Han­deln ist das Gebot der Stun­de

Grie­chen­land und Ita­li­en haben end­lich neue Re­gie­run­gen. An der Spit­ze der bei­den Kri­sen­län­der ste­hen mit Lucas Pa­pa­de­mos und Mario Monti nun zwei (EU-)er­fah­re­ne Wirt­schafts­fach­leu­te. Beide ver­spre­chen har­tes Durch­grei­fen und Re­for­men. Ihre Aus­gangs­la­gen sind je­doch sehr un­ter­schied­lich, wie eine neue Stu­die zeigt.

​Wäh­rend Monti in Ita­li­en auf eine grund­sätz­lich sta­bi­le Wirt­schaft bauen kann, gibt es in Grie­chen­land kaum An­lass zur Hoff­nung. Ex­per­ten sehen ak­tu­ell nur we­ni­ge An­sät­ze, wie die grie­chi­sche Wirt­schaft – zu­min­dest als Teil der Eu­ro­zo­ne – auf die Beine kom­men kann.

Grie­chen­land muss Re­for­men durch­set­zen
«Ich habe wirk­lich lange nach etwas Po­si­ti­vem su­chen müs­sen», so Hol­ger Schmie­ding. Der Chef­öko­nom der Be­ren­berg Bank stell­te am Diens­tag in Brüs­sel den «Euro Plus Mo­ni­tor 2011» vor, den die Bank in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Lis­bon Coun­cil, einem eu­ro­päi­schen Think Tank, er­ar­bei­tet hat. Das Po­si­ti­ve, was Schmie­ding fin­den konn­te, be­schränkt sich auf die aus­län­di­sche Nach­fra­ge nach grie­chi­schen In­dus­trie­gü­tern. Nach einem dra­ma­ti­schen Ein­bruch An­fang 2008 be­fin­den sich diese seit An­fang 2010 auf dem auf­stei­gen­den Ast und haben fast das Vor­kri­sen­ni­veau er­reicht.

Al­ler­dings macht der Wa­ren­ex­port nur rund acht Pro­zent des grie­chi­schen BIP aus. In sämt­li­chen an­de­ren Be­rei­chen sei­ner Wirt­schaft stel­len die Au­to­ren der Stu­di­en Grie­chen­land ein schlech­tes Zeug­nis aus und mah­nen drin­gend zu um­fas­sen­den Re­for­men an. Ob­wohl Grie­chen­land zu­ge­stan­den wird, be­reits tief­grei­fen­de Spar­mass­nah­men um­ge­setzt zu haben, seien diese längst noch nicht aus­rei­chend.

Ita­li­ens Pro­blem ist struk­tu­rell
An­ders sehen die Ein­schät­zun­gen für Ita­li­en aus. Hier liegt das pri­mä­re Pro­blem nicht im Po­ten­zi­al der ei­ge­nen Wirt­schaft, son­dern in den Struk­tu­ren. Eine Ar­beits­markt- und Ren­ten­re­form hät­ten be­reits gros­se Aus­wir­kun­gen auf Ita­li­ens Wirt­schafts­wachs­tum. Wie die ita­lie­ni­sche Re­gie­rung dabei vor­zu­ge­hen plant, hat sie dem EU-Fi­nanz­kom­mis­sar Olli Rehn am Wo­chen­en­de auf einem 36 Sei­ten um­fas­sen­den Pa­pier zu­kom­men las­sen.

Der Ab­sen­der war aber da noch der alte Re­gie­rungs­chef Sil­vio Ber­lus­co­ni. Die EU-Kom­mis­si­on hofft nun, dass Monti die Pläne gröss­ten­teils über­nimmt. Ende No­vem­ber will Rehn die EU-Fi­nanz­mi­nis­ter über die ge­plan­ten Mass­nah­men un­ter­rich­ten.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen:

Euro Plus Mo­ni­tor 2011 
(Stu­die der Be­ren­berg Bank & the Lis­bon Coun­cil)