom 5. Ok­to­ber 1990 (KIG). Der Bund kann Fi­nanz­hil­fen für die ob­jek­ti­ve und fach­ge­rech­te In­for­ma­ti­on in ge­druck­ten oder in elek­tro­ni­schen Me­di­en ge­wäh­ren. Fer­ner kann er die Durch­füh­rung ver­glei­chen­der Tests über we­sent­li­che und ein­deu­tig er­fass­ba­re Ei­gen­schaf­ten von Waren und über den we­sent­li­chen In­halt von Dienst­leis­tun­gen un­ter­stüt­zen. Aus­ser­dem kann der Bund Fi­nanz­hil­fen für das Aus­han­deln von Ver­ein­ba­run­gen über De­kla­ra­tio­nen ge­wäh­ren.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Mo­ti­on.

Zweck­ge­bun­de­ne Fi­nanz­hil­fen nicht für po­li­ti­sche Kam­pa­gnen miss­brau­chen
Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen über­neh­men heute zu­neh­mend po­li­ti­sche Auf­ga­ben und ver­fol­gen po­li­ti­sche Ziele. Ge­mäss den Aus­füh­run­gen der Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen wer­den dabei auf­grund des Prin­zips der Mit­tel­bin­dung die Mit­tel aus der Fi­nanz­hil­fe nicht für ihr po­li­ti­sches En­ga­ge­ment ein­ge­setzt. Für Aus­sen­ste­hen­de kommt es je­doch zu einer Ver­mi­schung. In ihrer po­li­ti­schen Funk­ti­on tre­ten die Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen näm­lich mit ihrem je­wei­li­gen Namen auf, ohne De­kla­ra­ti­on, woher die Mit­tel für eine spe­zi­fi­sche Ak­ti­on stam­men. 

Die mass­geb­li­chen Ge­set­zes­be­stim­mun­gen im KIG gren­zen die Mit­tel­ver­wen­dung klar ein. Nicht vor­ge­se­hen ist eine Ver­wen­dung für po­li­ti­sche Kam­pa­gnen. Eine ef­fek­ti­ve Kon­trol­le, wofür die Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen die Fi­nanz­hil­fen ver­wen­den, ist bis­her aber kaum mög­lich. In Zu­kunft ist darum si­cher­zu­stel­len, dass zweck­ge­bun­de­ne Fi­nanz­hil­fen nicht an­der­wei­tig ein­ge­setzt wer­den.

Rück­be­sin­nung auf den Kon­su­men­ten­schutz
Die Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen pro­fi­tie­ren im po­li­ti­schen Pro­zess von ihrem «guten Ruf», den sie gröss­ten­teils durch den Kon­su­men­ten­schutz er­ar­bei­ten kön­nen – mit­hil­fe der staat­li­chen Fi­nanz­hil­fen. Eine Ver­mi­schung von po­li­ti­schem En­ga­ge­ment und staat­lich fi­nan­zier­tem Kon­su­men­ten­schutz muss ver­mie­den wer­den. Die Mo­ti­on würde die Kon­su­men­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen dazu an­hal­ten, sich wie­der auf ihre ei­gent­li­che Auf­ga­be zu fo­kus­sie­ren. Dies wäre nicht zu­letzt auch im In­ter­es­se der Kon­su­men­ten. So wür­den die Mit­tel wie­der zu 100 Pro­zent für ihre An­lie­gen ver­wen­det.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Zweitrat be­han­delt. Die klei­ne Kam­mer ist dem An­trag der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on ge­folgt und hat die Mo­ti­on ohne Ge­gen­stim­me ab­ge­lehnt.

Der Na­tio­nal­rat be­han­del­te die Mo­ti­on in der Herbst­ses­si­on 2016. Die gros­se Kam­mer stimm­te ihr mit 123 zu 58 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen zu.

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass der Stän­de­rat dem be­rech­tig­ten An­lie­gen der Mo­ti­on keine Be­ach­tung ge­schenkt hat. Es ist nun zu hof­fen, dass bei der Aus­rich­tung der Fi­nanz­hil­fen stär­ker auf die Ein­hal­tung der ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ge­ach­tet wird. 

Stän­de­rat er­schwert Wett­be­werbs­be­din­gun­gen für Fern­bus-An­ge­bo­te

Mit die­ser Vor­la­ge schlägt der Bun­des­rat Än­de­run­gen im Schwei­zer Ei­sen­bahn­sys­tem vor. Die­ses soll ef­fi­zi­en­ter und trans­pa­ren­ter wer­den und das Dis­kri­mi­nie­rungs­po­ten­zi­al zwi­schen Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehr, unter den Bahn­un­ter­neh­men sowie zwi­schen In­fra­struk­tur­be­trei­bern und Bahn­un­ter­neh­men ver­rin­gern. Ent­ge­gen den Emp­feh­lun­gen einer für die Vor­la­ge ein­ge­setz­ten Ex­per­ten­grup­pe will der Bun­des­rat für in­te­grier­te Bahn­un­ter­neh­men keine Hol­ding­struk­tur vor­se­hen. Sie sol­len wei­ter­hin gleich­zei­tig einen Teil des Schie­nen­net­zes un­ter­hal­ten und Trans­port­dienst­leis­tun­gen an­bie­ten. 

