Spezialisierte Arbeitskräfte

​​Rück­ver­la­ge­rung dank Zöl­len?​

Das Wich­tigs­te in Kürze: ​​

  • Die kurz­fris­ti­gen Ge­win­ner der US-Zöl­len sind US-Fir­men und der US-Staat. ​
  • Die Ver­lie­rer sind Ex­por­teu­re und die Kon­su­men­ten. ​
  • Eine voll­stän­di­ge Rück­ver­la­ge­rung ist je­doch un­wahr­schein­lich, dafür feh­len die Fach­kräf­te und die Lie­fer­ket­ten sind zu glo­bal.

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Die Trump-Ad­mi­nis­tra­ti­on hat einen Ba­sis­zoll auf aus­län­di­sche Güter ein­ge­führt sowie län­der­spe­zi­fi­sche Zölle an­ge­kün­digt, um­ge­setzt und vor­über­ge­hend wie­der aus­ge­setzt. Ein Ziel der Zölle ist es, dass ein Teil der Pro­duk­ti­on, die aus Kos­ten­grün­den in an­de­ren Län­dern er­folgt, in die USA ver­la­gert wird. Wel­che Wir­kung haben Zölle und wie er­folgs­ver­spre­chend sind sie mit Blick auf die an­ge­streb­te Rück­ver­la­ge­rung der Pro­duk­ti­on? ​​​

US-Zölle: Wer ge­winnt und wer ver­liert? ​​

Star­ten wir mit einer sta­ti­schen Be­trach­tung von Zöl­len ge­mäss der öko­no­mi­schen Theo­rie. Wenn Im­port­gü­ter mit einem Zoll be­las­tet wer­den, dann gibt es Ge­win­ner und Ver­lie­rer. Zu den Ver­lie­rern zäh­len die Un­ter­neh­men, die ihre Güter in die USA ver­kau­fen. Ihre Pro­duk­te ver­teu­ern sich, folg­lich sinkt ihre Ab­satz­men­ge. Zu den Ver­lie­rern zäh­len auch die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten, sie müs­sen für die Pro­duk­te einen hö­he­ren Preis zah­len. Ge­win­ner sind die ein­hei­mi­schen Un­ter­neh­men. Weil ihre Pro­duk­te zoll­be­freit sind, haben sie einen Wett­be­werbs­vor­teil und kön­nen ihre Ab­satz­men­ge er­hö­hen. Auch der Staat zählt den Ge­win­nern, weil er die Zoll­ab­ga­ben ein­kas­siert. In der Theo­rie re­sul­tier­ten durch die Zölle hö­he­re Prei­se und ge­rin­ge­re Ab­satz­men­gen, wes­halb der Ge­samtef­fekt auf die Wohl­fahrt in aller Regel ne­ga­tiv ist. Kurz: Die Ver­lie­rer ver­lie­ren mehr, als die Ge­win­ner ge­win­nen. ​​​

Hel­fen die Zölle, dass ver­mehrt in den USA pro­du­ziert wird? ​​

In den letz­ten Tagen haben viele in­ter­na­tio­na­le Un­ter­neh­men an­ge­kün­digt, ver­mehrt in den USA zu in­ves­tie­ren und auch zu pro­du­zie­ren. So kön­nen sie die Zölle um­ge­hen, gleich­zei­tig würde da­durch das Han­dels­bi­lanz­de­fi­zit re­du­ziert und et­li­che Jobs ge­schaf­fen. Die USA kön­nen ihre Mus­keln spie­len las­sen: Auf­grund ihrer Grös­se sind sie ein ge­wich­ti­ger Ab­satz­markt. Aus­län­di­sche Un­ter­neh­men kön­nen es sich kaum leis­ten, dass sie sich kom­plett aus dem US-Markt zu­rück­zie­hen. Doch so ein­fach ist die Sache nicht. ​​

​Es gibt gros­se Hür­den für eine Rück­ver­la­ge­rung ​​

Kurz­fris­tig ist es kaum mög­lich, die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät in den USA si­gni­fi­kant zu er­hö­hen. Schon die Vor­gän­ge­r­ad­mi­nis­tra­ti­on woll­te Jobs zu­rück­ho­len und sprach dafür viele Mil­li­ar­den Sub­ven­tio­nen. Doch bis Stand­or­te eva­lu­iert, Fa­bri­ken ge­plant, ge­baut und be­trie­ben wer­den kön­nen, fliesst viel Was­ser den Mis­sis­sip­pi hin­un­ter. Die Ab­neh­mer in den USA und die aus­län­di­schen Un­ter­neh­men wer­den also für ge­rau­me Zeit den Zoll be­rap­pen müs­sen, durch hö­he­re Prei­se und ge­rin­ge­re Mar­gen. ​Mit­tel­fris­tig ist es durch­aus denk­bar, dass die Un­ter­neh­men ihre Pro­duk­ti­on in den USA aus­bau­en. Dabei stel­len sich aber er­heb­li­che Pro­ble­me: ​​​

  1. Un­si­cher­heit ist Gift für In­ves­ti­tio­nen

    ​Um die Ka­pa­zi­tät aus­zu­bau­en, muss viel Geld in­ves­tiert wer­den. Doch nie­mand weiss, wie die wirt­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen in den nächs­ten Jah­ren aus­se­hen. Blei­ben die Zölle, kommt es zu einer po­li­ti­schen Kehrt­wen­de und blei­ben die USA die Wachs­tums­lo­ko­mo­ti­ve der Welt­wirt­schaft? Die Un­si­cher­heit ist gross. Dies ist kein Um­feld, das eine rege In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit be­güns­tigt. ​​​

  2. Den USA feh­len die Ar­beits­kräf­te ​​

    ​Wer pro­du­zie­ren will, braucht nicht nur An­la­gen, son­dern auch qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal. Und die­ses ist in den USA schwie­rig zu fin­den. Ei­ner­seits ist die Ar­beits­lo­sen­quo­te mo­men­tan mit 4.2 Pro­zent re­la­tiv tief. An­de­rer­seits ist frag­lich, ob es in den USA für die oft sehr spe­zi­fi­schen Tä­tig­kei­ten über­haupt Ar­beits­kräf­te gibt, die über das nö­ti­ge Know­how ver­fü­gen. Und wenn ein Gut knapp ist, steigt der Preis. Die Löhne stei­gen und ver­teu­ern ent­spre­chend die Pro­duk­ti­on. ​​

  3. Lie­fer- und Wert­schöp­fungs­ket­ten sind in­ter­na­tio­nal ​​

    ​Die al­ler­meis­ten Pro­duk­te wer­den nicht voll­stän­dig an einem Ort pro­du­ziert. Man kauft Vor­pro­duk­te und Kom­po­nen­ten ein. Diese kom­men oft aus ver­schie­de­nen Län­dern. So durch­lau­fen die Pro­duk­te meh­re­re Stand­or­te bis zur Fer­tig­stel­lung. Es ist damit noch nicht getan, die End­fer­ti­gung in den USA auf­zu­bau­en, um von den Zöl­len nicht be­trof­fen zu sein. Dazu müss­te die ge­sam­te Wert­schöp­fungs­ket­te in die USA ver­la­gert wer­den. ​​

​Auf­grund die­ser Hür­den ist eine voll­stän­di­ge Rück­ver­la­ge­rung auf ab­seh­ba­re Zeit un­wahr­schein­lich. Ge­wis­se Pro­duk­ti­ons­schrit­te dürf­ten aber aus­ge­baut wer­den. Ar­beits­kräf­te sind knapp und ent­spre­chend teuer. Und ge­wis­se Teile der Wert­schöp­fungs­ket­ten wer­den im Aus­land blei­ben, wo­durch sich Vor­pro­duk­te wegen der Zölle ver­teu­ern. Die Last die­ser Kos­ten wird zu einem Gross­teil der ame­ri­ka­ni­sche Kon­su­ment tra­gen müs­sen. Er zahlt am Ende den Preis dafür, dass die USA auf Vor­tei­le der in­ter­na­tio­na­len Ar­beits­tei­lung ver­zich­ten will. ​