Finanzen

Bun­des­fi­nan­zen: Po­si­ti­ver Vor­an­schlag 2025, aber keine Ent­span­nung

In einem fi­nanz­po­li­tisch an­ge­spann­ten Um­feld hat der Bun­des­rat den Vor­an­schlag 2025 be­schlos­sen. Laut Vor­an­schlag ist ein ge­rin­ger Über­schuss von 100 Mil­lio­nen Fran­ken im or­dent­li­chen Haus­halt ge­plant. Im Er­geb­nis ent­hal­ten sind Bud­get­kor­rek­tu­ren von über zwei Mil­li­ar­den Fran­ken. Sie sind nötig, weil sonst ein De­fi­zit re­sul­tiert, das die Schul­den­brem­se nicht er­laubt. Stei­gen­de De­fi­zi­te in den Fol­ge­jah­ren kön­nen mit Bud­get­kor­rek­tu­ren al­lein nicht mehr be­sei­tigt wer­den. Wei­ter­ge­hen­de Mass­nah­men, dar­un­ter die Er­geb­nis­se der lau­fen­den Aus­ga­ben- und Sub­ven­ti­ons­über­pü­fung, sind nötig.

Der Bun­des­rat hat an­ge­sichts der an­ge­spann­ten Lage der Bun­des­fi­nan­zen be­reits im Ja­nu­ar Vor­ent­schei­de ge­trof­fen. Er hat Kor­rek­tu­ren be­schlos­sen, die den or­dent­li­chen Bun­des­haus­halt um mehr als zwei Mil­li­ar­den Fran­ken ent­las­ten. Zu den Kor­rek­tu­ren ge­hö­ren Ein­la­gen­kür­zun­gen bei Fonds des Bun­des und eine Kür­zung bei der ETH. Aus­ga­ben für die Ukrai­ne-Flücht­lin­ge wer­den zudem wie im Vor­jahr, aber in ge­rin­ge­rem Aus­mass wie­der über den aus­ser­or­dent­li­chen Haus­halt fi­nan­ziert (750 Mil­lio­nen). Schliess­lich er­fol­gen, eben­falls wie im Vor­jahr, Quer­schnitts­kür­zun­gen bei un­ge­bun­de­nen Aus­ga­ben. Neu ist, dass der Bun­des­rat mit einer tem­po­rä­ren Bei­trags­kür­zung beim Fonds der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung auch auf eine ge­setz­lich ge­bun­de­ne Aus­ga­be zu­rück­greift. Das Vor­ge­hen hilft, eine zu star­ke und ein­sei­ti­ge Be­las­tung der ge­setz­lich un­ge­bun­de­nen Aus­ga­ben beim Bud­get­aus­gleich zu ver­mei­den. Be­mü­hun­gen in Rich­tung einer grund­sätz­li­che­ren Fle­xi­bi­li­sie­rung ge­bun­de­ner Auf­ga­ben gibt es auch im Par­la­ment (siehe 20240105 Bei­la­ge 01 Pos­tu­lats­be­richt DE.​pdf). Auf der Ein­nah­men­sei­te soll schliess­lich die Ta­bak­steu­er er­höht wer­den.

Knapp aus­ge­gli­che­ner Vor­an­schlag als Basis fürs Par­la­ment

Die Mass­nah­men füh­ren dazu, dass der Bun­des­rat dem Par­la­ment einen aus­ge­gli­che­nen bzw. mit einem Über­schuss von 100 Mil­lio­nen Fran­ken leicht po­si­tiv Vor­an­schlag vor­le­gen kann. Bei den Aus­ga­ben plant der Vor­an­schlag ein Wachs­tum von 0,8 Pro­zent, bei den Ein­nah­men einen An­stieg von 3,2 Pro­zent. Ins­ge­samt sind Ein­nah­men und Aus­ga­ben von 85,7 Mil­li­ar­den bzw. 86,4 Mil­li­ar­den Fran­ken ge­plant. Die So­zia­le Wohl­fahrt bleibt die mit Ab­stand gröss­te Bun­des­auf­ga­be und wächst auf dem hohem Ni­veau von fast 30 Mil­li­ar­den Fran­ken wei­ter­hin stark mit 3,7 Pro­zent (na­ment­lich wegen hö­he­rer Bei­trä­ge des Bun­des an die AHV und die Prä­mi­en­ver­bil­li­gung). Ein stär­ke­res Mit­tel­wachs­tum ver­zeich­net auch die Si­cher­heit (+ 2,8 Pro­zent auf 7,1 Mil­li­ar­den). Wer­den jüngs­te Par­la­ments­be­schlüs­se für eine noch stär­ke­re Auf­sto­ckung der Ar­mee­mit­tel (Er­rei­chen 1 Pro­zent-BIP Ziel per 2030 – der Bun­des­rat hat bis jetzt mit einer Ziel­mar­ke von 2035 ge­rech­net) be­reits 2025 um­ge­setzt, braucht es dafür noch zu­sätz­li­che Mit­tel. Die Bud­get­de­bat­te wird ab­seh­bar von die­sem Thema ge­prägt sein. Ein­nah­men­sei­tig ist die di­rek­te Bun­des­steu­er wie in den Vor­jah­ren der Wachs­tums­trei­ber. So­wohl bei der Fir­men- wie der Ein­kom­mens­steu­er rech­net der Bun­des­rat mit über­durch­schnitt­lich stei­gen­den Bei­trä­gen. Der hohe Zu­wachs bei der Mehr­wert­steu­er kommt zu einem guten Teil der AHV zu­gu­te.

Fehl­be­trä­ge der kom­men­den Jahre müs­sen aus­ge­gli­chen wer­den

In den Fol­ge­jah­ren geht es fi­nanz­po­li­tisch an­spruchs­voll wei­ter. Der Aus­ga­ben­über­hang wird sich ab 2026 ak­zen­tu­ie­ren. 2027 wird der Fehl­be­trag (struk­tu­rel­les De­fi­zit) 2,5 Mil­li­ar­den Fran­ken be­tra­gen. In die­sen Zah­len nicht ent­hal­ten sind der er­wähn­te zu­sätz­li­che Aus­ga­ben­an­stieg für die Armee und hö­he­re Aus­ga­ben für die AHV auf­grund der 13. Rente. Diese soll ab 2026 zur Aus­zah­lung ge­lan­gen. Der Bun­des­rat sieht vor, die hö­he­ren AHV-Aus­ga­ben vor­läu­fig nicht über die Bun­des­kas­se, son­dern aus dem AHV-Fonds zu fi­nan­zie­ren. Einen ent­spre­chen­den Vor­schlag hat er in die Ver­nehm­las­sung zur Fi­nan­zie­rung der 13. AHV-Rente ge­ge­ben, die in die­sen Tagen ab­ge­schlos­sen wird. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt den Vor­schlag.

«Si­cher­heits­pro­zent» bei der MWST als gang­ba­rer Weg

Für die Frage der hö­he­ren Ar­mee­mit­tel sind im Par­la­ment jüngst zwei Lö­sungs­vor­schlä­ge ein­ge­bracht wor­den. In der einen Lö­sung soll die zu­sätz­li­chen Mil­li­ar­den, die für das Er­rei­chen des 1 Pro­zent BIP-Ziels per 2030 not­wen­dig sind (im Durch­schnitt rund eine Mil­li­ar­de Fran­ken jähr­lich), aus Ver­schie­bun­gen im Haus­halt re­sul­tie­ren. Ins­be­son­de­re die Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit, aber auch an­de­re Auf­ga­ben­be­rei­che, sol­len dafür re­du­ziert wer­den. In einem al­ter­na­ti­ven Vor­schlag (Mo­ti­on Würth) sol­len die zu­sätz­li­chen Mit­tel (rund 7,5 Mil­li­ar­den Fran­ken) über eine be­fris­te­te Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er be­schafft wer­den. Die Er­hö­hung würde im Gleich­schritt mit einer eben­falls be­fris­te­ten Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er zur Fi­nan­zie­rung der 13. Rente er­fol­gen. Ins­ge­samt würde die Mehr­wert­steu­er für den Zeit­raum von fünf Jah­ren um einen Pro­zent­punkt an­ge­ho­ben, wenn mög­lich be­reits ab 2026. eco­no­mie­su­is­se er­ach­tet diese als «Si­cher­heits­pro­zent» be­zeich­ne­te Lö­sung in An­be­tracht der Fi­nanz­la­ge des Bun­des als gang­ba­ren Weg. Tie­fer­grei­fen­de Be­rei­ni­gun­gen im Haus­halt, d.h. Prio­ri­tä­ten­ver­schie­bun­gen, blei­ben nach wie vor nötig, und zwar im Um­fang der ge­plan­ten struk­tu­rel­len Mil­li­ar­den­de­fi­zi­te (mind. 2,5 Mrd).

Ziel: Bun­des­haus­halt wie­der ins Lot brin­gen

Die Be­rei­ni­gung der De­fi­zi­te ist das Un­ter­fan­gen einer Ex­per­ten­grup­pe, die ak­tu­ell an der Ar­beit ist und Er­geb­nis­se bis im Spät­som­mer vor­le­gen wird. Die Er­geb­nis­se will der Bun­des­rat in eine Vor­la­ge pa­cken, die gegen Ende Jahr zur Ver­nehm­las­sung ge­lan­gen soll. Ge­plant ist, dass die Mass­nah­men ab 2027 zu grei­fen be­gin­nen. Die so­ge­nann­te Auf­ga­ben- und Sub­ven­ti­ons­über­prü­fung soll den Bun­des­haus­halt wie­der in die Ba­lan­ce brin­gen, und zwar an­ders als ak­tu­ell nicht durch le­dig­lich kurz­fris­tig Lin­de­rung ver­schaf­fen­de Bud­get­kor­rek­tu­ren, son­dern dau­er­haft und nach­hal­tig, so dass auch wie­der fi­nan­zi­el­le Spiel­räu­me ent­ste­hen.