Er­näh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät: NEIN zu staat­li­cher Plan­wirt­schaft und Ab­schot­tung

Die Volks­in­itia­ti­ve «für Er­näh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät» der lin­ken Bau­ern­ge­werk­schaft Uniterre möch­te den Staat zu weit­rei­chen­den plan­wirt­schaft­li­chen Ein­grif­fen und einer noch stär­ke­ren Ab­schot­tung des Schwei­zer Agrar­mark­tes ver­pflich­ten. Dies würde zu teu­re­ren Prei­sen und we­ni­ger Aus­wahl füh­ren. Die In­itia­ti­ve scha­det der Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer Land- und Er­näh­rungs­wirt­schaft, sowie der Tou­ris­mus- und Gas­tro­no­mie­bran­che, und schnürt die Bau­ern in ein enges staat­li­ches Kor­sett. Zu­sätz­li­che Zölle und Im­port­be­schrän­kun­gen ge­fähr­den den Markt­zu­gang für die Schwei­zer Ex­port­in­dus­trie.

Am 23. Sep­tem­ber 2018 wer­den die Stimm­be­rech­tig­ten über die Volks­in­itia­ti­ve «für Er­näh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät» der Bau­ern­ge­werk­schaft Uniterre ab­stim­men. Die In­itia­ti­ve will die hei­mi­sche Land­wirt­schaft durch kost­spie­li­ge plan­wirt­schaft­li­che Staats­ein­grif­fe und einen hö­he­ren Grenz­schutz vor aus­län­di­scher Kon­kur­renz ab­schot­ten.

NEIN zum Rück­schritt und Plan­wirt­schaft

eco­no­mie­su­is­se lehnt die ra­di­ka­le Volks­in­itia­ti­ve ab. Eine Ab­kehr von der gel­ten­den Agrar­po­li­tik die grund­sätz­lich eine auf den Markt aus­ge­rich­te­te Land­wirt­schaft vor­sieht, ist der fal­sche Weg. Der vor­ge­schla­ge­ne Pa­ra­dig­men­wech­sel hin zu einer staat­li­chen Plan­wirt­schaft hätte ein­schnei­den­de Aus­wir­kun­gen auf die ge­sam­te Land- und Er­näh­rungs­wirt­schaft (Bau­ern, Le­bens­mit­tel­in­dus­trie, De­tail­han­del). Die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit sowie die Wett­be­werbs- und In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit wür­den mas­siv ein­ge­schränkt. Die staat­li­chen Markt­ein­grif­fe wür­den die Preis­dif­fe­renz zu den Nach­bar­län­dern wei­ter er­hö­hen. Kon­su­men­ten wür­den unter stei­gen­den Prei­sen bei ge­rin­ge­rer An­ge­bots­viel­falt lei­den und müss­ten für den Struk­tur­er­halt in der Land­wirt­schaft hö­he­re Steu­ern be­zah­len. Dar­un­ter wür­den auch die Tou­ris­mus- und Gas­tro­no­mie­bran­che lei­den.

Die ra­di­ka­le In­itia­ti­ve nimmt Kon­su­men­ten, Steu­er­zah­ler und Wirt­schaft in Geis­sel­haft

