Mischt euch ein, seid Ci­toy­ens!

Hei­mat. Ein Zu­hau­se. Wie wich­tig so ein Ort der Zu­ge­hö­rig­keit ist, wurde mir als Schwei­zer Di­plo­ma­tin im Aus­land erst rich­tig klar. Umso span­nen­der ist die Fra­ge­stel­lung im wirt­schaft­li­chen Kon­text. Ge­ra­de in un­se­rer Zeit, in der immer mehr Un­ter­neh­men im Zuge der Glo­ba­li­sie­rung immer in­ter­na­tio­na­ler auf­ge­stellt sind. In per­sön­li­chen Ge­sprä­chen mit 25 Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten der Schwei­zer Wirt­schaft haben Katja Gen­ti­net­ta und Heike Schol­ten zu klä­ren ver­sucht, ob Un­ter­neh­men eine Hei­mat haben.

Ihr kürz­lich er­schie­ne­nes Buch spie­gelt das Span­nungs­feld zwi­schen in­ter­na­tio­na­lem Wett­be­werbs­druck, ge­sell­schaft­li­cher Ver­bun­den­heit mit der Schweiz und po­li­ti­scher Mit­ver­ant­wor­tung der Un­ter­neh­men. Die Au­to­rin­nen hal­ten rich­ti­ger­wei­se fest, dass die Hei­mat der Un­ter­neh­men im Grund­satz der Markt ist. Sie schluss­fol­gern aber ge­nau­so, dass «Ma­na­ger, die den Stand­ort und seine Qua­li­tä­ten nicht nur schät­zen, son­dern sich dar­über hin­aus um ihn sor­gen, sich auch für ihn en­ga­gie­ren soll­ten». Sie be­grün­den dies auch mit der öko­no­mi­schen Grund­weis­heit: There’s no such thing as a free lunch. 

Gen­ti­net­ta und Schol­ten rufen dazu auf, dass Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten sich ver­stärkt als Ci­toy­en ver­ste­hen, also als Ma­na­ger und Bür­ger Ver­ant­wor­tung über­neh­men und sich so für das Un­ter­neh­men und den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz en­ga­gie­ren. Die­sen Wunsch kann ich nur un­ter­stüt­zen. Er passt bes­tens zum En­ga­ge­ment un­se­res Ver­bands für einen in­ten­si­ve­ren Dia­log zwi­schen Wirt­schaft und Ge­sell­schaft. Er passt naht­los zu un­se­rem öf­fent­li­chen Be­kennt­nis zu einem star­ken Mi­liz­prin­zip. Und er schärft das Be­wusst­sein dafür, dass un­se­re li­be­ra­le Wirt­schafts­ord­nung und der re­la­tiv schlan­ke Staat keine Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, son­dern das Re­sul­tat po­li­ti­scher Mit­be­stim­mung und ge­sell­schaft­li­cher Ver­ant­wor­tung sind. Denn die Hei­mat der Un­ter­neh­men ist zwar der Markt, aber eben auch die Ge­sell­schaft, die die­sem Markt die Rah­men­be­din­gun­gen vor­gibt. 

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Die bei­den Au­to­rin­nen haben auch ein Essay in der «Zeit» mit dem Titel «Mischt euch ein» ver­fasst: http://​bit.​ly/​1rdMHy6

Un­ter­neh­mer Peter Stämpf­li hat aus per­sön­li­cher Sicht nach­ge­dop­pelt: http://​bit.​ly/​1XG7qok