Än­de­run­gen be­an­tragt der Bun­des­rat bei der be­ste­hen­den Tras­sen­ver­ga­be­stel­le, wel­che die Nut­zung des Schie­nen­net­zes re­gelt. Sie soll in eine un­ab­hän­gi­ge öf­fent­li­che An­stalt um­ge­wan­delt wer­den und wei­te­re Kom­pe­ten­zen er­hal­ten. Aus­ser­dem soll das Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) neu de­fi­nie­ren kön­nen, wel­che Bahn­un­ter­neh­men be­stimm­te Sys­tem­auf­ga­ben über­neh­men und wie sie diese aus­zu­füh­ren haben («Sys­tem­füh­rer­schaft»). Um eine sol­che Sys­tem­auf­ga­be han­delt es sich zum Bei­spiel beim Be­trieb des Eu­ro­pean Train Con­trol Sys­tem (ETCS). Das BAV könn­te mit dem In­stru­ment der Sys­tem­füh­rer­schaft die Ta­rif­ge­stal­tung im Per­so­nen­ver­kehr ver­ein­heit­li­chen. Heute kön­nen die Kan­to­ne und Städ­te (Ver­kehrs­ver­bün­de) die Ta­ri­fe mass­geb­lich mit­be­stim­men und es be­steht keine Ver­pflich­tung zur Ko­or­di­na­ti­on zu­guns­ten des Ge­samt­sys­tems. 

Wei­ter sieht die Vor­la­ge vor, dass Ei­sen­bahn­un­ter­neh­men und An­schluss­gleis­be­trei­ber bei Ent­schei­den über In­fra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen und die Fahr­plan­pla­nung stär­ke­re Mit­wir­kungs­rech­te er­hal­ten. Aus­ser­dem soll die Schieds­kom­mis­si­on für den Ei­sen­bahn­ver­kehr in Rail­Com um­be­nannt wer­den und den Ei­sen­bahn­markt über­wa­chen sowie als Be­schwer­de­instanz die­nen. Schliess­lich ent­hält der Ge­set­zes­ent­wurf auch Be­stim­mun­gen, um die Pas­sa­gier­rech­te den Re­ge­lun­gen in der EU an­zu­pas­sen. Diese be­tref­fen vor allem Ver­spä­tun­gen und Zu­g­aus­fäl­le.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst grund­sätz­lich, dass die ge­setz­li­chen Grund­la­gen der Bahn­in­fra­struk­tur mo­der­ni­siert wer­den. 

Wett­be­werb stär­ken, wo die­ser ge­setz­lich vor­ge­se­hen ist
An­ders als der Per­so­nen­ver­kehr ist der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr seit der Bahn­re­form 1 voll­stän­dig li­be­ra­li­siert. Es gilt somit das Pa­ra­dig­ma des Wett­be­werbs. Die Ori­en­tie­rung am Wett­be­werb muss in den Zie­len und Auf­ga­ben der re­le­van­ten Be­hör­den kon­se­quent ab­ge­bil­det wer­den. Die Tras­sen­ver­ga­be­stel­le soll einen dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Netz­zu­gang ge­währ­leis­ten und die op­ti­ma­le Nut­zung der Schie­nen­ka­pa­zi­tä­ten er­mög­li­chen. 

Aus­ser­dem soll sie die Ent­wick­lung des Wett­be­werbs im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr för­dern. Hier­zu muss ei­ner­seits ihre ope­ra­ti­ve Tä­tig­keit ohne Ein­fluss ein­zel­ner Ei­sen­bahn­un­ter­neh­men statt­fin­den kön­nen. An­de­rer­seits ist die per­so­nel­le Un­ab­hän­gig­keit auf stra­te­gi­scher Ebene si­cher­zu­stel­len. Zu die­sem Zweck darf der Ver­wal­tungs­rat der Tras­sen­ver­ga­be­stel­le nicht durch die zu re­gu­lie­ren­den Markt­teil­neh­mer be­setzt wer­den. Eben­so soll die Wahr­neh­mung über­ge­ord­ne­ter Auf­ga­ben im Auf­trag des BAV dazu die­nen, die ge­sun­de Ent­wick­lung des Wett­be­werbs zu un­ter­stüt­zen. Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen kann der Schie­nen­gü­ter­ver­kehr sich nach­hal­tig, in sinn­vol­ler Ko­exis­tenz mit dem Per­so­nen­ver­kehr wei­ter­ent­wi­ckeln und den po­li­ti­schen An­sprü­chen (ins­be­son­de­re dem Ver­la­ge­rungs­ziel) ge­recht wer­den. 

Auf­ga­ben der re­le­van­ten Be­hör­den klar ab­gren­zen
Eine klare Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen den re­le­van­ten Be­hör­den (Tras­sen­ver­ga­be­stel­le, Rail­Com) ist ent­schei­dend für eine ef­fi­zi­en­te Or­ga­ni­sa­ti­on der Bahn­in­fra­struk­tur. Ihre Kom­pe­ten­zen sind ein­deu­tig ab­zu­gren­zen: Die Tras­sen­ver­ga­be­stel­le muss die Tras­sen­pla­nung und -ver­ga­be, den Netz­fahr­plan sowie die Bau­stel­len­pla­nung und die Kri­sen­or­ga­ni­sa­ti­on im Er­eig­nis­fall in ihrer Ho­heit haben. Die Rail­Com soll als Schlich­tungs­in­stanz bei Strei­tig­kei­ten ein­grei­fen. 

Bran­chen­ver­ein­ba­run­gen an­statt Sys­tem­füh­rer­schaf­ten 
An­schluss­gleis­be­trei­ber und SBB Cargo haben sich dar­auf ge­ei­nigt, die Mo­der­ni­sie­rung des Ein­zel­wa­gen­la­dungs­ver­kehrs nicht mit­tels ge­setz­lich ver­an­ker­ter Sys­tem­auf­trä­ge an­zu­ge­hen. Statt­des­sen wird auf Bran­chen­ver­ein­ba­run­gen ge­setzt. Aus Sicht der Wirt­schaft ist dies ein be­grüs­sens­wer­ter An­satz. Die ent­spre­chen­de, all­ge­mei­ne Ver­an­ke­rung der neuen Zu­sam­men­ar­beits­form («ge­mein­sa­me Leit­li­ni­en») soll im Gü­ter­trans­port­ge­setz fest­ge­hal­ten wer­den. Auf Sys­tem­füh­rer­schaf­ten ist im Gü­ter­ver­kehr damit gänz­lich zu ver­zich­ten.

