Sonntags im Garten eine Hypothek abschliessen
Die Glarner Kantonalbank (GLKB) vergibt heute rund die Hälfte ihrer Privatkunden-Hypotheken via Internet. Onlineanträge werden automatisch geprüft, der Entscheid vom System innert Sekunden gefällt. Die Verwurzelung der Bank in ihrer Region bleibt dennoch unverzichtbar.
«Jemand muss immer der Erste sein.» So einfach begründet Marcel Stauch, Bereichsleiter Onlinevertrieb & Abwicklung, die Pionierrolle der GLKB in der Digitalisierung von Bankdienstleistungen. 2010 hat man sich am Fuss des Glärnisch entschieden, den eigenen Markt – der bis dahin insbesondere das Kantonsgebiet umfasste – auf die ganze Deutschschweiz auszudehnen. Nicht mit neuen Filialen, sondern via Internet. Das erste Projekt war der «Hypomat» – eine komplett digitalisierte Lösung für Hypothekenanträge. Der Interessent erhält innerhalb von 15 Minuten einen verbindlichen Bescheid – auch wenn er seinen Kreditantrag sonntags im eigenen Garten stellt. Von grossen Konkurrenten wurden die Glarner belächelt. Aber nur zu Beginn. Denn seit 2012 hat der Hypomat über 700 Millionen Franken umgesetzt, betreut von gerade mal zwei Mitarbeitern.
Bank wird zur Softwareherstellerin
Mittlerweile hat die GLKB weitere Dienstleistungen digitalisiert und im September 2016 die «Kreditfabrik» lanciert. Diese Onlinelösung sorgt sich um die Verarbeitung und Bestandesführung der Hypothekarverträge. Die Glarner sind mit ihrer Software auch in der Lage, dieses Geschäft für Dritte abzuwickeln, insbesondere für Pensionskassen.
«Wir sind heute nicht nur eine Bank, sondern auch eine Softwareherstellerin», bilanziert Stauch. Der Personalbestand sei durch die Digitalisierung aber nicht etwa geschrumpft, im Gegenteil. Er ist überzeugt, dass es auch in zehn Jahren noch Bankberaterinnen und -berater brauche. Die grosse Kunst sei es, effiziente Onlinelösungen und den persönlichen Kontakt perfekt zu kombinieren. Deshalb stellt er auch kaum IT-Spezialisten ein, sondern sucht weiterhin Personen mit Bankenerfahrung. «Was sie darüber hinaus benötigen, können wir ihnen innert ein bis zwei Jahren selbst beibringen.»