Gleise

Die Schweiz vor wich­ti­gen Wei­chen­stel­lun­gen in der Eu­ro­pa-, Steu­er- und In­fra­struk­tur­po­li­tik

An­läss­lich der Jah­res­me­di­en­kon­fe­renz von eco­no­mie­su­is­se in Bern hat Prä­si­dent Heinz Kar­rer heute die po­li­ti­schen Prio­ri­tä­ten des Wirt­schafts­dach­ver­bands für die kom­men­den Mo­na­te vor­ge­stellt. Dazu zäh­len die Um­set­zung der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III eben­so wie die un­ter­neh­mens­freund­li­che Aus­ge­stal­tung der «En­er­gie­stra­te­gie 2050» und der Er­halt der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men mit der EU. Aus­ser­dem hat eco­no­mie­su­is­se einen um­fas­sen­den neuen In­fra­struk­tur­be­richt ver­öf­fent­licht, der die For­de­run­gen nach mehr Wett­be­werb und Kos­ten­wahr­heit im Ver­kehr, bei der Post und in der Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on un­ter­streicht.

Trotz Fran­ken­stär­ke und po­li­ti­scher Tur­bu­len­zen in Eu­ro­pa zog eco­no­mie­su­is­se-Prä­si­dent Heinz Kar­rer heute ein po­si­ti­ves Fazit der ver­gan­ge­nen zwölf Mo­na­te. Die Schwei­zer Wirt­schaft habe den Schock der plötz­li­chen Fran­ken­auf­wer­tung zwar noch nicht ganz über­wun­den, die Her­aus­for­de­rung aber ent­schlos­sen an­ge­packt und ihre Wett­be­werbs­fä­hig­keit spür­bar ver­bes­sert. Für eco­no­mie­su­is­se selbst sei 2015 ein er­folg­rei­ches Jahr ge­we­sen, ins­be­son­de­re im Be­reich der po­li­ti­schen Kam­pa­gnen: Die Ab­stim­mun­gen über die In­itia­ti­ve «En­er­gie- statt Mehr­wert­steu­er» und über die Erb­schafts­steu­er-In­itia­ti­ve wur­den sehr klar im Sinne der Wirt­schaft ent­schie­den.

Kar­rer mach­te aber auch deut­lich, dass in den kom­men­den Mo­na­ten an den Urnen und im Par­la­ment noch weit­rei­chen­de­re Ent­schei­dun­gen ge­fällt wer­den. Er ap­pel­lier­te an die eid­ge­nös­si­schen Räte, den pro­du­zie­ren­den Un­ter­neh­men im Rah­men der «En­er­gie­stra­te­gie 2050» nicht über­mäs­si­ge Be­las­tun­gen auf­zu­bür­den. Und er be­ton­te: «Die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III er­ach­ten wir als un­ab­ding­bar für den Stand­ort Schweiz.» Es gehe vor allem darum, die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz als Gan­zes zu er­hal­ten – und nicht etwa um neue Pri­vi­le­gi­en für be­stimm­te Grup­pen. Zudem kün­dig­te der eco­no­mie­su­is­se-Prä­si­dent an, die Wirt­schaft werde die In­itia­ti­ven «AHVp­lus» und «Grüne Wirt­schaft» en­ga­giert be­kämp­fen.

 Eu­ro­pa­po­li­ti­sches En­ga­ge­ment ver­stär­ken

Di­rek­to­rin Mo­ni­ka Rühl be­ton­te, dass der Ver­band auch sein En­ga­ge­ment in der Eu­ro­pa­po­li­tik 2016 ver­stär­ken werde. Über 50 Or­ga­ni­sa­tio­nen und 3300 Ein­zel­per­so­nen wür­den sich be­reits an der Kam­pa­gne «stark+ver­netzt» be­tei­li­gen, die sich für eine kon­struk­ti­ve Eu­ro­pa­po­li­tik ein­setzt. Sie soll in den kom­men­den Mo­na­ten wei­ter ver­stärkt und über die So­ci­al Media hin­aus öf­fent­lich sicht­bar wer­den.