Kein vor­ei­li­ger Pro­tek­tio­nis­mus im Per­so­nen­ver­kehr
Die vor­ge­schla­ge­ne Er­gän­zung des Ar­ti­kels 9 PBG will die An­for­de­run­gen für kon­zes­sio­nier­te Trans­port­un­ter­neh­men stark ver­schär­fen. Be­ste­hen­de An­ge­bo­te des öf­fent­li­chen Ver­kehrs wür­den weit­ge­hend vor dem Wett­be­werb ge­schützt. Dies ob­wohl be­reits der be­ste­hen­de Ar­ti­kel 9 PBG «wirt­schaft­lich nach­tei­li­ge Wett­be­werbs­ver­hält­nis­se» ver­hin­dert. Die be­an­trag­te Re­ge­lung zielt vor allem auf die immer mehr auf­kom­men­den Fern­bus­an­ge­bo­te ab. Sol­che An­ge­bo­te kön­nen das ÖV-Sys­tem er­gän­zen und des­sen Ef­fi­zi­enz stei­gern. Bei­spiels­wei­se könn­ten heute höchst un­ren­ta­ble Nacht­ver­bin­dun­gen der Bahn durch kos­ten­de­cken­de Bus­ver­bin­dun­gen er­gänzt wer­den. 

Der Mehr­heits­an­trag der Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen des Stän­de­rats (KVF-S) zeigt sich dies­be­züg­lich wenig zu­kunfts­ori­en­tiert. Er will eine fun­dier­te Dis­kus­si­on über das ge­wünsch­te Wett­be­werbs­ni­veau im öf­fent­li­chen Ver­kehr im Keim er­sti­cken, indem er pro­hi­bi­ti­ve Kon­zes­si­ons­an­for­de­run­gen ins Ge­setz auf­nimmt. Der Fokus scheint nicht auf einem mög­lichst at­trak­ti­ven Ge­samt­an­ge­bot für die Kon­su­men­ten zu lie­gen, son­dern auf Be­sitz­stands­wah­rung der ÖV-Bran­che. eco­no­mie­su­is­se spricht sich ent­schie­den gegen solch pro­tek­tio­nis­ti­sche Ten­den­zen aus und be­trach­tet einen der­art ein­schnei­den­den Rich­tungs­ent­scheid als ver­früht und un­an­ge­mes­sen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat sich in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Zweitrat mit die­ser Vor­la­ge aus­ein­an­der­ge­setzt. Mit 32 zu 10 Stim­men hat der Stän­de­rat ent­schie­den, der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on zu fol­gen und die Kon­kur­ren­zie­rung der Bahn durch Fern­bus­se er­heb­lich zu er­schwe­ren. Die Rats­mehr­heit kri­ti­sier­te die ver­meint­li­che Ro­si­nen­pi­cke­rei der Fern­bus­se. 

Der Stän­de­rat hat aus­ser­dem mit 27 zu 14 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen ab­ge­lehnt, die Fahr­pla­nung einer un­ab­hän­gi­gen Stel­le zu über­tra­gen. Die Mei­nung über­wog, dass das be­ste­hen­de Sys­tem funk­tio­nie­re und folg­lich nicht ge­än­dert wer­den solle. In der Ge­samt­ab­stim­mung nahm der Stän­de­rat die Vor­la­ge ein­stim­mig an. 

Der Na­tio­nal­rat be­han­del­te die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2018 als Er­strat. Die gros­se Kam­mer folg­te bis auf we­ni­ge Aus­nah­men dem Ent­wurf des Bun­des­rats. In der Ge­samt­ab­stim­mung nahm der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 178 zu 1 Stim­men bei 16 Ent­hal­tun­gen an. 

Das Par­la­ment wird vor­aus­sicht­lich in der Herbst­ses­si­on 2018 die Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung in An­griff neh­men.

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass sich der Stän­de­rat gegen den Wett­be­werb im Re­gio­nal­ver­kehr stellt und die Wett­be­werbs­be­din­gun­gen für Fern­bus-An­ge­bo­te ver­schlech­tert hat. Die Be­schlüs­se des Er­strats bil­de­ten einen guten Aus­gangs­punkt. Der Stän­de­rat hat einen Teil die­ser Be­schlüs­se wie­der rück­gän­gig ge­macht. Im In­ter­es­se eines ef­fi­zi­en­ten öf­fent­li­chen Ver­kehrs ist zu hof­fen, dass der Na­tio­nal­rat an sei­nen Be­schlüs­sen fest­hält.

Stän­de­rat ver­knüpft SV17 mit AHV-Fi­nan­zie­rung 

Mit der Steu­er­vor­la­ge 17 (SV17) soll die Un­ter­neh­mens­be­steue­rung in der Schweiz an die in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen an­ge­passt wer­den. Die gel­ten­de Rechts­la­ge führt für in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Un­ter­neh­men zu er­heb­li­cher Rechts­un­si­cher­heit und steu­er­li­chen Ri­si­ken (Dop­pel­be­steue­run­gen, steu­er­li­che Sank­tio­nen im Aus­land). Kon­kur­renz­staa­ten in­ves­tie­ren der­weil in ihre steu­er­li­che At­trak­ti­vi­tät. Will die Schweiz wei­ter­hin volks­wirt­schaft­lich und fi­nan­zi­ell von einem der welt­bes­ten Steu­er­stand­or­te pro­fi­tie­ren, sind An­pas­sun­gen un­ver­meid­bar und drin­gend. 

