Swiss­ness: Nun ist Prag­ma­tik ge­fragt

Die Marke «Schweiz» ist viel wert. Ein wirk­sa­mer(er) Schutz gegen deren Miss­brauch, vor allem auch im Aus­land, ist nötig. Dies hat am Don­ners­tag auch der Stän­de­rat als Zweitrat mit sei­nem kla­ren Ein­tre­ten auf die Vor­la­ge an­er­kannt. Für den Pra­xi­s­all­tag der Schwei­zer Un­ter­neh­men ist wich­tig, dass die «Swiss­ness-Vor­la­ge» prag­ma­ti­sche Lö­sun­gen bie­tet. Diese sol­len zwar den  Be­dürf­nis­sen der un­ter­schied­li­chen Bran­chen Rech­nung tra­gen, müs­sen vor allem aber dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ins­ge­samt nüt­zen. Die Rück­wei­sung an die Kom­mis­si­on soll als Chan­ce ge­nutzt wer­den.

​Mit sei­nem Ent­scheid, die Klä­rung der «Swiss­ness-Vor­la­ge» in der Rechts­kom­mis­si­on vor­zu­neh­men, hat der Stän­de­rat eine Chan­ce er­öff­net, eine prag­ma­ti­sche Lö­sung zu fin­den, die den Be­dürf­nis­sen der ver­schie­de­nen Bran­chen Rech­nung trägt und auch dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ins­ge­samt nützt. Nach wie vor um­strit­ten sind die An­for­der­nis­se und Schwel­len­wer­te, die es braucht, damit ein Pro­dukt mit «Swiss made» ge­kenn­zeich­net wer­den darf. Die zahl­rei­chen Ein­zel­an­trä­ge zeig­ten, dass die Vor­la­ge in die­ser Form den un­ter­schied­li­chen Be­dürf­nis­sen nicht Rech­nung trägt. Die Kom­mis­si­on des Stän­de­rats hatte dem Ple­num vor­ge­schla­gen, dass ent­ge­gen dem Na­tio­nal­rats­be­schluss dem Bun­des­rat ge­folgt wer­den soll.  

Wap­pen­schutz­ge­setz ist un­be­strit­ten

«Schweiz» als Marke ist für Schwei­zer Un­ter­neh­men und für den hie­si­gen Pro­duk­ti­ons­stand­ort wich­tig. Den Wert die­ser Marke gilt es zu er­hal­ten und wir­kungs­voll zu schüt­zen. Gleich­zei­tig ist dar­auf zu ach­ten, dass die Un­ter­neh­men die Swiss­ness-Vor­schrif­ten ein­fach und prak­ti­ka­bel um­set­zen kön­nen. In bei­den Räten un­be­strit­ten ist denn auch, dass mit­hil­fe der neuen «geo­gra­fi­schen Marke», dem vor­ge­se­he­nen Re­gis­ter und den Kla­ge­rech­ten des Bun­des die Durch­set­zung der Her­kunfts­an­ga­ben im Aus­land ge­stärkt wer­den soll. Mit dem neuen Wap­pen­schutz­ge­setz soll zudem die Hand­ha­bung in der Pra­xis ver­bes­sert wer­den.

Bran­chen­spe­zi­fi­sches Schutz­ni­veau nötig

Bei der noch an­ste­hen­den De­bat­te be­ste­hen zwei Lö­sungs­mög­lich­kei­ten: Ei­ner­seits könn­ten die Schwel­len­wer­te im Ge­setz ver­an­kert wer­den (Pro­zent­lö­sung). Dann müss­te bei den Le­bens­mit­teln zwi­schen Pro­dukt­ka­te­go­ri­en un­ter­schie­den wer­den. So sol­len zum Bei­spiel bei Salat (der Roh­stoff des End­pro­dukts bleibt na­he­zu un­ver­än­dert) die An­for­de­run­gen an die Her­kunft des Roh­stof­fes höher sein als bei einem Guetz­li, bei dem vor allem die Art und die Qua­li­tät der Ver­ar­bei­tung eine zen­tra­le Rolle spie­len und we­ni­ger die Her­kunft des Roh­stoffs. Bei In­dus­trie­pro­duk­ten müss­te dif­fe­ren­ziert wer­den zwi­schen jenen Pro­duk­ten, die auf einen be­son­de­ren Schutz an­ge­wie­sen sind, und jenen, die we­ni­ger dar­auf an­ge­wie­sen sind. So ist zum Bei­spiel der Uh­ren­in­dus­trie an­ge­sichts ihrer be­son­de­ren Stel­lung auf den Ex­port­märk­ten und dem hohen Wert­schöp­fungs­an­teil in der Schweiz ein hö­he­res Limit zu­zu­ge­ste­hen. Der An­trag von Stän­de­rä­tin Karin Kel­ler-Sut­ter (er for­dert einen Schwel­len­wert von 50 Pro­zent für In­dus­trie­pro­duk­te ge­ne­rell und von 60 Pro­zent für Uhren) trägt die­sen An­lie­gen Rech­nung. An­de­rer­seits könn­ten im Ge­setz eine ge­ne­rel­le For­mu­lie­rung für die An­for­de­rungs­kri­te­ri­en – ana­log den heu­ti­gen Ge­setz­tes­tex­ten – und alle De­tails in Bran­chen­ver­ord­nun­gen ge­re­gelt wer­den.

Für wel­che Va­ri­an­te sich das Par­la­ment letzt­lich ent­schei­det: Aus ge­samt­wirt­schaft­li­cher Sicht soll­te das Schutz­ni­veau bran­chen­spe­zi­fi­schen Be­dürf­nis­sen an­ge­passt wer­den kön­nen. Mass­stab muss sein, was dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ins­ge­samt nützt.