 Die neue Stoss­rich­tung des Bun­des­rats, die Zu­wan­de­rung aus den EU-/EFTA-Län­dern künf­tig über eine Schutz­klau­sel zu be­gren­zen, werde von eco­no­mie­su­is­se be­grüsst. Diese Um­set­zung der Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve werde dem An­spruch ge­recht, die Wirt­schaft mit einer Dros­se­lung der Im­mi­gra­ti­on nicht zu schä­di­gen. Das ent­bin­de den Staat und die Pri­vat­un­ter­neh­men aber nicht von der Ver­ant­wor­tung, das in­län­di­sche Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al künf­tig noch bes­ser aus­zu­schöp­fen. Zudem er­lau­be diese Lö­sung dem Bun­des­rat, das Pro­to­koll III zur Er­wei­te­rung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit auf Kroa­ti­en zu un­ter­zeich­nen. Dies ist eine Vor­aus­set­zung dafür, dass die Schweiz auch über 2016 hin­aus am eu­ro­päi­schen For­schungs­rah­men­pro­gramm «Ho­ri­zon 2020» teil­ha­ben kann. Kri­tik übte Rühl an der bis­he­ri­gen Po­li­tik der Lan­des­re­gie­rung, die Zu­wan­de­rung aus Dritt­staa­ten haupt­säch­lich über Kon­tin­gen­te zu steu­ern. «Dies macht volks­wirt­schaft­lich wenig Sinn, weil diese Kon­tin­gen­te sich nur auf Ar­beits­kräf­te be­zie­hen, und nicht etwa auf den Fa­mi­li­en­nach­zug von be­reits hier an­we­sen­den Per­so­nen.» Zum Glück finde in die­sem Be­reich ein Um­den­ken statt: Auch für den Fa­mi­li­en­nach­zug sol­len künf­tig klare und schweiz­weit ein­heit­li­che Kri­te­ri­en gel­ten.

 Mehr Wett­be­werb für eine leis­tungs­fä­hi­ge In­fra­struk­tur

An­läss­lich der Me­di­en­kon­fe­renz hat eco­no­mie­su­is­se den In­fra­struk­tur­be­richt 2016 vor­ge­stellt: eine Ge­samt­schau über die ak­tu­el­len Ent­wick­lun­gen in den Be­rei­chen Elek­tri­zi­tät, Öl- und Gas­ver­sor­gung, IT, Kom­mu­ni­ka­ti­on, Ver­kehr und Post­we­sen. Wie Heinz Kar­rer be­ton­te, han­delt es sich dabei um einen zen­tra­len Er­folgs­fak­tor des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz. Im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich stehe man wei­ter­hin gut da, doch seien gros­se An­stren­gun­gen nötig, um diese Spit­zen­po­si­ti­on zu hal­ten.

eco­no­mie­su­is­se for­dert ers­tens einen be­darfs­ge­rech­ten Aus­bau und eine in­tel­li­gen­te­re Nut­zung der Ka­pa­zi­tä­ten. Zwei­tens brau­che es – ge­ra­de bei der Mo­bi­li­tät – mehr Kos­ten­wahr­heit, damit Bau und Un­ter­halt der In­fra­struk­tu­ren lang­fris­tig fi­nan­zier­bar blei­ben. Als drit­te For­de­rung nann­te Kar­rer eine Ver­bes­se­rung der Ko­or­di­na­ti­on, so­wohl zwi­schen den Län­dern und den po­li­ti­schen Ent­schei­dungs­ebe­nen, als auch zwi­schen den ein­zel­nen Ver­kehrs­trä­gern und im Hin­blick auf die Raum­pla­nung. Und vier­tens sei eine Be­le­bung des Wett­be­werbs nötig. «Unter der Be­din­gung, dass der Wett­be­werb Ef­fi­zi­enz­ge­win­ne er­zielt, die all­fäl­li­ge Re­gu­lie­rungs­kos­ten über­stei­gen, plä­die­ren wir beim Per­so­nen­ver­kehr für eine in­sti­tu­tio­nel­le Tren­nung von Netz und Be­trei­ber», so Kar­rer. Auch die Auf­he­bung des Brief­mo­no­pols der Post müsse end­lich an­ge­packt wer­den. Der neue In­fra­struk­tur­be­richt lie­fe­re Denk­an­stös­se für diese und wei­te­re li­be­ra­le Re­for­men.