Mann versinkt in Papierkram

Ja zum in­te­gren Fi­nanz­platz – Nein zu über­flüs­si­ger Bü­ro­kra­tie

Der Bun­des­rat hat an sei­ner heu­ti­gen Sit­zung die Vor­la­gen zur Um­set­zung der er­wei­ter­ten Sorg­falts­pflich­ten im Steu­er­be­reich und zur Um­set­zung der FATF-Emp­feh­lun­gen in die Ver­nehm­las­sung ge­schickt. eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet grund­sätz­lich die er­klär­ten Ziele der bei­den Vor­la­gen, die In­te­gri­tät des schwei­ze­ri­schen Fi­nanz­plat­zes zu wah­ren. Über­schies­sen­de Re­gu­lie­run­gen – wie sie ins­be­son­de­re mit der zu­sätz­li­chen Mel­dung des wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten und der Füh­rung eines se­pa­ra­ten Ver­zeich­nis­ses am Sitz der Ge­sell­schaft vor­ge­schla­gen wer­den – sind je­doch strik­te ab­zu­leh­nen.

​​Der Bun­des­rat hat an sei­ner heu­ti­gen Sit­zung zwei Ver­nehm­las­sungs­vor­la­gen ver­ab­schie­det. Ei­ner­seits sol­len die re­vi­dier­ten in­ter­na­tio­na­len Emp­feh­lun­gen zur Be­kämp­fung der Geld­wä­sche­rei und Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung (FATF-Emp­feh­lun­gen) um­ge­setzt wer­den. An­der­seits soll mit er­wei­ter­ten Sorg­falts­pflich­ten ver­hin­dert wer­den, dass Fi­nanz­in­ter­me­diä­re in der Schweiz un­ver­steu­er­te Gel­der ent­ge­gen­neh­men. Mit die­sen Vor­la­gen will der Bun­des­rat die Be­deu­tung, die er der Wah­rung der In­te­gri­tät des Fi­nanz­plat­zes bei­misst, un­ter­strei­chen.

Als Wirt­schafts­dach­ver­band ver­tritt eco­no­mie­su­is­se die In­ter­es­sen der Ge­samt­wirt­schaft. eco­no­mie­su­is­se wird bei ihren Mit­glie­dern – 100 Bran­chen­ver­bän­de, 20 kan­to­na­le Han­dels­kam­mern sowie ei­ni­ge Ein­zel­un­ter­neh­men – eine in­ter­ne Um­fra­ge zu den bei­den heute vom Bun­des­rat ver­ab­schie­de­ten Fi­nanz­markt­vor­la­gen durch­füh­ren und ge­stützt dar­auf aus einer ge­samt­wirt­schaft­li­chen Sicht Stel­lung neh­men. Die Ver­nehm­las­sungs­frist dau­ert bis zum 15. Juni 2013. 


eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die Ziele der Vor­la­gen – lehnt aber über­schies­sen­de Re­gu­lie­run­gen ab 
Auf­grund einer kur­so­ri­schen Prü­fung be­für­wor­tet eco­no­mie­su­is­se die er­klär­ten Ziele der bei­den Vor­la­gen, die In­te­gri­tät des schwei­ze­ri­schen Fi­nanz­plat­zes zu wah­ren. Diese Vor­la­gen haben auch gros­se Aus­wir­kun­gen auf Nicht­fi­nanz­bran­chen. Ein in­te­grer Fi­nanz­platz ist im In­ter­es­se der Ge­samt­wirt­schaft. Das Kos­ten-Nut­zen-Ver­hält­nis ist je­doch auch bei die­sen Re­gu­lie­rungs­vor­ha­ben zu be­ach­ten. Neue Re­gu­lie­rungs­vor­schrif­ten sol­len nur bei ab­so­lu­ter Not­wen­dig­keit und nur mit dem kleinst­mög­lichs­ten Auf­wand für die Be­trof­fe­nen ge­schaf­fen wer­den.


Dies gilt ins­be­son­de­re für den Vor­schlag, Namen- und In­ha­ber­ak­tio­nä­re mit einem Ak­ti­en­an­teil von mehr als 25 Pro­zent unter Straf­an­dro­hung (sic!) zur Mel­dung des wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten zu zwin­gen und die Ge­sell­schaft zu ver­pflich­ten, an ihrem Sitz ein ent­spre­chen­des Ver­zeich­nis zu füh­ren. Bei den nicht ko­tier­ten Ge­sell­schaf­ten – zu­min­dest bei den Na­men­ak­ti­en – sind die wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten in der Pra­xis gross­mehr­heit­lich be­kannt. Die meis­ten die­ser Ge­sell­schaf­ten haben stren­ge Vin­ku­lie­rungs­be­stim­mun­gen und ver­lan­gen bei der Ein­tra­gung im Ak­ti­en­buch oft eine aus­drück­li­che Er­klä­rung des Ak­tio­närs, dass er die Ak­ti­en im ei­ge­nen Namen und auf ei­ge­ne Rech­nung er­wor­ben hat. Die zu­sätz­li­che Mel­dung des wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten und die Füh­rung eines se­pa­ra­ten Ver­zeich­nis­ses am Sitz der Ge­sell­schaft sind daher über­flüs­sig. Nach dem Ent­wurf des Bun­des­rats wird jeder Klein­un­ter­neh­mer, der in der Rechts­form der Ak­ti­en­ge­sell­schaft oder der Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung or­ga­ni­siert ist, ge­zwun­gen, eine Mel­dung an seine Ge­sell­schaft zu ma­chen. Zudem müss­te seine Ge­sell­schaft ein ent­spre­chen­des Ver­zeich­nis füh­ren. Dies führt zu neuen Bü­ro­kra­tie­vor­schrif­ten in Rein­kul­tur und wi­der­spricht einer Kern­for­de­rung der Wirt­schaft nach Re­gu­lie­rungs­ab­bau. In sei­nem er­läu­tern­den Be­richt räumt der Bun­des­rat selbst ein, dass diese Mel­de­pflich­ten für die be­trof­fe­nen Ge­sell­schaf­ten zu ad­mi­nis­tra­ti­ven Mehr­kos­ten füh­ren. 


Schliess­lich ver­stösst die Mel­de­pflicht des Ak­tio­närs gegen ein fun­da­men­ta­les Prin­zip des schwei­ze­ri­schen Ak­ti­en­rechts: Aus­ser der Li­be­rie­rungs­pflicht hat der Ak­tio­när keine wei­te­ren Pflich­ten (vgl. Art. 680 Abs. 1 OR). Mit der Ein­füh­rung der Mel­de­pflicht über den wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten wird die­ses fun­da­men­ta­le Prin­zip leicht­fer­tig ver­letzt.