Richt­li­ni­en für In­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren - Kon­text

Swiss­in­ves­tors­code Kon­text

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Ziel und Zweck

Die «Richt­li­ni­en für In­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren zur Aus­übung ihrer Mit­wir­kungs­rech­te bei Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten» («Richt­li­ni­en») be­schrei­ben Best-Prac­tices bei der Aus­übung von Mit­wir­kungs­rech­ten. An­de­re As­pek­te des ver­ant­wort­li­chen In­ves­tie­rens, wie etwa der an­ge­mes­se­ne Dia­log zwi­schen In­sti­tu­tio­nel­lem In­ves­tor und Ge­sell­schaft, wer­den nur am Rande adres­siert und sol­len kei­nes­wegs ver­hin­dert wer­den. Mit der frei­wil­li­gen An­nah­me die­ser Re­geln set­zen die In­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren ein deut­li­ches Si­gnal, ihre Ver­ant­wor­tung ge­gen­über den An­le­gern ernst zu neh­men. Die In­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren kon­kre­ti­sie­ren damit die an sie ge­rich­te­ten Vor­ga­ben zur Wahr­neh­mung der Mit­wir­kungs­rech­te und set­zen diese um.

Hin­ter­grund

Im Som­mer 2011 haben eco­no­mie­su­is­se, In­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren, Stimm­rechts­be­ra­ter und Re­gu­lie­rungs­be­hör­den zu­sam­men die Richt­li­ni­en in­iti­iert. Sie gehen auf den wach­sen­den Druck po­li­ti­scher Krei­se zu­rück, die von In­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren eine sys­te­ma­ti­sche­re Wahr­neh­mung ihrer Rech­te er­war­ten. Neben dem «Swiss Code of Best Prac­tice for Cor­po­ra­te Go­ver­nan­ce» (Swiss Code), der sich an die bör­sen­ko­tier­ten Un­ter­neh­men rich­tet, er­gän­zen die vor­lie­gen­den Richt­li­ni­en die auf dem Markt ver­füg­ba­ren Selbst­re­gu­lie­rungs­in­stru­men­te der «Good Cor­po­ra­te Go­ver­nan­ce» im Be­reich der Mit­wir­kungs­rech­te. Damit po­si­tio­niert sich die Schwei­zer Wirt­schaft in der Spit­zen­grup­pe der Fi­nanz­plät­ze in die­sem Be­reich. In­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren wie Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen, Ver­si­che­run­gen oder An­la­ge­fonds tra­gen mit ihrer Stimm­rechts­aus­übung eine gros­se Ver­ant­wor­tung. Ent­spre­chend wich­tig ist, dass auch sie – wie die bör­sen­ko­tier­ten Un­ter­neh­men – im Be­reich der Mit­wir­kungs­rech­te über eine «Good Cor­po­ra­te Go­ver­nan­ce» ver­fü­gen. Weil es den meis­ten In­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren aus Ka­pa­zi­täts­grün­den un­mög­lich ist, bei sämt­li­chen von ihnen ge­hal­te­nen Ak­ti­en eine ver­tief­te Ana­ly­se über die an den Ge­ne­ral­ver­samm­lun­gen ab­zu­stim­men­den Trak­tan­den vor­zu­neh­men, grei­fen sie gerne auf die Diens­te von Stimm­rechts­be­ra­tern (sog. «Proxy Ad­vi­sors») zu­rück. Folg­lich üben diese Stimm­rechts­be­ra­ter einen er­heb­li­chen Ein­fluss auf die ein­zel­nen Ab­stim­mun­gen an den Ge­ne­ral­ver­samm­lun­gen der ko­tier­ten Ge­sell­schaf­ten aus. Die Grund­la­gen und Pro­zes­se, auf­grund wel­cher die In­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren ihre Mit­wir­kungs­rech­te aus­üben und die Stimm­rechts­be­ra­ter ihre kon­kre­ten Ab­stim­mungs­emp­feh­lun­gen ab­ge­ben, sind oft nicht hin­rei­chend be­kannt und of­fen­ge­legt. Zudem kön­nen Letz­te­re In­ter­es­sen­kon­flik­ten aus­ge­setzt sein. Der Ge­dan­ke, dass In­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren ihre Mit­wir­kungs­rech­te aus­üben und im Be­reich der Mit­wir­kungs­rech­te sel­ber über eine «Good Cor­po­ra­te Go­ver­nan­ce» ver­fü­gen sol­len, ist nicht neu. In der Schweiz ver­langt Art. 49a Abs. 2 lit. b BVV be­reits seit ei­ni­gen Jah­ren, dass das obers­te Organ der Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen Re­geln auf­zu­stel­len hat, die bei der Aus­übung der Ak­tio­närs­rech­te der Vor­sor­ge­ein­rich­tung zur An­wen­dung ge­lan­gen. Zudem be­stimmt Art. 23 Abs. 1 KAG für An­la­ge­fonds, dass die mit den An­la­gen ver­bun­de­nen Mit­glied­schafts- und Gläu­bi­ger­rech­te von der Fonds­lei­tung un­ab­hän­gig und aus­schliess­lich im In­ter­es­se der An­le­ge­rin­nen und An­le­ger aus­zu­üben sind. Der Schwei­ze­ri­sche Pen­si­ons­kas­sen­ver­band ASIP sowie die Swiss Funds As­so­cia­ti­on SFA spre­chen in ihren Ver­hal­tens­richt­li­ni­en die Aus­übung der Mit­wir­kungs­rech­te durch die In­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren teil­wei­se eben­falls an. In Eng­land wurde im Juli 2010 der so­ge­nann­te «UK Ste­wardship Code» pu­bli­ziert. Die­ser for­mu­liert in sie­ben Grund­sät­zen einen kon­kre­ten Ver­hal­tens­ko­dex für In­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren. Ähn­li­che Ko­di­zes sind in an­de­ren Län­dern in Aus­ar­bei­tung; auch das von der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on 2011 pu­bli­zier­te «Grün­buch zum Eu­ro­päi­schen Cor­po­ra­te Go­ver­nan­ce-Rah­men» sowie der kürz­lich ver­öf­fent­lich­te «Ak­ti­ons­plan: Eu­ro­päi­sches Ge­sell­schafts­recht und Cor­po­ra­te Go­ver­nan­ce – ein mo­der­ner Rechts­rah­men für en­ga­gier­te­re Ak­tio­nä­re und bes­ser über­le­bensf.hige Un­ter­neh­men» wid­men sich aus­führ­lich die­sen Fra­gen. Die Richt­li­ni­en sind ein prag­ma­ti­scher schwei­ze­ri­scher An­satz. Wie der Swiss Code für die schwei­ze­ri­schen Pu­bli­kums­ge­sell­schaf­ten sind auch die in den Richt­li­ni­en be­schrie­be­nen Best-Prac­tices für In­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren prin­zi­pi­en­ba­siert und ver­zich­ten auf de­tail­lier­te Vor­ga­ben. Sie wer­den pe­ri­odisch über­prüft und ge­ge­be­nen­falls auf­da­tiert.

