Ver­kehrs­po­li­ti­scher Ent­scheid des Bun­des­ra­tes

Un­ter­halt und Be­trieb sowie ein sinn­vol­ler Aus­bau von In­fra­struk­tu­ren be­nö­ti­gen mehr Fi­nanz­mit­tel. Die VCS-In­itia­ti­ve ist das fal­sche Re­zept und hätte auch ohne Ge­gen­vor­schlag keine Mehr­hei­ten in der Be­völ­ke­rung ge­fun­den. Der bun­des­rät­li­che Ge­gen­vor­schlag ist be­dau­er­li­cher­wei­se ohne Kon­sul­ta­ti­on der Wirt­schaft unter hohem Zeit­druck ent­stan­den. Grund­sätz­lich be­grüsst eco­no­mie­su­is­se die Ver­ein­fa­chung der Bahn­fi­nan­zie­rung und die hö­he­re Be­tei­li­gung der Ver­ur­sa­cher an den Kos­ten. Al­ler­dings ist die Schaf­fung eines zeit­lich un­be­grenz­ten Fonds sowie die damit ver­bun­den­de Bin­dung von Stras­sen­mit­teln für die Schie­nen­fi­nan­zie­rung pro­ble­ma­tisch.
In der Ver­kehrs­po­li­tik spie­len An­rei­ze eine wich­ti­ge Rolle. Nicht ver­ur­sa­cher­ge­rech­te Prei­se, z.B. bei Abon­ne­men­ten, füh­ren zu Über­nut­zung des An­ge­bots, künst­li­chen Eng­päs­sen und man­geln­den Fi­nanz­mit­teln. Der Vor­schlag des Bun­des­ra­tes zielt damit in die rich­ti­ge Rich­tung. Eben­falls wich­tig ist die Trans­pa­renz bei der Ver­kehrs­fi­nan­zie­rung. In­so­fern ist die Schaf­fung eines Bahn­in­fra­struk­tur­fonds, der die ver­wor­re­nen Fi­nanz­flüs­se trans­pa­ren­ter macht, grund­sätz­lich zu be­grüs­sen. Die un­be­schränk­te und dis­kus­si­ons­lo­se Wei­ter­füh­rung der Fonds­fi­nan­zie­rung ist aber pro­blem­be­haf­tet. Be­reits heute wer­den Stim­men laut, wel­che den mass­los über­schul­de­ten FinÖV-Fonds nicht aus­fi­nan­zie­ren wol­len. Die Schul­den des FinÖV-Fonds müs­sen, wie vom Bun­des­rat vor­ge­schla­gen, zwin­gend zu­rück­be­zahlt wer­den. In­so­fern ist si­cher­zu­stel­len, dass die Fonds­lö­sung nicht zu einem Man­gel an Fi­nanz­dis­zi­plin führt. Zudem ist die Quer­fi­nan­zie­rung zwi­schen der Stras­se und der Schie­ne ab­zu­bau­en. Eine dis­kus­si­ons­lo­se Ver­län­ge­rung der Fonds­lö­sun­gen ist die­sem Ziel nicht zu­träg­lich. Eben­falls zu be­grüs­sen ist die Auf­tei­lung in Teil­pro­jek­te bei Bahn 2030. Damit be­steht mehr Fle­xi­bi­li­tät bei der Aus­ge­stal­tung der lang­fris­ti­gen Pro­jek­te. Die Wahl der Fi­nan­zie­rung von kon­kre­ten Ver­kehrs­pro­jek­ten hat aber nach kla­ren Kos­ten-Nut­zen­über­le­gun­gen zu er­fol­gen.

Fer­ner soll­ten die di­ver­sen be­ste­hen­den ver­kehrs­po­li­ti­schen Ziel­kon­flik­te adres­siert wer­den. Das Ver­la­ge­rungs­ziel für den Gü­ter­ver­kehr, der von Gren­ze zu Gren­ze auf der Schie­ne zu er­fol­gen hat, wird durch die ri­go­ro­se Prio­ri­sie­rung des Per­so­nen­ver­kehrs deut­lich er­schwert. Indem ur­sprüng­lich für den Gü­ter­ver­kehr ge­plan­te Ver­kehrs­in­fra­struk­tu­ren wie die NEAT ver­stärkt für den Per­so­nen­ver­kehr ver­wen­det wer­den, wird sich dies­be­züg­lich nicht viel än­dern. Auch hem­mend wirkt der Aus­bau des Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehrs mit S-Bah­nen, die auf den­sel­ben Tras­sen wie der Gü­ter­ver­kehr und der (in­ter­na­tio­na­le) Per­so­nen­fern­ver­kehr ver­keh­ren. Diese fun­da­men­ta­len Kon­flik­te müs­sen im Rah­men einer nach­hal­ti­gen Ver­kehrs­po­li­tik eben­falls dis­ku­tiert und ge­löst wer­den. Im Zen­trum steht die ef­fi­zi­en­te und zu­ver­läs­si­ge Mo­bi­li­tät von Güter und Per­so­nen. Die Wahl der Ver­kehrs­trä­ger soll­te in ers­ter Linie durch die Nut­zer er­fol­gen. Mehr Ver­trau­en auf Markt­kräf­te und die ent­spre­chen­de Nach­fra­ge wäre dabei er­wünscht.