Zentralasien und Südkaukasus: Was mir ein stumpfes Bleistift mit Strichcode zeigt
Die Wirtschaftsmission von Bundesrat Schneider-Ammann durch Zentralasien und den Südkaukasus ist zu Ende. Im Gepäck zurück in die Schweiz sind viele Eindrücke und neue und positive Erkenntnisse.
Wir sind in Samarkand in Usbekistan, eine Stadt mit beeindruckenden Baudenkmälern. Es ist die letzte Station auf unserer Wirtschaftsmission durch Zentralasien und den Südkaukasus. Wir besuchen eine Fachhochschule mit Schwerpunkt IT und Wassermanagement. Ich würde gerne ein paar Gedanken notieren, doch die Spitze vom bereitgestellten Bleistift ist abgebrochen. Das passiert natürlich auch bei uns. Doch etwas fällt mir auf: Das Bleistift verfügt auch über einen Strichcode. Er stellt für mich die Ambition von ganz Zentralasien dar, den Anschluss an die Moderne zu schaffen. Das ist positiv. In den letzten Tagen sind wir mit einer Wirtschaftsmission durch die Länder Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgistan und Usbekistan gereist und haben Tausende Kilometer bis in die Nähe der chinesischen Westgrenze zurückgelegt. Jedes dieser Länder arbeitet an Reformen. Die vier Länder weisen untereinander eine grosse Vielfalt auf. Entsprechend unterschiedlich sind die Reformen. Die Ambitionen dagegen sind in allen Ländern hoch. Um nun tatsächlich ein paar Gedanken zu notieren – wir sind ja flexibel –, «leihe» ich mir vorübergehend das Bleistift von meinem Sitznachbarn aus. Dieser hat kein Problem damit und hilft sich wiederum mit dem Bleistift seines Nachbarn auf der anderen Seite aus. Ich notiere mir nun zwei Dinge. Erstens: Um die Ambitionen zu erreichen, müssen die Reformen auch umgesetzt werden. Und dabei sollten beim Streben nach einem höheren Entwicklungsstand die grundlegenden Dinge wie Grundschule, Berufsausbildung wie Maurer, Schreiner, Mechaniker nicht vergessen werden. Ganz wie beim Bleistift. Sicher ist ein Strichcode gut, aber bei einem Bleistift kommt es eben auf die Spitze an. Ohne diese ist es ziemlich nutzlos – trotz Strichcode. Zweitens: Die Länder müssen gut zusammenarbeiten. Sei es die moderne Seidenstrasse – «Belt and Road Initiative» –, die geopolitische Lage zwischen Russland und China, Aus- und Weiterbildung oder der Umgang mit Wasser. Überall lohnt sich die Zusammenarbeit in Zentralasien. Genau wie beim Bleistift, das ich dann meinem Nachbarn dankend wieder zurückgab.