Arbeitskräftemangel

Die Schweiz braucht aus­län­di­sche Ar­beits­kräf­te​

Das Wich­tigs­te in Kürze: ​

  • Das Bun­des­amt für Sta­tis­tik hat seine Be­völ­ke­rungs­pro­gno­sen ak­tua­li­siert.
  • ​Die An­pas­sun­gen än­dern nichts am gros­sen Bild: Die Al­te­rung führt zu einer sub­stan­zi­el­len Lücke am Ar­beits­markt.
  • ​Neben den zen­tra­len He­beln Pro­duk­ti­vi­tät und in­län­di­sches Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al blei­ben aus­län­di­sche Ar­beits­kräf­te ein wich­ti­ger Teil der Lö­sung​.

​​Das Bun­des­amt für Sta­tis­tik (BFS) er­stellt Sze­na­ri­en zur Be­völ­ke­rungs­ent­wick­lung der Schweiz und passt diese re­gel­mäs­sig den jüngs­ten Ent­wick­lun­gen an. Am 15. April 2025 wur­den die ak­tua­li­sier­ten Zah­len pu­bli­ziert. Die Net­to­zu­wan­de­rung war in den letz­ten Jah­ren auch wegen aus­ser­or­dent­li­cher Er­eig­nis­se wie dem Ukrai­ne-Krieg höher als im Re­fe­renz­sze­na­rio un­ter­stellt. Ge­bur­ten­ra­te und Le­bens­er­war­tung fie­len hin­ge­gen etwas tie­fer aus. Die Pro­gno­sen wur­den nun ent­spre­chend an­ge­passt. ​​​

Ein­schät­zun­gen von eco­no­mie­su­is­se blei­ben un­ver­än­dert ​​

eco­no­mie­su­is­se hat auf Basis des vor­he­ri­gen Re­fe­renz­sze­na­ri­os auf­ge­zeigt, dass jedes Jahr mehr Per­so­nen al­ters­be­dingt aus dem Ar­beits­markt aus­tre­ten als Junge nach­rü­cken. In einem er­wei­ter­ten Sze­na­rio haben eco­no­mie­su­is­se und der Schwei­zer Ar­beit­ge­ber­ver­band (SAV) be­rech­net, dass bis in 10 Jah­ren rund 460'000 Voll­zeit-Be­schäf­tig­te in der Schweiz feh­len wer­den. In bei­den Fäl­len liegt der Fokus auf der in­län­di­schen Er­werbs­be­völ­ke­rung. Die Ak­tua­li­sie­rung der BFS-Sze­na­ri­en än­dert kaum etwas an die­sen trü­ben Aus­sich­ten. Die Schweiz hat ein struk­tu­rel­les Pro­blem. Der Ar­beits­kräf­te­man­gel wird sich auf­grund der de­mo­gra­fi­schen Al­te­rung wei­ter ver­schär­fen. ​

​In­län­di­sches Po­ten­zi­al bes­ser aus­schöp­fen und Pro­duk­ti­vi­tät stei­gern

Um die Ar­beits­kräf­te­lü­cke zu ver­rin­gern, muss das in­län­di­sche Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­al noch bes­ser aus­ge­schöpft wer­den. Die Po­li­tik muss nun vor­wärts ma­chen und die Mass­nah­men aus dem 8-Punk­te-Plan um­set­zen. Zudem müs­sen die Rah­men­be­din­gun­gen ge­zielt ver­bes­sert wer­den, um in den kom­men­den Jah­ren eine so­li­de Pro­duk­ti­vi­täts­ent­wick­lung zu be­güns­ti­gen. ​

Ar­beits­mi­gra­ti­on ist Teil der Lö­sung

Das Sze­na­rio von eco­no­mie­su­is­se und SAV zeigt auch, dass die Mass­nah­men im In­land nicht aus­rei­chen wer­den, um die ge­sam­te Lücke zu schlies­sen. Um auch in Zu­kunft Wohl­stand schaf­fen zu kön­nen, wird die Schweiz wei­ter­hin auf Ar­beits­kräf­te aus dem Aus­land an­ge­wie­sen sein. An­ge­sichts der de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung ist es ein Vor­teil, dass die Schweiz für aus­län­di­sche Ar­beits­kräf­te at­trak­tiv ist. Weite Teile von Eu­ro­pa sehen sich mit einer schrump­fen­den Er­werbs­be­völ­ke­rung kon­fron­tiert. Der Wett­be­werb um Ar­beits­kräf­te wird sich ent­spre­chend ver­stär­ken. Es ist also wahr­schein­lich, dass die Schweiz re­la­tiv ge­se­hen an At­trak­ti­vi­tät ein­büs­sen wird. Die Schweiz tut gut daran, die­sen Vor­teil nicht leicht­fer­tig zu ver­spie­len, nur um ein po­li­ti­sches Zei­chen zu set­zen. Dort, wo die Net­to­zu­wan­de­rung of­fen­sicht­lich zu Eng­päs­sen führt wie im Woh­nungs­markt oder bei den Ver­kehrs­in­fra­struk­tu­ren sind diese ge­zielt an­zu­ge­hen.