Die Bahn muss fit werden

Die Bahn verliert weiter an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Strasse. Sie muss deshalb Kosten sparen und ihre Effizienz steigern. Hierzu hat die SBB unter dem Titel «RailFit 2030» ein Fitnessprogramm für die Bahn kommuniziert. Die damit verbundenen Auswirkungen dürften nicht nur Freude auslösen, der Schritt ist aber dringend nötig.

Die Schweiz verfügt über eines der besten Bahnangebote weltweit. Keine Frage. Zu Recht sind wir daher stolz auf «unsere» SBB, denn wir sind nicht nur Weltmeister im Bahnfahren, sondern wir haben auch eines der weltweit verlässlichsten und pünktlichsten Bahnsysteme. 

Dennoch gibt es Anlass zur Sorge, denn die Kosten laufen aus dem Ruder. Im internationalen Vergleich gibt die Schweiz pro Kopf mit Abstand am meisten Geld für die Schieneninfrastruktur aus. Tendenz weiter steigend. Im Rahmen der Leistungsvereinbarung hat die SBB für die Periode 2017 bis 2020 Mittel beantragt, die 2,4 Milliarden Franken höher liegen als in der bisherigen Periode. Das entspricht einer Kostensteigerung von satten 22 Prozent. Auch im Regionalverkehr rechnet der Bund für die kommenden Jahre mit einem deutlichen Ausgabenwachstum von rund zwei Prozent pro Jahr.

Wegen der steigenden Ausgaben verliert die Bahn weiter an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Strasse.

Wer nun meint, wir können uns das auch leisten, hat etwas nicht begriffen. Erstens gibt es eine Mittelkonkurrenz. Daher könnten wir solche Gelder auch anders investieren, zum Beispiel in die Bildung. Aber – und das ist viel wichtiger – diese steigenden Ausgaben schaden vor allem der Bahn selbst. Denn dadurch verliert sie weiter an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Strasse. Und dieser Wettbewerb wird sich weiter zuspitzen, da sich der Individualverkehr mit raschen Schritten vorwärts bewegt.

Während die Bahn eine jährliche Effizienzsteigerung von einem bis zwei Prozent hinkriegt, beträgt sie im Individualverkehr fünf bis sechs Prozent. Wird diese Entwicklung in die Zukunft extrapoliert, kann man berechnen, dass der Personenkilometer irgendwann zwischen 2030 und 2050 auf der Strasse effizienter wird als der Personenkilometer bei der Bahn – und das nicht nur im ökonomischen, sondern durchaus auch im ökologischen Sinne. Hinzu kommen massive Veränderungen durch die Digitalisierung (Stichwort selbstfahrende Fahrzeuge, Sharing Economy), welche zu einer weiteren Steigerung der Attraktivität des Individualverkehrs beitragen wird.

sbb-zug und person, die rennt

 

Die Bahn muss deshalb dringend Gegensteuer geben und ihr Preis-Leistungs-Verhältnis verbessern, so wie dies die SBB auch angekündigt hat. Denn die Bahn steht unter Druck und muss unbedingt für die Zukunft fitter werden, wenn sie ihre grosse Bedeutung beibehalten will. Und das sollte sie auch, da dort, wo viele Personen auf derselben Strecke unterwegs sind die Bahn zweifelsohne ein höchst effizientes Verkehrsmittel darstellt.

Zudem sind sich die Experten einig, dass die Zukunft in einer verkehrsträgerübergreifenden Mobilität im Sinne von Mobility-as-a-Service liegt. Eine Optimierung der Betriebskosten wird aber nicht ausreichen, um fit für die Zukunft zu sein. Weitere Massnahmen wie eine Steigerung der Auslastung (diese liegt gegenwärtig unter 30 Prozent), eine Glättung der Verkehrsspitze, klare Prioritäten beim Ausbau und eine intelligentere Nutzung bestehender Kapazitäten müssen folgen.