Die SV17 ver­folgt drei Ziele. Sie soll wett­be­werbs­fä­hi­ge steu­er­li­che Rah­men­be­din­gun­gen si­chern. Zwei­tens soll sie die in­ter­na­tio­na­le Ak­zep­tanz des Steu­er­rechts wie­der­her­stel­len und drit­tens die fi­nan­zi­el­le Er­gie­big­keit der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung er­hal­ten. 

Zu den kon­kre­ten steu­er­po­li­ti­schen Mass­nah­men der SV17 zählt die Auf­he­bung der in­ter­na­tio­nal kri­ti­sier­ten Re­ge­lun­gen für kan­to­na­le Sta­tus­ge­sell­schaf­ten. Er­satz­mass­nah­men sind eine kan­to­na­le Pa­tent­box und zu­sätz­li­che Ab­zü­ge für For­schungs- und Ent­wick­lungs­aus­ga­ben, wel­che die Kan­to­ne bis zu einer be­stimm­ten Höhe vor­se­hen kön­nen. Über alle In­stru­men­te (inkl. Über­gangs­mass­nah­men) ist eine Min­dest­be­steue­rung (Ent­las­tungs­be­gren­zung) vor­ge­schrie­ben. 

Zur fi­nanz­po­li­ti­schen Un­ter­stüt­zung der Kan­to­ne soll der kan­to­na­le An­teil an der di­rek­ten Bun­des­steu­er von 17 auf 21,2 Pro­zent er­höht wer­den. Damit er­hal­ten die Kan­to­ne zu­sätz­li­che Mit­tel von rund 990 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr. Im Wei­te­ren wird der Fi­nanz­aus­gleich des Bun­des an die neuen steu­er­po­li­ti­schen Rea­li­tä­ten an­ge­passt. Wich­ti­ge Mass­nah­men sind eine neue Ge­wich­tung der Un­ter­neh­mens­ge­win­ne im Res­sour­cen­aus­gleich und ein tem­po­rä­rer Er­gän­zungs­bei­trag für res­sour­cen­schwa­che Kan­to­ne.

Als Ge­gen­fi­nan­zie­rung vor­ge­se­hen ist eine Er­hö­hung der Di­vi­den­den­be­steue­rung. Di­vi­den­den aus qua­li­fi­zier­ten Be­tei­li­gun­gen sol­len beim Bund künf­tig zu 70 statt wie heute zu 60 Pro­zent be­steu­ert wer­den. Zudem sieht der Bun­des­rat eine Min­dest­be­steue­rung der Di­vi­den­den in den Kan­to­nen von 70 Pro­zent vor. Als so­zia­le Be­gleit­mass­nah­me will der Bun­des­rat die vom Bund vor­ge­ge­be­nen Min­dest­an­sät­ze der Fa­mi­li­en­zu­la­gen um 30 Fran­ken er­hö­hen.

Mit Blick auf die fi­nanz­po­li­ti­schen Aus­wir­kun­gen der SV17 un­ter­schei­det der Bun­des­rat zwi­schen einer kurz­fris­ti­gen, sta­ti­schen und einer län­ger­fris­ti­gen, dy­na­mi­schen Sicht­wei­se. Kurz­fris­tig rech­net der Bun­des­rat mit Min­der­ein­nah­men, die im ak­tu­el­len Fi­nanz­plan be­reits ein­ge­plant sind. Mit der SV17 kön­nen aber deut­lich hö­he­re Ver­lus­te ver­mie­den und län­ger­fris­tig sub­stan­zi­el­le Mehr­ein­nah­men er­zielt wer­den. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se er­ach­tet die Re­form des Un­ter­neh­mens­steu­er­rechts als dring­lich. Das Kon­zept der Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben des Stän­de­rats (WAK-S) bil­det eine gute Grund­la­ge für eine po­li­tisch breit ab­ge­stütz­te Vor­la­ge. Darum emp­fiehlt eco­no­mie­su­is­se, die Vor­la­ge ge­mäss den Mehr­heits­an­trä­gen der WAK-S an­zu­neh­men. 

Wei­te­re Ver­zö­ge­run­gen oder er­neu­tes Schei­tern un­be­dingt ver­mei­den
Ak­tu­el­le Re­for­men be­deu­ten­der Staa­ten (USA, Gross­bri­tan­ni­en) füh­ren zu einer spür­ba­ren Ver­schär­fung des in­ter­na­tio­na­len Steu­er­wett­be­werbs. Gleich­zei­tig steht die Schweiz be­tref­fend Ab­schaf­fung nicht län­ger ak­zep­tier­ter Steu­er­re­gimes unter in­ter­na­tio­na­ler Be­ob­ach­tung. Mass­nah­men der Schweiz wer­den bis spä­tes­tens Ende des lau­fen­den Jah­res er­war­tet. 

Eine er­neu­te Ver­zö­ge­rung oder gar ein Schei­tern hätte gra­vie­ren­de Kon­se­quen­zen für die Schweiz. In­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Un­ter­neh­men müss­ten mit steu­er­li­chen Ge­gen­mass­nah­men aus­län­di­scher Staa­ten in nicht vor­her­seh­ba­rem Aus­mass rech­nen. Das Ri­si­ko von Dop­pel­be­steue­run­gen sowie damit ein­her­ge­hen­de Rechts- und Pla­nungs­un­si­cher­hei­ten wür­den die In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit in un­se­rem Land mas­siv be­ein­träch­ti­gen. Be­trof­fe­ne Un­ter­neh­men wären ge­zwun­gen, ihren steu­er­li­chen Sta­tus sowie die Struk­tu­ren in der Schweiz an­zu­pas­sen. Zehn­tau­sen­de Ar­beits­plät­ze und Mil­li­ar­den an Steu­er­ein­nah­men ste­hen auf dem Spiel.

Kan­to­na­le Frei­räu­me wer­den er­hal­ten
Die SV17 er­laubt den Kan­to­nen, den Weg­fall der um­strit­te­nen Steu­er­pri­vi­le­gi­en auf­zu­fan­gen. Kan­to­na­le Un­ter­schie­de ver­lan­gen dabei dif­fe­ren­zier­te steu­er­li­che Lö­sun­gen. Ge­ra­de für Kan­to­ne mit ge­ne­rell hö­he­ren Ge­winn­steu­er­sät­zen sind neue Steu­er­in­stru­men­te wich­tig. Durch Son­der­re­ge­lun­gen kön­nen wett­be­werbs­fä­hi­ge steu­er­li­che Rah­men­be­din­gun­gen ge­zielt für mo­bi­le Er­trä­ge ge­si­chert wer­den. Im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb sind die Kan­to­ne auf gleich lange Spies­se an­ge­wie­sen. 

In Kon­kur­renz­stand­or­ten an­ge­wen­de­te und in­ter­na­tio­nal ak­zep­tier­te Son­der­re­ge­lun­gen sol­len ihnen eben­falls zur Ver­fü­gung ste­hen. Zu be­grüs­sen ist des­halb, dass die WAK-S ge­mäss ihrem Be­schluss einen Abzug auf Ei­gen­fi­nan­zie­rung zu­min­dest für Hoch­steu­er­kan­to­ne zu­lässt. Po­si­tiv ist aus­ser­dem, dass die WAK-S mehr­heit­lich die Min­dest­be­steue­rung von Di­vi­den­den von 70 Pro­zent (ge­mäss Bun­des­rat) auf 50 Pro­zent sen­ken will. Die­ser Be­schluss wird den Kan­to­nen eine rechts­form­neu­tra­le Di­vi­den­den­be­steue­rung er­mög­li­chen.

Wirt­schaft zu Zu­ge­ständ­nis­sen be­reit, um Ab­schluss der SV17 zu er­mög­li­chen
Die WAK-S sieht beim Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zip (KEP) die Ein­füh­rung einer pro­por­tio­na­len Rück­zah­lungs­re­gel vor. Steu­er­freie Ka­pi­tal­ein­la­ge­re­ser­ven sol­len nur in Ver­bin­dung mit steu­er­ba­ren Ge­winn­re­ser­ven aus­ge­schüt­tet wer­den kön­nen. Eben­so wird der Rück­kauf ei­ge­ner Ak­ti­en durch die Ein­füh­rung einer Teil­li­qui­da­ti­ons­re­gel ein­ge­schränkt. Damit wird die fle­xi­ble Ei­gen­fi­nan­zie­rung von Un­ter­neh­men be­hin­dert. 

An­stel­le der Er­hö­hung der Fa­mi­li­en­zu­la­gen be­an­tragt die WAK-S einen so­zia­len Aus­gleich über eine AHV-Zu­satz­fi­nan­zie­rung. Die Kom­mis­si­on will der AHV über Bun­des­mit­tel und Lohn­bei­trä­ge zu­sätz­li­che Mit­tel im Um­fang von schät­zungs­wei­se 2,0 Mil­li­ar­den Fran­ken zu­flies­sen las­sen. Kon­kret sieht die WAK-S vor: zu­sätz­li­che Lohn­bei­trä­ge von je 0,15 Pro­zent von Ar­beit­ge­bern und Ar­beit­neh­mern (1,2 Mil­li­ar­den Fran­ken), die Zu­wei­sung des ge­sam­ten De­mo­gra­fie­pro­zents der Mehr­wert­steu­er (520 Mil­lio­nen Fran­ken) sowie die Er­hö­hung des Bun­des­bei­trags an die AHV auf 20,2 Pro­zent (300 Mil­lio­nen Fran­ken).

eco­no­mie­su­is­se hat stets den Stand­punkt ver­tre­ten, dass die SV17 nicht mit sach­frem­den Ele­men­ten ver­knüpft wer­den darf. Im In­ter­es­se des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz wäre es aus­ser­dem wün­schens­wert, wenn das Par­la­ment die Ein­füh­rung einer Rück­zah­lungs- und einer Teil­li­qui­da­ti­ons­re­gel noch­mals über­den­ken würde. So­fern der vor­ge­leg­te Kon­zept­ent­scheid der WAK-S je­doch zum Auf­bau einer brei­ten Un­ter­stüt­zungs­ba­sis für die SV17 und zu einem ra­schen Ab­schluss bei­trägt, wird der Wirt­schafts­dach­ver­band den Kom­pro­miss mit­tra­gen. 

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2018 als Er­strat be­han­delt. Er ist ohne Ge­gen­an­trag auf die Vor­la­ge ein­ge­tre­ten und hat ihr in der Ge­samt­ab­stim­mung mit 35 zu 5 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen zu­ge­stimmt. 

In­halt­lich ist der Stän­de­rat dem Ge­samt­kon­zept der WAK-S ge­folgt. Ein so­zia­ler Aus­gleich soll über eine AHV-Zu­satz­fi­nan­zie­rung von 2,0 Mil­li­ar­den Fran­ken er­fol­gen. Die Di­vi­den­den von qua­li­fi­zier­ten An­teils­eig­nern müs­sen künf­tig von den Kan­to­nen min­des­tens zu 50 Pro­zent be­steu­ert wer­den. Aus­ser­dem soll das Ka­pi­tal­ein­la­ge­prin­zip ein­ge­schränkt und der Abzug auf Ei­gen­fi­nan­zie­rung nur für Hoch­steu­er­kan­to­ne zu­ge­las­sen wer­den.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ent­schei­dung des Stän­de­rats, die Vor­la­ge ge­mäss den Mehr­heits­an­trä­gen der WAK-S an­zu­neh­men. Im Zweitrat las­sen sich all­fäl­li­ge Ver­bes­se­run­gen im In­ter­es­se der Schwei­zer Wirt­schaft er­rei­chen, ohne die Aus­ge­wo­gen­heit der Vor­la­ge zu ris­kie­ren. Das Ziel soll­te wei­ter­hin darin be­ste­hen, zeit­nah eine in­ter­na­tio­nal ak­zep­tier­te Re­ge­lung zu schaf­fen.

