Han­dels­hemm­nis­se: teure Prei­se und karge Aus­wahl

Ken­nen Sie das Ge­fühl, wenn Sie im Aus­land in einem Par­fü­me­rie­ge­schäft die vie­len neuen Pro­duk­te sehen und aus­pro­bie­ren kön­nen? Wenn Sie dann noch auf die Prei­se schau­en, fra­gen Sie sich, wes­we­gen wir in der Schweiz nicht eine der­ar­ti­ge brei­te Aus­wahl haben und warum im Aus­land alles bil­li­ger ist. Die Ant­wort: un­nö­ti­ge Han­dels­hemm­nis­se, die un­se­re Pro­duk­te ver­teu­ern und un­se­re Aus­wahl be­schrän­ken.

Schon bald dürf­ten in den Schwei­zer La­den­re­ga­len wei­te­re Pro­duk­te feh­len: Statt Lo­tio­nen, Sei­fen, Par­fums, Na­gel­lack und an­de­rer Kos­me­tik­ar­ti­kel wer­den die Ge­stel­le leer sein. Dies auf­grund einer völ­lig über­flüs­si­gen All­ge­mein­ver­fü­gung des Bun­des­amts für Le­bens­mit­tel­si­cher­heit und Ve­te­ri­när­we­sen. Diese sieht vor, dass in der Schweiz eine will­kür­li­che und weit­grei­fen­de Ein­schrän­kung von so­ge­nann­ten fu­ro­cu­mari­ne­hal­ti­gen kos­me­ti­schen Mit­teln gel­ten soll. Fu­ro­cu­mari­ne sind Stof­fe, die in na­tür­li­chen Sub­stan­zen wie Zi­trus­früch­ten, Pe­ter­si­lie oder Sel­le­rie vor­kom­men und in der Kos­me­tik­in­dus­trie zur Her­stel­lung von Duft­stof­fen ver­wen­det wer­den.

Wäh­rend in der EU men­gen­mäs­si­ge Ein­schrän­kun­gen be­tref­fend Fu­ro­cu­mari­ne nur be­züg­lich «Son­nen­schutz­pro­duk­te und Selbst­bräu­ner» be­ste­hen, gel­ten welt­weit ent­we­der auch diese EU-Stan­dards oder gar keine Be­schrän­kun­gen. In der Schweiz sol­len nun neu alle fu­ro­cu­mari­ne­hal­ti­gen Pro­duk­te ver­bo­ten wer­den, die dem Son­nen­licht aus­ge­setzt wer­den könn­ten. Wegen der weit­läu­fi­gen De­fi­ni­ti­on wäre da­durch bei­spiels­wei­se be­reits eine (tags­über) an­ge­wen­de­te Nacht­creme er­fasst und auch jeg­li­che kos­me­ti­schen Pro­duk­te, die an­der­wei­tig mit Son­nen­licht in Kon­takt kom­men könn­ten.

Trotz feh­len­der wis­sen­schaft­li­cher Be­fun­de oder be­kann­ter un­er­wünsch­ter Wir­kun­gen in der Ver­gan­gen­heit wür­den die Kos­ten für Schwei­zer Kon­su­men­ten ex­or­bi­tant stei­gen.

Wäh­rend über­all auf der Welt mit kos­me­ti­schen Pro­duk­ten rege Han­del ge­trie­ben wird und Kon­su­men­ten sich an ver­nünf­ti­gen Prei­sen und einem brei­ten An­ge­bot er­freu­en kön­nen, hätte die neus­te Ein­schrän­kung des Bun­des Ver­bo­te, Rück­ru­fe und Um­for­mu­lie­run­gen von in der EU markt­fä­hi­gen Pro­duk­ten zur Folge. Die An­zahl der be­trof­fe­nen Kos­me­ti­ka ist sehr weit­rei­chend und un­über­schau­bar. Fer­ner sind Her­stel­ler, Im­por­teu­re, De­tail­händ­ler und Zu­lie­fe­rer di­rekt be­trof­fen. Trotz feh­len­der wis­sen­schaft­li­cher Be­fun­de oder be­kann­ter un­er­wünsch­ter Wir­kun­gen in der Ver­gan­gen­heit (die nun ver­bo­te­nen Pro­duk­te waren in der Schweiz in der Ver­gan­gen­heit immer frei er­hält­lich), wür­den die Kos­ten für Schwei­zer Kon­su­men­ten ex­or­bi­tant stei­gen.

Folg­lich würde sich das Ge­samt­phä­no­men «Hoch­preis­in­sel Schweiz» noch wei­ter ver­schär­fen. Ein­käu­fe im grenz­na­hen Aus­land sind für viele Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer mitt­ler­wei­le zur Ge­wohn­heit ge­wor­den – dort er­hält man mehr Ware für we­ni­ger Geld. Mit­tels Par­al­lel­im­por­ten hat die Po­li­tik bis­her er­folg­los ver­sucht, zu­min­dest die über­höh­ten Prei­se zu drü­cken.

Symbolbild Frau testet Kosmetik

Po­li­ti­sche Vor­stös­se zur Be­kämp­fung der Hoch­preis­in­sel haben es schwer. Kürz­lich waren im Na­tio­nal­rat zwecks Abbau von Han­dels­hemm­nis­sen zum wie­der­hol­ten Mal Vor­stös­se trak­tan­diert: Der erste Vor­stoss hatte zum Ziel, dass op­ti­sche Dar­stel­lun­gen auf Ver­pa­ckun­gen, die in der EU recht­mäs­sig in Ver­kehr ge­bracht wer­den dür­fen, auch in der Schweiz ohne Wei­te­res zu­läs­sig sind. Der zwei­te Vor­stoss be­zweckt, Par­al­lel­im­por­te von zu­las­sungs­pflich­ti­gen Pro­duk­ten zu ver­ein­fa­chen, indem in der EU durch­ge­führ­te Pro­dukt­prü­fun­gen in der Schweiz an­er­kannt wer­den sol­len. Die zu­stän­di­ge Na­tio­nal­rats­kom­mis­si­on hat be­reits in der Vor­be­ra­tung die Ab­leh­nung bei­der Mo­tio­nen be­an­tragt, mit der dürf­ti­gen Ar­gu­men­ta­ti­on, dass die An­lie­gen be­reits mit der gel­ten­den Ge­setz­ge­bung ab­ge­deckt seien.

Solch Pro­tek­tio­nis­mus und Markt­ab­schot­tung scha­den der Schweiz. Viele Han­dels­hemm­nis­se haben keine Le­gi­ti­ma­ti­on. Sie er­fol­gen aus be­hörd­li­chem Über­ei­fer oder purem Pro­tek­tio­nis­mus. Leid­tra­gen­de sind am Ende wir alle, die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten.