Mann in Schutzanzug desinfiziert einen Gütercontainer

Im­men­ser Aus­sen­han­dels­ein­bruch 2020 wegen Pan­de­mie

Die Aus­sen­han­dels­zah­len für 2020 zei­gen die his­to­ri­schen, ne­ga­ti­ven Fol­gen der Pan­de­mie für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft. Nun ist es an der Po­li­tik, mit sinn­vol­len Rah­men­be­din­gun­gen für eine ra­sche Er­ho­lung zu sor­gen – zum Bei­spiel mit der An­nah­me des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit In­do­ne­si­en und dem In­dus­trie­zoll­ab­bau.

Die his­to­risch tie­fen Werte im zwei­ten Quar­tal 2020 haben es schon an­ge­kün­digt: Nun be­stä­ti­gen die heute ver­öf­fent­lich­ten Zah­len für das ver­gan­ge­ne Jahr den im­men­sen Rück­gang des Schwei­zer Aus­sen­han­dels. Um ins­ge­samt 40 Mil­li­ar­den Fran­ken ver­rin­ger­te sich der Aus­sen­han­del im letz­ten Jahr. Die Ex­por­te san­ken um 7,1 Pro­zent auf 225,1 Mil­li­ar­den Fran­ken und die Im­por­te sogar um 11,2 Pro­zent auf 182,1 Mil­li­ar­den Fran­ken. Die Han­dels­bi­lanz für 2020 be­läuft sich auf einen Re­kord­über­schuss von 43 Mil­li­ar­den Fran­ken, da die Im­por­te noch stär­ker san­ken als die Ex­por­te. Damit be­fin­det sind der Aus­sen­han­del am Jah­res­en­de auf dem glei­chen Ni­veau wie vor drei Jah­ren. Auf­grund der Pan­de­mie hat der Schwei­zer Aus­sen­han­del letz­tes Jahr nach vier Jah­ren im Plus einen mas­si­ven Rück­gang ver­zeich­net.

Ein his­to­risch schlech­tes Jahr für den Schwei­zer Aus­sen­han­del

Es sind fast alle Bran­chen der Ex­port­wirt­schaft vom Rück­gang be­trof­fen. Es gibt al­ler­dings ei­ni­ge sek­t­o­ri­el­le und re­gio­na­le Un­ter­schie­de. Am stärks­ten ist die Uhren- und Schmuck­bran­che ein­ge­bro­chen, deren Ex­port­rück­gang be­trägt 50 Pro­zent des Ge­samt­wer­tes. Ein­zig die Ex­por­te des Che­mie- und Phar­ma­sek­tors haben sich po­si­tiv ent­wi­ckelt. Auch die Aus­fuh­ren in den Be­rei­chen Ma­schi­nen und Elek­tro­nik sowie auch Me­tal­len ver­rin­ger­ten sich um je 11 Pro­zent. Ab­ge­se­hen von China, das im Han­del mit der Schweiz neue Re­kor­de ver­zeich­net, ver­rin­ger­ten sich die Ex­por­te nach Asien. Auch die Lie­fe­run­gen nach Eu­ro­pa (-6,2 Pro­zent) und Nord­ame­ri­ka (-6,1 Pro­zent) sind merk­lich zu­rück­ge­gan­gen.

Auch im­port­sei­tig sind aus allen drei gros­sen Wirt­schafts­räu­men die glei­chen Ten­den­zen zu er­ken­nen: Nord­ame­ri­ka minus 16 Pro­zent, Eu­ro­pa minus 11,2 Pro­zent und Asien minus 9,9 Pro­zent. Ein­zig die Tex­ti­li­en, ge­nau­er Schutz­be­klei­dung und -mas­ken, sowie Nah­rungs- und Ge­nuss­mit­tel ver­zeich­ne­ten 2020 einen Im­port­an­stieg. Die Ein­fuh­ren aller üb­ri­gen Bra­chen in die Schweiz waren mas­siv rück­läu­fig.

So geht der Weg in eine er­folg­rei­che Zu­kunft

Mit der vor­aus­sicht­li­chen Wie­der­auf­nah­me der wirt­schaft­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten nach der Co­ro­na-Pan­de­mie wird auch die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft wahr­schein­lich wie­der bes­se­re Zah­len schrei­ben. Ein erste Tei­ler­ho­lung gab es be­reits im drit­ten und vier­ten Quar­tal des ver­gan­ge­nen Jah­res. Die 2020 ver­lo­re­nen Ein­nah­men kön­nen aber nicht mehr wett­ge­macht wer­den. Die Ex­port­wirt­schaft ist eine der zen­tra­len Stüt­zen der Wirt­schaft in der Schweiz und daher für un­se­ren Wohl­stand und die Si­che­rung der Ar­beits­plät­ze es­sen­zi­ell. Schwei­zer Ex­port­un­ter­neh­men er­wirt­schaf­ten rund 40 Pro­zent der Schwei­zer Net­to­wert­schöp­fung und die hie­si­ge Wirt­schaft ist ge­ne­rell eine der glo­bal in­te­grier­tes­ten Volks­wirt­schaf­ten. Es be­darf daher auch ver­schie­de­ner Mass­nah­men sei­tens der Schwei­zer Po­li­tik, um die Wirt­schaft zu un­ter­stüt­zen.

JA am 7. März zum Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en ist zen­tral

Neben den ak­tu­el­len Not­hil­fen sind auch wirk­sa­me wirt­schafts­freund­li­che Rah­men­be­din­gun­gen wich­tig. Zu den In­stru­men­ten ge­hört auch der In­dus­trie­zoll­ab­bau, denn er ver­güns­tigt die Be­schaf­fungs­kos­ten für Fir­men. Es braucht zudem ra­sche, sub­stan­zi­el­le Fort­schrit­te bei den Klä­run­gen zum in­sti­tu­tio­nel­len Rah­men­ab­kom­men (InstA) mit der EU, um die bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen lang­fris­tig zu si­chern. Auch wei­te­re Ab­kom­men mit der EU wie das Mu­tu­al Re­co­gni­ti­on Agree­ment (MRA) für Me­di­zin­tech­nik­pro­duk­te sind an zeit­na­he Fort­schrit­te beim InstA ge­knüpft. Die An­nah­me des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit In­do­ne­si­en am 7. März die­ses Jah­res ist nötig, damit ein wich­ti­ger neuer Ab­satz­markt er­schlos­sen wer­den kann. Eben­so ist der Ver­zicht auf eine staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le ein wich­ti­ger Bei­trag für gute wirt­schaft­li­che Rah­men­be­din­gun­gen.