Beide Räte

FID­LEG und FINIG ver­ab­schie­det

Mit die­ser Vor­la­ge möch­te der Bun­des­rat für den Fi­nanz­platz ein­heit­li­che Wett­be­werbs­be­din­gun­gen im In­land schaf­fen, den Kun­den­schutz ver­bes­sern und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit ge­gen­über dem Aus­land stär­ken. Das Ge­schäft um­fasst die Ent­wür­fe für zwei neue Bun­des­ge­set­ze sowie Än­de­run­gen an be­ste­hen­den Ge­set­zen. Die neuen Er­las­se füh­ren be­ste­hen­de Vor­schrif­ten zu­sam­men, ent­hal­ten aber auch neue Vor­schrif­ten für die Fi­nanz­dienst­leis­ter. 

Das Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­setz (FID­LEG) re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen, wel­che für ge­schäfts­mäs­sig er­brach­te Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen gel­ten. Die Re­geln be­tref­fen Dienst­leis­tun­gen im Zu­sam­men­hang mit Fi­nanz­in­stru­men­ten wie zum Bei­spiel Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren oder Fonds­an­tei­len, nicht aber das klas­si­sche Kre­dit- und Hy­po­the­kar­ge­schäft. Für Fi­nanz­dienst­leis­ter sol­len neue auf­sichts­recht­li­che Ver­hal­tens­re­geln gel­ten. Der Ent­wurf sieht unter an­de­rem Re­gis­trie­rungs-, In­for­ma­ti­ons- und Er­kun­di­gungs­pflich­ten vor. Wer Kun­den be­ra­ten oder deren Ver­mö­gen ver­wal­ten will, hat deren Kennt­nis­se, Er­fah­run­gen, fi­nan­zi­el­len Ver­hält­nis­se und An­la­ge­zie­le zu be­rück­sich­ti­gen. Aus­ser­dem sol­len für sämt­li­che Ef­fek­ten, die öf­fent­lich an­ge­bo­ten oder an einem Han­dels­platz ge­han­delt wer­den, ein­heit­li­che Pro­spekt­an­for­de­run­gen gel­ten. 

Das Fi­nanz­in­sti­tuts­ge­setz (FINIG) re­gelt die Auf­sicht über Fi­nanz­dienst­leis­ter, die in ir­gend­ei­ner Form das Ver­mö­gens­ver­wal­tungs­ge­schäft be­trei­ben. Be­ste­hen­de Auf­sichts­vor­schrif­ten sol­len mit dem Ge­setz sys­te­ma­tisch zu­sam­men­ge­fasst wer­den. Nicht zum Gel­tungs­be­reich des Ge­set­zes zäh­len unter an­de­rem Ban­ken, Ver­si­che­run­gen, Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen und So­zi­al­ver­si­che­run­gen. Ver­wal­ter von Pri­vat­ver­mö­gen, Ver­wal­ter von Vor­sor­ge­gel­dern und Trust­ver­mö­gen sol­len neu einer pru­den­zi­el­len Auf­sicht un­ter­stellt wer­den. Das Auf­sichts­mo­dell konn­te unter Ein­be­zug der Bran­che ent­wi­ckelt wer­den und be­rück­sich­tigt die be­son­de­ren Ver­hält­nis­se der Be­auf­sich­tig­ten.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

Die Wirt­schaft be­grüsst die ein­ge­schla­ge­ne Stoss­rich­tung. Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se hat das Par­la­ment die Vor­la­ge be­reits in wich­ti­gen Punk­ten deut­lich ver­bes­sert. Nun soll­te in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung eine pra­xis­taug­li­che Vor­la­ge ver­ab­schie­det wer­den.

Schwei­zer Fi­nanz­dienst­leis­ter stär­ken
Die Vor­la­ge legt die Basis, um die Ex­port­fä­hig­keit von Schwei­zer Fi­nanz­pro­duk­ten und -dienst­leis­tun­gen auch künf­tig zu er­hal­ten. Ge­samt­haft be­trach­tet ist sie un­um­gäng­lich, um die in­ter­na­tio­na­le Stel­lung der Schwei­zer Fi­nanz­dienst­leis­ter zu si­chern. Mit den bei­den Ge­set­zen führt die Schweiz Re­geln ein, die in­ter­na­tio­nal üb­li­chen Stan­dards ent­spre­chen. Ihre Ein­hal­tung kann nur ge­währ­leis­tet wer­den, wenn sämt­li­che Markt­teil­neh­mer in über­zeu­gen­der Weise be­auf­sich­tigt wer­den. In die­ser Frage konn­te sich die Bran­che auf eine für alle Be­tei­lig­ten prak­ti­ka­ble Lö­sung ei­ni­gen.

Rechts­si­cher­heit durch sys­te­ma­ti­sche und dif­fe­ren­zier­te Re­gu­lie­rung
Heute ist die Rechts­la­ge un­über­sicht­lich: Sie ba­siert ei­ner­seits auf dem all­ge­mei­nen Auf­trags­recht, an­de­rer­seits auf spe­zi­al­ge­setz­li­chen Er­las­sen und der Selbst­re­gu­lie­rung. Häu­fig er­ge­ben sich die an­wend­ba­ren Re­geln aber auch aus der Be­hör­den- und Ge­richts­pra­xis oder aus der Aus­le­gung durch die Lehre. Dies führt mit­un­ter zu Rechts­un­si­cher­heit für Fi­nanz­dienst­leis­ter und ihre Kun­den. 

