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Füh­rungs­kom­pe­ten­zen durch Mi­li­z­en­ga­ge­ment

Hen­rik Scho­op ist Be­triebs­öko­nom und Ge­mein­de­rat. Im In­ter­view zeigt er, mit wel­cher Mo­ti­va­ti­on junge Men­schen ein Mi­liz­amt in An­griff neh­men und wieso es wich­tig ist, dass sich auch junge Un­ter­neh­me­rin­nen und Un­ter­neh­mer in Zu­kunft in po­li­ti­sche Pro­zes­se ein­schal­ten.

 

In­ter­view: Ni­co­le Wie­de­mei­er und Adri­an Mi­chel

Herr Scho­op, Ihr ers­tes eh­ren­amt­li­ches En­ga­ge­ment hat­ten Sie be­reits im Alter von 15 Jah­ren bei der Pfadi. Kurz dar­auf en­ga­gier­ten Sie sich auch bei Ju­gend + Sport. Was trieb Sie dazu an?

Scho­op: Für mich war klar, dass ich mich nach mei­ner Pfa­der­zeit selbst als Lei­ter en­ga­gie­ren möch­te. Ich hatte bei den Ak­ti­vi­tä­ten und in den La­gern stets eine wun­der­ba­re Zeit und sam­mel­te wert­vol­le Er­fah­run­gen. So konn­te ich bei­spiels­wei­se be­reits früh in einem ge­schütz­ten Rah­men Ver­ant­wor­tung über­neh­men oder aktiv Pro­gram­me mit­ge­stal­ten – und das ge­mein­sam mit mei­nen bes­ten Freun­den. Die­sen Pfadi-Spi­rit woll­te ich an die nächs­te Pfadi-Ge­ne­ra­ti­on wei­ter­ge­ben. Aus­ser­dem war es mir wich­tig, mei­nen Wis­sens­ho­ri­zont auch in an­de­ren Be­rei­chen zu er­wei­tern. Des­halb liess ich mich zum Coach und Ex­per­ten aus­bil­den, um einen Bei­trag an die Aus­bil­dung von J+S-Lei­tern leis­ten zu kön­nen. 

Vor allem in den jun­gen Jah­ren set­zen viele Men­schen auf die be­ruf­li­che Kar­rie­re und wit­tern das gros­se Geld. Wo bie­tet das Mi­liz­prin­zip An­reiz, den Fokus trotz­dem auf eine eh­ren­amt­li­che Tä­tig­keit zu set­zen?

Scho­op: Dafür gibt es meh­re­re gute Grün­de. Zum einen bie­tet ein öf­fent­li­ches Amt eine idea­le Platt­form, um das per­sön­li­che Netz­werk zu er­wei­tern und die So­zi­al­kom­pe­tenz zu stei­gern. Zum an­de­ren er­hält man die Mög­lich­keit, Er­fah­run­gen im Be­reich Pro­jekt­ma­nage­ment zu sam­meln – bei­spiels­wei­se bei der Lei­tung von Sit­zun­gen, bei der Prä­sen­ta­ti­on von In­hal­ten sowie bei der Mo­ti­va­ti­on von Mit­ar­bei­ten­den. Zudem ler­nen Amts­in­ha­be­rin­nen und Amts­in­ha­ber schnell, wie man sich in einer Füh­rungs­po­si­ti­on ver­hält und wie man damit um­geht, Ver­ant­wor­tung für eine Sache zu tra­gen.

Sie be­fin­den sich zur­zeit in­mit­ten einer Be­wer­bungs­pha­se. Durch Ihre meh­re­ren eh­ren­amt­li­chen En­ga­ge­ments sind Sie zeit­lich we­ni­ger fle­xi­bel als an­de­re junge Leute. Wie re­agie­ren po­ten­zi­el­le Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber auf Ihre Si­tua­ti­on?

Scho­op: Ich habe bis jetzt nur po­si­ti­ve Rück­mel­dun­gen er­hal­ten. Dank mei­ner lang­jäh­ri­gen Tä­tig­keit im eh­ren­amt­li­chen Be­reich habe ich früh ge­lernt, selbst­si­che­rer und ge­las­se­ner zu wer­den. Aus­ser­dem hatte ich die Chan­ce, be­reits in vie­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Ein­blick zu er­hal­ten. Nun zeigt sich, dass die­ses Know-how von po­ten­zi­el­len Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­bern sehr ge­schätzt wird.

Die Ver­ein­bar­keit von Beruf und öf­fent­li­chem Amt muss der Ge­sell­schaft noch bes­ser ge­lin­gen.

Worin lie­gen Ihrer An­sicht nach die gröss­ten Schwie­rig­kei­ten bei der täg­li­chen Be­wäl­ti­gung der Dop­pel­be­las­tung Beruf – Po­li­tik/So­zia­les?

Scho­op: Ei­ner­seits geht die Spon­ta­ni­tät ver­lo­ren. Denn meine Agen­da ist ge­füllt mit vie­len Sit­zun­gen, Ver­samm­lun­gen und An­läs­sen. An­de­rer­seits habe ich auch eine Lohn­ein­bus­se zu ver­kraf­ten, da ich auf­grund mei­ner eh­ren­amt­li­chen Tä­tig­keit im Beruf keine Voll­zeit­stel­le an­neh­men kann.

Sie sind Mitte zwan­zig. Da kommt viel­leicht eine Part­ne­rin ins Spiel oder die Grün­dung einer ei­ge­nen Fa­mi­lie. Wie schafft es ein jun­ger Mensch, gleich meh­re­ren Her­aus­for­de­run­gen ge­recht zu wer­den?

Scho­op: Es ist alles eine Frage der Or­ga­ni­sa­ti­on und Ko­or­di­na­ti­on. Meine Freun­din, die sich auch in der Pfadi en­ga­giert, und ich neh­men uns oft be­wusst Zeit für­ein­an­der. Trotz­dem ist es klar, dass Prio­ri­tä­ten ge­setzt und Ein­bus­sen in der Frei­zeit in Kauf ge­nom­men wer­den müs­sen. Die Zeit, über­all dabei zu sein, ist vor­bei. Zur­zeit brennt je­doch mein in­ne­res Feuer nach neuen Taten und neuem Wis­sen. So­lan­ge die Mo­ti­va­ti­on und der Wille da sind, sehe ich es als ein Pri­vi­leg und als eine span­nen­de Her­aus­for­de­rung, an meh­re­ren Pro­jek­ten mit­wir­ken zu dür­fen.

Ge­ra­de bei den Jung­par­tei­en und Ju­gend­ver­bän­den zeich­net sich seit län­ge­rer Zeit ein Mit­glie­der­schwund ab. Die heu­ti­ge Ju­gend will sich nicht mehr für die Ge­sell­schaft en­ga­gie­ren. Ist das Schwei­zer Mi­liz­sys­tem zu wenig at­trak­tiv?

Scho­op: Ich be­ob­ach­te, dass die Er­war­tungs­hal­tung an die Jun­gen ste­tig steigt. Heut­zu­ta­ge sind junge Men­schen be­reits im Alter von 15 bis 20 Jah­ren sehr ge­for­dert. Nebst Lehre, Freun­din oder Freund, Sport und Frei­zeit feh­len des­halb der Platz und die Zeit für eh­ren­amt­li­ches En­ga­ge­ment. Zudem wol­len sie sich auch nicht mehr lang­fris­tig für einen Ver­ein ver­pflich­ten. Die Spon­ta­ni­tät und Fle­xi­bi­li­tät ste­hen bei ihnen im Mit­tel­punkt. Umso wich­ti­ger ist es, die Chan­cen, die sich durch die Frei­wil­li­gen­ar­beit er­ge­ben, stär­ker auf­zu­zei­gen. Denn ein eh­ren­amt­li­ches Amt ist eine wert­vol­le In­ves­ti­ti­on in die Zu­kunft.

Sehen Sie Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten im zu­künf­ti­gen Um­gang mit dem Mi­liz­prin­zip?

Scho­op: Die Ver­ein­bar­keit von Beruf und Ver­ei­nen muss der Ge­sell­schaft noch bes­ser ge­lin­gen. Der Aus­bau von fle­xi­blen Ar­beits­zeit­mo­del­len sowie die Ent­wick­lung der Schu­le hin zu einer Ganz­ta­ges­schu­le mit ech­ten Block­zei­ten könn­ten dabei einen wert­vol­len Bei­trag leis­ten. Es ist je­doch eine Grat­wan­de­rung. Denn ak­tu­el­le Her­aus­for­de­run­gen wie zum Bei­spiel die wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on (unter an­de­rem die Fran­ken­stär­ke), der Druck nach zu­sätz­li­chen Wei­ter­bil­dun­gen, Fa­mi­li­en­grün­dun­gen oder das Kar­rie­re­den­ken las­sen immer we­ni­ger Zeit für ein eh­ren­amt­li­ches Amt.

Wieso ist es für die Ge­sell­schaft wich­tig, dass sich auch junge Men­schen in der Po­li­tik be­tei­li­gen?

Scho­op: Um wich­ti­ge Ent­schei­de für die Zu­kunft zu fäl­len, braucht es die Ver­tre­tung aller Ge­ne­ra­tio­nen. Nur so kann ge­währ­leis­tet wer­den, dass die er­las­se­nen Ge­set­ze lang­fris­tig und nach­hal­tig aus­ge­rich­tet wer­den. Es ist je­doch eine Hol­schuld der Ju­gend­li­chen. Wir müs­sen uns aus un­se­rer Kom­fort­zo­ne be­we­gen und hohes En­ga­ge­ment ein­brin­gen. Denn Leis­tung und Fleiss wer­den eines Tages be­lohnt.

 

Das In­ter­view wurde im Juni 2015 durch­ge­führt.

 

Über Mark­wal­der Em­me­negger

Hen­rik Scho­op ist unter an­de­rem auch per­sön­li­cher Mit­ar­bei­ter von Na­tio­nal­rat Urs Ga­sche bei Mark­wal­der Em­me­negger. Die Wirt­schafts­an­wäl­te bie­ten ihrer Kli­en­tel Be­ra­tung und Un­ter­stüt­zung in den Be­rei­chen Han­dels- und Ge­sell­schafts­recht, Ver­trags­recht, Ver­wal­tungs­recht, Wett­be­werbs- und Im­ma­te­ri­al­gü­ter­recht sowie im Ge­sund­heits-, Le­bens­mit­tel- und im Sport­recht. Neben der be­ra­ten­den und pro­zes­sie­ren­den An­walts­tä­tig­keit wer­den auch Ge­samt­pro­jekt­füh­run­gen, die Über­nah­me un­ter­neh­me­ri­scher Ver­ant­wor­tung in Fir­men, Ver­bän­den und an­de­ren In­sti­tu­tio­nen sowie die In­ter­es­sens­ver­tre­tung der Kli­en­ten auf po­li­ti­scher Ebene an­ge­bo­ten.

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