Damit uns der Strom nicht ausgeht
Strommangel ist eines der grössten Risiken für die Schweizer Wirtschaft. Um diese Gefahr zu minimieren braucht es einen Massnahmenmix, der die Sicherheit unserer Stromversorgung und der Unternehmen stärkt.
Für die Wirtschaft ist es essenziell, dass die Stromversorgung auch in Zukunft zu wettbewerbsfähigen Preisen gesichert ist. Dass der Schweizer Strommarkt daher vor grossen Herausforderungen steht, ist heute nicht mehr bestritten. Aktuell gibt es einen hohen Druck zur Dekarbonisierung von Energie und Gesellschaft. Der Ersatz von fossilen Heizungen und mehr Elektrofahrzeuge reduzieren zwar die CO2-Emissionen, erhöhen aber gleichzeitig auch die benötige Strommenge. Parallel zum erwarteten Mehrverbrauch, werden unsere Kernkraftwerke in den nächsten Jahrzehnten ans Ende ihrer Laufzeiten kommen.
Mehr Markt und weniger Förderung
Das Parlament diskutiert aktuell die Revisionen des Energie- und des Stromversorgungsgesetzes. Ziel ist die Versorgungssicherheit in der Schweiz zu garantieren. Nachdem das Parlament bereits im Herbst letzten Jahres eine Verlängerung der Erhebung des Netzzuschlags bis 2030 beschlossen hat, soll dieser Netzzuschlag nochmals verlängert und sogar noch um 0,2 Rp. pro Kilowattstunde erhöht werden. Die Wirtschaft steht diesen Förderbeiträgen kritisch gegenüber. Obwohl längst überfällig, steht die vollständige Marktöffnung im Parlament damit auf der Kippe. Eine vollständige Marktöffnung fördert den Wettbewerb unter den Anbietern und Innovationen. Es entstehen neue Vermarktungsmöglichkeiten für CO2-armen Strom und für effizienzsteigernde Lösungen. Die Marktöffnung bringt auch für die Konsumenten Vorteile, da sie den Anbieter und die Produkte frei wählen können. Daher ist die vollständige Marktöffnung ein wichtiges Element für die Versorgungssicherheit.
Alle Optionen offenhalten und Winterzubau stärken
Wenn schon Förderbeiträge gesprochen werden, dann sollten diese zwingend technologieneutral ausgerichtet sein. Nur so kann ein Zubau mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis erfolgen. Konkret sollten auch Gaskraftwerke miteinbezogen werden. Dies steht nicht in Konflikt mit einem Netto-Null-Ziel bis 2050, wenn ein Gaskraftwerk sämtliche Emissionen kompensiert. Da wir im Sommer einen Stromüberschuss und im Winter zu wenig Strom haben, ist es für die Versorgungssicherheit zentral, dass die Förderung auf die Winterproduktion ausgerichtet wird. Förderwürdig sollten deshalb nur Anlagen sein, die auch einen Beitrag an die Winterproduktion leisten.
Kernkraftwerke entschärfen Problematik
Auch die bestehenden Kernkraftwerke sind in die Überlegungen einzubeziehen. Kernkraftwerke wurden von der EU kürzlich als nachhaltig eingestuft. Sie sind beinahe CO2-neutral, benötigen wenig Raum und liefern Strom in grossen Mengen. Daher sollten unsere Kernkraftwerke, solange sie sicher sind, weitergenutzt werden können. Das Problem der Winterknappheit lässt sich damit teilweise entschärfen. Wenn die Kernkraftwerke wirtschaftlich betrieben werden können und die Problematik der Endlagerung gelöst ist, kann die Kernkraft einen sehr wichtigen Beitrag an die Versorgungssicherheit leisten.
Stromeffizienzoffensive der Wirtschaft
Ein Stromabkommen mit der EU wäre für die Sicherstellung unseres Importbedarfs im Winter hilfreich gewesen. Da ein solches Abkommen nun in weite Ferne gerückt ist, wird ein weiteres Element für die Versorgungssicherheit umso wichtiger: die Stromeffizienz. Dabei sollten wir uns am Motto orientieren, jede eingesparte Kilowattstunde ist die günstigste und die wertvollste. Deshalb möchte die Wirtschaft eine Stromeffizienzoffensive starten. Um geeignete Rahmenbedingungen zu ermöglichen, sollte das System der Zielvereinbarungen – analog zum CO2-Gesetz – für alle Unternehmen geöffnet werden. Jedes Unternehmen würde, bei Erreichung eines vereinbarten Effizienzzieles, den Netzzuschlag vollständig zurückerstattet erhalten. Damit wird kontinuierlich und nachhaltig Strom eingespart, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt und ein Beitrag zur Systemstabilität geleistet.