Na­tio­nal­rat schmet­tert Juso-In­itia­ti­ve ab

Mit 119:51 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen lehnt der Na­tio­nal­rat die In­itia­ti­ve der Jung­so­zia­lis­ten «Keine Spe­ku­la­ti­on mit Nah­rungs­mit­teln» deut­lich ab und folgt damit dem Bun­des­rat und dem Stän­de­rat. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen kla­ren Ent­scheid, denn die In­itia­ti­ve scha­det dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz und ist wir­kungs­los gegen den Hun­ger in der Welt.

Die Span­nung im Par­la­ment ist gross, als der Thur­gau­er Na­tio­nal­rat Hans­jörg Wal­ter ans Red­ner­pult tritt. Es geht um die Juso-In­itia­ti­ve «Keine Spe­ku­la­ti­on mit Nah­rungs­mit­teln», und Wal­ter ist Land­wirt. «Wir mei­nen, dass Spe­ku­la­ti­on die Preis­ent­wick­lung eher glät­tet», sagt der SVP-Po­li­ti­ker. Die In­itia­ti­ve ist in der Folge chan­cen­los: Der Na­tio­nal­rat hat heute die Juso-Vor­la­ge deut­lich mit 119 zu 51 Stim­men ab­ge­lehnt – ge­nau­so wie zuvor der Stän­de­rat und auch der Bun­des­rat. Und das aus guten Grün­den. 

Wis­sen­schaft wi­der­spricht den In­iti­an­ten

Mit zwei um­fang­rei­chen For­schungs­ar­bei­ten haben diese Woche Wis­sen­schaft­ler der Hoch­schu­le Lu­zern und Uni­ver­si­tät Basel klar dar­ge­legt, dass Fi­nanz­in­ves­ti­tio­nen die Prei­se der Grund­nah­rungs­mit­tel Wei­zen, Mais und Zu­cker sta­bi­li­siert haben. Die un­ter­such­ten 100 Stu­di­en kom­men gross­mehr­heit­lich zum Schluss, dass Fi­nanz­spe­ku­la­ti­on die Roh­stoff­prei­se ent­we­der gar nicht be­ein­flusst oder Preis­schwan­kun­gen sogar dämpft. Es gibt Aus­nah­men bei nicht Grund­nah­rungs­mit­teln wie Schwei­ne­bäu­chen und Le­bend­vieh, al­ler­dings ist der Ef­fekt hier äus­serst ge­ring. 

Die Wis­sen­schaft un­ter­mau­ert also: Fi­nanz­in­ves­ti­tio­nen hel­fen Bau­ern, Ver­ar­bei­tern wie Scho­ko­la­den­pro­du­zen­ten und Roh­stoff­händ­lern grund­sätz­lich, ihre Ri­si­ken ab­zu­si­chern und glät­ten lang­fris­tig die Prei­se. Sie aus dem Markt zu neh­men, wie die Juso das for­dern, würde letzt­lich die ef­fi­zi­en­te Nah­rungs­mit­tel­ver­sor­gung eher be­hin­dern als för­dern. Nicht der Han­del mit Ver­trä­gen an den Ter­min­märk­ten, son­dern das phy­si­sche An­ge­bot und die Nach­fra­ge haben in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zu hohen Nah­rungs­mit­tel­prei­sen ge­führt. Dürre und Brän­de haben Ern­ten ver­nich­tet, die La­ger­be­stän­de waren gleich­zei­tig his­to­risch tief. Ins­be­son­de­re auch in den Schwel­len­län­dern ver­lan­gen immer mehr Men­schen nach immer mehr Le­bens­mit­teln. Ex­port- oder Im­port­be­schrän­kun­gen haben eben­falls einen Ein­fluss auf die Prei­se. Um den Hun­ger in der Welt zu be­kämp­fen, müs­sen ziel­füh­ren­de Mass­nah­men des­halb un­be­dingt hier an­set­zen. Die Schweiz soll mit ihrer Ent­wick­lungs­hil­fe zum Bei­spiel wei­ter­hin in den ärms­ten Re­gio­nen den Land­wir­ten eine bes­se­re Aus­bil­dung er­mög­li­chen und sie mit Be­wäs­se­rungs­pro­jek­ten un­ter­stüt­zen. Zudem soll die Schweiz sich dafür stark ma­chen, dass die WTO die Hür­den für den in­ter­na­tio­na­len Han­del mit Nah­rungs­mit­teln ab­baut. 

In­itia­ti­ve ge­fähr­det Ar­beits­plät­ze

Die In­itia­ti­ve nützt zwar nicht bei der Be­kämp­fung der Hun­gers­not, sie scha­det aber der Schwei­zer Wirt­schaft. Sie sieht die Schaf­fung einer neuen staat­li­chen Kon­troll­be­hör­de sowie auf­wen­di­ge Nach­weis­pflich­ten für Schwei­zer Fi­nanz­ak­teu­re, aber auch für Nah­rungs­mit­tel­pro­du­zen­ten und Roh­stoff­händ­ler vor, die im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb stark be­nach­tei­ligt wür­den. Im zur­zeit an­ge­spann­ten Um­feld mit star­kem Fran­ken und eu­ro­pa­po­li­ti­scher Un­si­cher­heit ist es be­son­ders schäd­lich, Schwei­zer Un­ter­neh­men mit un­nö­ti­gen Ver­bo­ten wei­te­re Las­ten auf­zu­bür­den. Ge­ra­de der Roh­stoff­han­del nimmt in der Schweiz eine her­aus­ra­gen­de Be­deu­tung ein: Die Net­to­ein­nah­men aus dem Tran­sit­han­del ent­spre­chen 3,9 Pro­zent des Schwei­zer BIP. Bis zu 12‘000 Ar­beits­plät­ze hän­gen di­rekt am Roh­stoff­han­del. 

Die In­itia­ti­ve setzt also wirt­schaft­lich viel aufs Spiel, ohne einen Nut­zen zu lie­fern. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst daher den Ent­scheid des Schwei­zer Par­la­ments, die In­itia­ti­ve deut­lich ab­zu­leh­nen.