Schweisser

Wachs­tums­be­richt 2012–2015: Alar­mie­ren­der Be­fund, mut­lo­se Mass­nah­men

Der Bun­des­rat hat heute den Be­richt zur schwei­ze­ri­schen Wachs­tums­po­li­tik für die ak­tu­el­le Le­gis­la­tur ver­ab­schie­det. Der Be­richt stellt fest, dass in den Jah­ren 2008 bis 2011 die Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät über alle Sek­to­ren hin­weg ab­ge­nom­men hat. Die­ser Be­fund ist alar­mie­rend. Trotz­dem feh­len im Wachs­tums­be­richt kon­kre­te Lö­sungs­vor­schlä­ge weit­ge­hend. Ei­ni­ge An­sät­ze sind sogar kon­tra­pro­duk­tiv. eco­no­mie­su­is­se hätte vom Bun­des­rat mu­ti­ge­re und ver­bind­li­che Re­form­vor­schlä­ge er­war­tet.

Der Wachs­tums­be­richt 2012 bis 2015 des Bun­des­rats spricht eine deut­li­che Spra­che. Die Schweiz lei­det an einer ekla­tan­ten Wachs­tums­schwä­che der Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät. Selbst bei Aus­klam­me­rung des kri­sen­ge­schüt­tel­ten Ban­ken­sek­tors hat in den Jah­ren 2008 bis 2011 kein Wachs­tum der durch­schnitt­li­chen Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät statt­ge­fun­den. Damit fehlt auch die Grund­la­ge für einen rea­len Ein­kom­mens­zu­wachs und damit eine Stei­ge­rung des Wohl­stands. Die Schweiz hat ent­spre­chend die Fi­nanz- und Wirt­schafts­kri­se nur des­we­gen gut ge­meis­tert, weil es zu einem An­stieg der Be­schäf­ti­gung ge­kom­men ist. Wie der Wachs­tums­be­richt kor­rekt fest­stellt, ist die­ser Be­fund alar­mie­rend. Mass­nah­men und Re­for­men zur Stei­ge­rung der Wachs­tums­fä­hig­keit kom­men daher eine im­men­se Be­deu­tung zu.

Man­geln­der Mut zu ech­ten Re­for­men
Trotz der be­denk­li­chen Ana­ly­se lie­fert der Wachs­tums­be­richt lei­der wenig kon­kre­te Lö­sungs­vor­schlä­ge. So blei­ben die meis­ten Re­form­ide­en vage oder gehen nicht weit genug. Bei­spiels­wei­se er­wähnt der Bun­des­rat zwar die Be­deu­tung der fi­nan­zi­el­len Kon­so­li­die­rung der Al­ters­vor­sor­ge, setzt sich aber kein ver­bind­li­ches Ziel zur Ein­füh­rung einer Steue­rungs­re­gel ana­log der Schul­den­brem­se. Auch in der Agrar­po­li­tik fehlt eine mu­ti­ge Re­form­agen­da. Der Land­wirt­schafts­sek­tor ge­hört mit einem Rück­gang der Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät um 1,45 Pro­zent in­ner­halb eines Jah­res (auf be­reits tie­fem Ni­veau) zu den am stärks­ten wachs­tums­hem­men­den Wirt­schafts­zwei­gen. Die­ser Trend kann nur durch eine grund­le­gen­de Struk­tur­re­form und eine mög­lichst ra­sche Markt­öff­nung ge­bro­chen wer­den.

Wie von eco­no­mie­su­is­se schon mehr­fach er­läu­tert, ist es öko­no­misch nicht halt­bar, mit um­welt­po­li­ti­schen Mass­nah­men an­de­re Ziele wie die Schaf­fung von Jobs oder eben Wachs­tum er­rei­chen zu wol­len. Die Er­fah­run­gen im Aus­land haben dies über­deut­lich ge­zeigt. Trotz­dem be­zeich­net der Bun­des­rat eine öko­lo­gi­sche Steu­er­re­form oder die En­er­gie­stra­te­gie 2050 als eine Wachs­tums­mass­nah­me. Fak­tisch droht die öko­lo­gi­sche Steu­er­re­form aber zu einem ve­ri­ta­blen Wachs­tums­hemm­nis zu wer­den, da es zwangs­läu­fig zu einer fis­ka­li­schen Mehr­be­las­tung und zu einer emp­find­li­chen Ver­schlech­te­rung der Rah­men­be­din­gun­gen für die In­dus­trie im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich kommt.

Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III vor­an­trei­ben
Ein Licht­blick im Be­richt zur Wachs­tums­po­li­tik ist hin­ge­gen die ex­pli­zi­te Er­wäh­nung der Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III. Für eine bes­se­re Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schweiz und damit für eine Er­hö­hung ihres Wachs­tums­po­ten­zi­als ist eine wei­te­re Ver­bes­se­rung der steu­er­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen für Un­ter­neh­men un­ab­ding­bar. Hier­durch wer­den un­ter­neh­me­ri­sches Ri­si­ko und In­no­va­ti­ons­an­stren­gun­gen loh­nen­der und damit wer­den die Grund­la­gen für eine nach­hal­ti­ge Er­hö­hung der Pro­duk­ti­vi­tät ge­schaf­fen.