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Für eine li­be­ra­le und nach­hal­ti­ge Markt­wirt­schaft

Der heu­ti­ge Tag der Wirt­schaft von eco­no­mie­su­is­se in Basel stand ganz im Zei­chen der Nach­hal­tig­keit. Prä­si­dent Chris­toph Mäder pro­pa­gier­te vor füh­ren­den Köp­fen aus Wirt­schaft, Po­li­tik und Wis­sen­schaft ein um­fas­sen­des Ver­ständ­nis von Nach­hal­tig­keit im öko­no­mi­schen, so­zia­len und öko­lo­gi­schen Sinne. Er rief dazu auf, die Wirt­schaft in der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung als kon­struk­ti­ve und in­no­va­ti­ve Kraft zu po­si­tio­nie­ren. Wirt­schafts­ex­per­tin Bea­tri­ce Weder di Mauro zeig­te auf, warum Preis­si­gna­le wich­tig sind und Trend­for­scher David Boss­hart ap­pel­lier­te an die Ver­ant­wor­tung der rei­chen Län­der.

Das Prin­zip der Nach­hal­tig­keit werde unser wirt­schaft­li­ches und po­li­ti­sches Han­deln künf­tig noch stär­ker prä­gen, ja prä­gen müs­sen, mahn­te eco­no­mie­su­is­se-Prä­si­dent Chris­toph Mäder in sei­ner An­spra­che vor rund 300 Gäs­ten am dies­jäh­ri­gen Tag der Wirt­schaft in Basel. Das gelte für die Bun­des­fi­nan­zen ge­nau­so wie für die Al­ters­vor­sor­ge oder für die Kli­ma­po­li­tik. Des­halb en­ga­gie­re sich eco­no­mie­su­is­se für eine li­be­ra­le und nach­hal­ti­ge Markt­wirt­schaft, die öko­no­mi­sche, so­zia­le und öko­lo­gi­sche Ziele ganz­heit­lich be­rück­sich­ti­ge.

«Die li­be­ra­le und nach­hal­ti­ge Markt­wirt­schaft stellt den frei­en, selbst­be­stimm­ten Men­schen ins Zen­trum», be­ton­te Mäder. Sie setze pri­mär auf Ei­gen­ver­ant­wor­tung und In­no­va­ti­on und erst sub­si­di­är auf Re­gu­lie­rung und den Staat. Sie solle die Wett­be­werbs­fä­hig­keit ver­bes­sern, die na­tür­li­chen Le­bens­grund­la­gen er­hal­ten, den ge­sell­schaft­li­chen Zu­sam­men­halt stär­ken und damit auch den nach­fol­gen­den Ge­ne­ra­tio­nen eine le­bens­wer­te Zu­kunft er­mög­li­chen.

Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung als Grund­la­ge der Wohl­fahrt

Das Prin­zip der Nach­hal­tig­keit stam­me aus der Wirt­schaft, er­klär­te Chris­toph Mäder, und habe im heu­ti­gen Ver­ständ­nis immer drei Di­men­sio­nen: die öko­no­mi­sche, die so­zia­le und die öko­lo­gi­sche. Echte Nach­hal­tig­keit gebe es nur unter Be­rück­sich­ti­gung aller drei Di­men­sio­nen. «Diese bil­den zu­sam­men die Grund­la­ge für das ma­te­ri­el­le, so­zia­le und kul­tu­rel­le Wohl­er­ge­hen un­se­rer Ge­sell­schaft. Eine Po­li­tik, die ein­sei­tig auf öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit fo­kus­siert und die wirt­schaft­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen ver­nach­läs­si­ge, ist nicht nach­hal­tig, kann nicht nach­hal­tig sein», sagte Mäder.

Als Bei­spiel für die Be­deu­tung aller drei Di­men­sio­nen der Nach­hal­tig­keit nann­te Mäder die Zu­kunft un­se­rer Strom­ver­sor­gung. Die Dekar­bo­ni­sie­rung des Ver­kehrs und der Hei­zun­gen sei mit Blick auf die öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit not­wen­dig. Aber wenn die Po­li­tik eine zu­neh­men­de Ver­knap­pung des Stroms in Kauf nehme, sei das weder öko­no­misch noch so­zi­al nach­hal­tig.  