Ex­port­in­dus­trie be­trof­fen

Pri­mär trifft die In­itia­ti­ve die Er­näh­rungs­wirt­schaft. In­di­rekt ist je­doch die ge­sam­te Ex­port­in­dus­trie be­trof­fen, da die In­itia­ti­ve in­ter­na­tio­na­les Han­dels­recht ver­letzt. Be­ste­hen­de Frei­han­dels­ab­kom­men (wie z.B. mit Ka­na­da) aber auch künf­ti­ge Ab­kom­men (z.B. Mer­co­sur) wären ge­fähr­det. Kon­kret for­dert die In­itia­ti­ve, dass der Bund zur «För­de­rung einer Pro­duk­ti­on unter so­zia­len und öko­lo­gi­schen Be­din­gun­gen, die den schwei­ze­ri­schen Nor­men ent­spre­chen, Zölle auf die Ein­fuhr von land­wirt­schaft­li­chen Er­zeug­nis­sen und Le­bens­mit­teln er­hebt oder deren Ein­fuhr ver­bie­tet». Im Ge­gen­satz zur heu­ti­gen Re­ge­lung hat der Bund keine Rück­sicht auf in­ter­na­tio­na­les Han­dels­recht zu neh­men. Einen sol­chen pro­tek­tio­nis­ti­schen Schritt kann sich die Schweiz mit ihrer Ex­port­ab­hän­gig­keit nicht leis­ten. Die An­nah­me der In­itia­ti­ve lies­se Rechts­un­si­cher­hei­ten und Han­dels­strei­tig­kei­ten ent­ste­hen.

Il­lu­so­ri­sche For­de­run­gen

Die ex­tre­me Volks­in­itia­ti­ve will nicht nur einen hö­he­ren Grenz­schutz, son­dern einen kom­plet­ten Rich­tungs­wech­sel in der Agrar­po­li­tik. Dazu er­hält der Bun­des­rat eine Reihe von Auf­trä­ge und neuen Kom­pe­ten­zen, die letzt­lich das re­gu­la­to­ri­sche Kor­sett für die Schwei­zer Land­wir­te wei­ter zu­schnürt:

  • Die För­de­rung einer bäu­er­li­chen, viel­fäl­ti­gen und nach­hal­ti­gen Land­wirt­schaft (Art. 104c, Abs. 1)
  • Er­hö­hung der Zahl der Be­schäf­tig­ten in der Land­wirt­schaft (Art. 104c, Abs. 3a)
  • Schutz des Kul­tur­lan­des (Art. 104c, Abs. 3b)
  • Er­lass und Über­wa­chung staat­li­cher Ar­beits­be­din­gun­gen (Art. 104c, Abs. 6)
  • Neue Sub­ven­tio­nen für Ver­ar­bei­tungs-, La­ge­rungs- und Ver­mark­tungs­struk­tu­ren (Art. 104c, Abs. 5c)
  • Ein­füh­rung einer staat­li­chen Preis- und Men­gen­steue­rung (Art. 104c, Abs. 7)
  • Er­he­bung zu­sätz­li­cher Zölle auf nicht nach­hal­tig pro­du­zier­te Le­bens­mit­tel sowie Er­lass von Im­port­ver­bo­ten (Art. 104c, Abs. 8)
  • Staat­li­che Ge­währ­leis­tung des Rechts auf Nut­zung, Ver­meh­rung, Aus­tausch und Ver­mark­tung von Saat­gut für die Bau­ern (Art. 104c, Abs. 3c)
  • Ver­bot der Gen­tech­nik (Art. 104c, Abs. 4) - Ver­bot von Ex­port­sub­ven­tio­nen (Art. 104c, Abs. 9)

Auch wenn die In­itia­ti­ve im Kern einen Rich­tungs­wech­sel zu mehr Plan­wirt­schaft in der Agrar­po­li­tik for­dert, ent­hält sie auch For­de­run­gen, die in der heu­ti­gen Agrar­po­li­tik be­reits be­rück­sich­tigt sind. So etwa die För­de­rung einer bäu­er­li­chen, viel­fäl­ti­gen und nach­hal­ti­gen Land­wirt­schaft, den Schutz des Kul­tur­lan­des oder das Ver­bot von Ex­port­sub­ven­tio­nen ab 2019.

 

Volk und Stän­de ent­schei­den am 23. Sep­tem­ber 2018 par­al­lel auch über die «Fair-Food-In­itia­ti­ve» der Grü­nen Par­tei. Er­fah­ren Sie mehr in un­se­rem Dos­sier­po­li­tik.