Das FID­LEG führt zu einem mo­der­nen An­le­ger­schutz, bei dem der mün­di­ge An­le­ger im Zen­trum steht. Es ver­bes­sert In­for­ma­ti­ons- und Ab­klä­rungs­pflich­ten. Die Re­gu­lie­rung ist ein­heit­lich und dif­fe­ren­ziert zu­gleich. Die Schutz­zie­le wer­den da­durch ef­fek­tiv und ohne einen über­mäs­si­gen ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wand er­reicht. Die heute gel­ten­de Recht­spre­chung wird in ein kla­res Ge­setz über­führt. Das er­höht so­wohl die Rechts­si­cher­heit für die Kun­den als auch die Pla­nungs­si­cher­heit für die Fi­nanz­in­sti­tu­te. Zudem trägt es dazu bei, Wert­schöp­fung und Ar­beits­plät­ze in der Schweiz zu hal­ten.

Mit dem FINIG wird grund­sätz­lich eine KMU-freund­li­che und in­ter­na­tio­nal taug­li­che Auf­sicht über un­ab­hän­gi­ge Ver­mö­gens­ver­wal­ter und pro­fes­sio­nel­le Trus­tees ge­schaf­fen, wel­che be­ste­hen­de Re­gu­lie­rungs­lü­cken ef­fek­tiv schliesst.

Glei­che Wett­be­werbs­be­din­gun­gen für alle An­bie­ter
Mit den bei­den Ge­set­zen wer­den ein­heit­li­che Be­din­gun­gen für alle Markt­teil­neh­mer ge­schaf­fen. Für alle An­bie­ter einer Fi­nanz­dienst­leis­tung glei­chen Typs gel­ten künf­tig die­sel­ben Vor­aus­set­zun­gen – un­ab­hän­gig von ihrem Be­wil­li­gungs­sta­tus. Damit voll­zieht die Schweiz einen Schritt, wel­cher in den mass­geb­li­chen aus­län­di­schen Märk­ten be­reits voll­zo­gen ist.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2018 haben Na­tio­nal- und Stän­de­rat die letz­ten ver­blie­be­nen Dif­fe­ren­zen im FID­LEG und FINIG be­rei­nigt. 

Der Stän­de­rat ist be­züg­lich Be­weis­last dem Na­tio­nal­rat ge­folgt. Sie soll wei­ter­hin beim Ge­schä­dig­ten lie­gen. Eine Be­weis­last­um­kehr hat der Stän­de­rat mit 26 zu 14 Stim­men bei einer Ent­hal­tung ab­ge­lehnt. Die klei­ne Kam­mer hat zudem mit 31 zu 11 Stim­men be­schlos­sen, dass bei Haus­tür- und Te­le­fon­ge­schäf­ten kein Wi­der­rufs­recht mehr be­ste­hen soll. Eben­falls nach­ge­ge­ben hat der Stän­de­rat bei den In­for­ma­ti­ons­pflich­ten der Fi­nanz­dienst­leis­ter ge­gen­über ihren Kun­den.

Der Na­tio­nal­rat hat die Pflicht ge­stri­chen, dass die die Bran­che Min­dest­stan­dards für die Aus- und Wei­ter­bil­dung der Kun­den­be­ra­ter er­las­sen soll. Fer­ner hat er sich dem Stän­de­rat an­ge­schlos­sen und Ge­nos­sen­schafts­ban­ken er­mög­licht, Be­tei­li­gungs­ka­pi­tal auf­zu­neh­men, um die Ei­gen­ka­pi­tal­ba­sis zu stär­ken.

In der Schluss­ab­stim­mung wurde das FID­LEG im Stän­de­rat mit 41 zu 3 Stim­men und im Na­tio­nal­rat mit 138 zu 57 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men. Das FINIG wurde im Stän­de­rat ein­stim­mig und im Na­tio­nal­rat mit 139 zu 56 bei 3 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

 

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst das für die Wirt­schaft er­freu­li­che Er­geb­nis der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. Das Par­la­ment hat den An­lie­gen der Wirt­schaft ganz über­wie­gend Rech­nung ge­tra­gen. Damit wird so­wohl für die Fi­nanz­dienst­leis­ter als auch für ihre Kun­den Rechts­si­cher­heit ge­schaf­fen.
 

Par­la­ment ver­län­gert die Ver­jäh­rungs­fris­ten für Per­so­nen­schä­den auf 20 Jahre

Die Vor­la­ge sieht vor, das Ver­jäh­rungs­recht in ein­zel­nen Punk­ten zu re­vi­die­ren. Neu sol­len An­sprü­che aus De­likts- oder Be­rei­che­rungs­recht erst drei Jahre nach Kennt­nis des Scha­dens ver­jäh­ren. Die ab­so­lu­te Ver­jäh­rungs­frist soll von 10 auf 30 Jahre ver­län­gert wer­den, so­weit es um Per­so­nen­schä­den geht. Wei­ter be­an­tragt der Bun­des­rat, die bis­he­ri­ge fünf­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist, unter an­de­rem für Miet- und Lohn­for­de­run­gen, zu strei­chen. Neu sol­len diese ver­trag­li­chen For­de­run­gen der all­ge­mei­nen Ver­jäh­rungs­frist von zehn Jah­ren un­ter­lie­gen. Wei­ter wird auf die Ver­jäh­rungs­ein­re­de ver­zich­tet.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge mit Vor­be­hal­ten. Auf die vor­ge­schla­ge­ne über­gangs­recht­li­che Son­der­re­ge­lung für As­be­stop­fer ist auf alle Fälle zu ver­zich­ten. eco­no­mie­su­is­se lehnt eine Ver­län­ge­rung der ab­so­lu­ten Ver­jäh­rungs­frist ab und will an der gel­ten­den 10-jäh­ri­gen Frist fest­hal­ten. 