Ex­ter­ne Ef­fek­te in die Prei­se von Gü­tern ein­be­zie­hen

Öko­no­min und Wirt­schafts­ex­per­tin Bea­tri­ce Weder di Mauro, Prä­si­den­tin des Cent­re for Eco­no­mic Po­li­cy Re­se­arch, nahm in ihrem Keyno­te-Re­fe­rat Bezug auf den Ta­gungs­ti­tel «Kann denn Wachs­tum Sünde sein?»: Wirt­schafts­wachs­tum sei aus öko­no­mi­scher Sicht nicht nach­hal­tig, wenn die Prei­se falsch seien, sagte sie und schlug damit den Bogen zu den ex­ter­nen Ef­fek­ten und zum Kli­ma­wan­del als kon­kre­tem Bei­spiel dafür. Wenn es um Ver­knap­pung von Ge­mein­schafts­gü­tern wie das glo­ba­le CO2-Bud­get gehe, müsse dies in die Prei­se für Güter und Dienst­leis­tun­gen ein­flies­sen – am bes­ten in Form von Len­kungs­ab­ga­ben.

We­ni­ger ef­fi­zi­ent, aber in der Po­li­tik be­lieb­ter sei der Weg über Re­gu­lie­run­gen und Sub­ven­tio­nen. So sei es of­fen­sicht­lich schwie­ri­ger, die Prei­se fürs Au­to­fah­ren an­zu­he­ben als das Bahn­fah­ren zu sub­ven­tio­nie­ren. Das löse aber das Pro­blem nicht. Hier stehe die Welt­ge­mein­schaft vor einer gros­sen Auf­ga­be, sagte Weder di Mauro. Es sei klar, dass es mas­si­ve staat­li­che und glo­bal ko­or­di­nier­te Ak­tio­nen brau­chen werde.

Rei­che Na­tio­nen ste­hen in der Ver­ant­wor­tung

Der glo­ba­le Kampf um Res­sour­cen werde sich ver­schär­fen, ist auch Trend­for­scher David Boss­hart, Prä­si­dent der G. und A. Dutt­wei­ler-Stif­tung, über­zeugt. Wir wür­den auf eine kon­flikt­rei­che­re Welt zu­ge­hen und die gros­se Frage sei, mit wel­chen or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­keh­run­gen wir diese Her­aus­for­de­run­gen an­ge­hen wer­den? Für ihn stehe selbst­ver­ständ­lich der freie Markt im Vor­der­grund. Zu­sätz­lich müss­ten aber ex­ter­ne Ef­fek­te aus­rei­chend be­rück­sich­tigt wer­den – zum Bei­spiel beim Kli­ma­schutz.

Hier seien die rei­chen Na­tio­nen klar in der Ver­ant­wor­tung, denn sie seien auch ver­ant­wort­lich für den gröss­ten Teil des glo­ba­len Aus­stos­ses von Treib­haus­ga­sen.

Nach­hal­ti­ge Fi­nan­zie­rung: Chan­cen und Ri­si­ken

In der an­schlies­sen­den Po­di­ums­dis­kus­si­on unter der Lei­tung von Urs Gre­dig (Fern­se­hen SRF) dis­ku­tier­ten Do­rothée Bau­mann-Pauly, Di­rek­to­rin des Cent­re for Busi­ness and Human Rights an der Uni­ver­si­tät Genf, Bar­ba­ra Kux, Mul­ti­ple Ver­wal­tungs­rä­tin, Gnan­li Land­rou, CEO und Mit­grün­der Oxara, und Phil­ipp Ri­cken­ba­cher, CEO Ju­li­us Bär Grup­pe AG, die Chan­cen und Ri­si­ken von nach­hal­ti­ger Fi­nan­zie­rung für die Re­al­wirt­schaft.

Die Gruss­bot­schaft der Lan­des­re­gie­rung über­brach­te Bun­des­rat Igna­zio Cas­sis, Vor­ste­her des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten.