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Post­fi­nan­ce: Ein Schritt zu­rück für einen Sprung vor­wärts

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass nun nach dem Stän­de­rat auch der Na­tio­nal­rat nicht auf die Vor­la­ge ein­ge­tre­ten ist, womit die Vor­la­ge vom Tisch ist. Die­ser Ent­scheid ist ein be­wuss­ter Schritt zu­rück in einem Dos­sier, das noch nicht reif ist. Denn die Öff­nung kommt zu früh, da viele grund­le­gen­de Fra­gen un­ge­klärt sind und die Her­aus­for­de­run­gen der Post­fi­nan­ce ganz­heit­lich ge­löst wer­den müs­sen. Ein Schnell­schuss wäre nicht ziel­füh­rend ge­we­sen.

Mit einer An­pas­sung des Pos­t­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes woll­te der Bun­des­rat das Kre­dit- und Hy­po­the­kar­ver­ga­be­ver­bot der Post­fi­nan­ce auf­he­ben. Der Ein­tritt der Post­fi­nan­ce in den Kre­dit- und Hy­po­thekar­markt soll­te durch die Ab­ga­be der Kon­troll­mehr­heit der Post und damit in­di­rekt des Bun­des an der Post­fi­nan­ce flan­kiert wer­den. Zudem soll­te der Bund der Post zur Schlies­sung der Not­fall­ka­pi­tal­lü­cke bei der Post­fi­nan­ce eine Ka­pi­ta­li­sie­rungs­zu­si­che­rung ge­wäh­ren. Der dafür not­wen­di­ge Ver­pflich­tungs­kre­dit hätte 1,7 Mil­li­ar­den Fran­ken be­tra­gen.

Keine Ent­las­sung von Post­fi­nan­ce in den Wett­be­werb ohne gleich­zei­ti­ge Pri­va­ti­sie­rung

eco­no­mie­su­is­se an­er­kennt wei­ter­hin, dass es für die Post­fi­nan­ce eine nach­hal­ti­ge Lö­sung braucht. Die Vor­la­ge des Bun­des­rats bot hier­für je­doch keine ge­eig­ne­te Grund­la­ge. Eine Ent­las­sung der Post­fi­nan­ce in den Wett­be­werb (d.h. Auf­he­bung des Kre­dit- und Hy­po­the­kar­ver­bots) ist nur ge­kop­pelt an eine Pri­va­ti­sie­rung ver­tret­bar. Zu­sätz­lich müs­sen Pri­va­ti­sie­rung und Ent­las­sung in den Wett­be­werb zwin­gend gleich­zei­tig statt­fin­den. An­dern­falls droht ein volks­wirt­schaft­li­cher Scha­den. Vor die­sem Schritt muss zudem eine Dis­kus­si­on um die Grund­ver­sor­gung und das künf­ti­ge Markt­de­sign im Post­be­reich ge­führt wer­den. Der Ex­per­ten­be­richt Grund­ver­sor­gung Post hat dies­be­züg­lich klar Hand­lungs­be­darf auf­ge­zeigt. Die Vor­la­ge zum Pos­t­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­setz wäre somit ein fal­scher ers­ter Schritt.

Ex­per­ten­be­richt zeigt Be­darf für eine Re­form der pos­ta­li­schen Grund­ver­sor­gung

Die heu­ti­ge Grund­ver­sor­gung er­in­nert an ver­staub­te PTT-Zei­ten: Mo­no­po­le, Ab­schot­tung und bü­ro­kra­ti­sche De­tail­re­gu­lie­rung schaf­fen ein Um­feld, das Fort­schritt und kun­den­na­he In­no­va­ti­on im Keim er­stickt. Dies be­stä­tigt auch der Ex­per­ten­be­richt Grund­ver­sor­gung Post – nur ein Bruch­teil der Dienst­leis­tun­gen der Grund­ver­sor­gung wer­den heute über­haupt noch nach­ge­fragt und die­je­ni­gen, die noch nach­ge­fragt wer­den, kön­nen flä­chen­de­ckend auch von an­de­ren Ak­teu­ren als der Post er­bracht wer­den. Dies gilt ins­be­son­de­re für die Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs. Die Grund­ver­sor­gung der Zu­kunft muss we­ni­ger Selbst­zweck sein und mehr den Un­ter­neh­men und der Be­völ­ke­rung die­nen, indem sie die ef­fek­ti­ven Be­dürf­nis­se ab­holt. Sie muss auch auf mehr Markt und Wett­be­werb set­zen und die Leis­tungs­fä­hig­keit an­de­rer Un­ter­neh­men als der Post nut­zen.