François Baur

Eu­ro­pa-USA: Ko­ope­ra­ti­on statt Kon­fron­ta­ti­on über den At­lan­tik

Die trans­at­lan­ti­sche Part­ner­schaft zwi­schen den USA und Eu­ro­pa durch­lebt stür­mi­sche Zei­ten. Seit der Wahl von Do­nald Trump zum US-Prä­si­den­ten und der An­nah­me des Brex­it-Re­fe­ren­dums ist die Pro­gno­se für ein um­fas­sen­des Frei­han­dels­ab­kom­men der EU mit den USA un­ge­wiss. Eine von eco­no­mie­su­is­se mit­fi­nan­zier­te Stu­die von Da­ni­el S. Ha­mil­ton, US-Po­li­to­lo­ge und Han­dels­ex­per­te, be­leuch­tet die trans­at­lan­ti­sche Part­ner­schaft zwi­schen Eu­ro­pa und den USA, zeigt mög­li­che Wege für die zu­künf­ti­ge Be­zie­hung auf und il­lus­triert, dass mehr Ko­ope­ra­ti­on statt Kon­fron­ta­ti­on das Er­folgs­ge­heim­nis für ge­winn­brin­gen­de trans­at­lan­ti­sche Be­zie­hun­gen ist. Auch für die Schweiz be­steht Hand­lungs­be­darf.

Nach­dem Da­ni­el S. Ha­mil­ton seine Stu­die zur Zu­kunft der trans­at­lan­ti­schen Han­dels­be­zie­hun­gen am 19. Fe­bru­ar 2018 in Brüs­sel erst­mals der Öf­fent­lich­keit dar­ge­legt hatte, er­hielt er ges­tern an der Kon­fe­renz «Trans­at­lan­tic Busi­ness Works» von der US-Han­dels­kam­mer und Busi­nes­s­Eu­ro­pe in Wa­shing­ton eine wei­te­re Ge­le­gen­heit, seine Re­sul­ta­te vor einem Ex­per­ten­pu­bli­kum zu prä­sen­tie­ren. Da die Stu­die auch ex­pli­zit auf die Rolle der eu­ro­päi­schen Nicht-EU-Staa­ten Bezug nimmt, be­tei­lig­te sich so­wohl eco­no­mie­su­is­se als auch die Wirt­schafts­ver­bän­de der Tür­kei und Nor­we­gens an der Fi­nan­zie­rung.

Wach­sen­de Skep­sis ge­gen­über of­fe­nen Märk­ten

Wäh­rend Jahr­zehn­ten gal­ten die his­to­risch tief grei­fen­den trans­at­lan­ti­schen Wirt­schafts­be­zie­hun­gen als äus­serst be­stän­dig und ro­bust. Die welt­wei­ten Fol­gen des Struk­tur­wan­dels sowie der di­gi­ta­len Re­vo­lu­ti­on führ­ten je­doch auf bei­den Sei­ten des At­lan­tiks zu gros­ser Ver­un­si­che­rung in der Be­völ­ke­rung. Eine Kom­bi­na­ti­on von hart­nä­cki­ger Ar­beits­lo­sig­keit, sta­gnie­ren­den Löh­nen sowie einer sich immer wei­ter öff­nen­den Ein­kom­mens­sche­re, ge­kop­pelt mit einem xe­no­pho­ben Klima, führ­te in wei­ten Tei­len der Be­völ­ke­rung zu einer zu­neh­men­den Skep­sis ge­gen­über of­fe­nen Märk­ten. Die Wahl von Do­nald Trump zum US-Prä­si­den­ten und der Brex­it-Ent­scheid des bri­ti­schen Stimm­volks sind ex­em­pla­risch für die­sen Mei­nungs­um­schwung.

Tief grei­fen­de Wirt­schafts­be­zie­hun­gen – auch in Zu­kunft?

Die Stu­die legt offen, wie die der­zei­ti­gen Un­si­cher­hei­ten in den trans­at­lan­ti­schen Be­zie­hun­gen den Wohl­stand und letzt­end­lich die wirt­schaft­li­che Vor­macht­stel­lung der USA und Eu­ro­pas in der Welt ge­fähr­den. Ha­mil­ton zeigt in sei­ner Ana­ly­se die tief grei­fen­de wirt­schaft­li­che Ver­knüp­fung zwi­schen den bei­den Kon­ti­nen­ten auf und ortet vier Wege, wie die trans­at­lan­ti­schen Han­dels­be­zie­hun­gen nach dem Schei­tern der Ver­hand­lun­gen zu TTIP wei­ter­ge­führt wer­den kön­nen.

Dabei warnt er die po­li­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­ger in den USA und Eu­ro­pa davor, die Be­zie­hun­gen zum je­wei­lig wich­tigs­ten Han­dels­part­ner zu ver­nach­läs­si­gen. Der ak­tu­ell be­gan­ge­ne Weg be­zeich­net er als Weg des ge­rings­ten Wi­der­stands, bei dem die An­rei­ze für beide Sei­ten zu tief seien, um die be­ste­hen­den Hür­den in der trans­at­lan­ti­schen Part­ner­schaft zu über­win­den. Die Fol­gen die­ses pas­si­ven Ab­war­tens sei eine sich stän­dig ver­grös­sern­de Kluft, die pro­tek­tio­nis­ti­schen Ten­den­zen auf bei­den Sei­ten wei­ter Schub ver­lei­hen dürf­te. Um zu­künf­tig die Han­dels­be­zie­hun­gen zwi­schen Eu­ro­pa und den USA wie­der zu stär­ken, sei po­li­ti­scher Wille für den Abbau von wei­te­ren Han­dels­hemm­nis­sen auf bei­den Sei­ten zwin­gend er­for­der­lich.

Po­ten­zi­al voll aus­schöp­fen

Auch für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft sind die Han­dels­be­zie­hun­gen zu den USA von her­aus­ra­gen­der Be­deu­tung. Die USA sind nach Deutsch­land der zweit­wich­tigs­te Han­dels­part­ner der Schweiz und US- und Schwei­zer Un­ter­neh­men schaf­fen zu­sam­men über eine halbe Mil­li­on Ar­beits­plät­ze auf bei­den Sei­ten des At­lan­tiks. Trotz die­sen ein­drück­li­chen Grös­sen of­fen­bart unser Aus­sen­han­dels­in­dex, der im Rah­men der Aus­sen­wirt­schafts­stra­te­gie von eco­no­mie­su­is­se pu­bli­ziert wurde, gar noch wei­te­res Po­ten­zi­al für Schwei­zer KMU im Han­del mit den USA. Ein bi­la­te­ra­les Frei­han­dels­ab­kom­men zwi­schen den USA und der Schweiz würde eine star­ke Basis bie­ten, um die Wirt­schafts­be­zie­hun­gen zu ver­tie­fen und das un­ge­nutz­te trans­at­lan­ti­sche Po­ten­zi­al zu er­schlies­sen. 

Lesen Sie die voll­stän­di­ge Stu­die, den Exe­cu­ti­ve Sum­ma­ry oder sehen Sie sich das Video von Da­ni­el S. Ha­mil­tons Prä­sen­ta­ti­on in Brüs­sel an.