ETH-Stu­die sieht Wachs­tums­chan­cen bei Cle­an­tech

Eine neue Stu­die der Kon­junk­tur­for­schungs­stel­le der ETH Zü­rich zeigt es schwarz auf weiss: Cle­an­tech-In­no­va­ti­on ent­wi­ckelt sich welt­weit ra­sant. Die Er­he­bung im Auf­trag von eco­no­mie­su­is­se zeigt, dass die Zahl der Cle­an­tech-Pa­ten­te welt­weit zwi­schen 2000 und 2008 um 227 Pro­zent an­ge­stie­gen ist. Ins­ge­samt stieg der An­teil der Cle­an­tech-Pa­ten­te ge­mes­sen an allen an­ge­mel­de­ten Pa­ten­ten von 2,5 auf 4,1 Pro­zent.
Die höchs­ten An­tei­le von Cle­an­tech-Pa­ten­ten weist die Schweiz in den Be­rei­chen Mi­ne­ral­öl­ver­ar­bei­tung, nicht­me­tal­li­sche Mi­ne­ra­li­en, Me­tall­er­zeug­nis­se, Ma­schi­nen­bau, Grund­stoff­che­mie und Fahr­zeug­bau auf. In zwei Be­rei­chen (Me­tall­er­zeug­nis­se und nicht­me­tal­li­sche Mi­ne­ral­stof­fe) weist die Schweiz sogar eine über­durch­schnitt­li­che Spe­zia­li­sie­rung auf. Im Schnitt zäh­len ge­mäss der KOF-Stu­die 23,5 Pro­zent der Schwei­zer Fir­men zum Cle­an­tech-Be­reich – in der In­dus­trie sind es sogar 32 Pro­zent. Damit ist die Cle­an­tech-Aus­prä­gung der Schwei­zer Wirt­schaft we­sent­lich brei­ter als oft­mals ver­mu­tet.

Cle­an­tech-Fir­men kön­nen nicht vom Staat ge­schaf­fen wer­den
Ins­ge­samt re­sul­tiert für die Schweiz bei der In­no­va­ti­on im Cle­an­tech-Be­reich den­noch eine un­ter­durch­schnitt­li­che Spe­zia­li­sie­rung – der An­teil der Cle­an­tech-Pa­ten­te stieg zwi­schen 2000 und 2008 le­dig­lich von 2,6 auf 2,8 Pro­zent. Dies hat meh­re­re Grün­de, wie Do­mi­ni­que Reber, Lei­ter In­fra­struk­tur, En­er­gie und Um­welt bei eco­no­mie­su­is­se im Rah­men eines Se­mi­nars in Zü­rich er­klär­te: Die Schweiz hat ziem­lich si­cher eine Ad­op­ti­ons­stra­te­gie ge­wählt und im­por­tiert Know-how. Dies er­klärt, warum die Zahl der Pa­tent­an­mel­dun­gen zwar un­ter­durch­schnitt­lich ist, die Schweiz aber an­de­rer­seits bei Um­welt­fra­gen im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich immer wie­der Spit­zen­plät­ze be­legt. Aus­ser­dem zeigt die Stu­die klar, dass in der Schweiz Cle­an­tech vor allem in gros­sen, ex­port­ori­en­tier­ten und ka­pi­tal­kräf­ti­gen Bran­chen ver­or­tet ist und hier ist die in­dus­tri­el­le Basis der Schweiz be­schränkt. «Cle­an­tech kann daher auch nicht ein­fach durch staat­li­che Mass­nah­men ge­schaf­fen wer­den», so Reber.

In­ter­na­tio­nal ko­or­di­nier­ter Kli­ma­schutz als Er­folgs­fak­tor
Um eine er­folg­rei­che Ent­wick­lung der Schweiz zu er­rei­chen, ist es daher wich­tig, ein gutes Um­feld für mul­ti­na­tio­na­le Un­ter­neh­men zu er­hal­ten. Der Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums spielt dabei ge­nau­so eine wich­ti­ge Rolle wie ein of­fe­ner Ar­beits- und Ka­pi­tal­markt und ein guter Aus­tausch zwi­schen Fir­men und Hoch­schu­len. In der KOF-Stu­die ge­lang zudem der sta­tis­ti­sche Nach­weis, dass am­bi­tio­nier­te in­ter­na­tio­na­le Emis­si­ons­re­duk­ti­ons­zie­le po­si­tiv auf die tech­no­lo­gi­sche Basis des Cle­an­tech-Be­reichs ein­wir­ken. Denn Re­duk­ti­ons­zie­le bie­ten den rich­ti­gen An­sporn für die Ent­wick­lung von In­no­va­tio­nen. Ein Al­lein­gang in der Kli­ma­po­li­tik wirkt sich kon­tra­pro­duk­tiv aus.

Stu­di­en­re­sul­ta­te müs­sen in den Cle­an­tech-Mas­ter­plan des Bun­des ein­flies­sen
Die Wirt­schaft wird sich dafür ein­set­zen, dass die Er­kennt­nis­se aus der Stu­die bei der ak­tu­el­len Ar­beit des Bun­des am Cle­an­tech-Mas­ter­plan be­rück­sich­tigt wer­den. Im Zen­trum ste­hen für eco­no­mie­su­is­se dabei fünf Schluss­fol­ge­run­gen

Cle­an­tech um­fasst alle Wirt­schafts­be­rei­che und kann nicht einer Bran­che zu­ge­wie­sen wer­den.

Cle­an­tech ist sehr wich­tig für die Schwei­zer Wirt­schaft und bie­tet gros­se Chan­cen.

Cle­an­tech ist aber keine Basis für eine staat­li­che In­dus­trie­po­li­tik.

Cle­an­tech ent­wi­ckelt sich dann am bes­ten, wenn op­ti­ma­le Be­din­gun­gen für die In­dus­trie in der Schweiz herr­schen.

Cle­an­tech-Fir­men pro­fi­tie­ren am stärks­ten, wenn Emis­si­ons­re­duk­tio­nen und res­sour­cen­scho­nen­des Ver­hal­ten durch in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te Ver­ein­ba­run­gen be­lohnt wer­den. Ein Al­lein­gang der Schweiz ist kon­tra­pro­duk­tiv.

- dos­sier­po­li­tik «Cle­an­tech: Chan­ce für die ge­sam­te Schwei­zer Wirt­schaft» als PDF