Un­ter­stel­lung

Die Richt­li­ni­en ge­hö­ren zur «Selbst­re­gu­lie­rung», denen sich In­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren und Stimm­rechts­be­ra­ter frei­wil­lig un­ter­stel­len kön­nen, wenn sie mit den darin ent­hal­te­nen Prin­zi­pi­en grund­sätz­lich ein­ver­stan­den sind. Bei einer Selbst­un­ter­stel­lung bleibt es aber mög­lich, von ein­zel­nen Re­geln ab­zu­wei­chen (Grund­satz des «Com­ply or Ex­plain»). Auch wenn es letzt­lich jedem ein­zel­nen In­sti­tu­tio­nel­len In­ves­tor und Stimm­rechts­be­ra­ter über­las­sen sein wird, sich frei­wil­lig den Richt­li­ni­en zu un­ter­stel­len, ist es für die Ak­zep­tanz der Richt­li­ni­en wich­tig, dass diese breit an­er­kannt und ab­ge­stützt sind. Um­ge­kehrt soll eine An­er­ken­nung der Richt­li­ni­en den be­tei­lig­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen Ge­le­gen­heit bie­ten, sich als en­ga­gier­te Un­ter­stüt­zer einer «Good Cor­po­ra­te Go­ver­nan­ce» im Be­reich der Aus­übung ihrer Mit­wir­kungs­rech­te dar­zu­stel­len.

Fazit

Die Her­aus­ge­ber der Richt­li­ni­en wün­schen, dass die An­le­ger­ge­mein­schaft die Re­le­vanz der Richt­li­ni­en er­kennt und be­grüsst: Letzt­lich geht es um ihre ei­ge­nen In­ter­es­sen, jene der schwei­ze­ri­schen Pu­bli­kums­ge­sell­schaf­ten und dar­über hin­aus um das Funk­tio­nie­ren des Mark­tes und der Schwei­zer Wirt­schaft ge­ne­rell.


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