Die Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts ist von ihren ur­sprüng­li­chen Zie­len ab­ge­drif­tet und ent­spricht in we­sent­li­chen Punk­ten nicht mehr der in der Ver­nehm­las­sung prä­sen­tier­ten Re­ge­lung. In der Ver­nehm­las­sung be­grüss­te As­pek­te sind aus dem Re­vi­si­ons­pro­jekt ver­schwun­den. An­de­re As­pek­te, wel­che eco­no­mie­su­is­se von An­fang an kri­ti­siert oder gar de­zi­diert ab­ge­lehnt hat, sind bei­be­hal­ten oder sogar noch ver­schärft wor­den. 

Äus­se­re Um­stän­de hat­ten diese Ver­än­de­rung der Vor­la­ge mit­ge­prägt. Im März 2014, mit­ten in der Be­ra­tung des Ge­schäfts, ist ein Ent­scheid des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hofs für Men­schen­rech­te (EGMR) zu einem As­be­stop­fer er­gan­gen. Darin wurde das Bun­des­ge­richt kri­ti­siert. Die­ser Ent­scheid hat die Be­ra­tung der Vor­la­ge von der ge­ne­rel­len Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts hin zu einer Dis­kus­si­on zum Um­gang mit As­be­stop­fern ge­trie­ben. In der De­bat­te ging es fort­an fast nur noch um die Pro­ble­ma­tik von la­ten­ten Schä­den. Damit ver­lor das Par­la­ment bei der Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts eine ge­samt­heit­li­che Lö­sung aus den Augen. 

Keine Lö­sung durch Ver­län­ge­rung der Ver­jäh­rungs­fris­ten
Auch eine Frist für Per­so­nen­schä­den von 20 Jah­ren löst das Pro­blem der la­ten­ten Schä­den nicht. Ein la­ten­ter Scha­den, das heisst ein Scha­den, wel­cher erst viele Jahre nach dem schä­di­gen­den Er­eig­nis und nach Ein­tritt der Ver­jäh­rungs­frist ein­tritt, kann sich nach be­lie­bi­ger Zeit im Leben eines Ge­schä­dig­ten ma­ni­fes­tie­ren, also auch nach 21, 30, 40 oder noch mehr Jah­ren. Auch mit einer Ver­jäh­rungs­frist von 20 Jah­ren be­stün­de erst spät Rechts­frie­den, zudem gäbe es nach so lan­ger Zeit mas­si­ve Be­weis­pro­ble­me. Ein Zi­vil­pro­zess wäre für die Ge­schä­dig­ten sehr auf­wen­dig und teuer. Pro­fi­tie­ren wür­den höchs­tens die An­wäl­te. Selbst wenn nun der er­lit­te­ne Scha­den län­ger ge­richt­lich gel­tend ge­macht wer­den kann, be­deu­tet dies nicht, dass sich die For­de­rung im Pro­zess tat­säch­lich durch­set­zen lässt. Aus die­sem Grund ist an den be­währ­ten gel­ten­den 10-jäh­ri­gen ab­so­lu­ten Ver­jäh­rungs­fris­ten fest­zu­hal­ten.

Keine Rück­wir­kung für ver­jähr­te und ver­wirk­te An­sprü­che
Ver­jäh­rungs- und Ver­wir­kungs­fris­ten sind in un­se­rem Rechts­sys­tem von grund­le­gen­der Be­deu­tung. Sie be­wir­ken, dass For­de­run­gen nach Frist­ab­lauf nicht mehr durch­ge­setzt wer­den kön­nen bzw. dass diese un­ter­ge­hen. Ver­jäh­rung und Ver­wir­kung sind aus Grün­den der Rechts­si­cher­heit, des ge­sell­schaft­li­chen Frie­dens und zur Ver­mei­dung von Be­weis­schwie­rig­kei­ten vor­ge­se­hen. Sie zie­hen einen Schluss­strich unter Rechts­strei­tig­kei­ten und tra­gen so zu einem kon­flikt­frei­en Zu­sam­men­le­ben bei.

Jede Rechts­ord­nung setzt dar­auf, dass Rechts­strei­tig­kei­ten ein­mal einen Ab­schluss fin­den und die Be­trof­fe­nen Ge­wiss­heit über ihre For­de­run­gen haben. Je län­ger For­de­run­gen gel­tend ge­macht wer­den kön­nen, desto grös­ser ist die Un­si­cher­heit im Rechts­ver­kehr. Wie die Ein­füh­rung einer Rück­wir­kung für ver­jähr­te und ver­wirk­te An­sprü­che ver­ur­sa­chen auch län­ge­re Ver­jäh­rungs­fris­ten Kon­flik­te mit dem Grund­satz der Rechts­si­cher­heit.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2018 ist die Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung ab­ge­schlos­sen wor­den. Der Stän­de­rat ist sei­ner Rechts­kom­mis­si­on ge­folgt und hat bei sämt­li­chen ver­blie­be­nen Dif­fe­ren­zen dem Na­tio­nal­rat zu­ge­stimmt. Auf die Rück­wir­kung bei as­best­be­ding­ten Per­so­nen­schä­den wird damit de­fi­ni­tiv ver­zich­tet. Die ab­so­lu­te Ver­jäh­rungs­frist bei Per­so­nen­schä­den wird von heute 10 auf neu 20 Jahre er­höht.

In der Schluss­ab­stim­mung hat der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge mit 130 zu 68 Stim­men, der Stän­de­rat mit 38 zu 5 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung an­ge­nom­men. 

 

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass das Par­la­ment die Ver­jäh­rungs­fris­ten ver­län­gert hat. Damit wer­den letzt­lich keine Pro­ble­me ge­löst, son­dern nur neue Schwie­rig­kei­ten bei der Be­weis­füh­rung ge­schaf­fen. Zu er­war­ten sind somit haupt­säch­lich Zu­satz­kos­ten für un­nö­ti­ge Pro­zes­se.