hammer Richter

Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve: Klare Ab­leh­nung ist ein wich­ti­ges Si­gnal für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz

Von der Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve der SVP wären Hun­der­te von Wirt­schafts­ab­kom­men ne­ga­tiv be­trof­fen, und sie würde den Ruf der Schweiz als ver­läss­li­che Ver­trags­part­ne­rin mas­siv be­schä­di­gen. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst daher die deut­li­che Ab­leh­nung der In­itia­ti­ve durch die eid­ge­nös­si­schen Räte und wird sich in der be­vor­ste­hen­den Volks­ab­stim­mung für ein Nein en­ga­gie­ren.

Nach­dem die In­itia­ti­ve «Schwei­zer Recht statt frem­de Rich­ter (Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve)» in der Früh­jahrs­ses­si­on be­reits im Stän­de­rat ab­ge­lehnt wurde, hat sie heute auch der Na­tio­nal­rat mit 127 zu 67 Stim­men deut­lich ver­wor­fen. Aus Sicht der Schwei­zer Wirt­schaft ist die­ser klare Ent­scheid sehr zu be­grüs­sen. Die Vor­la­ge zielt ei­ner­seits auf die Eu­ro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on (EMRK). An­de­rer­seits scha­det sie auch den wirt­schafts­po­li­ti­schen In­ter­es­sen der Schweiz.

Be­reits heute geht die Schweiz keine in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen ein, die im Wi­der­spruch zur Bun­des­ver­fas­sung ste­hen. Im Ge­gen­satz zu an­de­ren Län­dern be­steht in der Schweiz aber die Mög­lich­keit, die Bun­des­ver­fas­sung je­der­zeit per Volks­ent­scheid zu än­dern. Dar­aus kön­nen auch nach­träg­lich Wi­der­sprü­che ent­ste­hen. Bis­her konn­ten sol­che Fälle prag­ma­tisch ge­löst wer­den. Die In­itia­ti­ve ent­hält je­doch einen ge­fähr­li­chen Au­to­ma­tis­mus, der künf­tig fast zwangs­läu­fig die Kün­di­gung ent­spre­chen­der Ab­kom­men vor­sieht. Dabei ist völ­lig un­klar, von wem und unter wel­chen Be­din­gun­gen eine Kün­di­gung ein­zu­lei­ten wäre. Po­ten­zi­ell ist das ge­sam­te Netz­werk aus in­ter­na­tio­na­len Ver­ein­ba­run­gen be­trof­fen, das der Ex­port­na­ti­on Schweiz heute den Zu­gang zu ihren Ab­satz­märk­ten si­chert.

Ge­fähr­det so­wohl Bi­la­te­ra­le als auch Ab­kom­men mit Dritt­staa­ten

Di­rekt ge­fähr­det sind rund 600 Ab­kom­men mit wirt­schafts­re­le­van­tem In­halt. Dar­un­ter sind über 400 Wirt­schafts­ab­kom­men, die in der Ver­gan­gen­heit nicht dem Re­fe­ren­dum un­ter­stan­den. Ge­mäss den For­de­run­gen der In­itia­ti­ve müss­ten Schwei­zer Ge­rich­te sol­che Ab­kom­men nicht län­ger be­ach­ten. Der Grund­satz, dass ab­ge­schlos­se­ne Ver­trä­ge ein­ge­hal­ten wer­den müs­sen, würde damit be­wusst igno­riert. Auf die Glaub­wür­dig­keit der Schweiz als Ver­trags­part­ne­rin hätte das fa­ta­le Aus­wir­kun­gen.

Be­son­ders stö­rend: Die In­itia­ti­ve wird von den glei­chen Krei­sen un­ter­stützt, wel­che die Be­deu­tung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men mit der EU klein­re­den und seit Jah­ren eine stär­ke­re Ori­en­tie­rung auf an­de­re Ex­port­märk­te for­dern. Die Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve aber würde nicht nur die Bi­la­te­ra­len ge­fähr­den, son­dern auch den Ab­schluss von Frei­han­dels­ab­kom­men mit an­de­ren Staa­ten enorm er­schwe­ren. Die­ser dop­pel­te Nach­teil würde mit kei­nem Vor­teil auf­ge­wo­gen.

Kon­stan­te Un­si­cher­heit scha­det der Wirt­schaft

eco­no­mie­su­is­se wird sich im be­vor­ste­hen­den Ab­stim­mungs­kampf für ein Nein zur Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve en­ga­gie­ren. Der Schwei­zer Wirt­schafts­dach­ver­band be­dau­ert, dass bei die­ser Vor­la­ge ein­mal mehr gegen Rück­schrit­te in den in­ter­na­tio­na­len Be­zie­hun­gen der Schweiz an­ge­kämpft wer­den muss. Diese Be­zie­hun­gen durch immer neue In­itia­ti­ven in­fra­ge zu stel­len, ver­hin­dert eine kon­struk­ti­ve Ent­wick­lung, führt zu kon­stan­ter Un­si­cher­heit und scha­det damit dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz.